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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Eine Kommerfahrt in das Erzgebirge

Lust umgibt un?'. Bei jeder Biegung des Weges zeigen uns diese wunderbaren
Domhallen neue Gestalten, schönere Bilder, herrlichere Effekte der durch die
Zweige hereinbrechenden Abendsonne, und durch das Einatmen der frische",
duftigen Waldesluft. die uns so lind und lau umfächelt, fühlen wir uns wie
neugeboren. So gehen wir etwa fünfviertel Stunden lang auf der schonen Straße
fort, durch den Wald nach Olbernhau. wo wir "/^ Uhr des Abends in.kommend
im Hotel Klix Wohnung nehmen. Am zweiten Tage brechen wir Uhr in
der Frühe auf und wandern mit Umgehung des auf halbem Wege liegenden
Ortes Ursprung über Gruudau direkt nach Zöblitz. Kurz vor der "labt schwenken
wir noch "ach rechts ab, um die Scrpentinsteinbrüche zu besuchen, die auf dem
gegen Ausprung hinstreichenden Höhenzuge, der "tzartha", liegen.

Der Serpentin lagert hier auf dem Gneis in drei Flözen übereinander.
Das oberste Flöz, zwölf bis fünfzehn Ellen mächtig, enthält den dunkelgrünen,
seiner Sprödigkeit wegen nur zum Straßenbau tauglichen Kammstem; das mittlere,
von einviertel bis dreiviertel Ellen Mächtigkeit, den hellgrünen, oft no mane
spielenden sogenannten Horn- oder Lawetzsteiu und erst das .mtcrste den zum
Drechseln brauchbaren, bisweilen mit Granaten vermischten Serpentin. ^,e
vorherrschende Farbe des Serpentins ist grün, selten findet man den braunen
und gelben; roter lagert nur in einem Bruche. Seine Farbe behalt nur der
schwarzgrttne Stein, die feinste Politur nimmt der rötlichgrane an. Die früher
von den Serpentinsteindrechslern selbst - es bildete sich schon in ^ahre 1016
i" Zöblitz eine besondre Innung, eine Steindrechslerzunft - auf sehr unratio¬
nelle Weise bearbeiteten Brüche sind seit 1861 in dem Besitz euicr Aktien¬
gesellschaft, die nunmehr einen bergmännischen Abbau eingerichtet hat. wodurch
die ganze Serpentinindustrie neu belebt worden ist. Mit Recht orr anerkann
d"ß die Fabrikate in neuerer Zeit eine größere Formvollendiing z gen. Bin.
Zöblitz. einer Stadt von 3400 Einwohnern, die me renat . besond.r. 18o4.
dnrch Vrandunglück heimgesucht wurde, wandern wir hinunter in d°v d
Schwarzen Pocwu. Die Schwarze Pockau. die am Katzenste.n 4 ^ Fall^ at
ergießt ihr Wasser in die Fissa und rauscht durch -"''^^ ' 'lites in
^ Erzgebirges. Wir betreten das Tal bei den H^^^"
sogleich nach links und wandern auf gut gepflegter Straße sein ^ ^ e
SU- Mit dem Beginn des Kriegswalder Reviers wird die ^"
le Felsbildung immer schroffer. Hier hat das Gebirge noch den gr ß ^der fast unberührten, unentweihten Natur. Die ^no^chonen Weges'wird noch wenig durch die ^gestört, und nur selten kommt uns ein Holzfäller oder e " um- ^
^ Kräuter und Pilze sucht, entgegen, E.^near^enberger Revier liegenden Katzensteui 'drin^ ^dessen Plateau hinaufsteigen, gehen wir eine Streäe ^ter "
^ zu der Teufelsmauer. einem großartigen Fel enpaß. der s^sozusagen einen direkten Abschluß der Schönheiten des Tale, bildet, denn


Grenzboten II 1907
Eine Kommerfahrt in das Erzgebirge

Lust umgibt un?'. Bei jeder Biegung des Weges zeigen uns diese wunderbaren
Domhallen neue Gestalten, schönere Bilder, herrlichere Effekte der durch die
Zweige hereinbrechenden Abendsonne, und durch das Einatmen der frische»,
duftigen Waldesluft. die uns so lind und lau umfächelt, fühlen wir uns wie
neugeboren. So gehen wir etwa fünfviertel Stunden lang auf der schonen Straße
fort, durch den Wald nach Olbernhau. wo wir »/^ Uhr des Abends in.kommend
im Hotel Klix Wohnung nehmen. Am zweiten Tage brechen wir Uhr in
der Frühe auf und wandern mit Umgehung des auf halbem Wege liegenden
Ortes Ursprung über Gruudau direkt nach Zöblitz. Kurz vor der «labt schwenken
wir noch »ach rechts ab, um die Scrpentinsteinbrüche zu besuchen, die auf dem
gegen Ausprung hinstreichenden Höhenzuge, der „tzartha", liegen.

Der Serpentin lagert hier auf dem Gneis in drei Flözen übereinander.
Das oberste Flöz, zwölf bis fünfzehn Ellen mächtig, enthält den dunkelgrünen,
seiner Sprödigkeit wegen nur zum Straßenbau tauglichen Kammstem; das mittlere,
von einviertel bis dreiviertel Ellen Mächtigkeit, den hellgrünen, oft no mane
spielenden sogenannten Horn- oder Lawetzsteiu und erst das .mtcrste den zum
Drechseln brauchbaren, bisweilen mit Granaten vermischten Serpentin. ^,e
vorherrschende Farbe des Serpentins ist grün, selten findet man den braunen
und gelben; roter lagert nur in einem Bruche. Seine Farbe behalt nur der
schwarzgrttne Stein, die feinste Politur nimmt der rötlichgrane an. Die früher
von den Serpentinsteindrechslern selbst - es bildete sich schon in ^ahre 1016
i" Zöblitz eine besondre Innung, eine Steindrechslerzunft - auf sehr unratio¬
nelle Weise bearbeiteten Brüche sind seit 1861 in dem Besitz euicr Aktien¬
gesellschaft, die nunmehr einen bergmännischen Abbau eingerichtet hat. wodurch
die ganze Serpentinindustrie neu belebt worden ist. Mit Recht orr anerkann
d"ß die Fabrikate in neuerer Zeit eine größere Formvollendiing z gen. Bin.
Zöblitz. einer Stadt von 3400 Einwohnern, die me renat . besond.r. 18o4.
dnrch Vrandunglück heimgesucht wurde, wandern wir hinunter in d°v d
Schwarzen Pocwu. Die Schwarze Pockau. die am Katzenste.n 4 ^ Fall^ at
ergießt ihr Wasser in die Fissa und rauscht durch -"''^^ ' 'lites in
^ Erzgebirges. Wir betreten das Tal bei den H^^^"
sogleich nach links und wandern auf gut gepflegter Straße sein ^ ^ e
SU- Mit dem Beginn des Kriegswalder Reviers wird die ^«
le Felsbildung immer schroffer. Hier hat das Gebirge noch den gr ß ^der fast unberührten, unentweihten Natur. Die ^no^chonen Weges'wird noch wenig durch die ^gestört, und nur selten kommt uns ein Holzfäller oder e " um- ^
^ Kräuter und Pilze sucht, entgegen, E.^near^enberger Revier liegenden Katzensteui 'drin^ ^dessen Plateau hinaufsteigen, gehen wir eine Streäe ^ter "
^ zu der Teufelsmauer. einem großartigen Fel enpaß. der s^sozusagen einen direkten Abschluß der Schönheiten des Tale, bildet, denn


Grenzboten II 1907
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[0577] Eine Kommerfahrt in das Erzgebirge Lust umgibt un?'. Bei jeder Biegung des Weges zeigen uns diese wunderbaren Domhallen neue Gestalten, schönere Bilder, herrlichere Effekte der durch die Zweige hereinbrechenden Abendsonne, und durch das Einatmen der frische», duftigen Waldesluft. die uns so lind und lau umfächelt, fühlen wir uns wie neugeboren. So gehen wir etwa fünfviertel Stunden lang auf der schonen Straße fort, durch den Wald nach Olbernhau. wo wir »/^ Uhr des Abends in.kommend im Hotel Klix Wohnung nehmen. Am zweiten Tage brechen wir Uhr in der Frühe auf und wandern mit Umgehung des auf halbem Wege liegenden Ortes Ursprung über Gruudau direkt nach Zöblitz. Kurz vor der «labt schwenken wir noch »ach rechts ab, um die Scrpentinsteinbrüche zu besuchen, die auf dem gegen Ausprung hinstreichenden Höhenzuge, der „tzartha", liegen. Der Serpentin lagert hier auf dem Gneis in drei Flözen übereinander. Das oberste Flöz, zwölf bis fünfzehn Ellen mächtig, enthält den dunkelgrünen, seiner Sprödigkeit wegen nur zum Straßenbau tauglichen Kammstem; das mittlere, von einviertel bis dreiviertel Ellen Mächtigkeit, den hellgrünen, oft no mane spielenden sogenannten Horn- oder Lawetzsteiu und erst das .mtcrste den zum Drechseln brauchbaren, bisweilen mit Granaten vermischten Serpentin. ^,e vorherrschende Farbe des Serpentins ist grün, selten findet man den braunen und gelben; roter lagert nur in einem Bruche. Seine Farbe behalt nur der schwarzgrttne Stein, die feinste Politur nimmt der rötlichgrane an. Die früher von den Serpentinsteindrechslern selbst - es bildete sich schon in ^ahre 1016 i" Zöblitz eine besondre Innung, eine Steindrechslerzunft - auf sehr unratio¬ nelle Weise bearbeiteten Brüche sind seit 1861 in dem Besitz euicr Aktien¬ gesellschaft, die nunmehr einen bergmännischen Abbau eingerichtet hat. wodurch die ganze Serpentinindustrie neu belebt worden ist. Mit Recht orr anerkann d"ß die Fabrikate in neuerer Zeit eine größere Formvollendiing z gen. Bin. Zöblitz. einer Stadt von 3400 Einwohnern, die me renat . besond.r. 18o4. dnrch Vrandunglück heimgesucht wurde, wandern wir hinunter in d°v d Schwarzen Pocwu. Die Schwarze Pockau. die am Katzenste.n 4 ^ Fall^ at ergießt ihr Wasser in die Fissa und rauscht durch -"''^^ ' 'lites in ^ Erzgebirges. Wir betreten das Tal bei den H^^^" sogleich nach links und wandern auf gut gepflegter Straße sein ^ ^ e SU- Mit dem Beginn des Kriegswalder Reviers wird die ^« le Felsbildung immer schroffer. Hier hat das Gebirge noch den gr ß ^der fast unberührten, unentweihten Natur. Die ^no^chonen Weges'wird noch wenig durch die ^gestört, und nur selten kommt uns ein Holzfäller oder e " um- ^ ^ Kräuter und Pilze sucht, entgegen, E.^near^enberger Revier liegenden Katzensteui 'drin^ ^dessen Plateau hinaufsteigen, gehen wir eine Streäe ^ter " ^ zu der Teufelsmauer. einem großartigen Fel enpaß. der s^sozusagen einen direkten Abschluß der Schönheiten des Tale, bildet, denn Grenzboten II 1907

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/577>, abgerufen am 06.02.2025.