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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

dick von sich reden. Leider gibts dort aber allerlei stille Unstimmigkeiten, die man
an sich von der humoristischen Seite nehmen könnte, wenn die Zeit dazu angetan
wäre. Die Handelsfirmen im Süden der Kolonie verlangen alles Ernstes, daß
die Regierung kein Land mehr verkaufen, sondern nur noch gegen kurzfristige Pacht¬
verträge abgeben solle. Nun ist Kamerun das Plantagenland xar c-xosUsnos, und
wem wird es einfallen, ein Plantage anzulegen, wenn man ihn steigern oder gar
ganz hinaussetzen kann, nachdem die Plantage gerade ertragsfähig geworden ist.
Also Schwamm drüber! Man versteht den Ärger der Handelsfirmen Südkameruns
über die aufstrebende Plantagenwirtschaft, die eben ihrer aufbauenden Tätigkeit
wegen von der Regierung nach Kräften gefördert wird. Die Handelsfirmen im
Süden werden aber in kurzer Zeit dem Nichts gegenüberstehn, wenn ihnen nicht eine
Eisenbahn das Hinterland besser erschließt. Denn der Handel hat das Land, soweit
dies durch die teuern Trägerkarawanen möglich ist, ausgepowert. Die wilden Kautschnk-
bestände sind weithin durch Raubbau vernichtet, und mit den Elefanten ist es eben¬
falls nicht mehr weit her. Kautschuk und Elfenbein sind nämlich die beiden ein¬
zigen Produkte, deren Transport nach der Küste auf den Köpfen von Tausenden
von Trägern sich lohnt. Und nun verlangt der Handel, daß ihm die Negierung
eine Eisenbahn ins Innere baut, damit er weitere Gebiete heranziehen, die er
ebenso auspowern kann. Es ist deshalb ganz richtig, daß die Regierung für solche
Eisenbahnpläne nicht zu haben ist. Den Handelsfirmen Südkameruns wird nichts
andres übrig bleiben, als ihren Betrieb der natürlichen Entwicklung entsprechend
auf eine andre Grundlage zu stellen und ihrerseits durch Anlage von Pflanzungen
und Anregung der Eingebornen zur Gewinnung neuer exportfähiger Produkte, kurz
und gut durch energische aufbauende Tätigkeit einer Auspowerung des Landes ent¬
gegenzuwirken. Dann wird die Regierung ihnen gern zu Hilfe kommen und durch
Schaffung von Verkehrswegen eine rationellere Nutzbarmachung der scheinbar aus¬
gepowerten Gebiete ermöglichen und weitere Landstriche aufschließen. Der Bezug
des so notwendigen Kautschuks muß einerseits durch plantagenmäßigen Anbau, andrer¬
seits dnrch Regelung und Kontrolle der Ausnutzung der natürlichen Bestände, die Ver¬
hinderung des reinen Raubbaues gesichert werden. Außer Kautschuk wachsen aber in
Kamerun auch noch Kakao, Baumwolle, Ölfrüchte und vieles andre. Es läßt sich
also bei gutem Willen drüben mit schönen Aussichten nicht nur handeln, sondern auch
Produzieren. Kamerun ist nach dem Ausspruch eines namhaften englischen Reisenden
"das reichste Land der Welt", das wir nicht brach liegen lassen und auspowern,
sondern zum Segen unsers Nationalvermögens ordentlich erschließen wollen.

In Ostafrika haben in letzter Zeit an zwei Stellen Unruhen stattgefunden.
Den einen Pulses in der Landschaft Turu im Norden haben wir in der letzten
Rundschau erwähnt. Der zweite spielte wieder, wie der Aufstand vor drei Jahren,
im Süden, bei Mikindcmi. Ein Beweis, wie wenig die Rechenbergsche Politik den
Eingebornen imponiert. Die Sache scheint denn auch Herrn von Rechenberg in
die Glieder gefahren zu sein; er hat sich sofort selbst nach dem Süden begeben.
Die Sache gibt ihn, nun doch zu denken, und er soll, wie ich höre, seine An¬
schauungen über Eingebornenpolitik zu revidieren beginnen. Wir wollens ihm
wünschen. Er soll sich jetzt auch den Pflanzern ganz anders gegenüberstellen als
früher. Auch dies wäre erfreulich und ein Zeichen, daß aus Berlin jetzt ein andrer
Wind weht. Nebenbei zeigen die neuen Unruhen im Süden, daß dort eine Eisen¬
bahn, die Südbah", recht angebracht wäre. Denn Dernburg hat auch die Zentral-
bcihn mit der Gefahr eines Aufstandes begründet. Und über die Wirtschaftlichkeit
der Südbahn ist kein Wort zu verlieren. Vielleicht erinnert man sich dieser best-
empfohlnen Bahn wieder einmal, wenn die Reichsfiuanzreform unter Dach ist. Einst¬
weilen kann man ja in allen Kolonien mit dem Erreichten zufrieden sein.


Rudolf wagnvr


Maßgebliches und Unmaßgebliches

dick von sich reden. Leider gibts dort aber allerlei stille Unstimmigkeiten, die man
an sich von der humoristischen Seite nehmen könnte, wenn die Zeit dazu angetan
wäre. Die Handelsfirmen im Süden der Kolonie verlangen alles Ernstes, daß
die Regierung kein Land mehr verkaufen, sondern nur noch gegen kurzfristige Pacht¬
verträge abgeben solle. Nun ist Kamerun das Plantagenland xar c-xosUsnos, und
wem wird es einfallen, ein Plantage anzulegen, wenn man ihn steigern oder gar
ganz hinaussetzen kann, nachdem die Plantage gerade ertragsfähig geworden ist.
Also Schwamm drüber! Man versteht den Ärger der Handelsfirmen Südkameruns
über die aufstrebende Plantagenwirtschaft, die eben ihrer aufbauenden Tätigkeit
wegen von der Regierung nach Kräften gefördert wird. Die Handelsfirmen im
Süden werden aber in kurzer Zeit dem Nichts gegenüberstehn, wenn ihnen nicht eine
Eisenbahn das Hinterland besser erschließt. Denn der Handel hat das Land, soweit
dies durch die teuern Trägerkarawanen möglich ist, ausgepowert. Die wilden Kautschnk-
bestände sind weithin durch Raubbau vernichtet, und mit den Elefanten ist es eben¬
falls nicht mehr weit her. Kautschuk und Elfenbein sind nämlich die beiden ein¬
zigen Produkte, deren Transport nach der Küste auf den Köpfen von Tausenden
von Trägern sich lohnt. Und nun verlangt der Handel, daß ihm die Negierung
eine Eisenbahn ins Innere baut, damit er weitere Gebiete heranziehen, die er
ebenso auspowern kann. Es ist deshalb ganz richtig, daß die Regierung für solche
Eisenbahnpläne nicht zu haben ist. Den Handelsfirmen Südkameruns wird nichts
andres übrig bleiben, als ihren Betrieb der natürlichen Entwicklung entsprechend
auf eine andre Grundlage zu stellen und ihrerseits durch Anlage von Pflanzungen
und Anregung der Eingebornen zur Gewinnung neuer exportfähiger Produkte, kurz
und gut durch energische aufbauende Tätigkeit einer Auspowerung des Landes ent¬
gegenzuwirken. Dann wird die Regierung ihnen gern zu Hilfe kommen und durch
Schaffung von Verkehrswegen eine rationellere Nutzbarmachung der scheinbar aus¬
gepowerten Gebiete ermöglichen und weitere Landstriche aufschließen. Der Bezug
des so notwendigen Kautschuks muß einerseits durch plantagenmäßigen Anbau, andrer¬
seits dnrch Regelung und Kontrolle der Ausnutzung der natürlichen Bestände, die Ver¬
hinderung des reinen Raubbaues gesichert werden. Außer Kautschuk wachsen aber in
Kamerun auch noch Kakao, Baumwolle, Ölfrüchte und vieles andre. Es läßt sich
also bei gutem Willen drüben mit schönen Aussichten nicht nur handeln, sondern auch
Produzieren. Kamerun ist nach dem Ausspruch eines namhaften englischen Reisenden
„das reichste Land der Welt", das wir nicht brach liegen lassen und auspowern,
sondern zum Segen unsers Nationalvermögens ordentlich erschließen wollen.

In Ostafrika haben in letzter Zeit an zwei Stellen Unruhen stattgefunden.
Den einen Pulses in der Landschaft Turu im Norden haben wir in der letzten
Rundschau erwähnt. Der zweite spielte wieder, wie der Aufstand vor drei Jahren,
im Süden, bei Mikindcmi. Ein Beweis, wie wenig die Rechenbergsche Politik den
Eingebornen imponiert. Die Sache scheint denn auch Herrn von Rechenberg in
die Glieder gefahren zu sein; er hat sich sofort selbst nach dem Süden begeben.
Die Sache gibt ihn, nun doch zu denken, und er soll, wie ich höre, seine An¬
schauungen über Eingebornenpolitik zu revidieren beginnen. Wir wollens ihm
wünschen. Er soll sich jetzt auch den Pflanzern ganz anders gegenüberstellen als
früher. Auch dies wäre erfreulich und ein Zeichen, daß aus Berlin jetzt ein andrer
Wind weht. Nebenbei zeigen die neuen Unruhen im Süden, daß dort eine Eisen¬
bahn, die Südbah», recht angebracht wäre. Denn Dernburg hat auch die Zentral-
bcihn mit der Gefahr eines Aufstandes begründet. Und über die Wirtschaftlichkeit
der Südbahn ist kein Wort zu verlieren. Vielleicht erinnert man sich dieser best-
empfohlnen Bahn wieder einmal, wenn die Reichsfiuanzreform unter Dach ist. Einst¬
weilen kann man ja in allen Kolonien mit dem Erreichten zufrieden sein.


Rudolf wagnvr


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[0215] Maßgebliches und Unmaßgebliches dick von sich reden. Leider gibts dort aber allerlei stille Unstimmigkeiten, die man an sich von der humoristischen Seite nehmen könnte, wenn die Zeit dazu angetan wäre. Die Handelsfirmen im Süden der Kolonie verlangen alles Ernstes, daß die Regierung kein Land mehr verkaufen, sondern nur noch gegen kurzfristige Pacht¬ verträge abgeben solle. Nun ist Kamerun das Plantagenland xar c-xosUsnos, und wem wird es einfallen, ein Plantage anzulegen, wenn man ihn steigern oder gar ganz hinaussetzen kann, nachdem die Plantage gerade ertragsfähig geworden ist. Also Schwamm drüber! Man versteht den Ärger der Handelsfirmen Südkameruns über die aufstrebende Plantagenwirtschaft, die eben ihrer aufbauenden Tätigkeit wegen von der Regierung nach Kräften gefördert wird. Die Handelsfirmen im Süden werden aber in kurzer Zeit dem Nichts gegenüberstehn, wenn ihnen nicht eine Eisenbahn das Hinterland besser erschließt. Denn der Handel hat das Land, soweit dies durch die teuern Trägerkarawanen möglich ist, ausgepowert. Die wilden Kautschnk- bestände sind weithin durch Raubbau vernichtet, und mit den Elefanten ist es eben¬ falls nicht mehr weit her. Kautschuk und Elfenbein sind nämlich die beiden ein¬ zigen Produkte, deren Transport nach der Küste auf den Köpfen von Tausenden von Trägern sich lohnt. Und nun verlangt der Handel, daß ihm die Negierung eine Eisenbahn ins Innere baut, damit er weitere Gebiete heranziehen, die er ebenso auspowern kann. Es ist deshalb ganz richtig, daß die Regierung für solche Eisenbahnpläne nicht zu haben ist. Den Handelsfirmen Südkameruns wird nichts andres übrig bleiben, als ihren Betrieb der natürlichen Entwicklung entsprechend auf eine andre Grundlage zu stellen und ihrerseits durch Anlage von Pflanzungen und Anregung der Eingebornen zur Gewinnung neuer exportfähiger Produkte, kurz und gut durch energische aufbauende Tätigkeit einer Auspowerung des Landes ent¬ gegenzuwirken. Dann wird die Regierung ihnen gern zu Hilfe kommen und durch Schaffung von Verkehrswegen eine rationellere Nutzbarmachung der scheinbar aus¬ gepowerten Gebiete ermöglichen und weitere Landstriche aufschließen. Der Bezug des so notwendigen Kautschuks muß einerseits durch plantagenmäßigen Anbau, andrer¬ seits dnrch Regelung und Kontrolle der Ausnutzung der natürlichen Bestände, die Ver¬ hinderung des reinen Raubbaues gesichert werden. Außer Kautschuk wachsen aber in Kamerun auch noch Kakao, Baumwolle, Ölfrüchte und vieles andre. Es läßt sich also bei gutem Willen drüben mit schönen Aussichten nicht nur handeln, sondern auch Produzieren. Kamerun ist nach dem Ausspruch eines namhaften englischen Reisenden „das reichste Land der Welt", das wir nicht brach liegen lassen und auspowern, sondern zum Segen unsers Nationalvermögens ordentlich erschließen wollen. In Ostafrika haben in letzter Zeit an zwei Stellen Unruhen stattgefunden. Den einen Pulses in der Landschaft Turu im Norden haben wir in der letzten Rundschau erwähnt. Der zweite spielte wieder, wie der Aufstand vor drei Jahren, im Süden, bei Mikindcmi. Ein Beweis, wie wenig die Rechenbergsche Politik den Eingebornen imponiert. Die Sache scheint denn auch Herrn von Rechenberg in die Glieder gefahren zu sein; er hat sich sofort selbst nach dem Süden begeben. Die Sache gibt ihn, nun doch zu denken, und er soll, wie ich höre, seine An¬ schauungen über Eingebornenpolitik zu revidieren beginnen. Wir wollens ihm wünschen. Er soll sich jetzt auch den Pflanzern ganz anders gegenüberstellen als früher. Auch dies wäre erfreulich und ein Zeichen, daß aus Berlin jetzt ein andrer Wind weht. Nebenbei zeigen die neuen Unruhen im Süden, daß dort eine Eisen¬ bahn, die Südbah», recht angebracht wäre. Denn Dernburg hat auch die Zentral- bcihn mit der Gefahr eines Aufstandes begründet. Und über die Wirtschaftlichkeit der Südbahn ist kein Wort zu verlieren. Vielleicht erinnert man sich dieser best- empfohlnen Bahn wieder einmal, wenn die Reichsfiuanzreform unter Dach ist. Einst¬ weilen kann man ja in allen Kolonien mit dem Erreichten zufrieden sein. Rudolf wagnvr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/215>, abgerufen am 22.07.2024.