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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Üb" das Erfindergeschlccht Siemers

getan hat, kehre zuerst vor der eignen Tür, Die Schule ist nicht dazu da und
es steht nicht in ihrer Macht, alle Schäden und Fehler, die im Hanse begangen
werden, gutzumachen. Wer einen Einblick in Schulen hat, dem muß es
auffallen, was für ein minderwertiges Material oft dem Lehrer zur Ver¬
arbeitung zugewiesen wird. Doch soll dies uicht von der Pflicht entbinden,
in der Geduld, Nachsicht, Treue, im pädagogischen Geschick, in der Jndividua-
lisierungskunst fortzufahren; denn nur wo Schule und Haus pflichtbewußt
zusammeugreifen, wo es sich alle Vaterlandsfreunde angelegen sein lassen, den?
besprochnen Übel ihre besondre Aufmerksamkeit zu schenken und über die Ursachen
tiefer nachzudenken, nur da wird es gelingen, diesen grausigen Schaden aus¬
zumerzen. Kann es doch kaum etwas Entsetzlicheres geben, als eine vernichtete
jugendliche Menschenblute, als ein vorzeitig zertrümmertes Lebensglück. Unsre
öffentlichen Zustände können doch unmöglich so entartet sein, daß sie unfähig
wären, gegen einen Feind anzukämpfen, der schon längst überwunden sein
Pfarrer Julius Schiller müßte.




Über das (Lrfindergeschlecht Riemens")
von Stephan Rekule von Stradonitz

on 1618 bis 1648 wütete in Deutschland der Dreißigjährige Krieg:
ein Menschenalter von Blut, Mord und Brand, gänzlicher Ver¬
nichtung der beweglichen, Zerstörung der unbeweglichen Habe, eine
Zeit geistigen und materiellen Verderbens der Nation.

Die Heere hausten im Volke, jedes Bett entehrend, jedes Haus
beraubend, jede Flur verwüstend.

Vor den Kriegsgreueln war Anna Maria Crevet^), die um 4. März 1611
zu Lippstadt geborne bildschöne, schwarzlockige Tochter eines Barbiers mit
Namen Gerhard Crevct und seiner ehrsamen Hausfrau Anna Gallenkamm, zu
ihrem Vetter Jobs Bruckmann, einem vornehmen Kaufmann, nach Magdeburg
geflohen, um in dessen Hause eine sichere Zufluchtsstätte zu finden.




Aus einem am 3, Jumar 1907 in der Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin ge¬
haltenen Vortrage.
**) Die tatsächlichen Angaben in den nachstehenden Ausführungen sind einem dem Ver¬
fasser von der Familie Siemers gütigst zur Verfügung gestellten, bisher nicht veröffentlichten,
sondern lediglich für die Familienmitglieder durch Umdruck vervielfältigten "Stammbaum der
Familie Siemers, Neuabdruck von 1895" entnommen. Dieser Stammbaum ist 1874 angefertigt
und hat einen von Theodor Siemers, Amtsgerichtsrat in Celle, geboren 1807, im Jahre 1829
nach Urkunden, die von Stephan August Siemers zur Verfügung gestellt wurden, hergestellten
Stammbaum zur Unterlage. Weiter vervollständigt ist dieser erste Stammbaum hauptsächlich
durch Ferdinand Siemers, geboren 1821, zuletzt Inspektor der Jndo-Europäischen Telsgraphen-
linie in Rußland, und Georg Siemers, geboren 1839, Direktor der Deutschen Bank in Berlin,
zum Abschluß gebracht durch Leopold Siemers, geboren 1347, zuerst Königlich Hannöverscher,
seit I8S7 Königlich Preußische" Offizier, 1895 Oberstleutnant in Mörchingen.
Üb» das Erfindergeschlccht Siemers

getan hat, kehre zuerst vor der eignen Tür, Die Schule ist nicht dazu da und
es steht nicht in ihrer Macht, alle Schäden und Fehler, die im Hanse begangen
werden, gutzumachen. Wer einen Einblick in Schulen hat, dem muß es
auffallen, was für ein minderwertiges Material oft dem Lehrer zur Ver¬
arbeitung zugewiesen wird. Doch soll dies uicht von der Pflicht entbinden,
in der Geduld, Nachsicht, Treue, im pädagogischen Geschick, in der Jndividua-
lisierungskunst fortzufahren; denn nur wo Schule und Haus pflichtbewußt
zusammeugreifen, wo es sich alle Vaterlandsfreunde angelegen sein lassen, den?
besprochnen Übel ihre besondre Aufmerksamkeit zu schenken und über die Ursachen
tiefer nachzudenken, nur da wird es gelingen, diesen grausigen Schaden aus¬
zumerzen. Kann es doch kaum etwas Entsetzlicheres geben, als eine vernichtete
jugendliche Menschenblute, als ein vorzeitig zertrümmertes Lebensglück. Unsre
öffentlichen Zustände können doch unmöglich so entartet sein, daß sie unfähig
wären, gegen einen Feind anzukämpfen, der schon längst überwunden sein
Pfarrer Julius Schiller müßte.




Über das (Lrfindergeschlecht Riemens")
von Stephan Rekule von Stradonitz

on 1618 bis 1648 wütete in Deutschland der Dreißigjährige Krieg:
ein Menschenalter von Blut, Mord und Brand, gänzlicher Ver¬
nichtung der beweglichen, Zerstörung der unbeweglichen Habe, eine
Zeit geistigen und materiellen Verderbens der Nation.

Die Heere hausten im Volke, jedes Bett entehrend, jedes Haus
beraubend, jede Flur verwüstend.

Vor den Kriegsgreueln war Anna Maria Crevet^), die um 4. März 1611
zu Lippstadt geborne bildschöne, schwarzlockige Tochter eines Barbiers mit
Namen Gerhard Crevct und seiner ehrsamen Hausfrau Anna Gallenkamm, zu
ihrem Vetter Jobs Bruckmann, einem vornehmen Kaufmann, nach Magdeburg
geflohen, um in dessen Hause eine sichere Zufluchtsstätte zu finden.




Aus einem am 3, Jumar 1907 in der Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin ge¬
haltenen Vortrage.
**) Die tatsächlichen Angaben in den nachstehenden Ausführungen sind einem dem Ver¬
fasser von der Familie Siemers gütigst zur Verfügung gestellten, bisher nicht veröffentlichten,
sondern lediglich für die Familienmitglieder durch Umdruck vervielfältigten „Stammbaum der
Familie Siemers, Neuabdruck von 1895" entnommen. Dieser Stammbaum ist 1874 angefertigt
und hat einen von Theodor Siemers, Amtsgerichtsrat in Celle, geboren 1807, im Jahre 1829
nach Urkunden, die von Stephan August Siemers zur Verfügung gestellt wurden, hergestellten
Stammbaum zur Unterlage. Weiter vervollständigt ist dieser erste Stammbaum hauptsächlich
durch Ferdinand Siemers, geboren 1821, zuletzt Inspektor der Jndo-Europäischen Telsgraphen-
linie in Rußland, und Georg Siemers, geboren 1839, Direktor der Deutschen Bank in Berlin,
zum Abschluß gebracht durch Leopold Siemers, geboren 1347, zuerst Königlich Hannöverscher,
seit I8S7 Königlich Preußische» Offizier, 1895 Oberstleutnant in Mörchingen.
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[0286] Üb» das Erfindergeschlccht Siemers getan hat, kehre zuerst vor der eignen Tür, Die Schule ist nicht dazu da und es steht nicht in ihrer Macht, alle Schäden und Fehler, die im Hanse begangen werden, gutzumachen. Wer einen Einblick in Schulen hat, dem muß es auffallen, was für ein minderwertiges Material oft dem Lehrer zur Ver¬ arbeitung zugewiesen wird. Doch soll dies uicht von der Pflicht entbinden, in der Geduld, Nachsicht, Treue, im pädagogischen Geschick, in der Jndividua- lisierungskunst fortzufahren; denn nur wo Schule und Haus pflichtbewußt zusammeugreifen, wo es sich alle Vaterlandsfreunde angelegen sein lassen, den? besprochnen Übel ihre besondre Aufmerksamkeit zu schenken und über die Ursachen tiefer nachzudenken, nur da wird es gelingen, diesen grausigen Schaden aus¬ zumerzen. Kann es doch kaum etwas Entsetzlicheres geben, als eine vernichtete jugendliche Menschenblute, als ein vorzeitig zertrümmertes Lebensglück. Unsre öffentlichen Zustände können doch unmöglich so entartet sein, daß sie unfähig wären, gegen einen Feind anzukämpfen, der schon längst überwunden sein Pfarrer Julius Schiller müßte. Über das (Lrfindergeschlecht Riemens") von Stephan Rekule von Stradonitz on 1618 bis 1648 wütete in Deutschland der Dreißigjährige Krieg: ein Menschenalter von Blut, Mord und Brand, gänzlicher Ver¬ nichtung der beweglichen, Zerstörung der unbeweglichen Habe, eine Zeit geistigen und materiellen Verderbens der Nation. Die Heere hausten im Volke, jedes Bett entehrend, jedes Haus beraubend, jede Flur verwüstend. Vor den Kriegsgreueln war Anna Maria Crevet^), die um 4. März 1611 zu Lippstadt geborne bildschöne, schwarzlockige Tochter eines Barbiers mit Namen Gerhard Crevct und seiner ehrsamen Hausfrau Anna Gallenkamm, zu ihrem Vetter Jobs Bruckmann, einem vornehmen Kaufmann, nach Magdeburg geflohen, um in dessen Hause eine sichere Zufluchtsstätte zu finden. Aus einem am 3, Jumar 1907 in der Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin ge¬ haltenen Vortrage. **) Die tatsächlichen Angaben in den nachstehenden Ausführungen sind einem dem Ver¬ fasser von der Familie Siemers gütigst zur Verfügung gestellten, bisher nicht veröffentlichten, sondern lediglich für die Familienmitglieder durch Umdruck vervielfältigten „Stammbaum der Familie Siemers, Neuabdruck von 1895" entnommen. Dieser Stammbaum ist 1874 angefertigt und hat einen von Theodor Siemers, Amtsgerichtsrat in Celle, geboren 1807, im Jahre 1829 nach Urkunden, die von Stephan August Siemers zur Verfügung gestellt wurden, hergestellten Stammbaum zur Unterlage. Weiter vervollständigt ist dieser erste Stammbaum hauptsächlich durch Ferdinand Siemers, geboren 1821, zuletzt Inspektor der Jndo-Europäischen Telsgraphen- linie in Rußland, und Georg Siemers, geboren 1839, Direktor der Deutschen Bank in Berlin, zum Abschluß gebracht durch Leopold Siemers, geboren 1347, zuerst Königlich Hannöverscher, seit I8S7 Königlich Preußische» Offizier, 1895 Oberstleutnant in Mörchingen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/286>, abgerufen am 22.07.2024.