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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Atlantischer und Stiller Gzean

legt sich der Atlantische Ozean zwischen die zwei Amerika und Europa-Afrika.
Der Stille Ozean dagegen hat eher die Gestalt eines mächtigen Beckens,
dessen Ränder einander im Norden äußerst nahe kommen, während sie im
Süden zwar scheinbar weit auseinander treten, aber doch durch das Südpolar-
land näher verbunden sind als die südlichen Raubenden des Atlantischen
Meeres. Wenigstens ist eine ehemalige Landverbindung zwischen Südamerika
und dem antarktischen Grahamsland jedenfalls für die Jurazeit wahrscheinlich
(s. Wilckens, Zur Geologie der Südpolarländer), und der Abstand zwischen den
südlichsten zu Neuseeland gehörenden Inseln und der Antarktis beträgt nur
wenig mehr als fünfzehn Breitengrade, während Afrika um mehr als das
Doppelte von den Südpolarländern entfernt ist. Ein sichrer Nachweis einer
frühern Landverbindung zwischen Südamerika und Australien ist allerdings
noch nicht geliefert worden.

Aber -- das ist das wichtige -- dieser Zusammenhang der Ränder des
Stillen Ozeans ist nicht nur ein scheinbarer, er prägt sich auch insbesondre
im Bau der Randgebirge aus. Vom Feuerland an über die Anden, die mittel-
uud die nordamerikanischen Gebirgsketten, über die Reihen von Jnselschnüren,
die bei Alaska beginnend die ganze ostasiatische Küste bis nach Bornco be¬
gleiten und ebenso Australien über Neuguinea, Neukaledonien bis nach Neu¬
seeland hin, ziehen sich hintereinander lange hohe Faltengebirge hin, die
erdgeschichtlich einer jung vergangnen Periode angehören. Und daß auch heute
hier der Prozeß der Gebirgsbildung noch nicht abgeschlossen ist, das bezeugen
die zahlreich hier auftretenden vulkanischen Erscheinungen und Erdbeben.

Den Unterschied zwischen den Rändern des Atlantischen und des Stillen
Ozeans zeigt uns in besondrer Deutlichkeit Amerika, das von beiden Meeren
in gleicher Weise auf eine außerordentlich lange Strecke hin bespült wird. Im
Westen finden wir einen schmalen Küstensaum zwischen ganz beträchtlichen
Erhebungen auf der einen Seite und tiefen Meeressenkungen auf der andern.
Auf lange Strecken sind die Ufer ungemein einförmig, wenig gegliedert und
-- da ihnen noch außerdem ein ausgedehntes, stärker bevölkertes Hinterland
fehlt -- arm an bedeutenden Häfen. Flach, breit und bald durch Flußmündungen,
bald durch Busen und Buchten vielfach gegliedert ist die Ostküste. Vor einem
weitausgedehnter, an Bodenschätzen aller Art sehr reichen Hinterkante liegend,
hat sie eine große Zahl von Hafenstädten mit sehr lebhaftem Handel und
Verkehr.

Das mögen folgende dem Eckartschen Grundriß der Handelsgeographie
entnommne Zahlen illustrieren. Er unterscheidet Riesenverkehrshäfen mit mehr
als 10 Millionen Registertonnen Schiffsbewegung von den Großverkehrshäfen
und den Mittelverkehrshäfen mit 10 bis 3 Millionen und 3 bis 1 Million
Registertonnen. Aus der ersten Gruppe finden wir in Westamerika keinen, in
Ostamerika den einen Newyork mit 16,8 Millionen Registertonnen, von der
zweiten Gruppe hat die pazifische Seite einen: Valparaiso, die atlantische acht:
Boston, Philadelphia, Baltimore, Neu- Orleans, Havana, Buenos Aires,


Atlantischer und Stiller Gzean

legt sich der Atlantische Ozean zwischen die zwei Amerika und Europa-Afrika.
Der Stille Ozean dagegen hat eher die Gestalt eines mächtigen Beckens,
dessen Ränder einander im Norden äußerst nahe kommen, während sie im
Süden zwar scheinbar weit auseinander treten, aber doch durch das Südpolar-
land näher verbunden sind als die südlichen Raubenden des Atlantischen
Meeres. Wenigstens ist eine ehemalige Landverbindung zwischen Südamerika
und dem antarktischen Grahamsland jedenfalls für die Jurazeit wahrscheinlich
(s. Wilckens, Zur Geologie der Südpolarländer), und der Abstand zwischen den
südlichsten zu Neuseeland gehörenden Inseln und der Antarktis beträgt nur
wenig mehr als fünfzehn Breitengrade, während Afrika um mehr als das
Doppelte von den Südpolarländern entfernt ist. Ein sichrer Nachweis einer
frühern Landverbindung zwischen Südamerika und Australien ist allerdings
noch nicht geliefert worden.

Aber — das ist das wichtige — dieser Zusammenhang der Ränder des
Stillen Ozeans ist nicht nur ein scheinbarer, er prägt sich auch insbesondre
im Bau der Randgebirge aus. Vom Feuerland an über die Anden, die mittel-
uud die nordamerikanischen Gebirgsketten, über die Reihen von Jnselschnüren,
die bei Alaska beginnend die ganze ostasiatische Küste bis nach Bornco be¬
gleiten und ebenso Australien über Neuguinea, Neukaledonien bis nach Neu¬
seeland hin, ziehen sich hintereinander lange hohe Faltengebirge hin, die
erdgeschichtlich einer jung vergangnen Periode angehören. Und daß auch heute
hier der Prozeß der Gebirgsbildung noch nicht abgeschlossen ist, das bezeugen
die zahlreich hier auftretenden vulkanischen Erscheinungen und Erdbeben.

Den Unterschied zwischen den Rändern des Atlantischen und des Stillen
Ozeans zeigt uns in besondrer Deutlichkeit Amerika, das von beiden Meeren
in gleicher Weise auf eine außerordentlich lange Strecke hin bespült wird. Im
Westen finden wir einen schmalen Küstensaum zwischen ganz beträchtlichen
Erhebungen auf der einen Seite und tiefen Meeressenkungen auf der andern.
Auf lange Strecken sind die Ufer ungemein einförmig, wenig gegliedert und
— da ihnen noch außerdem ein ausgedehntes, stärker bevölkertes Hinterland
fehlt — arm an bedeutenden Häfen. Flach, breit und bald durch Flußmündungen,
bald durch Busen und Buchten vielfach gegliedert ist die Ostküste. Vor einem
weitausgedehnter, an Bodenschätzen aller Art sehr reichen Hinterkante liegend,
hat sie eine große Zahl von Hafenstädten mit sehr lebhaftem Handel und
Verkehr.

Das mögen folgende dem Eckartschen Grundriß der Handelsgeographie
entnommne Zahlen illustrieren. Er unterscheidet Riesenverkehrshäfen mit mehr
als 10 Millionen Registertonnen Schiffsbewegung von den Großverkehrshäfen
und den Mittelverkehrshäfen mit 10 bis 3 Millionen und 3 bis 1 Million
Registertonnen. Aus der ersten Gruppe finden wir in Westamerika keinen, in
Ostamerika den einen Newyork mit 16,8 Millionen Registertonnen, von der
zweiten Gruppe hat die pazifische Seite einen: Valparaiso, die atlantische acht:
Boston, Philadelphia, Baltimore, Neu- Orleans, Havana, Buenos Aires,


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[0078] Atlantischer und Stiller Gzean legt sich der Atlantische Ozean zwischen die zwei Amerika und Europa-Afrika. Der Stille Ozean dagegen hat eher die Gestalt eines mächtigen Beckens, dessen Ränder einander im Norden äußerst nahe kommen, während sie im Süden zwar scheinbar weit auseinander treten, aber doch durch das Südpolar- land näher verbunden sind als die südlichen Raubenden des Atlantischen Meeres. Wenigstens ist eine ehemalige Landverbindung zwischen Südamerika und dem antarktischen Grahamsland jedenfalls für die Jurazeit wahrscheinlich (s. Wilckens, Zur Geologie der Südpolarländer), und der Abstand zwischen den südlichsten zu Neuseeland gehörenden Inseln und der Antarktis beträgt nur wenig mehr als fünfzehn Breitengrade, während Afrika um mehr als das Doppelte von den Südpolarländern entfernt ist. Ein sichrer Nachweis einer frühern Landverbindung zwischen Südamerika und Australien ist allerdings noch nicht geliefert worden. Aber — das ist das wichtige — dieser Zusammenhang der Ränder des Stillen Ozeans ist nicht nur ein scheinbarer, er prägt sich auch insbesondre im Bau der Randgebirge aus. Vom Feuerland an über die Anden, die mittel- uud die nordamerikanischen Gebirgsketten, über die Reihen von Jnselschnüren, die bei Alaska beginnend die ganze ostasiatische Küste bis nach Bornco be¬ gleiten und ebenso Australien über Neuguinea, Neukaledonien bis nach Neu¬ seeland hin, ziehen sich hintereinander lange hohe Faltengebirge hin, die erdgeschichtlich einer jung vergangnen Periode angehören. Und daß auch heute hier der Prozeß der Gebirgsbildung noch nicht abgeschlossen ist, das bezeugen die zahlreich hier auftretenden vulkanischen Erscheinungen und Erdbeben. Den Unterschied zwischen den Rändern des Atlantischen und des Stillen Ozeans zeigt uns in besondrer Deutlichkeit Amerika, das von beiden Meeren in gleicher Weise auf eine außerordentlich lange Strecke hin bespült wird. Im Westen finden wir einen schmalen Küstensaum zwischen ganz beträchtlichen Erhebungen auf der einen Seite und tiefen Meeressenkungen auf der andern. Auf lange Strecken sind die Ufer ungemein einförmig, wenig gegliedert und — da ihnen noch außerdem ein ausgedehntes, stärker bevölkertes Hinterland fehlt — arm an bedeutenden Häfen. Flach, breit und bald durch Flußmündungen, bald durch Busen und Buchten vielfach gegliedert ist die Ostküste. Vor einem weitausgedehnter, an Bodenschätzen aller Art sehr reichen Hinterkante liegend, hat sie eine große Zahl von Hafenstädten mit sehr lebhaftem Handel und Verkehr. Das mögen folgende dem Eckartschen Grundriß der Handelsgeographie entnommne Zahlen illustrieren. Er unterscheidet Riesenverkehrshäfen mit mehr als 10 Millionen Registertonnen Schiffsbewegung von den Großverkehrshäfen und den Mittelverkehrshäfen mit 10 bis 3 Millionen und 3 bis 1 Million Registertonnen. Aus der ersten Gruppe finden wir in Westamerika keinen, in Ostamerika den einen Newyork mit 16,8 Millionen Registertonnen, von der zweiten Gruppe hat die pazifische Seite einen: Valparaiso, die atlantische acht: Boston, Philadelphia, Baltimore, Neu- Orleans, Havana, Buenos Aires,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/78>, abgerufen am 06.02.2025.