Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Bulgarien und die Türkei

schlechtem Zustande befinden. Im Jahre 1877 verteidigten die Türken Nit'opol
mit 6000 Mann und 40 Kanonen. Der Platz ergab sich jedoch nach drei
Wochen. Nach den neusten Mitteilungen sind im Westen, der Mündung des
Okt gegenüber, neue Batterien gebaut worden.

Nustschuk hat nach der Landseite drei bastiomerte Fronten; zwei davon,
die nach Nordosten liegenden, sind beseitigt und durch drei andre ersetzt morden,
die die Vorstadt Dis-Varos umgeben. Der Plan des Gürtels umfaßt lange
Zwischcnwälle und kleine Bastionen, die alle mit Kanonen armiert sind. Die
Brustwehr hat 4 Meter Höhe und 6 Meter Breite, der versandete Graben 6 und
14 Meter. Die innere und die äußere Grabenböschung bestehn aus Mauerwerk.
Vier Tore befinden sich an der Landseite. In den Schanzen sind einige Werke
aus Holz gebaut, die als Magazine für Munition und Feuerwaffen benntzt
werden. Nach der Flußseite des Lom zu ist kein Gürtel vorhanden, sondern
nur zwei in sehr schlechtem Zustande befindliche Batterien, fünf andre Batterien
befinden sich längs der Donau. Zwölf Außenwerke in Erde gehören zu Nust¬
schuk, die nach dem Engpässe zu offen find. Deren stärkstes, das Levant-
Tabia (das vor kurzem erneuert worden ist), ist ein Nückhaltwerk mit fünf
bastionierten Fronten, liegt 126 Meter über der Stadt, hat einen Graben von
6 Meter Tiefe, einen gedeckten Weg, Raum für 20 Kanonen und eine gedeckte
Galerie zur Unterbringung von 400 Mann. Die Werke sind der Festung
sehr nahe; es fehlt ihnen aber an Schutz gegen Granatfeuer. Am vorteil¬
haftester wäre ein Angriff von Süden her, da das Gelände nach der Stadt
zu abfüllt, und die Geschütze der Werke es unter Feuer halten können. Während
des Kriegs 1877 bestand die Besatzung ans 1500 Mann und die Armierung
aus 270 Kanonen.

Silistria umfaßt nach der Donau zu vier bastiomerte Fronten und nach
dem Süden zu sechs. Die nach der Wasserseite zu liegende Front ist ganz
zerstört, die nach der Landseite liegende zum Teil. Der übriggebliebne Graben
hat 3,50 Meter Tiefe und 6 Meter Breite. Von der nach der Donau ge¬
richteten Front ist an einigen Stellen nur noch die Mauer der äußern Graben¬
böschung vorhanden. Dieser Front entlang waren zwei Brillenschanzen, die aus
Erde bestanden und mit zwei großen Toren versehn waren, sowie zwei kleinere
Forts mit schwachen Profilen: Liman Tabia und Ciengel Tabia angelegt.

Die einzelnen Werke sind in zwei Linien aufgeführt, von denen die erste
2500 Meter, die andre 2000 Meter vom Gürtel entfernt ist,

Der östlichste Teil der Befestigungen vou Silistria gehört zu Rumänien.

Viele der bulgarischen Werke bestehn ans permanenten Anlagen, doch ist
nur Medgide-Tabia noch erhalten, die andern sind zum großen Teile zerstört.
Kuncink-Tabia ist ein Nückhaltwerk mit gemauerten Deckungen (Koffern), mit
Blockhaus und einem Munitionsmagazin in schlechtem Zustande. Medgide-
Tabia ist ein Nückhaltwerk von fünf Fronten mit einer Brustwehr von 2 Metern
Höhe und 4 Metern Dicke, einem Graben von 3,50 Metern Tiefe und 5 Metern


Bulgarien und die Türkei

schlechtem Zustande befinden. Im Jahre 1877 verteidigten die Türken Nit'opol
mit 6000 Mann und 40 Kanonen. Der Platz ergab sich jedoch nach drei
Wochen. Nach den neusten Mitteilungen sind im Westen, der Mündung des
Okt gegenüber, neue Batterien gebaut worden.

Nustschuk hat nach der Landseite drei bastiomerte Fronten; zwei davon,
die nach Nordosten liegenden, sind beseitigt und durch drei andre ersetzt morden,
die die Vorstadt Dis-Varos umgeben. Der Plan des Gürtels umfaßt lange
Zwischcnwälle und kleine Bastionen, die alle mit Kanonen armiert sind. Die
Brustwehr hat 4 Meter Höhe und 6 Meter Breite, der versandete Graben 6 und
14 Meter. Die innere und die äußere Grabenböschung bestehn aus Mauerwerk.
Vier Tore befinden sich an der Landseite. In den Schanzen sind einige Werke
aus Holz gebaut, die als Magazine für Munition und Feuerwaffen benntzt
werden. Nach der Flußseite des Lom zu ist kein Gürtel vorhanden, sondern
nur zwei in sehr schlechtem Zustande befindliche Batterien, fünf andre Batterien
befinden sich längs der Donau. Zwölf Außenwerke in Erde gehören zu Nust¬
schuk, die nach dem Engpässe zu offen find. Deren stärkstes, das Levant-
Tabia (das vor kurzem erneuert worden ist), ist ein Nückhaltwerk mit fünf
bastionierten Fronten, liegt 126 Meter über der Stadt, hat einen Graben von
6 Meter Tiefe, einen gedeckten Weg, Raum für 20 Kanonen und eine gedeckte
Galerie zur Unterbringung von 400 Mann. Die Werke sind der Festung
sehr nahe; es fehlt ihnen aber an Schutz gegen Granatfeuer. Am vorteil¬
haftester wäre ein Angriff von Süden her, da das Gelände nach der Stadt
zu abfüllt, und die Geschütze der Werke es unter Feuer halten können. Während
des Kriegs 1877 bestand die Besatzung ans 1500 Mann und die Armierung
aus 270 Kanonen.

Silistria umfaßt nach der Donau zu vier bastiomerte Fronten und nach
dem Süden zu sechs. Die nach der Wasserseite zu liegende Front ist ganz
zerstört, die nach der Landseite liegende zum Teil. Der übriggebliebne Graben
hat 3,50 Meter Tiefe und 6 Meter Breite. Von der nach der Donau ge¬
richteten Front ist an einigen Stellen nur noch die Mauer der äußern Graben¬
böschung vorhanden. Dieser Front entlang waren zwei Brillenschanzen, die aus
Erde bestanden und mit zwei großen Toren versehn waren, sowie zwei kleinere
Forts mit schwachen Profilen: Liman Tabia und Ciengel Tabia angelegt.

Die einzelnen Werke sind in zwei Linien aufgeführt, von denen die erste
2500 Meter, die andre 2000 Meter vom Gürtel entfernt ist,

Der östlichste Teil der Befestigungen vou Silistria gehört zu Rumänien.

Viele der bulgarischen Werke bestehn ans permanenten Anlagen, doch ist
nur Medgide-Tabia noch erhalten, die andern sind zum großen Teile zerstört.
Kuncink-Tabia ist ein Nückhaltwerk mit gemauerten Deckungen (Koffern), mit
Blockhaus und einem Munitionsmagazin in schlechtem Zustande. Medgide-
Tabia ist ein Nückhaltwerk von fünf Fronten mit einer Brustwehr von 2 Metern
Höhe und 4 Metern Dicke, einem Graben von 3,50 Metern Tiefe und 5 Metern


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0116" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/310527"/>
          <fw type="header" place="top"> Bulgarien und die Türkei</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_583" prev="#ID_582"> schlechtem Zustande befinden. Im Jahre 1877 verteidigten die Türken Nit'opol<lb/>
mit 6000 Mann und 40 Kanonen. Der Platz ergab sich jedoch nach drei<lb/>
Wochen. Nach den neusten Mitteilungen sind im Westen, der Mündung des<lb/>
Okt gegenüber, neue Batterien gebaut worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_584"> Nustschuk hat nach der Landseite drei bastiomerte Fronten; zwei davon,<lb/>
die nach Nordosten liegenden, sind beseitigt und durch drei andre ersetzt morden,<lb/>
die die Vorstadt Dis-Varos umgeben. Der Plan des Gürtels umfaßt lange<lb/>
Zwischcnwälle und kleine Bastionen, die alle mit Kanonen armiert sind. Die<lb/>
Brustwehr hat 4 Meter Höhe und 6 Meter Breite, der versandete Graben 6 und<lb/>
14 Meter. Die innere und die äußere Grabenböschung bestehn aus Mauerwerk.<lb/>
Vier Tore befinden sich an der Landseite. In den Schanzen sind einige Werke<lb/>
aus Holz gebaut, die als Magazine für Munition und Feuerwaffen benntzt<lb/>
werden. Nach der Flußseite des Lom zu ist kein Gürtel vorhanden, sondern<lb/>
nur zwei in sehr schlechtem Zustande befindliche Batterien, fünf andre Batterien<lb/>
befinden sich längs der Donau. Zwölf Außenwerke in Erde gehören zu Nust¬<lb/>
schuk, die nach dem Engpässe zu offen find. Deren stärkstes, das Levant-<lb/>
Tabia (das vor kurzem erneuert worden ist), ist ein Nückhaltwerk mit fünf<lb/>
bastionierten Fronten, liegt 126 Meter über der Stadt, hat einen Graben von<lb/>
6 Meter Tiefe, einen gedeckten Weg, Raum für 20 Kanonen und eine gedeckte<lb/>
Galerie zur Unterbringung von 400 Mann. Die Werke sind der Festung<lb/>
sehr nahe; es fehlt ihnen aber an Schutz gegen Granatfeuer. Am vorteil¬<lb/>
haftester wäre ein Angriff von Süden her, da das Gelände nach der Stadt<lb/>
zu abfüllt, und die Geschütze der Werke es unter Feuer halten können. Während<lb/>
des Kriegs 1877 bestand die Besatzung ans 1500 Mann und die Armierung<lb/>
aus 270 Kanonen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_585"> Silistria umfaßt nach der Donau zu vier bastiomerte Fronten und nach<lb/>
dem Süden zu sechs. Die nach der Wasserseite zu liegende Front ist ganz<lb/>
zerstört, die nach der Landseite liegende zum Teil. Der übriggebliebne Graben<lb/>
hat 3,50 Meter Tiefe und 6 Meter Breite. Von der nach der Donau ge¬<lb/>
richteten Front ist an einigen Stellen nur noch die Mauer der äußern Graben¬<lb/>
böschung vorhanden. Dieser Front entlang waren zwei Brillenschanzen, die aus<lb/>
Erde bestanden und mit zwei großen Toren versehn waren, sowie zwei kleinere<lb/>
Forts mit schwachen Profilen: Liman Tabia und Ciengel Tabia angelegt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_586"> Die einzelnen Werke sind in zwei Linien aufgeführt, von denen die erste<lb/>
2500 Meter, die andre 2000 Meter vom Gürtel entfernt ist,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_587"> Der östlichste Teil der Befestigungen vou Silistria gehört zu Rumänien.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_588" next="#ID_589"> Viele der bulgarischen Werke bestehn ans permanenten Anlagen, doch ist<lb/>
nur Medgide-Tabia noch erhalten, die andern sind zum großen Teile zerstört.<lb/>
Kuncink-Tabia ist ein Nückhaltwerk mit gemauerten Deckungen (Koffern), mit<lb/>
Blockhaus und einem Munitionsmagazin in schlechtem Zustande. Medgide-<lb/>
Tabia ist ein Nückhaltwerk von fünf Fronten mit einer Brustwehr von 2 Metern<lb/>
Höhe und 4 Metern Dicke, einem Graben von 3,50 Metern Tiefe und 5 Metern</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0116] Bulgarien und die Türkei schlechtem Zustande befinden. Im Jahre 1877 verteidigten die Türken Nit'opol mit 6000 Mann und 40 Kanonen. Der Platz ergab sich jedoch nach drei Wochen. Nach den neusten Mitteilungen sind im Westen, der Mündung des Okt gegenüber, neue Batterien gebaut worden. Nustschuk hat nach der Landseite drei bastiomerte Fronten; zwei davon, die nach Nordosten liegenden, sind beseitigt und durch drei andre ersetzt morden, die die Vorstadt Dis-Varos umgeben. Der Plan des Gürtels umfaßt lange Zwischcnwälle und kleine Bastionen, die alle mit Kanonen armiert sind. Die Brustwehr hat 4 Meter Höhe und 6 Meter Breite, der versandete Graben 6 und 14 Meter. Die innere und die äußere Grabenböschung bestehn aus Mauerwerk. Vier Tore befinden sich an der Landseite. In den Schanzen sind einige Werke aus Holz gebaut, die als Magazine für Munition und Feuerwaffen benntzt werden. Nach der Flußseite des Lom zu ist kein Gürtel vorhanden, sondern nur zwei in sehr schlechtem Zustande befindliche Batterien, fünf andre Batterien befinden sich längs der Donau. Zwölf Außenwerke in Erde gehören zu Nust¬ schuk, die nach dem Engpässe zu offen find. Deren stärkstes, das Levant- Tabia (das vor kurzem erneuert worden ist), ist ein Nückhaltwerk mit fünf bastionierten Fronten, liegt 126 Meter über der Stadt, hat einen Graben von 6 Meter Tiefe, einen gedeckten Weg, Raum für 20 Kanonen und eine gedeckte Galerie zur Unterbringung von 400 Mann. Die Werke sind der Festung sehr nahe; es fehlt ihnen aber an Schutz gegen Granatfeuer. Am vorteil¬ haftester wäre ein Angriff von Süden her, da das Gelände nach der Stadt zu abfüllt, und die Geschütze der Werke es unter Feuer halten können. Während des Kriegs 1877 bestand die Besatzung ans 1500 Mann und die Armierung aus 270 Kanonen. Silistria umfaßt nach der Donau zu vier bastiomerte Fronten und nach dem Süden zu sechs. Die nach der Wasserseite zu liegende Front ist ganz zerstört, die nach der Landseite liegende zum Teil. Der übriggebliebne Graben hat 3,50 Meter Tiefe und 6 Meter Breite. Von der nach der Donau ge¬ richteten Front ist an einigen Stellen nur noch die Mauer der äußern Graben¬ böschung vorhanden. Dieser Front entlang waren zwei Brillenschanzen, die aus Erde bestanden und mit zwei großen Toren versehn waren, sowie zwei kleinere Forts mit schwachen Profilen: Liman Tabia und Ciengel Tabia angelegt. Die einzelnen Werke sind in zwei Linien aufgeführt, von denen die erste 2500 Meter, die andre 2000 Meter vom Gürtel entfernt ist, Der östlichste Teil der Befestigungen vou Silistria gehört zu Rumänien. Viele der bulgarischen Werke bestehn ans permanenten Anlagen, doch ist nur Medgide-Tabia noch erhalten, die andern sind zum großen Teile zerstört. Kuncink-Tabia ist ein Nückhaltwerk mit gemauerten Deckungen (Koffern), mit Blockhaus und einem Munitionsmagazin in schlechtem Zustande. Medgide- Tabia ist ein Nückhaltwerk von fünf Fronten mit einer Brustwehr von 2 Metern Höhe und 4 Metern Dicke, einem Graben von 3,50 Metern Tiefe und 5 Metern

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/116
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/116>, abgerufen am 22.07.2024.