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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Der gegenwärtige Stand der Unterwasserbootfrage

Boot, den Peter Koschka von 20 Tonnen. Wenig verbreitet dürfte es sein,
daß die russische Flotte schon während des Krieges mit Japan in Wladiwostok
über eine ganz ansehnliche Unterseebootflottille verfügt hat, die zwar nicht aktiv
in Tätigkeit getreten, aber doch insofern von großem Nutzen gewesen ist. als
sie, nach russischer Ansicht wenigstens, die Japaner von einem Angriff auf
Wladiwostok abgehalten hat. In diesem Sinne hat sich in einem in der
Marineakademie gehaltnen Vortrage der Korvettenkapitän Plotto ausgesprochen,
wobei auch die nachstehenden Angaben über den während des Krieges vor-
handnen Bestand an Unterseebooten bekannt geworden sind. "Das erste der
nach Wladiwostok gelangten Unterseeboote war die Forel. Obwohl ihre Wasser¬
verdrängung einschließlich der Torpedoarmierung nur 17 Tonnen betrug, erwies
sie sich als eins der besten und Hütte unter der Führung eines unternehmenden
Kommandanten eine gefährliche Waffe abgegeben. Später trafen noch ein
Som, Delfin, Kastka. Raum, Skat. Osetr. Feldmarschall Graf Sheremetieff
sowie zuletzt, als der Krieg nahezu beendet war, Bishok, Paltus, Ploto und
Shuka. Alle Boote wurden alsbald in Dienst genommen und auf ihre Ver¬
wendungsfähigkeit bei der Hafenverteidigung erprobt." Welcher Herkunft die
Boote sind, konnte nicht bei allen festgestellt werden. Sicher ist nur, daß die
Forel aus der Germaniawerst stammt und der Som in Frankreich gebaut
worden ist, mehrere der andern Boote sind in Nußland nach dem Bubnofftyp
und in Amerika nach dem Laketyp hergestellt worden, doch haben sich diese
beiden Modelle nach dem Vortrag des Kapitäns Plotto nicht bewährt. Auf
Grund der guten Erfahrungen mit dem Forel hatte die russische Regierung
drei Unterseeboote bei der Germaniawerft bestellt. Sie sind schon fertig und
nach den vortrefflich gelungner Abnahmeprobefahrten der russischen Marine¬
behörde abgeliefert worden. Einen weitern Zuwachs an Unterseebooten hat
die Flotte noch durch vier kürzlich auf der Crichtonwerft in Se. Petersburg
fertiggestellte Boote von je 400 Tonnen und durch zwei auf der Baltischen
Werft in Petersburg gebaute Boote von 360 und 117 Tonnen erhalten. Mit
ihnen stellt sich der heutige Bestand der russischen Flotte an Unterseebooten
auf 38, von denen 18 in Wladiwostok untergebracht sind.

Auch die japanische Flotte hatte schon während des Krieges zwei Unter¬
seeboote vom Laketyp in ihren Besitz gebracht, doch haben diese Boote, wie
amtlicherseits erklärt worden ist, weder vor Port Arthur noch in der Tsushima¬
schlacht Verwendung gefunden. Zurzeit sind sieben Unterseeboote von je
^20 Tonnen fertig, weitere fünf Boote baut die Admiralität in Aokosuka, wie
es heißt nach eignen Plänen, während zwei Boote bei Vickers hergestellt werden;
es soll beabsichtigt sein, zunächst zwei Unterseebootflottillen von zusammen zehn
Booten fertig zu stellen.

Ganz besonders fehlte es bisher an zuverlässigen Nachrichten über den
Stand der Unterseebootfrage in Italien. Die italienische Flotte verfügt zurzeit
über fünf fertige Boote: Delfino, Glauco, Squalo, Narvalo und Otario,


Der gegenwärtige Stand der Unterwasserbootfrage

Boot, den Peter Koschka von 20 Tonnen. Wenig verbreitet dürfte es sein,
daß die russische Flotte schon während des Krieges mit Japan in Wladiwostok
über eine ganz ansehnliche Unterseebootflottille verfügt hat, die zwar nicht aktiv
in Tätigkeit getreten, aber doch insofern von großem Nutzen gewesen ist. als
sie, nach russischer Ansicht wenigstens, die Japaner von einem Angriff auf
Wladiwostok abgehalten hat. In diesem Sinne hat sich in einem in der
Marineakademie gehaltnen Vortrage der Korvettenkapitän Plotto ausgesprochen,
wobei auch die nachstehenden Angaben über den während des Krieges vor-
handnen Bestand an Unterseebooten bekannt geworden sind. „Das erste der
nach Wladiwostok gelangten Unterseeboote war die Forel. Obwohl ihre Wasser¬
verdrängung einschließlich der Torpedoarmierung nur 17 Tonnen betrug, erwies
sie sich als eins der besten und Hütte unter der Führung eines unternehmenden
Kommandanten eine gefährliche Waffe abgegeben. Später trafen noch ein
Som, Delfin, Kastka. Raum, Skat. Osetr. Feldmarschall Graf Sheremetieff
sowie zuletzt, als der Krieg nahezu beendet war, Bishok, Paltus, Ploto und
Shuka. Alle Boote wurden alsbald in Dienst genommen und auf ihre Ver¬
wendungsfähigkeit bei der Hafenverteidigung erprobt." Welcher Herkunft die
Boote sind, konnte nicht bei allen festgestellt werden. Sicher ist nur, daß die
Forel aus der Germaniawerst stammt und der Som in Frankreich gebaut
worden ist, mehrere der andern Boote sind in Nußland nach dem Bubnofftyp
und in Amerika nach dem Laketyp hergestellt worden, doch haben sich diese
beiden Modelle nach dem Vortrag des Kapitäns Plotto nicht bewährt. Auf
Grund der guten Erfahrungen mit dem Forel hatte die russische Regierung
drei Unterseeboote bei der Germaniawerft bestellt. Sie sind schon fertig und
nach den vortrefflich gelungner Abnahmeprobefahrten der russischen Marine¬
behörde abgeliefert worden. Einen weitern Zuwachs an Unterseebooten hat
die Flotte noch durch vier kürzlich auf der Crichtonwerft in Se. Petersburg
fertiggestellte Boote von je 400 Tonnen und durch zwei auf der Baltischen
Werft in Petersburg gebaute Boote von 360 und 117 Tonnen erhalten. Mit
ihnen stellt sich der heutige Bestand der russischen Flotte an Unterseebooten
auf 38, von denen 18 in Wladiwostok untergebracht sind.

Auch die japanische Flotte hatte schon während des Krieges zwei Unter¬
seeboote vom Laketyp in ihren Besitz gebracht, doch haben diese Boote, wie
amtlicherseits erklärt worden ist, weder vor Port Arthur noch in der Tsushima¬
schlacht Verwendung gefunden. Zurzeit sind sieben Unterseeboote von je
^20 Tonnen fertig, weitere fünf Boote baut die Admiralität in Aokosuka, wie
es heißt nach eignen Plänen, während zwei Boote bei Vickers hergestellt werden;
es soll beabsichtigt sein, zunächst zwei Unterseebootflottillen von zusammen zehn
Booten fertig zu stellen.

Ganz besonders fehlte es bisher an zuverlässigen Nachrichten über den
Stand der Unterseebootfrage in Italien. Die italienische Flotte verfügt zurzeit
über fünf fertige Boote: Delfino, Glauco, Squalo, Narvalo und Otario,


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[0459] Der gegenwärtige Stand der Unterwasserbootfrage Boot, den Peter Koschka von 20 Tonnen. Wenig verbreitet dürfte es sein, daß die russische Flotte schon während des Krieges mit Japan in Wladiwostok über eine ganz ansehnliche Unterseebootflottille verfügt hat, die zwar nicht aktiv in Tätigkeit getreten, aber doch insofern von großem Nutzen gewesen ist. als sie, nach russischer Ansicht wenigstens, die Japaner von einem Angriff auf Wladiwostok abgehalten hat. In diesem Sinne hat sich in einem in der Marineakademie gehaltnen Vortrage der Korvettenkapitän Plotto ausgesprochen, wobei auch die nachstehenden Angaben über den während des Krieges vor- handnen Bestand an Unterseebooten bekannt geworden sind. „Das erste der nach Wladiwostok gelangten Unterseeboote war die Forel. Obwohl ihre Wasser¬ verdrängung einschließlich der Torpedoarmierung nur 17 Tonnen betrug, erwies sie sich als eins der besten und Hütte unter der Führung eines unternehmenden Kommandanten eine gefährliche Waffe abgegeben. Später trafen noch ein Som, Delfin, Kastka. Raum, Skat. Osetr. Feldmarschall Graf Sheremetieff sowie zuletzt, als der Krieg nahezu beendet war, Bishok, Paltus, Ploto und Shuka. Alle Boote wurden alsbald in Dienst genommen und auf ihre Ver¬ wendungsfähigkeit bei der Hafenverteidigung erprobt." Welcher Herkunft die Boote sind, konnte nicht bei allen festgestellt werden. Sicher ist nur, daß die Forel aus der Germaniawerst stammt und der Som in Frankreich gebaut worden ist, mehrere der andern Boote sind in Nußland nach dem Bubnofftyp und in Amerika nach dem Laketyp hergestellt worden, doch haben sich diese beiden Modelle nach dem Vortrag des Kapitäns Plotto nicht bewährt. Auf Grund der guten Erfahrungen mit dem Forel hatte die russische Regierung drei Unterseeboote bei der Germaniawerft bestellt. Sie sind schon fertig und nach den vortrefflich gelungner Abnahmeprobefahrten der russischen Marine¬ behörde abgeliefert worden. Einen weitern Zuwachs an Unterseebooten hat die Flotte noch durch vier kürzlich auf der Crichtonwerft in Se. Petersburg fertiggestellte Boote von je 400 Tonnen und durch zwei auf der Baltischen Werft in Petersburg gebaute Boote von 360 und 117 Tonnen erhalten. Mit ihnen stellt sich der heutige Bestand der russischen Flotte an Unterseebooten auf 38, von denen 18 in Wladiwostok untergebracht sind. Auch die japanische Flotte hatte schon während des Krieges zwei Unter¬ seeboote vom Laketyp in ihren Besitz gebracht, doch haben diese Boote, wie amtlicherseits erklärt worden ist, weder vor Port Arthur noch in der Tsushima¬ schlacht Verwendung gefunden. Zurzeit sind sieben Unterseeboote von je ^20 Tonnen fertig, weitere fünf Boote baut die Admiralität in Aokosuka, wie es heißt nach eignen Plänen, während zwei Boote bei Vickers hergestellt werden; es soll beabsichtigt sein, zunächst zwei Unterseebootflottillen von zusammen zehn Booten fertig zu stellen. Ganz besonders fehlte es bisher an zuverlässigen Nachrichten über den Stand der Unterseebootfrage in Italien. Die italienische Flotte verfügt zurzeit über fünf fertige Boote: Delfino, Glauco, Squalo, Narvalo und Otario,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/459>, abgerufen am 23.07.2024.