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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gegenstand in Betracht kommenden Philosophen, Theologen, Kriminalisten, Psy¬
chiater von Bedeutung geben, dessen Ansicht nicht geprüft und gewürdigt oder kriti¬
siert würde. Petersen entscheidet sich für den Determinismus und weist den In¬
determinismus, die Wahlfreiheit, in jeder Form unbedingt ab. Soweit es sich um
die praktische Seite der Sache handelt, stimmen wir ihm mit einer später zu er¬
wähnenden Einschränkung bei. Es ist richtig: alles menschliche Handeln ist ent¬
weder Triebhandeln oder motiviertes Handeln, wobei das im Augenblick und unter
den obwaltenden Umständen stärkste Motiv den Ausschlag gibt. Alle Beeinflussung
des Menschen, namentlich die durch Erziehung, beruht darauf, daß die eingepflanzten
Vorstellungen und Grundsätze, die anerzognen Gewohnheiten als Beweggründe
wirken. Die Ordnung und die Sicherheit der Gesellschaft hängen davon ab, daß
man sich auf die Wirksamkeit der Beweggründe zur Pflichterfüllung bei Staats¬
und Privatbeamten und im freien Verkehr unbedingt verlassen kann; der Charakter
ist nichts andres als eine Gemütsverfassung, die auf Anforderungen, Einladungen
und Versuchungen immer in derselben Weise reagiert, sodaß ihr Verhalten in einer
gegebnen Lage vorausberechnet werden kann, und die sittliche Freiheit ist nichts
andres als die ein für allemal festgegründete Übermacht der vernünftigen Beweg¬
gründe über die Begierden und Leidenschaften. Und wie die Moral, so hat auch
das Strafrecht vom Determinismus nichts zu fürchten; vielmehr werden beide durch
ihn erst fest begründet. Am Strafrecht werden, wie der Verfasser zeigt, weder
metaphysische und psychologische noch kriminalistische Schulen viel ändern können.
Denn wie man auch über die Willensfreiheit und über die mancherlei Zwecke der
Strafjustiz denken mag, unabänderlich bleibt bestehn die Hauptsache, daß die Rechts¬
ordnung des Staates aufrecht erhalten werden muß -- mit Zwang gegen solche,
die sich ihr nicht fügen wollen oder können. Müßte der Determinist, meint der
Verfasser, den Begriff der Vergeltung preisgeben -- was jedoch nicht notwendig
sei -- und den Strafzweck auf Abschreckung, Besserung und Unschädlichmachung be¬
schränken, so würde auch damit auszukommen sein.

Die Schwierigkeit liegt im Gemüt, in dessen metaphysischen Bedürfnis. Alle
Polemik des Verfassers gegen die Vertreter der Willensfreiheit, besonders gegen
Lotze, hat uns nur aufs neue davon überzeugt, daß das Problem: Kausalität,
Motivation, Freiheit zu den Geheimnissen gehört, die drunten bei den "Müttern",
den Urgründen des Daseins wohnen, wohin der Sterbliche, solange er lebt, höchstens
mit seiner Phantasie, aber niemals mit dem Verstände gelangt. Petersen sagt von
Kant, er habe sich zuzeiten sehr geringschätzig über die praktische Freiheit aus¬
gesprochen, die mich die Deterministen anerkennen, indem er einen Menschen, der
durch Vorstellungen, also "durch ein inneres Triebwerk" bestimmt werde, mehrfach
mit einem Automaten, die daraus entspringende Freiheit aber mit der eines Braten¬
wenders vergleiche, "der auch, wenn er einmal aufgezogen ist, seine Bewegungen
verrichtet". Wir wollen eben etwas mehr sein als Bratenwender. Dieses aber
sind wir, wenn unsre Handlungen das Produkt eines mit Notwendigkeit wirkenden
Motivationsmechanismus sind. Das Ich ist dann eine Illusion -- eine Illusion
wessen? muß man freilich fragen. Die Persönlichkeit fällt ans. Von einer solchen
kann nur die Rede sein, wenn es eine Seele gibt, die nicht bloß Sammelname für
die durch Nerventätigkeit erzeugten und in den Naturmechanismns eingefügten Be¬
wußtseinsvorgänge ist, wie Lotze wunderschön im ersten Kapitel des zweiten Buchs
des Mikrokosmus zeigt. Und ist eine Seele vorhanden, so wird sie auch etwas
wirken, nicht bloß Versammlungsort oder Schauplatz der sich tummelnden und mit¬
einander ringenden Motive sein. Daß die Gesamtheit aller Wirklichkeit, schreibt
Lotze im fünften Kapitel desselben Buches, "nicht die Ungereimtheit eines überall


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gegenstand in Betracht kommenden Philosophen, Theologen, Kriminalisten, Psy¬
chiater von Bedeutung geben, dessen Ansicht nicht geprüft und gewürdigt oder kriti¬
siert würde. Petersen entscheidet sich für den Determinismus und weist den In¬
determinismus, die Wahlfreiheit, in jeder Form unbedingt ab. Soweit es sich um
die praktische Seite der Sache handelt, stimmen wir ihm mit einer später zu er¬
wähnenden Einschränkung bei. Es ist richtig: alles menschliche Handeln ist ent¬
weder Triebhandeln oder motiviertes Handeln, wobei das im Augenblick und unter
den obwaltenden Umständen stärkste Motiv den Ausschlag gibt. Alle Beeinflussung
des Menschen, namentlich die durch Erziehung, beruht darauf, daß die eingepflanzten
Vorstellungen und Grundsätze, die anerzognen Gewohnheiten als Beweggründe
wirken. Die Ordnung und die Sicherheit der Gesellschaft hängen davon ab, daß
man sich auf die Wirksamkeit der Beweggründe zur Pflichterfüllung bei Staats¬
und Privatbeamten und im freien Verkehr unbedingt verlassen kann; der Charakter
ist nichts andres als eine Gemütsverfassung, die auf Anforderungen, Einladungen
und Versuchungen immer in derselben Weise reagiert, sodaß ihr Verhalten in einer
gegebnen Lage vorausberechnet werden kann, und die sittliche Freiheit ist nichts
andres als die ein für allemal festgegründete Übermacht der vernünftigen Beweg¬
gründe über die Begierden und Leidenschaften. Und wie die Moral, so hat auch
das Strafrecht vom Determinismus nichts zu fürchten; vielmehr werden beide durch
ihn erst fest begründet. Am Strafrecht werden, wie der Verfasser zeigt, weder
metaphysische und psychologische noch kriminalistische Schulen viel ändern können.
Denn wie man auch über die Willensfreiheit und über die mancherlei Zwecke der
Strafjustiz denken mag, unabänderlich bleibt bestehn die Hauptsache, daß die Rechts¬
ordnung des Staates aufrecht erhalten werden muß — mit Zwang gegen solche,
die sich ihr nicht fügen wollen oder können. Müßte der Determinist, meint der
Verfasser, den Begriff der Vergeltung preisgeben — was jedoch nicht notwendig
sei — und den Strafzweck auf Abschreckung, Besserung und Unschädlichmachung be¬
schränken, so würde auch damit auszukommen sein.

Die Schwierigkeit liegt im Gemüt, in dessen metaphysischen Bedürfnis. Alle
Polemik des Verfassers gegen die Vertreter der Willensfreiheit, besonders gegen
Lotze, hat uns nur aufs neue davon überzeugt, daß das Problem: Kausalität,
Motivation, Freiheit zu den Geheimnissen gehört, die drunten bei den „Müttern",
den Urgründen des Daseins wohnen, wohin der Sterbliche, solange er lebt, höchstens
mit seiner Phantasie, aber niemals mit dem Verstände gelangt. Petersen sagt von
Kant, er habe sich zuzeiten sehr geringschätzig über die praktische Freiheit aus¬
gesprochen, die mich die Deterministen anerkennen, indem er einen Menschen, der
durch Vorstellungen, also „durch ein inneres Triebwerk" bestimmt werde, mehrfach
mit einem Automaten, die daraus entspringende Freiheit aber mit der eines Braten¬
wenders vergleiche, „der auch, wenn er einmal aufgezogen ist, seine Bewegungen
verrichtet". Wir wollen eben etwas mehr sein als Bratenwender. Dieses aber
sind wir, wenn unsre Handlungen das Produkt eines mit Notwendigkeit wirkenden
Motivationsmechanismus sind. Das Ich ist dann eine Illusion — eine Illusion
wessen? muß man freilich fragen. Die Persönlichkeit fällt ans. Von einer solchen
kann nur die Rede sein, wenn es eine Seele gibt, die nicht bloß Sammelname für
die durch Nerventätigkeit erzeugten und in den Naturmechanismns eingefügten Be¬
wußtseinsvorgänge ist, wie Lotze wunderschön im ersten Kapitel des zweiten Buchs
des Mikrokosmus zeigt. Und ist eine Seele vorhanden, so wird sie auch etwas
wirken, nicht bloß Versammlungsort oder Schauplatz der sich tummelnden und mit¬
einander ringenden Motive sein. Daß die Gesamtheit aller Wirklichkeit, schreibt
Lotze im fünften Kapitel desselben Buches, „nicht die Ungereimtheit eines überall


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[0220] Maßgebliches und Unmaßgebliches Gegenstand in Betracht kommenden Philosophen, Theologen, Kriminalisten, Psy¬ chiater von Bedeutung geben, dessen Ansicht nicht geprüft und gewürdigt oder kriti¬ siert würde. Petersen entscheidet sich für den Determinismus und weist den In¬ determinismus, die Wahlfreiheit, in jeder Form unbedingt ab. Soweit es sich um die praktische Seite der Sache handelt, stimmen wir ihm mit einer später zu er¬ wähnenden Einschränkung bei. Es ist richtig: alles menschliche Handeln ist ent¬ weder Triebhandeln oder motiviertes Handeln, wobei das im Augenblick und unter den obwaltenden Umständen stärkste Motiv den Ausschlag gibt. Alle Beeinflussung des Menschen, namentlich die durch Erziehung, beruht darauf, daß die eingepflanzten Vorstellungen und Grundsätze, die anerzognen Gewohnheiten als Beweggründe wirken. Die Ordnung und die Sicherheit der Gesellschaft hängen davon ab, daß man sich auf die Wirksamkeit der Beweggründe zur Pflichterfüllung bei Staats¬ und Privatbeamten und im freien Verkehr unbedingt verlassen kann; der Charakter ist nichts andres als eine Gemütsverfassung, die auf Anforderungen, Einladungen und Versuchungen immer in derselben Weise reagiert, sodaß ihr Verhalten in einer gegebnen Lage vorausberechnet werden kann, und die sittliche Freiheit ist nichts andres als die ein für allemal festgegründete Übermacht der vernünftigen Beweg¬ gründe über die Begierden und Leidenschaften. Und wie die Moral, so hat auch das Strafrecht vom Determinismus nichts zu fürchten; vielmehr werden beide durch ihn erst fest begründet. Am Strafrecht werden, wie der Verfasser zeigt, weder metaphysische und psychologische noch kriminalistische Schulen viel ändern können. Denn wie man auch über die Willensfreiheit und über die mancherlei Zwecke der Strafjustiz denken mag, unabänderlich bleibt bestehn die Hauptsache, daß die Rechts¬ ordnung des Staates aufrecht erhalten werden muß — mit Zwang gegen solche, die sich ihr nicht fügen wollen oder können. Müßte der Determinist, meint der Verfasser, den Begriff der Vergeltung preisgeben — was jedoch nicht notwendig sei — und den Strafzweck auf Abschreckung, Besserung und Unschädlichmachung be¬ schränken, so würde auch damit auszukommen sein. Die Schwierigkeit liegt im Gemüt, in dessen metaphysischen Bedürfnis. Alle Polemik des Verfassers gegen die Vertreter der Willensfreiheit, besonders gegen Lotze, hat uns nur aufs neue davon überzeugt, daß das Problem: Kausalität, Motivation, Freiheit zu den Geheimnissen gehört, die drunten bei den „Müttern", den Urgründen des Daseins wohnen, wohin der Sterbliche, solange er lebt, höchstens mit seiner Phantasie, aber niemals mit dem Verstände gelangt. Petersen sagt von Kant, er habe sich zuzeiten sehr geringschätzig über die praktische Freiheit aus¬ gesprochen, die mich die Deterministen anerkennen, indem er einen Menschen, der durch Vorstellungen, also „durch ein inneres Triebwerk" bestimmt werde, mehrfach mit einem Automaten, die daraus entspringende Freiheit aber mit der eines Braten¬ wenders vergleiche, „der auch, wenn er einmal aufgezogen ist, seine Bewegungen verrichtet". Wir wollen eben etwas mehr sein als Bratenwender. Dieses aber sind wir, wenn unsre Handlungen das Produkt eines mit Notwendigkeit wirkenden Motivationsmechanismus sind. Das Ich ist dann eine Illusion — eine Illusion wessen? muß man freilich fragen. Die Persönlichkeit fällt ans. Von einer solchen kann nur die Rede sein, wenn es eine Seele gibt, die nicht bloß Sammelname für die durch Nerventätigkeit erzeugten und in den Naturmechanismns eingefügten Be¬ wußtseinsvorgänge ist, wie Lotze wunderschön im ersten Kapitel des zweiten Buchs des Mikrokosmus zeigt. Und ist eine Seele vorhanden, so wird sie auch etwas wirken, nicht bloß Versammlungsort oder Schauplatz der sich tummelnden und mit¬ einander ringenden Motive sein. Daß die Gesamtheit aller Wirklichkeit, schreibt Lotze im fünften Kapitel desselben Buches, „nicht die Ungereimtheit eines überall

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/220>, abgerufen am 01.09.2024.