Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika arbeit nicht mit dem Farbigen konkurrieren kann, auf 25 Prozent und zieht Ebenso wie sich infolge des Klimas der Gegensatz zwischen den Nord¬ Es würde sich dann die umgekehrte Erscheinung abspielen wie in Europa, Das Tempo, in dem diese Entwicklung vor sich gehn wird, wird jedoch Grenzboten II 1907
Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika arbeit nicht mit dem Farbigen konkurrieren kann, auf 25 Prozent und zieht Ebenso wie sich infolge des Klimas der Gegensatz zwischen den Nord¬ Es würde sich dann die umgekehrte Erscheinung abspielen wie in Europa, Das Tempo, in dem diese Entwicklung vor sich gehn wird, wird jedoch Grenzboten II 1907
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0609" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302597"/> <fw type="header" place="top"> Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika</fw><lb/> <p xml:id="ID_2604" prev="#ID_2603"> arbeit nicht mit dem Farbigen konkurrieren kann, auf 25 Prozent und zieht<lb/> hieraus die Schlußfolgerung, daß sich in diesem Teile der Union die breiten<lb/> Schichten der körperlich im Freien tätigen Klassen mit fortschreitender Volks¬<lb/> verdichtung mehr und mehr aus völlig fremdartigen Elementen ergänzen<lb/> werden, und daß infolgedessen die Südstaaten gegenüber den Nordstaaten eine<lb/> andre Stellung hinsichtlich der Einwandrung werden beobachten müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2605"> Ebenso wie sich infolge des Klimas der Gegensatz zwischen den Nord¬<lb/> staaten und dem Süden immer mehr verschärfen wird, ebenso wird der wirt¬<lb/> schaftliche Einfluß des Klimas in dem ungeheuern Gebiet der Weststaaten<lb/> ganz andre Wirkungen herbeiführen als im Osten. Die Weststaaten, deren<lb/> Flüche von dem Gesamtgebiet der Union beinahe zwei Fünftel einnimmt, sind<lb/> augenblicklich ganz von der Laune und dem guten Willen der Trustmagnaten<lb/> des Ostens abhängig, aber die Zukunft gehört aller Voraussicht nach den West-<lb/> stnaten. Die Weizenertrüge von der gleichen Ackerflüche sind im Westen wesentlich<lb/> höher als im Osten und betragen nach Dove im ganzen Gebiet des Felsen¬<lb/> gebirges etwa 50 Prozent mehr als im Nordostgebiet. Der Anbau besonders<lb/> hochwertiger Gewächse ist außerdem noch in den Weststaaten möglich, da diese<lb/> Gewächse nicht durch die winterlichen Kältegrade und die Frühlingsfröste des<lb/> Ostens gefährdet siud. Dove hebt hervor, daß schon jetzt Wein, Südfrüchte<lb/> und Garteugewächse im Westen und namentlich in Kalifornien eine große<lb/> Bedeutung erlangt haben und in Zukunft in immer höherm Grade die wirt¬<lb/> schaftliche Überlegenheit des Westens über den Osten herbeiführen werden,<lb/> und kommt zu der auch durch andre Tatsachen erhärteten Schlußfolgerung,<lb/> das Hauptgewicht der Bevölkerung werde sich mehr und mehr vom industriellen<lb/> Osten in den vorwiegend landwirtschaftlichen Westen verschieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2606"> Es würde sich dann die umgekehrte Erscheinung abspielen wie in Europa,<lb/> und die landwirtschaftlichen Interessen würden in künftigen Jahrzehnten in<lb/> den Vordergrund der nationalen Politik geschoben werden, mithin auch eine<lb/> der jetzigen entgegengesetzte amerikanische Handelspolitik herbeiführen. Dove<lb/> Mvähnt zur UnterMung seiner Ansicht die Tatsache, daß die Beteiligung<lb/> der amerikanischen Großstädte an der Gesamtbevölkerung keineswegs in dem<lb/> Maße gewachsen ist wie bei uns. denn während in Deutschland infolge der<lb/> starken Zunahme der Jndustriebevölkerung seit dem Jahre 1870 der Anteil<lb/> der Großstädte an der Gesamteinwohnermenge mehr als sechsmal so schnell<lb/> gestiegen sei wie die Bevölkerung des Reichs, entspreche das Verhältnis in<lb/> der Union annähernd dem allgemeinem Wachstum der Zahl aller Staats¬<lb/> bewohner.</p><lb/> <p xml:id="ID_2607" next="#ID_2608"> Das Tempo, in dem diese Entwicklung vor sich gehn wird, wird jedoch<lb/> wohl von Dove überschätzt. Die in Betracht kommenden Siedlungsflachen<lb/> des innern Westens scheinen für die neu ins Land kommenden Emwandrer<lb/> vorläufig recht wenig Anziehungskraft zu haben. Dove selbst gibt an. daß<lb/> im Jahre 1900 noch zweiundeineviertel Million Quadratkilometer Reg:erungs-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1907</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0609]
Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika
arbeit nicht mit dem Farbigen konkurrieren kann, auf 25 Prozent und zieht
hieraus die Schlußfolgerung, daß sich in diesem Teile der Union die breiten
Schichten der körperlich im Freien tätigen Klassen mit fortschreitender Volks¬
verdichtung mehr und mehr aus völlig fremdartigen Elementen ergänzen
werden, und daß infolgedessen die Südstaaten gegenüber den Nordstaaten eine
andre Stellung hinsichtlich der Einwandrung werden beobachten müssen.
Ebenso wie sich infolge des Klimas der Gegensatz zwischen den Nord¬
staaten und dem Süden immer mehr verschärfen wird, ebenso wird der wirt¬
schaftliche Einfluß des Klimas in dem ungeheuern Gebiet der Weststaaten
ganz andre Wirkungen herbeiführen als im Osten. Die Weststaaten, deren
Flüche von dem Gesamtgebiet der Union beinahe zwei Fünftel einnimmt, sind
augenblicklich ganz von der Laune und dem guten Willen der Trustmagnaten
des Ostens abhängig, aber die Zukunft gehört aller Voraussicht nach den West-
stnaten. Die Weizenertrüge von der gleichen Ackerflüche sind im Westen wesentlich
höher als im Osten und betragen nach Dove im ganzen Gebiet des Felsen¬
gebirges etwa 50 Prozent mehr als im Nordostgebiet. Der Anbau besonders
hochwertiger Gewächse ist außerdem noch in den Weststaaten möglich, da diese
Gewächse nicht durch die winterlichen Kältegrade und die Frühlingsfröste des
Ostens gefährdet siud. Dove hebt hervor, daß schon jetzt Wein, Südfrüchte
und Garteugewächse im Westen und namentlich in Kalifornien eine große
Bedeutung erlangt haben und in Zukunft in immer höherm Grade die wirt¬
schaftliche Überlegenheit des Westens über den Osten herbeiführen werden,
und kommt zu der auch durch andre Tatsachen erhärteten Schlußfolgerung,
das Hauptgewicht der Bevölkerung werde sich mehr und mehr vom industriellen
Osten in den vorwiegend landwirtschaftlichen Westen verschieben.
Es würde sich dann die umgekehrte Erscheinung abspielen wie in Europa,
und die landwirtschaftlichen Interessen würden in künftigen Jahrzehnten in
den Vordergrund der nationalen Politik geschoben werden, mithin auch eine
der jetzigen entgegengesetzte amerikanische Handelspolitik herbeiführen. Dove
Mvähnt zur UnterMung seiner Ansicht die Tatsache, daß die Beteiligung
der amerikanischen Großstädte an der Gesamtbevölkerung keineswegs in dem
Maße gewachsen ist wie bei uns. denn während in Deutschland infolge der
starken Zunahme der Jndustriebevölkerung seit dem Jahre 1870 der Anteil
der Großstädte an der Gesamteinwohnermenge mehr als sechsmal so schnell
gestiegen sei wie die Bevölkerung des Reichs, entspreche das Verhältnis in
der Union annähernd dem allgemeinem Wachstum der Zahl aller Staats¬
bewohner.
Das Tempo, in dem diese Entwicklung vor sich gehn wird, wird jedoch
wohl von Dove überschätzt. Die in Betracht kommenden Siedlungsflachen
des innern Westens scheinen für die neu ins Land kommenden Emwandrer
vorläufig recht wenig Anziehungskraft zu haben. Dove selbst gibt an. daß
im Jahre 1900 noch zweiundeineviertel Million Quadratkilometer Reg:erungs-
Grenzboten II 1907
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