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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Einquartierung

die Müdigkeit nicht wie ein bleierner Mantel aufs Haupt hätte senken sollen, so
sog man verstohlen den belebenden Duft ein, und die Gefahr des Einnickens war
für ein Weilchen beseitigt.

Natürlich half Emil Hannchen pflücken, und zwischen den beiden kam sofort
stillschweigend eine Arbeitsteilung zustande, die man in solchen Fällen als Symptom
nicht übersehen sollte. Hannchen wies mit ihrem niedlichen rosenfarbnen, wie ihre
ganze Person etwas plumpsigen Zeigefinger auf die Blume, nach der sie Verlangen
trug, und Emil pflückte sie, was natürlich im nächsten Augenblick die Folge hatte,
daß die kleinen plumpsigen Finger bei Entgegennahme des Gepflückten mit den um
ein gutes Stück derbern Neiterfingern in notwendige Berührung kamen, ohne das
als etwas Lästiges zu empfinden. Emil, der ein praktischer junger Mensch war,
riet auch den Asparagus nicht zu verschmähen, da man damit im Augenblick der
Gefahr die Nasenlöcher kitzeln könne, ein Vorschlag, der ein so silberhelles Lachen
hervorrief, daß sich eine der in der Trommel über der Tür eingeschlossenen Schellen
zu ihren Gespielinnen über die unausstehliche Schneegans beklagte, die sich auch
noch etwas auf ihre "gäkige" Stimme einzubilden scheine.

Mit dem Pflücken wäre es noch wer weiß wie lange weiter gegangen, wenn sich
Hannchen, die längst mehr Blumen beisammen hatte, als sie brauchte, nicht erinnert
hätte, daß sie außer um der Blumen willen noch wegen etwas andern in den Garten
gekommen war. Sie zog ein Paketchen aus der Tasche, das Emil für eine eingewickelte
Frühstückssemmel hielt, und überreichte es ihm mit holdem Erröten. Da er morgen
weggehe, sagte sie, so wolle sie ihm etwas, das sie selbst gearbeitet habe, mitgeben,
damit er manchmal an sie denke. Es konnte also doch kaum eine Frühstückssemmel
sein: dazu paßte das "selbst gearbeitet" nicht, und Frühstückssemmeln sind ja doch
auch weniger zum Aufheben als zum baldigen Verzehren da. Es gibt, wenn einem
eine solche Bescherung zuteil wird, allerhand Arten, sich zu bedanken. Wenn die
Geberin jung und hübsch ist, wenn sie bei der Überreichung des Andenkens ein
sanftes Erröten nicht hat unterdrücken können, und wenn man sich obendrein mit
ihr in einem von üppigem Duft erfüllten, von Farbenpracht und Sonnenglanz
strotzenden Bauerngarten allein befindet, so dürfte für einen Husarengefreiten reden
kaum am Platze sein, sondern handeln. Emil hatte eben das Paketchen und
Hannchens Hände erfaßt, um zu handeln, als die neidischen, in ihre Drahttrommel
wie in ein Kloster eingesperrten Schellen, die so etwas nicht mit ansehen konnten,
einen Heidenspektakel ansingen. Emil hatte kaum Zeit, das Tableau wieder bürger¬
lich banal zu gestalten, indem er rasch einen Schritt zurücktrat und die vermeint¬
liche Frühstückssemmel mit Gewalt in seine Tasche pfropfte, als in der geöffneten
Tür ein, was gesundes Aussehen anlangte, ganz zum Garten passender Hvfejunge
erschien, um Hannchen abzurufen, da "die Frau" das Gewürzkästchen nicht finden
könne. Vorwurfsvolle Blicke töten nicht: der pausbäckige Hofejunge wäre sonst
sofort eine Leiche gewesen. Hannchen hatte, seitdem man gestern mit "Schnrwergen"
aufgehört hatte, den Weg zum Altar in ihren Siebenmeilenstiefeln so oft allein
zurückgelegt, daß es nach ihrer Meinung nun Zeit war, auch dem für die eigent¬
liche Fahrt ausersehenen Partner ihre Absichten wenigstens andeutungsweise nahe
zu legen. Ein zartes Geschenk, dachte sie, würde ihm die Augen über ihre Ge¬
fühle öffnen und ihn veranlassen, die Einladung zur gemeinschaftlichen Reise, die
ja, wie sie sehr wohl einsah, von ihm und nicht von ihr ausgehn mußte, in deut¬
lichen Worten auszusprechen. Sie hatte für ihren Bruder, dessen Geburtstag wie
der ihres Vaters im Spätherbste war, ein Paar prächtige Hosenträger mit bunten
Nelken gestickt, die der Bnntzner Beutler mit weißem Waschleder aufs herrlichste
und in einer für lange Jahre allen Strapazen gewachsnen Weise fertig gemacht


Einquartierung

die Müdigkeit nicht wie ein bleierner Mantel aufs Haupt hätte senken sollen, so
sog man verstohlen den belebenden Duft ein, und die Gefahr des Einnickens war
für ein Weilchen beseitigt.

Natürlich half Emil Hannchen pflücken, und zwischen den beiden kam sofort
stillschweigend eine Arbeitsteilung zustande, die man in solchen Fällen als Symptom
nicht übersehen sollte. Hannchen wies mit ihrem niedlichen rosenfarbnen, wie ihre
ganze Person etwas plumpsigen Zeigefinger auf die Blume, nach der sie Verlangen
trug, und Emil pflückte sie, was natürlich im nächsten Augenblick die Folge hatte,
daß die kleinen plumpsigen Finger bei Entgegennahme des Gepflückten mit den um
ein gutes Stück derbern Neiterfingern in notwendige Berührung kamen, ohne das
als etwas Lästiges zu empfinden. Emil, der ein praktischer junger Mensch war,
riet auch den Asparagus nicht zu verschmähen, da man damit im Augenblick der
Gefahr die Nasenlöcher kitzeln könne, ein Vorschlag, der ein so silberhelles Lachen
hervorrief, daß sich eine der in der Trommel über der Tür eingeschlossenen Schellen
zu ihren Gespielinnen über die unausstehliche Schneegans beklagte, die sich auch
noch etwas auf ihre „gäkige" Stimme einzubilden scheine.

Mit dem Pflücken wäre es noch wer weiß wie lange weiter gegangen, wenn sich
Hannchen, die längst mehr Blumen beisammen hatte, als sie brauchte, nicht erinnert
hätte, daß sie außer um der Blumen willen noch wegen etwas andern in den Garten
gekommen war. Sie zog ein Paketchen aus der Tasche, das Emil für eine eingewickelte
Frühstückssemmel hielt, und überreichte es ihm mit holdem Erröten. Da er morgen
weggehe, sagte sie, so wolle sie ihm etwas, das sie selbst gearbeitet habe, mitgeben,
damit er manchmal an sie denke. Es konnte also doch kaum eine Frühstückssemmel
sein: dazu paßte das „selbst gearbeitet" nicht, und Frühstückssemmeln sind ja doch
auch weniger zum Aufheben als zum baldigen Verzehren da. Es gibt, wenn einem
eine solche Bescherung zuteil wird, allerhand Arten, sich zu bedanken. Wenn die
Geberin jung und hübsch ist, wenn sie bei der Überreichung des Andenkens ein
sanftes Erröten nicht hat unterdrücken können, und wenn man sich obendrein mit
ihr in einem von üppigem Duft erfüllten, von Farbenpracht und Sonnenglanz
strotzenden Bauerngarten allein befindet, so dürfte für einen Husarengefreiten reden
kaum am Platze sein, sondern handeln. Emil hatte eben das Paketchen und
Hannchens Hände erfaßt, um zu handeln, als die neidischen, in ihre Drahttrommel
wie in ein Kloster eingesperrten Schellen, die so etwas nicht mit ansehen konnten,
einen Heidenspektakel ansingen. Emil hatte kaum Zeit, das Tableau wieder bürger¬
lich banal zu gestalten, indem er rasch einen Schritt zurücktrat und die vermeint¬
liche Frühstückssemmel mit Gewalt in seine Tasche pfropfte, als in der geöffneten
Tür ein, was gesundes Aussehen anlangte, ganz zum Garten passender Hvfejunge
erschien, um Hannchen abzurufen, da „die Frau" das Gewürzkästchen nicht finden
könne. Vorwurfsvolle Blicke töten nicht: der pausbäckige Hofejunge wäre sonst
sofort eine Leiche gewesen. Hannchen hatte, seitdem man gestern mit „Schnrwergen"
aufgehört hatte, den Weg zum Altar in ihren Siebenmeilenstiefeln so oft allein
zurückgelegt, daß es nach ihrer Meinung nun Zeit war, auch dem für die eigent¬
liche Fahrt ausersehenen Partner ihre Absichten wenigstens andeutungsweise nahe
zu legen. Ein zartes Geschenk, dachte sie, würde ihm die Augen über ihre Ge¬
fühle öffnen und ihn veranlassen, die Einladung zur gemeinschaftlichen Reise, die
ja, wie sie sehr wohl einsah, von ihm und nicht von ihr ausgehn mußte, in deut¬
lichen Worten auszusprechen. Sie hatte für ihren Bruder, dessen Geburtstag wie
der ihres Vaters im Spätherbste war, ein Paar prächtige Hosenträger mit bunten
Nelken gestickt, die der Bnntzner Beutler mit weißem Waschleder aufs herrlichste
und in einer für lange Jahre allen Strapazen gewachsnen Weise fertig gemacht


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[0644] Einquartierung die Müdigkeit nicht wie ein bleierner Mantel aufs Haupt hätte senken sollen, so sog man verstohlen den belebenden Duft ein, und die Gefahr des Einnickens war für ein Weilchen beseitigt. Natürlich half Emil Hannchen pflücken, und zwischen den beiden kam sofort stillschweigend eine Arbeitsteilung zustande, die man in solchen Fällen als Symptom nicht übersehen sollte. Hannchen wies mit ihrem niedlichen rosenfarbnen, wie ihre ganze Person etwas plumpsigen Zeigefinger auf die Blume, nach der sie Verlangen trug, und Emil pflückte sie, was natürlich im nächsten Augenblick die Folge hatte, daß die kleinen plumpsigen Finger bei Entgegennahme des Gepflückten mit den um ein gutes Stück derbern Neiterfingern in notwendige Berührung kamen, ohne das als etwas Lästiges zu empfinden. Emil, der ein praktischer junger Mensch war, riet auch den Asparagus nicht zu verschmähen, da man damit im Augenblick der Gefahr die Nasenlöcher kitzeln könne, ein Vorschlag, der ein so silberhelles Lachen hervorrief, daß sich eine der in der Trommel über der Tür eingeschlossenen Schellen zu ihren Gespielinnen über die unausstehliche Schneegans beklagte, die sich auch noch etwas auf ihre „gäkige" Stimme einzubilden scheine. Mit dem Pflücken wäre es noch wer weiß wie lange weiter gegangen, wenn sich Hannchen, die längst mehr Blumen beisammen hatte, als sie brauchte, nicht erinnert hätte, daß sie außer um der Blumen willen noch wegen etwas andern in den Garten gekommen war. Sie zog ein Paketchen aus der Tasche, das Emil für eine eingewickelte Frühstückssemmel hielt, und überreichte es ihm mit holdem Erröten. Da er morgen weggehe, sagte sie, so wolle sie ihm etwas, das sie selbst gearbeitet habe, mitgeben, damit er manchmal an sie denke. Es konnte also doch kaum eine Frühstückssemmel sein: dazu paßte das „selbst gearbeitet" nicht, und Frühstückssemmeln sind ja doch auch weniger zum Aufheben als zum baldigen Verzehren da. Es gibt, wenn einem eine solche Bescherung zuteil wird, allerhand Arten, sich zu bedanken. Wenn die Geberin jung und hübsch ist, wenn sie bei der Überreichung des Andenkens ein sanftes Erröten nicht hat unterdrücken können, und wenn man sich obendrein mit ihr in einem von üppigem Duft erfüllten, von Farbenpracht und Sonnenglanz strotzenden Bauerngarten allein befindet, so dürfte für einen Husarengefreiten reden kaum am Platze sein, sondern handeln. Emil hatte eben das Paketchen und Hannchens Hände erfaßt, um zu handeln, als die neidischen, in ihre Drahttrommel wie in ein Kloster eingesperrten Schellen, die so etwas nicht mit ansehen konnten, einen Heidenspektakel ansingen. Emil hatte kaum Zeit, das Tableau wieder bürger¬ lich banal zu gestalten, indem er rasch einen Schritt zurücktrat und die vermeint¬ liche Frühstückssemmel mit Gewalt in seine Tasche pfropfte, als in der geöffneten Tür ein, was gesundes Aussehen anlangte, ganz zum Garten passender Hvfejunge erschien, um Hannchen abzurufen, da „die Frau" das Gewürzkästchen nicht finden könne. Vorwurfsvolle Blicke töten nicht: der pausbäckige Hofejunge wäre sonst sofort eine Leiche gewesen. Hannchen hatte, seitdem man gestern mit „Schnrwergen" aufgehört hatte, den Weg zum Altar in ihren Siebenmeilenstiefeln so oft allein zurückgelegt, daß es nach ihrer Meinung nun Zeit war, auch dem für die eigent¬ liche Fahrt ausersehenen Partner ihre Absichten wenigstens andeutungsweise nahe zu legen. Ein zartes Geschenk, dachte sie, würde ihm die Augen über ihre Ge¬ fühle öffnen und ihn veranlassen, die Einladung zur gemeinschaftlichen Reise, die ja, wie sie sehr wohl einsah, von ihm und nicht von ihr ausgehn mußte, in deut¬ lichen Worten auszusprechen. Sie hatte für ihren Bruder, dessen Geburtstag wie der ihres Vaters im Spätherbste war, ein Paar prächtige Hosenträger mit bunten Nelken gestickt, die der Bnntzner Beutler mit weißem Waschleder aufs herrlichste und in einer für lange Jahre allen Strapazen gewachsnen Weise fertig gemacht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/644>, abgerufen am 01.09.2024.