Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Kunstgenuß auf Reisen Kunstgenuß auf Reisen spielt, hat den kostbaren alten Hausrat an sich gerissen. Dieses und noch viel mehr zu sehen und zu entdecken, ist unser neues Also nehmen wir den Stadtplan her. von dem wir in dieser Beziehung Kunstgenuß auf Reisen Kunstgenuß auf Reisen spielt, hat den kostbaren alten Hausrat an sich gerissen. Dieses und noch viel mehr zu sehen und zu entdecken, ist unser neues Also nehmen wir den Stadtplan her. von dem wir in dieser Beziehung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0565" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302553"/> <fw type="header" place="top"> Kunstgenuß auf Reisen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2429" prev="#ID_2428"> Kunstgenuß auf Reisen spielt, hat den kostbaren alten Hausrat an sich gerissen.<lb/> Es gehört mit zu den Pflichten einer ans diese Art geforderten Heimatpflege,<lb/> die unwissenden Besitzer ans dein Lande über den Wert dieses alten Kultur¬<lb/> bestandes aufzuklären, denn nur hier, wo dieser Besitzstand im Leben ein orga¬<lb/> nisches Glied bildet, ist er schön und künstlerisch wertvoll; ins Museum ver¬<lb/> schleppt, sinkt er zum Gerümpel herab.</p><lb/> <p xml:id="ID_2430"> Dieses und noch viel mehr zu sehen und zu entdecken, ist unser neues<lb/> Reiseziel und Inhalt unsers Kunstgenusses ans Reisen. Wir dürfe., uicht n.c.nen,<lb/> daß es mit el.le.renat abgetan sei. Dieses organische Knnstbild.se so mannig¬<lb/> faltig, daß wir sicher sind, bei der jedesmaligen Wiederkehr an demselben Orte<lb/> neue und ....erhörte Wahrnehmungen zu machen. Auf dieser Grundlage b.ldee sich<lb/> allmählich eine neue Übung aus. die uns das Erfassen dieser Eindrücke wesentlich<lb/> erleichtern soll. Ich gehe hierbei immer von der Voraussetzung aus, daß wir<lb/> hier im Interesse eines lebendigen und bleibenden Kunstgenusses nicht von der<lb/> wissenschaftlichen oder literarischen Auffassung, sondern von der nun.ttelbaren<lb/> sagen wir notgedrnngncn künstlerische.. Anschauung der Dinge ausgchii. wen<lb/> es doch der eigentliche Zweck unsrer Vergnügungs- oder K.astre.sen .se. e.ne<lb/> möglichst plastische Anschauung von dem Zustande der Dinge zu empfangen und<lb/> von diesem Zustand ans den geschichtlichen Werdegang und auf die Kultur zu<lb/> schließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2431" next="#ID_2432"> Also nehmen wir den Stadtplan her. von dem wir in dieser Beziehung<lb/> die nachdrücklichste Belehrung empfangen. Von den ganz großen Städten ab¬<lb/> gesehen, wo die Dinge in den letzten fünfzig Jahren geradezu aus den Kopf<lb/> gestellt worden sind, bilden die mittlern noch immer ein wohlabgestuftes Bild<lb/> ihres Knlturganges. den man mit annähernder Gewißheit ans dem Stadtp an<lb/> ersehen kann. Zahllose Städte unsrer Provinzen lassen durch ihre.. Lageplan<lb/> eine., gleichartigen Typus erkennen, der dnrch die Gleichartig e.t ihrer Ent¬<lb/> wicklung, sei es als Bürgerstadt oder als Fürsteustadt. bestimmt.se. W.r er¬<lb/> kennen hieraus ohne weiteres den Ausgangspunkt, den unsre Kunstwande ung<lb/> M nehmen hat. Der Lebenskern dieser typischen Städte .se der große StM-<lb/> platz. Als Herz und Zeutralpunkt des organisch gegliederten Gememdewesens<lb/> "inne er ti7Lebe.öftre.ne ans und läßt sie nach ^n Teilen abstiegströmt alles zusammen. Wochenmarkt, geselliges Meeting Sonn gs nun ^,<lb/> Festivität, das anze bürgerliche Leben spielt sich h^ab- Der Platz er che ut<lb/> als geräumiger Fe tsaal neben den schmalen Gassen die °°re "um^deren Engbrüstigke t die Weiträumigst des Hauptplatzes noch in°unum.tale<lb/> erscheinen läßt. Hier ist alles wohl und wohnlich gestelt. die H r. as<lb/> Rathaus, der Brunnen mittelalterliche Giebelfronten und ^ ^ t ^es<lb/> ^er immerhin maßvoll ornamentierten Fassaden aus der Bar ckznt bez lebn .<lb/> die Glanzpunkte einer baukünstlerischen ortstümlichen En winkt eng. n<lb/> und dort ein Neubau aus den letzten Jahrzehnte.^<lb/> Ache Stilkopie mit dem Mietkasernencharakter w.e e.n Fr mdkorper auftaM<lb/> Stadtplatz in.d Rathaus. beide monumental entwickelt, charakterisieren die Stadt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0565]
Kunstgenuß auf Reisen
Kunstgenuß auf Reisen spielt, hat den kostbaren alten Hausrat an sich gerissen.
Es gehört mit zu den Pflichten einer ans diese Art geforderten Heimatpflege,
die unwissenden Besitzer ans dein Lande über den Wert dieses alten Kultur¬
bestandes aufzuklären, denn nur hier, wo dieser Besitzstand im Leben ein orga¬
nisches Glied bildet, ist er schön und künstlerisch wertvoll; ins Museum ver¬
schleppt, sinkt er zum Gerümpel herab.
Dieses und noch viel mehr zu sehen und zu entdecken, ist unser neues
Reiseziel und Inhalt unsers Kunstgenusses ans Reisen. Wir dürfe., uicht n.c.nen,
daß es mit el.le.renat abgetan sei. Dieses organische Knnstbild.se so mannig¬
faltig, daß wir sicher sind, bei der jedesmaligen Wiederkehr an demselben Orte
neue und ....erhörte Wahrnehmungen zu machen. Auf dieser Grundlage b.ldee sich
allmählich eine neue Übung aus. die uns das Erfassen dieser Eindrücke wesentlich
erleichtern soll. Ich gehe hierbei immer von der Voraussetzung aus, daß wir
hier im Interesse eines lebendigen und bleibenden Kunstgenusses nicht von der
wissenschaftlichen oder literarischen Auffassung, sondern von der nun.ttelbaren
sagen wir notgedrnngncn künstlerische.. Anschauung der Dinge ausgchii. wen
es doch der eigentliche Zweck unsrer Vergnügungs- oder K.astre.sen .se. e.ne
möglichst plastische Anschauung von dem Zustande der Dinge zu empfangen und
von diesem Zustand ans den geschichtlichen Werdegang und auf die Kultur zu
schließen.
Also nehmen wir den Stadtplan her. von dem wir in dieser Beziehung
die nachdrücklichste Belehrung empfangen. Von den ganz großen Städten ab¬
gesehen, wo die Dinge in den letzten fünfzig Jahren geradezu aus den Kopf
gestellt worden sind, bilden die mittlern noch immer ein wohlabgestuftes Bild
ihres Knlturganges. den man mit annähernder Gewißheit ans dem Stadtp an
ersehen kann. Zahllose Städte unsrer Provinzen lassen durch ihre.. Lageplan
eine., gleichartigen Typus erkennen, der dnrch die Gleichartig e.t ihrer Ent¬
wicklung, sei es als Bürgerstadt oder als Fürsteustadt. bestimmt.se. W.r er¬
kennen hieraus ohne weiteres den Ausgangspunkt, den unsre Kunstwande ung
M nehmen hat. Der Lebenskern dieser typischen Städte .se der große StM-
platz. Als Herz und Zeutralpunkt des organisch gegliederten Gememdewesens
"inne er ti7Lebe.öftre.ne ans und läßt sie nach ^n Teilen abstiegströmt alles zusammen. Wochenmarkt, geselliges Meeting Sonn gs nun ^,
Festivität, das anze bürgerliche Leben spielt sich h^ab- Der Platz er che ut
als geräumiger Fe tsaal neben den schmalen Gassen die °°re "um^deren Engbrüstigke t die Weiträumigst des Hauptplatzes noch in°unum.tale
erscheinen läßt. Hier ist alles wohl und wohnlich gestelt. die H r. as
Rathaus, der Brunnen mittelalterliche Giebelfronten und ^ ^ t ^es
^er immerhin maßvoll ornamentierten Fassaden aus der Bar ckznt bez lebn .
die Glanzpunkte einer baukünstlerischen ortstümlichen En winkt eng. n
und dort ein Neubau aus den letzten Jahrzehnte.^
Ache Stilkopie mit dem Mietkasernencharakter w.e e.n Fr mdkorper auftaM
Stadtplatz in.d Rathaus. beide monumental entwickelt, charakterisieren die Stadt
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