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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Das Militärbildungswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Lehrern bestehend, hat das Lehrprogramm zu entwerfen, Leitfäden zu verfassen,
die Prüfungsbedingungen festzustellen usw.

Die bisherige Garnisonschule in Washington Barracks ist aufgelöst und
mit der neuen Schule vereinigt worden. Der zwei Jahre umfassende Lehr¬
gang beginnt am 1. Oktober und endigt am 30. September. Der theoretische
Unterricht wird mit Ausnahme der Sonnabende, Sonn- und Feiertage vom
1. November bis zum 30. April einschließlich täglich abgehalten. Ferien finden
nur vom 23. Dezember bis zum 4. Januar statt. Vom 30. April bis zum
31. Oktober werden praktische Arbeiten ausgeführt. Der Unterricht soll somit
beides, Theorie und Praxis, umfassen, jedoch das Hauptgewicht ist auf die
praktische Ausführung von Arbeiten aller Art, die Handhabung von Instru¬
menten, Apparaten, Maschinen usw. gelegt werden. Ferner haben Übungen
im Photographieren, Kartenzeichnen, Geländeausnehmen, skizzieren im Felde,
Erkunden von Stellungen usw. stattzufinden. Der Lehrstoff ist in drei Ab¬
teilungen gegliedert: 1. Militäringenieurwesen, 2. Zivilingenieurkunst und
3. elektrisches und mechanisches Jngenieurwesen; für jede Abteilung sind die
einzelnen Fächer bestimmt.

Die Prüfungen finden nach den vom Schulrat festgesetzten Bestimmungen
statt. Fällt ein Offizier in irgendeinem Fache durch, so kann er sich einer er¬
neuten Prüfung in dem betreffenden Gegenstande unterwerfen, muß dieses jedoch
gleich nach Bekanntwerden des Ergebnisses des Gesamtexamens beantragen.
Offiziere, die aus irgendwelchen Gründen die Schule vor Beendigung des
Lehrganges verlassen müssen, erhalten Zeugnisse vom Kommandeur, sofern ihre
Kenntnisse als befriedigend anzusehen sind.

Schüler, die durch Krankheit und sonstige triftige Gründe am Besuche
der Schule und an der Teilnahme an den Prüfungen verhindert sind, können
je nach Bestimmung des Schulrath Schulbesuch und Prüfung nachholen.

Für die Schüler treten besondre, vom Kriegsdepartement bestätigte Dis-
ziplinarvorschriften in Kraft. Schüler, die den ganzen Lehrgang der Schule
mit Erfolg durchgemacht haben, erhalten von sämtlichen Mitgliedern des Schul¬
rath unterzeichnete Diplome; auch werden deren Namen in das Armeeregister
als "Graduierte der Ingenieurschule" eingetragen.

Über den Ausfall der Prüfungen hat der Kommandeur der Schule dem
Militärsekretär alljährlich durch Vermittlung des Chefs des Jngenieurwesens
Bericht zu erstatten.

Was die Sanitätsschule in Washington anlangt, so wird sie von jungen
geprüften Ärzten besucht, die als ^gsistMS-ZurKöons (Hilfsärzte) in die Armee
eintreten wollen und hier ihre weitere Ausbildung erhalten. Ferner können
Militärärzte, die in Washington selbst oder in der Nähe der Stadt in
Garnison stehen oder verabschiedet sind, sowie auch Milizürzte an den Kursen,
die jährlich am 1. Oktober beginnen und auf acht Monate bemessen sind, teil¬
nehmen.


Das Militärbildungswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Lehrern bestehend, hat das Lehrprogramm zu entwerfen, Leitfäden zu verfassen,
die Prüfungsbedingungen festzustellen usw.

Die bisherige Garnisonschule in Washington Barracks ist aufgelöst und
mit der neuen Schule vereinigt worden. Der zwei Jahre umfassende Lehr¬
gang beginnt am 1. Oktober und endigt am 30. September. Der theoretische
Unterricht wird mit Ausnahme der Sonnabende, Sonn- und Feiertage vom
1. November bis zum 30. April einschließlich täglich abgehalten. Ferien finden
nur vom 23. Dezember bis zum 4. Januar statt. Vom 30. April bis zum
31. Oktober werden praktische Arbeiten ausgeführt. Der Unterricht soll somit
beides, Theorie und Praxis, umfassen, jedoch das Hauptgewicht ist auf die
praktische Ausführung von Arbeiten aller Art, die Handhabung von Instru¬
menten, Apparaten, Maschinen usw. gelegt werden. Ferner haben Übungen
im Photographieren, Kartenzeichnen, Geländeausnehmen, skizzieren im Felde,
Erkunden von Stellungen usw. stattzufinden. Der Lehrstoff ist in drei Ab¬
teilungen gegliedert: 1. Militäringenieurwesen, 2. Zivilingenieurkunst und
3. elektrisches und mechanisches Jngenieurwesen; für jede Abteilung sind die
einzelnen Fächer bestimmt.

Die Prüfungen finden nach den vom Schulrat festgesetzten Bestimmungen
statt. Fällt ein Offizier in irgendeinem Fache durch, so kann er sich einer er¬
neuten Prüfung in dem betreffenden Gegenstande unterwerfen, muß dieses jedoch
gleich nach Bekanntwerden des Ergebnisses des Gesamtexamens beantragen.
Offiziere, die aus irgendwelchen Gründen die Schule vor Beendigung des
Lehrganges verlassen müssen, erhalten Zeugnisse vom Kommandeur, sofern ihre
Kenntnisse als befriedigend anzusehen sind.

Schüler, die durch Krankheit und sonstige triftige Gründe am Besuche
der Schule und an der Teilnahme an den Prüfungen verhindert sind, können
je nach Bestimmung des Schulrath Schulbesuch und Prüfung nachholen.

Für die Schüler treten besondre, vom Kriegsdepartement bestätigte Dis-
ziplinarvorschriften in Kraft. Schüler, die den ganzen Lehrgang der Schule
mit Erfolg durchgemacht haben, erhalten von sämtlichen Mitgliedern des Schul¬
rath unterzeichnete Diplome; auch werden deren Namen in das Armeeregister
als „Graduierte der Ingenieurschule" eingetragen.

Über den Ausfall der Prüfungen hat der Kommandeur der Schule dem
Militärsekretär alljährlich durch Vermittlung des Chefs des Jngenieurwesens
Bericht zu erstatten.

Was die Sanitätsschule in Washington anlangt, so wird sie von jungen
geprüften Ärzten besucht, die als ^gsistMS-ZurKöons (Hilfsärzte) in die Armee
eintreten wollen und hier ihre weitere Ausbildung erhalten. Ferner können
Militärärzte, die in Washington selbst oder in der Nähe der Stadt in
Garnison stehen oder verabschiedet sind, sowie auch Milizürzte an den Kursen,
die jährlich am 1. Oktober beginnen und auf acht Monate bemessen sind, teil¬
nehmen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/186>, abgerufen am 01.10.2024.