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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Vie Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck

mit demselben Augenblicke wird in vielen Fällen schon dadurch eine Besserung
eintreten: denn wo die Möglichkeit der Erregung von Sensation in den Kreisen
der Zuhörer und Zeitungsleser wegfällt, fällt vielfach überhaupt das Interesse
des Angeklagten und seiner Prozeßbeistände an der Stellung von Beweisanträgen
weg -- das kann keinem Zweifel unterliegen, daß oft nur der Reiz, seine
Macht und seine Kunst vor der Öffentlichkeit zu zeigen, den Ausgangspunkt
für das Verhalten manches Angeklagten oder seines Rechtsbeistandes bildet.
Hand aufs Herz: vor den Richtern allein würde manches als zwecklos ohne
weiteres unterbleiben, was jetzt in den Augen der öffentlichen Meinung zur
Bildung eines Nimbus dienen soll.

Der Ausschluß der Öffentlichkeit in Privatklagesachen auf Verlangen des
Klägers würde sicherlich niemand schaden, am allerwenigsten der Rechts¬
pflege: vielleicht würde er dazu beitragen, das Vertrauen vieler, die innerlich
ablehnend und mißtrauisch dem gegenüberstehn, was wir Rechtspflege und
Schutz der Gerichte nennen, mit der Zeit zurückzugewinnen. Und das tut uns
bitter not.




Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck
Stephan Rekule von Stradonitz von

ismarcks Mutter war bekanntlich Wilhelmine Luise Mencken, die
Tochter des Geheimen Kabinettsrats Anastcisius Ludwig Mencken,
die Enkelin des Herzoglich Braunschweigischen Hofrats und ordent¬
lichen Professors der Rechte an der Hochschule zu Helmstedt,
Dr. Mr. Gottfried Ludwig Mencke und von dessen Ehefrau Luise
Maria Mitten. Über diese Frau und ihre Ahnen habe ich in Nummer 3
des 65. Jahrgangs der Grenzboten vom 18. Januar 1906 eingehend berichten
können. Anregungen und Anfragen des fleißigen Genealogen I. O. Hager
in Basel und meines Freundes, des bekannten genealogisch-heraldischen
Künstlers, Dr. Adolf von den Vetter in Weimar haben mich veranlaßt, auch
den Ahnen Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern, wie er hier, zum
Unterschiede von seinem gleichnamigen Vater, genannt werden soll, nach-
zugehn.

Obgleich diese Ahnen noch nicht sämtlich so weit rückwärts aufgeklärt sind,
wie ich ursprünglich zu tun beabsichtigte, soll das bisherige Ergebnis doch im
nachfolgenden mitgeteilt werden.

Die Veranlassung dazu gibt mir ein Aufsatz von Ueltzen-Barkhausen: "Die
Leipziger Vorfahren von Bismarcks Mutter" in der Beilage der Leipziger
Neuesten Nachrichten, Nummer 45 vom 5. November 1906. In offenbarer


Vie Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck

mit demselben Augenblicke wird in vielen Fällen schon dadurch eine Besserung
eintreten: denn wo die Möglichkeit der Erregung von Sensation in den Kreisen
der Zuhörer und Zeitungsleser wegfällt, fällt vielfach überhaupt das Interesse
des Angeklagten und seiner Prozeßbeistände an der Stellung von Beweisanträgen
weg — das kann keinem Zweifel unterliegen, daß oft nur der Reiz, seine
Macht und seine Kunst vor der Öffentlichkeit zu zeigen, den Ausgangspunkt
für das Verhalten manches Angeklagten oder seines Rechtsbeistandes bildet.
Hand aufs Herz: vor den Richtern allein würde manches als zwecklos ohne
weiteres unterbleiben, was jetzt in den Augen der öffentlichen Meinung zur
Bildung eines Nimbus dienen soll.

Der Ausschluß der Öffentlichkeit in Privatklagesachen auf Verlangen des
Klägers würde sicherlich niemand schaden, am allerwenigsten der Rechts¬
pflege: vielleicht würde er dazu beitragen, das Vertrauen vieler, die innerlich
ablehnend und mißtrauisch dem gegenüberstehn, was wir Rechtspflege und
Schutz der Gerichte nennen, mit der Zeit zurückzugewinnen. Und das tut uns
bitter not.




Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck
Stephan Rekule von Stradonitz von

ismarcks Mutter war bekanntlich Wilhelmine Luise Mencken, die
Tochter des Geheimen Kabinettsrats Anastcisius Ludwig Mencken,
die Enkelin des Herzoglich Braunschweigischen Hofrats und ordent¬
lichen Professors der Rechte an der Hochschule zu Helmstedt,
Dr. Mr. Gottfried Ludwig Mencke und von dessen Ehefrau Luise
Maria Mitten. Über diese Frau und ihre Ahnen habe ich in Nummer 3
des 65. Jahrgangs der Grenzboten vom 18. Januar 1906 eingehend berichten
können. Anregungen und Anfragen des fleißigen Genealogen I. O. Hager
in Basel und meines Freundes, des bekannten genealogisch-heraldischen
Künstlers, Dr. Adolf von den Vetter in Weimar haben mich veranlaßt, auch
den Ahnen Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern, wie er hier, zum
Unterschiede von seinem gleichnamigen Vater, genannt werden soll, nach-
zugehn.

Obgleich diese Ahnen noch nicht sämtlich so weit rückwärts aufgeklärt sind,
wie ich ursprünglich zu tun beabsichtigte, soll das bisherige Ergebnis doch im
nachfolgenden mitgeteilt werden.

Die Veranlassung dazu gibt mir ein Aufsatz von Ueltzen-Barkhausen: „Die
Leipziger Vorfahren von Bismarcks Mutter" in der Beilage der Leipziger
Neuesten Nachrichten, Nummer 45 vom 5. November 1906. In offenbarer


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[0517] Vie Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck mit demselben Augenblicke wird in vielen Fällen schon dadurch eine Besserung eintreten: denn wo die Möglichkeit der Erregung von Sensation in den Kreisen der Zuhörer und Zeitungsleser wegfällt, fällt vielfach überhaupt das Interesse des Angeklagten und seiner Prozeßbeistände an der Stellung von Beweisanträgen weg — das kann keinem Zweifel unterliegen, daß oft nur der Reiz, seine Macht und seine Kunst vor der Öffentlichkeit zu zeigen, den Ausgangspunkt für das Verhalten manches Angeklagten oder seines Rechtsbeistandes bildet. Hand aufs Herz: vor den Richtern allein würde manches als zwecklos ohne weiteres unterbleiben, was jetzt in den Augen der öffentlichen Meinung zur Bildung eines Nimbus dienen soll. Der Ausschluß der Öffentlichkeit in Privatklagesachen auf Verlangen des Klägers würde sicherlich niemand schaden, am allerwenigsten der Rechts¬ pflege: vielleicht würde er dazu beitragen, das Vertrauen vieler, die innerlich ablehnend und mißtrauisch dem gegenüberstehn, was wir Rechtspflege und Schutz der Gerichte nennen, mit der Zeit zurückzugewinnen. Und das tut uns bitter not. Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck Stephan Rekule von Stradonitz von ismarcks Mutter war bekanntlich Wilhelmine Luise Mencken, die Tochter des Geheimen Kabinettsrats Anastcisius Ludwig Mencken, die Enkelin des Herzoglich Braunschweigischen Hofrats und ordent¬ lichen Professors der Rechte an der Hochschule zu Helmstedt, Dr. Mr. Gottfried Ludwig Mencke und von dessen Ehefrau Luise Maria Mitten. Über diese Frau und ihre Ahnen habe ich in Nummer 3 des 65. Jahrgangs der Grenzboten vom 18. Januar 1906 eingehend berichten können. Anregungen und Anfragen des fleißigen Genealogen I. O. Hager in Basel und meines Freundes, des bekannten genealogisch-heraldischen Künstlers, Dr. Adolf von den Vetter in Weimar haben mich veranlaßt, auch den Ahnen Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern, wie er hier, zum Unterschiede von seinem gleichnamigen Vater, genannt werden soll, nach- zugehn. Obgleich diese Ahnen noch nicht sämtlich so weit rückwärts aufgeklärt sind, wie ich ursprünglich zu tun beabsichtigte, soll das bisherige Ergebnis doch im nachfolgenden mitgeteilt werden. Die Veranlassung dazu gibt mir ein Aufsatz von Ueltzen-Barkhausen: „Die Leipziger Vorfahren von Bismarcks Mutter" in der Beilage der Leipziger Neuesten Nachrichten, Nummer 45 vom 5. November 1906. In offenbarer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/517>, abgerufen am 22.07.2024.