Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.Aus dem Lager der Gegner Goethes Herrn in ihm zu bewundern gelernt, und hebt es hervor, daß Wielands Gunst An den Wielandbiographen Gruber ist der Brief des Buchhändlers Georg "Die zweite Hälfte des Lebens Wielands hat mich ebenso erfreut, wie Jetzt muß ich Ihre Anfrage "warum ich das Leben Wielands dem Endlich sind 14 Thaler schon eine bedeutende Ausgabe für die unbemittelten Als ich von Weimar zurück kam, fühlte ich eine große Sehnsucht über Sie bedauern Ihre Wielcmdsche Biographie nicht so geben zu können wie Aus dem Lager der Gegner Goethes Herrn in ihm zu bewundern gelernt, und hebt es hervor, daß Wielands Gunst An den Wielandbiographen Gruber ist der Brief des Buchhändlers Georg „Die zweite Hälfte des Lebens Wielands hat mich ebenso erfreut, wie Jetzt muß ich Ihre Anfrage »warum ich das Leben Wielands dem Endlich sind 14 Thaler schon eine bedeutende Ausgabe für die unbemittelten Als ich von Weimar zurück kam, fühlte ich eine große Sehnsucht über Sie bedauern Ihre Wielcmdsche Biographie nicht so geben zu können wie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0405" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/303107"/> <fw type="header" place="top"> Aus dem Lager der Gegner Goethes</fw><lb/> <p xml:id="ID_2322" prev="#ID_2321"> Herrn in ihm zu bewundern gelernt, und hebt es hervor, daß Wielands Gunst<lb/> ihm so entschieden zugewandt gewesen sei, daß er schon jetzt zu seinem Biographen<lb/> von Wieland selbst ernannt und vorbereitet worden sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_2323"> An den Wielandbiographen Gruber ist der Brief des Buchhändlers Georg<lb/> Joachim Göschen gerichtet, aus Grimma vom 17. Januar 1824. Aus dem<lb/> „Leben Georg Joachim Göschens von seinem Enkel Viscount Goschen" erfahren<lb/> wir zwar, wie es gekommen, daß Göschen den Verlag Goethischer Schriften<lb/> verloren, aber wir hören nicht, daß er ein entschiedner Gegner Goethes gewesen<lb/> sei. Dieses aber beweist der genannte Brief. Folgendes halte ich der Ver¬<lb/> öffentlichung wert:</p><lb/> <p xml:id="ID_2324"> „Die zweite Hälfte des Lebens Wielands hat mich ebenso erfreut, wie<lb/> die erste. Sie haben sich ein großes Verdienst damit erworben; die Manen<lb/> Wielands, das Publikum und meine Wenigkeit sind Ihnen den größten Dank<lb/> dafür schuldig. Ich kann den Augenblick kaum erwarten, wo ich den Agathon<lb/> noch einmal lesen kann, über den Sie soviel Licht verbreitet haben. Und wie<lb/> interessant ist Ihre Geschichte unserer damaligen Literatur, für mich besonders,<lb/> der ich die Helden und ihre Thaten und deren Wirkungen auf das Publikum<lb/> gesehen und gehört habe. Ich habe mein geistiges Leben bei der Lectüre Ihrer<lb/> Darstellung noch einmal gelebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2325"> Jetzt muß ich Ihre Anfrage »warum ich das Leben Wielands dem<lb/> Prünumeranten auf die wohlfeile Ausgabe umsonst geben will«, beantworten.<lb/> Ein Nachdrucker zwingt mich, wie Sie aus der Beilage ersehen, diese Ausgabe<lb/> schon jetzt zu machen, da die gute Ausgabe kaum fertig ist, und ich deren<lb/> Absatz schade durch die wohlfeile Ausgabe. Mehrere von diesem Nachdrucker-<lb/> gesindel haben nur darauf gewartet, daß Ihre Ausgabe vollendet sey, um<lb/> gleich Hand an den Raub zu legen. Ich muß ihnen zuvor kommen, und<lb/> selbst meine eigne schöne Ausgabe nachdrucken. Ihr Leben Wielands ist der<lb/> Gnadenstoß, den ich ihnen gebe, weil sie es nicht nachdrucken können, da es<lb/> noch nicht da ist und sie den Preis ihrer Dieberei nicht bestimmen können,<lb/> bis sie wissen, wie stark das Leben wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_2326"> Endlich sind 14 Thaler schon eine bedeutende Ausgabe für die unbemittelten<lb/> Leser. Das Abschreckende der Summe wollte ich dadurch mildern, daß ich zwey<lb/> Bände umsonst gebe, welches Opfer ich gern bringe, wenn das Publikum den<lb/> Wieland so gern nimmt als den Klopstock.</p><lb/> <p xml:id="ID_2327"> Als ich von Weimar zurück kam, fühlte ich eine große Sehnsucht über<lb/> Halle zu gehen, aber das Schiff vom Stapel laufen zu lassen, nemlich die<lb/> wohlfeile Ausgabe der Wielandschen Werke, dieser Gedanke trieb mich mit<lb/> Gewalt nach Grimma zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_2328" next="#ID_2329"> Sie bedauern Ihre Wielcmdsche Biographie nicht so geben zu können wie<lb/> Goethe die seinige gegeben hat. Beruhigen Sie sich. Goethes Frischheit und<lb/> Lebendigkeit ist sehr oft nichts als eine Seifenblase, ein Schimmer von Farben,<lb/> der bald zerplatzt. Ich habe sein Buch aus der Hand geworfen, als ich seine<lb/> Schilderung von Basedow und Lavater las. Beide Männer habe ich genau</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0405]
Aus dem Lager der Gegner Goethes
Herrn in ihm zu bewundern gelernt, und hebt es hervor, daß Wielands Gunst
ihm so entschieden zugewandt gewesen sei, daß er schon jetzt zu seinem Biographen
von Wieland selbst ernannt und vorbereitet worden sei.
An den Wielandbiographen Gruber ist der Brief des Buchhändlers Georg
Joachim Göschen gerichtet, aus Grimma vom 17. Januar 1824. Aus dem
„Leben Georg Joachim Göschens von seinem Enkel Viscount Goschen" erfahren
wir zwar, wie es gekommen, daß Göschen den Verlag Goethischer Schriften
verloren, aber wir hören nicht, daß er ein entschiedner Gegner Goethes gewesen
sei. Dieses aber beweist der genannte Brief. Folgendes halte ich der Ver¬
öffentlichung wert:
„Die zweite Hälfte des Lebens Wielands hat mich ebenso erfreut, wie
die erste. Sie haben sich ein großes Verdienst damit erworben; die Manen
Wielands, das Publikum und meine Wenigkeit sind Ihnen den größten Dank
dafür schuldig. Ich kann den Augenblick kaum erwarten, wo ich den Agathon
noch einmal lesen kann, über den Sie soviel Licht verbreitet haben. Und wie
interessant ist Ihre Geschichte unserer damaligen Literatur, für mich besonders,
der ich die Helden und ihre Thaten und deren Wirkungen auf das Publikum
gesehen und gehört habe. Ich habe mein geistiges Leben bei der Lectüre Ihrer
Darstellung noch einmal gelebt.
Jetzt muß ich Ihre Anfrage »warum ich das Leben Wielands dem
Prünumeranten auf die wohlfeile Ausgabe umsonst geben will«, beantworten.
Ein Nachdrucker zwingt mich, wie Sie aus der Beilage ersehen, diese Ausgabe
schon jetzt zu machen, da die gute Ausgabe kaum fertig ist, und ich deren
Absatz schade durch die wohlfeile Ausgabe. Mehrere von diesem Nachdrucker-
gesindel haben nur darauf gewartet, daß Ihre Ausgabe vollendet sey, um
gleich Hand an den Raub zu legen. Ich muß ihnen zuvor kommen, und
selbst meine eigne schöne Ausgabe nachdrucken. Ihr Leben Wielands ist der
Gnadenstoß, den ich ihnen gebe, weil sie es nicht nachdrucken können, da es
noch nicht da ist und sie den Preis ihrer Dieberei nicht bestimmen können,
bis sie wissen, wie stark das Leben wird.
Endlich sind 14 Thaler schon eine bedeutende Ausgabe für die unbemittelten
Leser. Das Abschreckende der Summe wollte ich dadurch mildern, daß ich zwey
Bände umsonst gebe, welches Opfer ich gern bringe, wenn das Publikum den
Wieland so gern nimmt als den Klopstock.
Als ich von Weimar zurück kam, fühlte ich eine große Sehnsucht über
Halle zu gehen, aber das Schiff vom Stapel laufen zu lassen, nemlich die
wohlfeile Ausgabe der Wielandschen Werke, dieser Gedanke trieb mich mit
Gewalt nach Grimma zurück.
Sie bedauern Ihre Wielcmdsche Biographie nicht so geben zu können wie
Goethe die seinige gegeben hat. Beruhigen Sie sich. Goethes Frischheit und
Lebendigkeit ist sehr oft nichts als eine Seifenblase, ein Schimmer von Farben,
der bald zerplatzt. Ich habe sein Buch aus der Hand geworfen, als ich seine
Schilderung von Basedow und Lavater las. Beide Männer habe ich genau
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