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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Lulgarien und die Türkei

Straßen). Die Becken von Skoplje. des Moravica- und Moravatales, das
Ovtsche polje und die Hochfläche von Kumanova bilden ein zusammengehörendes
größeres Manövriergebiet und eignen sich für die Versammlung und Bewegung
großer Kräfte; dieser Raum ist auch deshalb von besondrer Bedeutung, weil
er alle aus Bosnien, Montenegro, Nordalbanien, Serbien und Südwestbulgarien
in das Vardartal und das große mazedonische Flachland führenden Wege auf¬
fängt und dadurch zu einer natürlichen Zentralstellung für den Verteidiger
wird. Skoplje hat größere Unterkunftsräume und eine Dampfmühle. Die
Befestigungen bestehn aus mehrern Erdwerken, die allmählich zu einem Gürtel
ausgebaut werden sollen.

Novibazar, Sjeniea und Novavarosch sind verschanzte Lager von etwa
15 Kilometern Umfang, die Erdwerke sind nur zum Teil erhalten, die beiden
zuerst genannten Orte besitzen überdies noch je ein verteidigungsfähiges Kastell
in starker Position.

Dugci Poljana (Pometenik) ist durch mehrere Erdwerke und Kulen
als Etcippenstativn befestigt.

Auf die genannte fahrbare Linie führen von Montenegro und Albanien
her verschiedne Saumwege, die über hohes, mehrere Märsche breites Gebirge
oder über tiefe Talschluchten ziehn (Tara, Lia, Drin); von Serbien her münden
bei Sjeniea, Duga Poljana, Novibazar, Mitrovica, Prischtina, Gilan und
Kumanova, von Bulgarien her über Egri Palcmka gute, jederzeit benutzbare
Straßen. Die Befestigung der Mündungspunkte trägt daher vornehmlich einem
Kriege gegen Serbien Rechnung. Gegen Unternehmungen aus Montenegro
und Albanien sind die großen, für die Versammlung starker Kräfte geeigneten
Becken von Jpek, Prizren, Kalkandelen befestigt, und die dahin führenden
Wege an den wichtigsten Übergangspunkten der Tara, des Drin und des Lia
gesperrt.

Die Befestigungen von Jpek bestehn aus einer Sperre in der Klause
nordwestlich von der Stadt, aus einem festen Kloster, einem Blockhaus und
einer Felsgalerie; Berane ist ein kleiner Brückenkopf von 6 Kilometer Um¬
fang aus festen Kulen und einem noyau, Gradina nordwestlich von Berane
eine alte Bergfeste als Talsperre; ferner sind an und nächst der Grenze eine
Reihe verteidigungsfühiger Kulen vorhanden: bei Mojkovac, Devolj, Nefertara,
Glibatschi, Teptscha. Außerdem bestehn noch folgende Befestigungen: Sotschanim
(eine Talsperre am Jbar bei Statira nördlich von Mitrovica), eine aus einem
alten Kastell bestehende Talsperre bei Egri Palcmka, mehrere Wachyüuser bei
Jabuka, Barja, endlich viele verteidigungsfühige Grenzwachhäuser an den über
die serbische, bulgarische und montenegrinische Grenze führenden Verbindungen;
sie sind in Entfernungen von 4 bis 6 Kilometern angelegt, meist einstöckig, solid
gemauert, zum Teil nnr aus Holz. Die Steinknlen und Wachhäuser bedürfen
zur Niedcrkümpfung Feldgeschütze oder Feldhaubitzen; die Gebirgsgeschütze
könnten diese Aufgabe nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand an


Lulgarien und die Türkei

Straßen). Die Becken von Skoplje. des Moravica- und Moravatales, das
Ovtsche polje und die Hochfläche von Kumanova bilden ein zusammengehörendes
größeres Manövriergebiet und eignen sich für die Versammlung und Bewegung
großer Kräfte; dieser Raum ist auch deshalb von besondrer Bedeutung, weil
er alle aus Bosnien, Montenegro, Nordalbanien, Serbien und Südwestbulgarien
in das Vardartal und das große mazedonische Flachland führenden Wege auf¬
fängt und dadurch zu einer natürlichen Zentralstellung für den Verteidiger
wird. Skoplje hat größere Unterkunftsräume und eine Dampfmühle. Die
Befestigungen bestehn aus mehrern Erdwerken, die allmählich zu einem Gürtel
ausgebaut werden sollen.

Novibazar, Sjeniea und Novavarosch sind verschanzte Lager von etwa
15 Kilometern Umfang, die Erdwerke sind nur zum Teil erhalten, die beiden
zuerst genannten Orte besitzen überdies noch je ein verteidigungsfähiges Kastell
in starker Position.

Dugci Poljana (Pometenik) ist durch mehrere Erdwerke und Kulen
als Etcippenstativn befestigt.

Auf die genannte fahrbare Linie führen von Montenegro und Albanien
her verschiedne Saumwege, die über hohes, mehrere Märsche breites Gebirge
oder über tiefe Talschluchten ziehn (Tara, Lia, Drin); von Serbien her münden
bei Sjeniea, Duga Poljana, Novibazar, Mitrovica, Prischtina, Gilan und
Kumanova, von Bulgarien her über Egri Palcmka gute, jederzeit benutzbare
Straßen. Die Befestigung der Mündungspunkte trägt daher vornehmlich einem
Kriege gegen Serbien Rechnung. Gegen Unternehmungen aus Montenegro
und Albanien sind die großen, für die Versammlung starker Kräfte geeigneten
Becken von Jpek, Prizren, Kalkandelen befestigt, und die dahin führenden
Wege an den wichtigsten Übergangspunkten der Tara, des Drin und des Lia
gesperrt.

Die Befestigungen von Jpek bestehn aus einer Sperre in der Klause
nordwestlich von der Stadt, aus einem festen Kloster, einem Blockhaus und
einer Felsgalerie; Berane ist ein kleiner Brückenkopf von 6 Kilometer Um¬
fang aus festen Kulen und einem noyau, Gradina nordwestlich von Berane
eine alte Bergfeste als Talsperre; ferner sind an und nächst der Grenze eine
Reihe verteidigungsfühiger Kulen vorhanden: bei Mojkovac, Devolj, Nefertara,
Glibatschi, Teptscha. Außerdem bestehn noch folgende Befestigungen: Sotschanim
(eine Talsperre am Jbar bei Statira nördlich von Mitrovica), eine aus einem
alten Kastell bestehende Talsperre bei Egri Palcmka, mehrere Wachyüuser bei
Jabuka, Barja, endlich viele verteidigungsfühige Grenzwachhäuser an den über
die serbische, bulgarische und montenegrinische Grenze führenden Verbindungen;
sie sind in Entfernungen von 4 bis 6 Kilometern angelegt, meist einstöckig, solid
gemauert, zum Teil nnr aus Holz. Die Steinknlen und Wachhäuser bedürfen
zur Niedcrkümpfung Feldgeschütze oder Feldhaubitzen; die Gebirgsgeschütze
könnten diese Aufgabe nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand an


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[0177] Lulgarien und die Türkei Straßen). Die Becken von Skoplje. des Moravica- und Moravatales, das Ovtsche polje und die Hochfläche von Kumanova bilden ein zusammengehörendes größeres Manövriergebiet und eignen sich für die Versammlung und Bewegung großer Kräfte; dieser Raum ist auch deshalb von besondrer Bedeutung, weil er alle aus Bosnien, Montenegro, Nordalbanien, Serbien und Südwestbulgarien in das Vardartal und das große mazedonische Flachland führenden Wege auf¬ fängt und dadurch zu einer natürlichen Zentralstellung für den Verteidiger wird. Skoplje hat größere Unterkunftsräume und eine Dampfmühle. Die Befestigungen bestehn aus mehrern Erdwerken, die allmählich zu einem Gürtel ausgebaut werden sollen. Novibazar, Sjeniea und Novavarosch sind verschanzte Lager von etwa 15 Kilometern Umfang, die Erdwerke sind nur zum Teil erhalten, die beiden zuerst genannten Orte besitzen überdies noch je ein verteidigungsfähiges Kastell in starker Position. Dugci Poljana (Pometenik) ist durch mehrere Erdwerke und Kulen als Etcippenstativn befestigt. Auf die genannte fahrbare Linie führen von Montenegro und Albanien her verschiedne Saumwege, die über hohes, mehrere Märsche breites Gebirge oder über tiefe Talschluchten ziehn (Tara, Lia, Drin); von Serbien her münden bei Sjeniea, Duga Poljana, Novibazar, Mitrovica, Prischtina, Gilan und Kumanova, von Bulgarien her über Egri Palcmka gute, jederzeit benutzbare Straßen. Die Befestigung der Mündungspunkte trägt daher vornehmlich einem Kriege gegen Serbien Rechnung. Gegen Unternehmungen aus Montenegro und Albanien sind die großen, für die Versammlung starker Kräfte geeigneten Becken von Jpek, Prizren, Kalkandelen befestigt, und die dahin führenden Wege an den wichtigsten Übergangspunkten der Tara, des Drin und des Lia gesperrt. Die Befestigungen von Jpek bestehn aus einer Sperre in der Klause nordwestlich von der Stadt, aus einem festen Kloster, einem Blockhaus und einer Felsgalerie; Berane ist ein kleiner Brückenkopf von 6 Kilometer Um¬ fang aus festen Kulen und einem noyau, Gradina nordwestlich von Berane eine alte Bergfeste als Talsperre; ferner sind an und nächst der Grenze eine Reihe verteidigungsfühiger Kulen vorhanden: bei Mojkovac, Devolj, Nefertara, Glibatschi, Teptscha. Außerdem bestehn noch folgende Befestigungen: Sotschanim (eine Talsperre am Jbar bei Statira nördlich von Mitrovica), eine aus einem alten Kastell bestehende Talsperre bei Egri Palcmka, mehrere Wachyüuser bei Jabuka, Barja, endlich viele verteidigungsfühige Grenzwachhäuser an den über die serbische, bulgarische und montenegrinische Grenze führenden Verbindungen; sie sind in Entfernungen von 4 bis 6 Kilometern angelegt, meist einstöckig, solid gemauert, zum Teil nnr aus Holz. Die Steinknlen und Wachhäuser bedürfen zur Niedcrkümpfung Feldgeschütze oder Feldhaubitzen; die Gebirgsgeschütze könnten diese Aufgabe nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand an

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/177>, abgerufen am 22.07.2024.