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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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auszuschließen, sondern es genüge, diese Art von Kriegführung so lange zu
verhindern, bis man sie in die oben erwähnten regelrechten Bahnen lenken
könne und dadurch die nachteiligen Umstände, die bei dem damaligen Stande
der Technik nicht zu vermeiden seien, ausschlösse.

Da nun die Franzosen mit einigem Recht die Behauptung aufstellen und
nachweisen können, daß nach ihren Erfahrungen die Voraussetzungen, unter denen
das hier besprochne Abkommen im Jahre 1899 geschlossen wurde, nicht mehr zu¬
treffen, und da auch andre Mächte in der Beurteilung der militärischen Brauchbar¬
keit lenkbarer Luftschiffe zu ganz andern Anschauungen gekommen sein werden,
Ah sie sie im Jahre 1899 hatten, so dürfte sich, wie gesagt, im Juni dieses Jahres
kaum eine Mehrheit finden, die die damaligen Vereinbarungen über die Benutzung
von Geschossen und Explosivstoffen aus Ballons von neuem unterzeichnet.

Wenn wir auch nicht in der Lage sind, alle Angaben auf ihre Nichtigkeit
zu prüfen, so mag doch an dieser Stelle, des allgemeinen Interesses wegen,
eingeschaltet werden, daß besonders in England die Furcht vor den lenkbarem
Luftschiffer der Franzosen sehr groß zu sein scheint, und daß die Presse fort¬
dauernd darauf dringt, das Parlament solle die Regierung zwingen, mehr
Aufmerksamkeit als bisher auf die Entwicklung der Militärluftschiffahrt zu
wenden. In sehr eindrucksvoller Worten hat sich in dieser wichtigen Frage
vor nicht langer Zeit Mr. Edge im vais lÄxross ausgesprochen und gesagt,
daß die Franzosen mit Luftschiffer schon so ausgerüstet seien, daß mit deren
Hilfe die ganze britische Flotte in einer Entfernung von zwanzig englischen
Meilen von der französischen Küste vollständig nutzlos gemacht werden könnte.
Es sei unbegreiflich, daß die Regierung nichts tue, da die Kosten von Luft¬
schiffer für Kriegszwecke verhältnismäßig gering seien und 50000 Pfund nicht
übersteigen würden. Frankreich würde jetzt in der Lage sein, an nebligen
Tagen zum Beispiel. Luftschiffe so nahe über alle britischen Kriegsschiffe fahren
^ lassen, die sich innerhalb der angegebnen Entfernung an die französische
Küste wagten, daß es ein leichtes sein würde. Explosivstoffe so auf diese Schiffe
herabfalle" zu lassen, daß die teuersten Kriegsschiffe ohne weiteres zerstört
werden würden. ...

.^Damit ist uns Gelegenheit gegeben, kurz die sicherlich s^ wichtige Frage
M berühren, wie sich denn bei dem heutigen Stande der Motorluftschi fahrt
die Mitnahme und die Verwendung von Explosivgeschossen in Luftkriegsschiffen
gestalten dürften. Und da wird sich herausstellen, um das Wichtigste gleich
vorauszunehmen, daß die Ausführung doch nicht so ganz einfach ist. und die
Besorgnisse der Engländer vor der Zerstörung ihrer Flotte von Luftschiffer aus
wenn sie tatsächlich bestehn sollten, vorderhand wenigstens nicht ganz begründet
sind. In einem außerordentlich lehrreich geschriebnen Aufsatz. de.^der bewahrte
Aeronaut der Motorluftschiff-Studiengesellschaft. Hanptmmm a. D. von Krogh
geschrieben und ganz kürzlich in der Zeitschrift für das gesamte Schieß- und
Sprengstoffwesen veröffentlicht hat. wird nämlich unter anderm ausgeführt daß.
da das Luftschiff wegen seiner eignen Gefährdung nicht zu niedrig fahren dürfe.


auszuschließen, sondern es genüge, diese Art von Kriegführung so lange zu
verhindern, bis man sie in die oben erwähnten regelrechten Bahnen lenken
könne und dadurch die nachteiligen Umstände, die bei dem damaligen Stande
der Technik nicht zu vermeiden seien, ausschlösse.

Da nun die Franzosen mit einigem Recht die Behauptung aufstellen und
nachweisen können, daß nach ihren Erfahrungen die Voraussetzungen, unter denen
das hier besprochne Abkommen im Jahre 1899 geschlossen wurde, nicht mehr zu¬
treffen, und da auch andre Mächte in der Beurteilung der militärischen Brauchbar¬
keit lenkbarer Luftschiffe zu ganz andern Anschauungen gekommen sein werden,
Ah sie sie im Jahre 1899 hatten, so dürfte sich, wie gesagt, im Juni dieses Jahres
kaum eine Mehrheit finden, die die damaligen Vereinbarungen über die Benutzung
von Geschossen und Explosivstoffen aus Ballons von neuem unterzeichnet.

Wenn wir auch nicht in der Lage sind, alle Angaben auf ihre Nichtigkeit
zu prüfen, so mag doch an dieser Stelle, des allgemeinen Interesses wegen,
eingeschaltet werden, daß besonders in England die Furcht vor den lenkbarem
Luftschiffer der Franzosen sehr groß zu sein scheint, und daß die Presse fort¬
dauernd darauf dringt, das Parlament solle die Regierung zwingen, mehr
Aufmerksamkeit als bisher auf die Entwicklung der Militärluftschiffahrt zu
wenden. In sehr eindrucksvoller Worten hat sich in dieser wichtigen Frage
vor nicht langer Zeit Mr. Edge im vais lÄxross ausgesprochen und gesagt,
daß die Franzosen mit Luftschiffer schon so ausgerüstet seien, daß mit deren
Hilfe die ganze britische Flotte in einer Entfernung von zwanzig englischen
Meilen von der französischen Küste vollständig nutzlos gemacht werden könnte.
Es sei unbegreiflich, daß die Regierung nichts tue, da die Kosten von Luft¬
schiffer für Kriegszwecke verhältnismäßig gering seien und 50000 Pfund nicht
übersteigen würden. Frankreich würde jetzt in der Lage sein, an nebligen
Tagen zum Beispiel. Luftschiffe so nahe über alle britischen Kriegsschiffe fahren
^ lassen, die sich innerhalb der angegebnen Entfernung an die französische
Küste wagten, daß es ein leichtes sein würde. Explosivstoffe so auf diese Schiffe
herabfalle» zu lassen, daß die teuersten Kriegsschiffe ohne weiteres zerstört
werden würden. ...

.^Damit ist uns Gelegenheit gegeben, kurz die sicherlich s^ wichtige Frage
M berühren, wie sich denn bei dem heutigen Stande der Motorluftschi fahrt
die Mitnahme und die Verwendung von Explosivgeschossen in Luftkriegsschiffen
gestalten dürften. Und da wird sich herausstellen, um das Wichtigste gleich
vorauszunehmen, daß die Ausführung doch nicht so ganz einfach ist. und die
Besorgnisse der Engländer vor der Zerstörung ihrer Flotte von Luftschiffer aus
wenn sie tatsächlich bestehn sollten, vorderhand wenigstens nicht ganz begründet
sind. In einem außerordentlich lehrreich geschriebnen Aufsatz. de.^der bewahrte
Aeronaut der Motorluftschiff-Studiengesellschaft. Hanptmmm a. D. von Krogh
geschrieben und ganz kürzlich in der Zeitschrift für das gesamte Schieß- und
Sprengstoffwesen veröffentlicht hat. wird nämlich unter anderm ausgeführt daß.
da das Luftschiff wegen seiner eignen Gefährdung nicht zu niedrig fahren dürfe.


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[0605] auszuschließen, sondern es genüge, diese Art von Kriegführung so lange zu verhindern, bis man sie in die oben erwähnten regelrechten Bahnen lenken könne und dadurch die nachteiligen Umstände, die bei dem damaligen Stande der Technik nicht zu vermeiden seien, ausschlösse. Da nun die Franzosen mit einigem Recht die Behauptung aufstellen und nachweisen können, daß nach ihren Erfahrungen die Voraussetzungen, unter denen das hier besprochne Abkommen im Jahre 1899 geschlossen wurde, nicht mehr zu¬ treffen, und da auch andre Mächte in der Beurteilung der militärischen Brauchbar¬ keit lenkbarer Luftschiffe zu ganz andern Anschauungen gekommen sein werden, Ah sie sie im Jahre 1899 hatten, so dürfte sich, wie gesagt, im Juni dieses Jahres kaum eine Mehrheit finden, die die damaligen Vereinbarungen über die Benutzung von Geschossen und Explosivstoffen aus Ballons von neuem unterzeichnet. Wenn wir auch nicht in der Lage sind, alle Angaben auf ihre Nichtigkeit zu prüfen, so mag doch an dieser Stelle, des allgemeinen Interesses wegen, eingeschaltet werden, daß besonders in England die Furcht vor den lenkbarem Luftschiffer der Franzosen sehr groß zu sein scheint, und daß die Presse fort¬ dauernd darauf dringt, das Parlament solle die Regierung zwingen, mehr Aufmerksamkeit als bisher auf die Entwicklung der Militärluftschiffahrt zu wenden. In sehr eindrucksvoller Worten hat sich in dieser wichtigen Frage vor nicht langer Zeit Mr. Edge im vais lÄxross ausgesprochen und gesagt, daß die Franzosen mit Luftschiffer schon so ausgerüstet seien, daß mit deren Hilfe die ganze britische Flotte in einer Entfernung von zwanzig englischen Meilen von der französischen Küste vollständig nutzlos gemacht werden könnte. Es sei unbegreiflich, daß die Regierung nichts tue, da die Kosten von Luft¬ schiffer für Kriegszwecke verhältnismäßig gering seien und 50000 Pfund nicht übersteigen würden. Frankreich würde jetzt in der Lage sein, an nebligen Tagen zum Beispiel. Luftschiffe so nahe über alle britischen Kriegsschiffe fahren ^ lassen, die sich innerhalb der angegebnen Entfernung an die französische Küste wagten, daß es ein leichtes sein würde. Explosivstoffe so auf diese Schiffe herabfalle» zu lassen, daß die teuersten Kriegsschiffe ohne weiteres zerstört werden würden. ... .^Damit ist uns Gelegenheit gegeben, kurz die sicherlich s^ wichtige Frage M berühren, wie sich denn bei dem heutigen Stande der Motorluftschi fahrt die Mitnahme und die Verwendung von Explosivgeschossen in Luftkriegsschiffen gestalten dürften. Und da wird sich herausstellen, um das Wichtigste gleich vorauszunehmen, daß die Ausführung doch nicht so ganz einfach ist. und die Besorgnisse der Engländer vor der Zerstörung ihrer Flotte von Luftschiffer aus wenn sie tatsächlich bestehn sollten, vorderhand wenigstens nicht ganz begründet sind. In einem außerordentlich lehrreich geschriebnen Aufsatz. de.^der bewahrte Aeronaut der Motorluftschiff-Studiengesellschaft. Hanptmmm a. D. von Krogh geschrieben und ganz kürzlich in der Zeitschrift für das gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen veröffentlicht hat. wird nämlich unter anderm ausgeführt daß. da das Luftschiff wegen seiner eignen Gefährdung nicht zu niedrig fahren dürfe.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/605>, abgerufen am 06.02.2025.