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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Der gegenwärtige Stand der Unterwasserbootfrage

außerdem ist noch der Tricheco in Bau. Nach dem Flottenbauplan 1905
sind dann noch sieben Boote zu bauen. Nach ihrer Fertigstellung will die
italienische Marine über zwei homogene Unterseebootslottillen von je sechs
Booten verfügen. Alle zwölf Boote gehören zur Klasse der Tauchboote (8nb-
wörMlss), nur der Delfino ist reines Unterseeboot (sons-inaiin) und soll wie
bisher auch in Zukunft zu Versuchen dienen. Zu diesem Zweck wurde das
Fahrzeug vor einiger Zeit einer gründlichen Modernisierung unterzogen und
ist als gut brauchbares Boot anzusehen; es hat eine Wasserverdrängung von
110 Tonnen, einen Durchmesser von 2,90 Metern, ist 24 Meter lang und
erreicht an der Oberfläche eine Geschwindigkeit von 8,5 Knoten. Der Glauco,
Squalo und Narvalo sind Boote von fast genau derselben Bauart; äußerlich
sehen sie wie Torpedoboote aus. Bei einem Deplacement von 150 Tonnen
haben sie eine Länge von 30 Metern und eine Breite von 4,3 Metern.
Während seiner letzten Probefahrtversuche erreichte der Glauco an der Ober¬
flüche eine Schnelligkeit von 13,5 Knoten und konnte bis zu 30 Metern
Tiefe untertauchen. Obgleich der Schiffrumpf aller dieser Boote um die Hälfte
kleiner ist als der der neuesten französischen und englischen Boote, hoffen die
Erbauer doch größere Fahrgeschwindigkeiten als ihre Konkurrenten zu erreichen.
Das Ziel soll sein, unter Wasser 8 bis 9 Knoten, aufgetaucht mit 14 bis 15 Knoten
fahren zu können, während zum Beispiel bei den neuesten französischen Unter¬
seebooten die gleichen Zahlen nur 5 bis 6 Knoten und 10 Knoten sind. Der
Antrieb über Wasser erfolgt auch bei den italienischen Booten durch einen
Petroleummotor, unter Wasser durch einen Elektromotor; die Akkumulatoren
beider können durch den zuerst genannten Motor gespeist werden; sie entwickeln
600 Pferdekräfte. Nach übereinstimmenden Plänen sind Otario und Tricheco
gebaut, mit nur geringen Abweichungen von den drei andern Booten, die wir
oben beschrieben haben. Alle sechs Boote werden mit dem Kleptoskop Nusso-
Laurenti ausgestattet sein. Auch an den im Ionischen Meer im Oktober dieses
Jahres veranstalteten großen Flottenmanövern sind die fertigen Unterseeboote
beteiligt gewesen und haben in Gegenwart des Königs sowohl bei Tage wie
bei Nacht erfolgreiche Angriffe und Torpedolanzierübungen gegen die im Hafen
von Tarent vor Anker liegenden Panzerfahrzeuge Dandolo und Francesco-
Ferraccio ausgeführt. Auch gelang es den Booten, trotz der Wachsamkeit zahl¬
reicher Torpedoboote, unbemerkt die Überfahrt von Mestre nach Campocavallo
bei 10 bis 12 Metern unter der Oberflüche zu vollenden. Der Erbauer aller
Unterseeboote der italienischen Flotte ist der Ingenieur Laurenti. Er ist vor
kurzem in den Dienst der Werft Fiat und Muggiano in Spezia als technischer
Leiter getreten, um sich ganz seinen Problemen unterseeischer Fahrzeuge widmen
zu können. Es soll ihm auch schon gelungen sein, ein ganz neues Boot zu
konstruieren, über das die ersten Angaben kürzlich bekannt geworden sind. Das
Boot hat eine Länge von 42 Metern, eine Breite von 4,5 Metern, und seine
Wasserverdrängung beträgt an der Oberfläche 175 Tonnen, völlig untergetaucht


Der gegenwärtige Stand der Unterwasserbootfrage

außerdem ist noch der Tricheco in Bau. Nach dem Flottenbauplan 1905
sind dann noch sieben Boote zu bauen. Nach ihrer Fertigstellung will die
italienische Marine über zwei homogene Unterseebootslottillen von je sechs
Booten verfügen. Alle zwölf Boote gehören zur Klasse der Tauchboote (8nb-
wörMlss), nur der Delfino ist reines Unterseeboot (sons-inaiin) und soll wie
bisher auch in Zukunft zu Versuchen dienen. Zu diesem Zweck wurde das
Fahrzeug vor einiger Zeit einer gründlichen Modernisierung unterzogen und
ist als gut brauchbares Boot anzusehen; es hat eine Wasserverdrängung von
110 Tonnen, einen Durchmesser von 2,90 Metern, ist 24 Meter lang und
erreicht an der Oberfläche eine Geschwindigkeit von 8,5 Knoten. Der Glauco,
Squalo und Narvalo sind Boote von fast genau derselben Bauart; äußerlich
sehen sie wie Torpedoboote aus. Bei einem Deplacement von 150 Tonnen
haben sie eine Länge von 30 Metern und eine Breite von 4,3 Metern.
Während seiner letzten Probefahrtversuche erreichte der Glauco an der Ober¬
flüche eine Schnelligkeit von 13,5 Knoten und konnte bis zu 30 Metern
Tiefe untertauchen. Obgleich der Schiffrumpf aller dieser Boote um die Hälfte
kleiner ist als der der neuesten französischen und englischen Boote, hoffen die
Erbauer doch größere Fahrgeschwindigkeiten als ihre Konkurrenten zu erreichen.
Das Ziel soll sein, unter Wasser 8 bis 9 Knoten, aufgetaucht mit 14 bis 15 Knoten
fahren zu können, während zum Beispiel bei den neuesten französischen Unter¬
seebooten die gleichen Zahlen nur 5 bis 6 Knoten und 10 Knoten sind. Der
Antrieb über Wasser erfolgt auch bei den italienischen Booten durch einen
Petroleummotor, unter Wasser durch einen Elektromotor; die Akkumulatoren
beider können durch den zuerst genannten Motor gespeist werden; sie entwickeln
600 Pferdekräfte. Nach übereinstimmenden Plänen sind Otario und Tricheco
gebaut, mit nur geringen Abweichungen von den drei andern Booten, die wir
oben beschrieben haben. Alle sechs Boote werden mit dem Kleptoskop Nusso-
Laurenti ausgestattet sein. Auch an den im Ionischen Meer im Oktober dieses
Jahres veranstalteten großen Flottenmanövern sind die fertigen Unterseeboote
beteiligt gewesen und haben in Gegenwart des Königs sowohl bei Tage wie
bei Nacht erfolgreiche Angriffe und Torpedolanzierübungen gegen die im Hafen
von Tarent vor Anker liegenden Panzerfahrzeuge Dandolo und Francesco-
Ferraccio ausgeführt. Auch gelang es den Booten, trotz der Wachsamkeit zahl¬
reicher Torpedoboote, unbemerkt die Überfahrt von Mestre nach Campocavallo
bei 10 bis 12 Metern unter der Oberflüche zu vollenden. Der Erbauer aller
Unterseeboote der italienischen Flotte ist der Ingenieur Laurenti. Er ist vor
kurzem in den Dienst der Werft Fiat und Muggiano in Spezia als technischer
Leiter getreten, um sich ganz seinen Problemen unterseeischer Fahrzeuge widmen
zu können. Es soll ihm auch schon gelungen sein, ein ganz neues Boot zu
konstruieren, über das die ersten Angaben kürzlich bekannt geworden sind. Das
Boot hat eine Länge von 42 Metern, eine Breite von 4,5 Metern, und seine
Wasserverdrängung beträgt an der Oberfläche 175 Tonnen, völlig untergetaucht


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[0460] Der gegenwärtige Stand der Unterwasserbootfrage außerdem ist noch der Tricheco in Bau. Nach dem Flottenbauplan 1905 sind dann noch sieben Boote zu bauen. Nach ihrer Fertigstellung will die italienische Marine über zwei homogene Unterseebootslottillen von je sechs Booten verfügen. Alle zwölf Boote gehören zur Klasse der Tauchboote (8nb- wörMlss), nur der Delfino ist reines Unterseeboot (sons-inaiin) und soll wie bisher auch in Zukunft zu Versuchen dienen. Zu diesem Zweck wurde das Fahrzeug vor einiger Zeit einer gründlichen Modernisierung unterzogen und ist als gut brauchbares Boot anzusehen; es hat eine Wasserverdrängung von 110 Tonnen, einen Durchmesser von 2,90 Metern, ist 24 Meter lang und erreicht an der Oberfläche eine Geschwindigkeit von 8,5 Knoten. Der Glauco, Squalo und Narvalo sind Boote von fast genau derselben Bauart; äußerlich sehen sie wie Torpedoboote aus. Bei einem Deplacement von 150 Tonnen haben sie eine Länge von 30 Metern und eine Breite von 4,3 Metern. Während seiner letzten Probefahrtversuche erreichte der Glauco an der Ober¬ flüche eine Schnelligkeit von 13,5 Knoten und konnte bis zu 30 Metern Tiefe untertauchen. Obgleich der Schiffrumpf aller dieser Boote um die Hälfte kleiner ist als der der neuesten französischen und englischen Boote, hoffen die Erbauer doch größere Fahrgeschwindigkeiten als ihre Konkurrenten zu erreichen. Das Ziel soll sein, unter Wasser 8 bis 9 Knoten, aufgetaucht mit 14 bis 15 Knoten fahren zu können, während zum Beispiel bei den neuesten französischen Unter¬ seebooten die gleichen Zahlen nur 5 bis 6 Knoten und 10 Knoten sind. Der Antrieb über Wasser erfolgt auch bei den italienischen Booten durch einen Petroleummotor, unter Wasser durch einen Elektromotor; die Akkumulatoren beider können durch den zuerst genannten Motor gespeist werden; sie entwickeln 600 Pferdekräfte. Nach übereinstimmenden Plänen sind Otario und Tricheco gebaut, mit nur geringen Abweichungen von den drei andern Booten, die wir oben beschrieben haben. Alle sechs Boote werden mit dem Kleptoskop Nusso- Laurenti ausgestattet sein. Auch an den im Ionischen Meer im Oktober dieses Jahres veranstalteten großen Flottenmanövern sind die fertigen Unterseeboote beteiligt gewesen und haben in Gegenwart des Königs sowohl bei Tage wie bei Nacht erfolgreiche Angriffe und Torpedolanzierübungen gegen die im Hafen von Tarent vor Anker liegenden Panzerfahrzeuge Dandolo und Francesco- Ferraccio ausgeführt. Auch gelang es den Booten, trotz der Wachsamkeit zahl¬ reicher Torpedoboote, unbemerkt die Überfahrt von Mestre nach Campocavallo bei 10 bis 12 Metern unter der Oberflüche zu vollenden. Der Erbauer aller Unterseeboote der italienischen Flotte ist der Ingenieur Laurenti. Er ist vor kurzem in den Dienst der Werft Fiat und Muggiano in Spezia als technischer Leiter getreten, um sich ganz seinen Problemen unterseeischer Fahrzeuge widmen zu können. Es soll ihm auch schon gelungen sein, ein ganz neues Boot zu konstruieren, über das die ersten Angaben kürzlich bekannt geworden sind. Das Boot hat eine Länge von 42 Metern, eine Breite von 4,5 Metern, und seine Wasserverdrängung beträgt an der Oberfläche 175 Tonnen, völlig untergetaucht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/460>, abgerufen am 23.07.2024.