Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.Sieben unveröffentlichte Briefe des Staatsministers Freiherrn von Manteuffel zur Jollvereinskrisis von ^852 Heinrich von poschinger von ereits im Dezember 1849 und dann im Mai 1850 war das Sieben unveröffentlichte Briefe des Staatsministers Freiherrn von Manteuffel zur Jollvereinskrisis von ^852 Heinrich von poschinger von ereits im Dezember 1849 und dann im Mai 1850 war das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0674" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/304090"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341885_303415/figures/grenzboten_341885_303415_304090_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Sieben unveröffentlichte Briefe<lb/> des Staatsministers Freiherrn von Manteuffel<lb/> zur Jollvereinskrisis von ^852<lb/><note type="byline"> Heinrich von poschinger</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_2917"> ereits im Dezember 1849 und dann im Mai 1850 war das<lb/> Wiener Kabinett mit dem Gedanken hervorgetreten, die Zollgesetz¬<lb/> gebung und die Zollpolitik für ganz Deutschland anstatt wie<lb/> bisher durch den Zollverein durch die Bundesgewalt in Gemein¬<lb/> schaft mit einem großen durch sachverständige Kommissionen ver¬<lb/> stärkten Bundesrat zu regeln. Auch auf den Dresdner Verhandlungen, die<lb/> die Reaktivierung des alten Bundestags zum Ziele hatten, wurde darüber ver¬<lb/> handelt, jedoch ein praktisches Ergebnis nicht erzielt. Die Absicht aber blieb<lb/> bestehn, und so wählte die Bundesversammlung gleich nach ihrer Neukon¬<lb/> stituierung (10. Juli 1851) einen sogenannten handelspolitischen Ausschuß,<lb/> der die formelle Aufgabe erhielt, die auf den Dresdner Konferenzen unerledigt<lb/> gebliebner Verhandlungen im Gebiete der Handelsgesetzgebung zu prüfen, tat¬<lb/> sächlich aber das Instrument werden sollte, die Leitung des Zollvereins aus<lb/> den Händen Preußens zu winden und zur Bundesangelegenheit zu machen.<lb/> Preußen war natürlich entschlossen, sich durch die österreichische Agitation auf<lb/> seinem Wege nicht beirren zu lassen, und es faßte den Plan, den bisher noch<lb/> nicht zum Zollverein gehörigen Norden von Deutschland, vor allem Hannover<lb/> für sich zu gewinnen, um für alle Fälle einen territorialen Zusammenhang<lb/> für den Handelsverkehr zwischen den eignen zerstückelten Provinzen und damit<lb/> einen Ersatz für den Süden zu erlangen, falls dieser wirklich auf Betreiben<lb/> Österreichs aus dem Verein ausscheiden sollte. Das die Welt überraschende<lb/> Ergebnis langer, im stillen fortgesetzter Bemühungen war der am 7. Sep¬<lb/> tember 1851 erfolgte Abschluß eines Handelsvertrags mit Hannover, wodurch<lb/> es sich verpflichtete, mit den dem Vertrage beitretenden Steuervereinsstaaten<lb/> am 1. Januar 1854 in einen gemeinschaftlichen Zollverband mit Preußen<lb/> und den alsdann mit Preußen zollvereinten Staaten zu treten. Um den Sep¬<lb/> tembervertrag zur Ausführung zu bringen, kündigte Preußen im November 1851<lb/> die Ende 1853 ablaufenden Zollvereinsverträge und lud gleichzeitig sämtliche<lb/> bisherige Zollvereinsstaaten auf den 12. April 1852 zu einer Konferenz nach<lb/> Berlin ein, um auf Grundlage des Vertrags mit Hannover einen neuen Zoll¬<lb/> verein abzuschließen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0674]
[Abbildung]
Sieben unveröffentlichte Briefe
des Staatsministers Freiherrn von Manteuffel
zur Jollvereinskrisis von ^852
Heinrich von poschinger von
ereits im Dezember 1849 und dann im Mai 1850 war das
Wiener Kabinett mit dem Gedanken hervorgetreten, die Zollgesetz¬
gebung und die Zollpolitik für ganz Deutschland anstatt wie
bisher durch den Zollverein durch die Bundesgewalt in Gemein¬
schaft mit einem großen durch sachverständige Kommissionen ver¬
stärkten Bundesrat zu regeln. Auch auf den Dresdner Verhandlungen, die
die Reaktivierung des alten Bundestags zum Ziele hatten, wurde darüber ver¬
handelt, jedoch ein praktisches Ergebnis nicht erzielt. Die Absicht aber blieb
bestehn, und so wählte die Bundesversammlung gleich nach ihrer Neukon¬
stituierung (10. Juli 1851) einen sogenannten handelspolitischen Ausschuß,
der die formelle Aufgabe erhielt, die auf den Dresdner Konferenzen unerledigt
gebliebner Verhandlungen im Gebiete der Handelsgesetzgebung zu prüfen, tat¬
sächlich aber das Instrument werden sollte, die Leitung des Zollvereins aus
den Händen Preußens zu winden und zur Bundesangelegenheit zu machen.
Preußen war natürlich entschlossen, sich durch die österreichische Agitation auf
seinem Wege nicht beirren zu lassen, und es faßte den Plan, den bisher noch
nicht zum Zollverein gehörigen Norden von Deutschland, vor allem Hannover
für sich zu gewinnen, um für alle Fälle einen territorialen Zusammenhang
für den Handelsverkehr zwischen den eignen zerstückelten Provinzen und damit
einen Ersatz für den Süden zu erlangen, falls dieser wirklich auf Betreiben
Österreichs aus dem Verein ausscheiden sollte. Das die Welt überraschende
Ergebnis langer, im stillen fortgesetzter Bemühungen war der am 7. Sep¬
tember 1851 erfolgte Abschluß eines Handelsvertrags mit Hannover, wodurch
es sich verpflichtete, mit den dem Vertrage beitretenden Steuervereinsstaaten
am 1. Januar 1854 in einen gemeinschaftlichen Zollverband mit Preußen
und den alsdann mit Preußen zollvereinten Staaten zu treten. Um den Sep¬
tembervertrag zur Ausführung zu bringen, kündigte Preußen im November 1851
die Ende 1853 ablaufenden Zollvereinsverträge und lud gleichzeitig sämtliche
bisherige Zollvereinsstaaten auf den 12. April 1852 zu einer Konferenz nach
Berlin ein, um auf Grundlage des Vertrags mit Hannover einen neuen Zoll¬
verein abzuschließen.
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