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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Einquartierung

genoß, als man ihm einzuräumen schien, hatten des Gefreiten Aussehn und Wesen
auch ohne diesen feurigen Herold seiner Vorzüge die Familie für ihn eingenommen.
Dem Vater hatte die Gewissenhaftigkeit gefallen, mit der er für seinen Gaul gesorgt
hatte, der Mutter der freundschaftliche Verkehr mit ihrem Sohn, den Töchtern dies
und so manches andre, Don dem es heißt, junge Mädchen dürften kein Auge dafür
haben, das sie aber eher und besser sehn als die Sorgfalt fürs Pferd und die nette
Behandlung des Bruders. Vielleicht haben die Mädchen Recht, daß sie das sehn, und
die es ihnen verwehren wollen, sind deshalb höchst wahrscheinlich im Irrtum. Suscheu
und Hannchen hatten sich nicht verabredet, und doch waren sie beide auf denselben
Gedanken gekommen, daß ihr Ehemann, wenn ihnen einer zugedacht war, am besten
so sein und so aussehn würde wie der nette Gefreite, und daß es das kürzeste und
zweckmäßigste wäre, wenn sie gleich das Probeexemplar behielten, statt sich auf einem
Umwege nach einem andern umzusehn, der dem Probeexemplar gleiche. Bei jungen
Mädchen auf dem Lande, die in heiratsfähigem Alter sind, und die, wenn die elterliche
Hitsche etwas abgelegen zwischen Wiesen, Wäldern und Teichen vergraben ist, nur
selten Gelegenheit zur Umschau haben, um sich den auszusuchen, der ihnen gefällt,
haben solche Gedanken Siebenmeilenstiefel an: es ist erstaunlich, wie rasch Mädchen¬
gedanken mit solchen Siebenmeilenstiefeln beim Altar und bei dem festen Entschlüsse
ankommen: der oder keiner! Suscheu und Hannchen hätten besser getan, sich über
diesen Punkt zu besprechen. Auf den gemeinsamen Gedanken, den Gefreiten bei
lebendigem Leibe zu halbieren, wie die falsche Mutter zur Beilegung des strittigen
Rechtsfalls einst in Vorschlag gebracht hatte, wäre ja doch keine von beiden ge¬
kommen, denn dcizn gefiel jeder der ganze Emil zu gut, und sie hätten sich mit den
Siebenmeilenstiefeln ihrer Wünsche nicht in eine Sackgasse verrannt, aus der es,
Wie dies ja im Wesen jeder Sackgasse liegt, keinen andern Ausweg gab als den,
den man findet, wenn man kurz entschlossen kehrt macht und an den Eingang zurück¬
geht. Bekanntlich ein für das Herz sehr peinliches Manöver, das meistens viele
Tränen und schlaflose Nächte kostet. Freilich brauchte ja streng genommen nnr eine
von ihnen umzukehren, aber welcher von beiden lag diese selbstverleugnende Umkehr
°b? Jung waren sie beide: Suschen war nur ein Jahr älter als Hannchen. und
hübsch waren sie auch beide, das hatten ihnen junge Leute ihres Alters wiederholt
unbefugterweise zu verstehn gegeben, und das sagte ihnen zum Überfluß täglich der
stumme und doch beredte, als wahrheitsliebend bekannte Berater, der zwischen den
beiden Fenstern ihres Schlafzimmers hing. Suschen war brünett, Hannchen blond
wie ihr Bruder. Was mochte wohl Emils Geschmack sein? Natürlich fragten sie sich
das nicht, denn eine jede von ihnen war der Überzeugung, Emil sei ihrer Schwester
gleichgiltig und könne also -- es hatte nie ein verwegneres "also" gegeben -- nur
sie lieben.

Emil hätte diesen Zweifel losen können. Obwohl Suschen vielleicht die hübschere
von beiden war. gefiel ihm Hannchen doch besser. Besser drückt die Art, wie
'hin Hannchen gefiel, nur sehr unvollkommen aus, denn sie gefiel ihm ganz außer¬
ordentlich gut. Daß sie ihm besser gefiel als Suschen hatte allerhand Gründe, von
denen er sich so rasch kaum recht deutliche Rechenschaft hatte geben können, die aber
dem Leser nicht vorenthalten werden sollen, damit er sich überzeuge, wie gewichtig
und zwingend sie waren. Emil hatte von jeher an jungen Mädchen blonde Haare
lieber gemocht als braune, und solche entzückende blonde Haare, wie sie Hannchen
hatte, waren ihm sein Lebtag noch nicht vorgekommen. Haare waren es eigentlich
S"r nicht, sondern den Kopf umflatternde goldne Sonnenstäubchen, die keine Gewalt
der Erde je zu Herstellung dessen hätte einfangen und zähmen können, was man
unter einem glatten Scheitel versteht. Hierncichst war Hannchen ein bißchen kleiner


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genoß, als man ihm einzuräumen schien, hatten des Gefreiten Aussehn und Wesen
auch ohne diesen feurigen Herold seiner Vorzüge die Familie für ihn eingenommen.
Dem Vater hatte die Gewissenhaftigkeit gefallen, mit der er für seinen Gaul gesorgt
hatte, der Mutter der freundschaftliche Verkehr mit ihrem Sohn, den Töchtern dies
und so manches andre, Don dem es heißt, junge Mädchen dürften kein Auge dafür
haben, das sie aber eher und besser sehn als die Sorgfalt fürs Pferd und die nette
Behandlung des Bruders. Vielleicht haben die Mädchen Recht, daß sie das sehn, und
die es ihnen verwehren wollen, sind deshalb höchst wahrscheinlich im Irrtum. Suscheu
und Hannchen hatten sich nicht verabredet, und doch waren sie beide auf denselben
Gedanken gekommen, daß ihr Ehemann, wenn ihnen einer zugedacht war, am besten
so sein und so aussehn würde wie der nette Gefreite, und daß es das kürzeste und
zweckmäßigste wäre, wenn sie gleich das Probeexemplar behielten, statt sich auf einem
Umwege nach einem andern umzusehn, der dem Probeexemplar gleiche. Bei jungen
Mädchen auf dem Lande, die in heiratsfähigem Alter sind, und die, wenn die elterliche
Hitsche etwas abgelegen zwischen Wiesen, Wäldern und Teichen vergraben ist, nur
selten Gelegenheit zur Umschau haben, um sich den auszusuchen, der ihnen gefällt,
haben solche Gedanken Siebenmeilenstiefel an: es ist erstaunlich, wie rasch Mädchen¬
gedanken mit solchen Siebenmeilenstiefeln beim Altar und bei dem festen Entschlüsse
ankommen: der oder keiner! Suscheu und Hannchen hätten besser getan, sich über
diesen Punkt zu besprechen. Auf den gemeinsamen Gedanken, den Gefreiten bei
lebendigem Leibe zu halbieren, wie die falsche Mutter zur Beilegung des strittigen
Rechtsfalls einst in Vorschlag gebracht hatte, wäre ja doch keine von beiden ge¬
kommen, denn dcizn gefiel jeder der ganze Emil zu gut, und sie hätten sich mit den
Siebenmeilenstiefeln ihrer Wünsche nicht in eine Sackgasse verrannt, aus der es,
Wie dies ja im Wesen jeder Sackgasse liegt, keinen andern Ausweg gab als den,
den man findet, wenn man kurz entschlossen kehrt macht und an den Eingang zurück¬
geht. Bekanntlich ein für das Herz sehr peinliches Manöver, das meistens viele
Tränen und schlaflose Nächte kostet. Freilich brauchte ja streng genommen nnr eine
von ihnen umzukehren, aber welcher von beiden lag diese selbstverleugnende Umkehr
°b? Jung waren sie beide: Suschen war nur ein Jahr älter als Hannchen. und
hübsch waren sie auch beide, das hatten ihnen junge Leute ihres Alters wiederholt
unbefugterweise zu verstehn gegeben, und das sagte ihnen zum Überfluß täglich der
stumme und doch beredte, als wahrheitsliebend bekannte Berater, der zwischen den
beiden Fenstern ihres Schlafzimmers hing. Suschen war brünett, Hannchen blond
wie ihr Bruder. Was mochte wohl Emils Geschmack sein? Natürlich fragten sie sich
das nicht, denn eine jede von ihnen war der Überzeugung, Emil sei ihrer Schwester
gleichgiltig und könne also — es hatte nie ein verwegneres „also" gegeben — nur
sie lieben.

Emil hätte diesen Zweifel losen können. Obwohl Suschen vielleicht die hübschere
von beiden war. gefiel ihm Hannchen doch besser. Besser drückt die Art, wie
'hin Hannchen gefiel, nur sehr unvollkommen aus, denn sie gefiel ihm ganz außer¬
ordentlich gut. Daß sie ihm besser gefiel als Suschen hatte allerhand Gründe, von
denen er sich so rasch kaum recht deutliche Rechenschaft hatte geben können, die aber
dem Leser nicht vorenthalten werden sollen, damit er sich überzeuge, wie gewichtig
und zwingend sie waren. Emil hatte von jeher an jungen Mädchen blonde Haare
lieber gemocht als braune, und solche entzückende blonde Haare, wie sie Hannchen
hatte, waren ihm sein Lebtag noch nicht vorgekommen. Haare waren es eigentlich
S"r nicht, sondern den Kopf umflatternde goldne Sonnenstäubchen, die keine Gewalt
der Erde je zu Herstellung dessen hätte einfangen und zähmen können, was man
unter einem glatten Scheitel versteht. Hierncichst war Hannchen ein bißchen kleiner


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[0595] Einquartierung genoß, als man ihm einzuräumen schien, hatten des Gefreiten Aussehn und Wesen auch ohne diesen feurigen Herold seiner Vorzüge die Familie für ihn eingenommen. Dem Vater hatte die Gewissenhaftigkeit gefallen, mit der er für seinen Gaul gesorgt hatte, der Mutter der freundschaftliche Verkehr mit ihrem Sohn, den Töchtern dies und so manches andre, Don dem es heißt, junge Mädchen dürften kein Auge dafür haben, das sie aber eher und besser sehn als die Sorgfalt fürs Pferd und die nette Behandlung des Bruders. Vielleicht haben die Mädchen Recht, daß sie das sehn, und die es ihnen verwehren wollen, sind deshalb höchst wahrscheinlich im Irrtum. Suscheu und Hannchen hatten sich nicht verabredet, und doch waren sie beide auf denselben Gedanken gekommen, daß ihr Ehemann, wenn ihnen einer zugedacht war, am besten so sein und so aussehn würde wie der nette Gefreite, und daß es das kürzeste und zweckmäßigste wäre, wenn sie gleich das Probeexemplar behielten, statt sich auf einem Umwege nach einem andern umzusehn, der dem Probeexemplar gleiche. Bei jungen Mädchen auf dem Lande, die in heiratsfähigem Alter sind, und die, wenn die elterliche Hitsche etwas abgelegen zwischen Wiesen, Wäldern und Teichen vergraben ist, nur selten Gelegenheit zur Umschau haben, um sich den auszusuchen, der ihnen gefällt, haben solche Gedanken Siebenmeilenstiefel an: es ist erstaunlich, wie rasch Mädchen¬ gedanken mit solchen Siebenmeilenstiefeln beim Altar und bei dem festen Entschlüsse ankommen: der oder keiner! Suscheu und Hannchen hätten besser getan, sich über diesen Punkt zu besprechen. Auf den gemeinsamen Gedanken, den Gefreiten bei lebendigem Leibe zu halbieren, wie die falsche Mutter zur Beilegung des strittigen Rechtsfalls einst in Vorschlag gebracht hatte, wäre ja doch keine von beiden ge¬ kommen, denn dcizn gefiel jeder der ganze Emil zu gut, und sie hätten sich mit den Siebenmeilenstiefeln ihrer Wünsche nicht in eine Sackgasse verrannt, aus der es, Wie dies ja im Wesen jeder Sackgasse liegt, keinen andern Ausweg gab als den, den man findet, wenn man kurz entschlossen kehrt macht und an den Eingang zurück¬ geht. Bekanntlich ein für das Herz sehr peinliches Manöver, das meistens viele Tränen und schlaflose Nächte kostet. Freilich brauchte ja streng genommen nnr eine von ihnen umzukehren, aber welcher von beiden lag diese selbstverleugnende Umkehr °b? Jung waren sie beide: Suschen war nur ein Jahr älter als Hannchen. und hübsch waren sie auch beide, das hatten ihnen junge Leute ihres Alters wiederholt unbefugterweise zu verstehn gegeben, und das sagte ihnen zum Überfluß täglich der stumme und doch beredte, als wahrheitsliebend bekannte Berater, der zwischen den beiden Fenstern ihres Schlafzimmers hing. Suschen war brünett, Hannchen blond wie ihr Bruder. Was mochte wohl Emils Geschmack sein? Natürlich fragten sie sich das nicht, denn eine jede von ihnen war der Überzeugung, Emil sei ihrer Schwester gleichgiltig und könne also — es hatte nie ein verwegneres „also" gegeben — nur sie lieben. Emil hätte diesen Zweifel losen können. Obwohl Suschen vielleicht die hübschere von beiden war. gefiel ihm Hannchen doch besser. Besser drückt die Art, wie 'hin Hannchen gefiel, nur sehr unvollkommen aus, denn sie gefiel ihm ganz außer¬ ordentlich gut. Daß sie ihm besser gefiel als Suschen hatte allerhand Gründe, von denen er sich so rasch kaum recht deutliche Rechenschaft hatte geben können, die aber dem Leser nicht vorenthalten werden sollen, damit er sich überzeuge, wie gewichtig und zwingend sie waren. Emil hatte von jeher an jungen Mädchen blonde Haare lieber gemocht als braune, und solche entzückende blonde Haare, wie sie Hannchen hatte, waren ihm sein Lebtag noch nicht vorgekommen. Haare waren es eigentlich S"r nicht, sondern den Kopf umflatternde goldne Sonnenstäubchen, die keine Gewalt der Erde je zu Herstellung dessen hätte einfangen und zähmen können, was man unter einem glatten Scheitel versteht. Hierncichst war Hannchen ein bißchen kleiner

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/595>, abgerufen am 09.11.2024.