Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die Dividendens^Steine der Lebensversichenmgsanstalteil bildet den Hauptteil des Vermögens der Lebensversicherungsgesellschnften und Damit haben wir die beiden Hauptteile, aus deuen sich die Versicherungs¬ Nun haben wir vorhin gesehen, daß der Überschuß in der Hauptsache aus Ein Dividcndensystem, das in so weitgehendem Maße der tatsächlichen Erstens hängt es in sehr weitgehendem Maße von der Wahl der Rechnungs- Die Dividendens^Steine der Lebensversichenmgsanstalteil bildet den Hauptteil des Vermögens der Lebensversicherungsgesellschnften und Damit haben wir die beiden Hauptteile, aus deuen sich die Versicherungs¬ Nun haben wir vorhin gesehen, daß der Überschuß in der Hauptsache aus Ein Dividcndensystem, das in so weitgehendem Maße der tatsächlichen Erstens hängt es in sehr weitgehendem Maße von der Wahl der Rechnungs- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0458" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302446"/> <fw type="header" place="top"> Die Dividendens^Steine der Lebensversichenmgsanstalteil</fw><lb/> <p xml:id="ID_1926" prev="#ID_1925"> bildet den Hauptteil des Vermögens der Lebensversicherungsgesellschnften und<lb/> wird verzinslich in „erstklassiger" Werten angelegt. Er liefert in der Haupt¬<lb/> sache den Zinsgewiun.</p><lb/> <p xml:id="ID_1927"> Damit haben wir die beiden Hauptteile, aus deuen sich die Versicherungs¬<lb/> prämie zusammensetzt, gefunden: die sogenannte Risikoprämie, die zur Deckung<lb/> der jährlichen Sterbcfallzahlungen dient, und die Sparprämie, die zur An¬<lb/> sammlung eines ausreichenden Fonds für die steigenden Anforderungen der<lb/> Zukunft dient. Hinzu kommt als dritter Teil noch der Sicherheit^- und Kosten¬<lb/> aufschlag, der zur Bestreitung der Verwaltungsausgaben und zur etwaigen Ver¬<lb/> wendung bei unvorhergesehenen Schwankungen der Sterblichkeit erhoben wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1928"> Nun haben wir vorhin gesehen, daß der Überschuß in der Hauptsache aus<lb/> drei Quellen fließt: Mehrzins, Mindersterblichkeit und Kostenersparnis. Eine<lb/> versicherungstcchnisch korrekte Verteilung dieses Überschusses müßte also berück¬<lb/> sichtigen, daß der Zinsübcrschuß aus dem Vermögen, das ist zunächst ans dem<lb/> Prämienrcservcfonds fließt, daß der Sterblichkeitsgewiun aus den Risikoprämien<lb/> und die Kostenersparnis aus dem Kosten- und Sicherheitszuschlag entsteht. Der<lb/> erste Faktor ergäbe eine steigende, der zweite eine fallende und der dritte eine im<lb/> allgemeinen gleichbleibende Dividende. In seiner Gesamtwirkung würde der „natür¬<lb/> liche" Dividendenvcrlauf meist eine sehr müßig steigende Dividende ergeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1929"> Ein Dividcndensystem, das in so weitgehendem Maße der tatsächlichen<lb/> Beziehung des Überschusses zu den ihn verursachenden Teilen der Prämien<lb/> Rechnung trägt, existiert nun aber bei keiner einzigen Lcbcnsversicherungsanstalt<lb/> in Deutschland. Und das hat seine guten Gründe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1930" next="#ID_1931"> Erstens hängt es in sehr weitgehendem Maße von der Wahl der Rechnungs-<lb/> grnndlagen (Sterblichkeitstafel und Zinsfuß) ab, wie der Verlauf der „natür¬<lb/> lichen" Dividende erfolgt. Mit einer Sterblichkeitstafel, die sehr niedrige<lb/> Sterblichkeitserwartungen ausweist, oder einer Selektionstafel kann man den<lb/> Sterblichkeitsgewinn bis zu beliebigen Grenzen ausschalten. Wühlt man zu¬<lb/> gleich einen niedrigen Nechnungszinsfuß (etwa 3 Prozent), sodaß ein starker<lb/> Zinsgewinn entsteht, so wird man einen Verlauf der Überschüsse erhalten, der<lb/> sich ganz wesentlich von dem unterscheidet, der bei der möglichsten Ausschaltung<lb/> des Zinsgewinns — durch Adoptierung eines den tatsächlichen Verhältnissen<lb/> sehr nahe kommenden Rechnungszinsfnßes — und bei starker Heranziehung des<lb/> Sterblichkeitsgewinns (durch Wahl „scharfer" Sterblichkeitstafeln) eintreten wird-<lb/> Im ersten Fall sind die Jahresüberschüsse anfangs gering und steigen merklich,<lb/> da sie in der Hauptsache aus der Zinswirkung herrühren. Im zweiten Falle<lb/> nähern sie sich einer gleichmäßigen Linie, da die Zinswirknng stark unterbunden<lb/> ist. Ans diese Weise (voll andern Umständen ganz abgesehen) hat es jede<lb/> Anstalt in der Hand, den Verlauf ihrer Überschüsse bei den einzelnen Zugangs¬<lb/> klassen während der ganzen Dauer der Versicherung in ganz bestimmten<lb/> Richtungen zu beeinflussen. Und da es hierdurch möglich ist, nach Belieben<lb/> eine mehr gleichmäßige oder eine mehr mit den Jahren steigende Dividende</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0458]
Die Dividendens^Steine der Lebensversichenmgsanstalteil
bildet den Hauptteil des Vermögens der Lebensversicherungsgesellschnften und
wird verzinslich in „erstklassiger" Werten angelegt. Er liefert in der Haupt¬
sache den Zinsgewiun.
Damit haben wir die beiden Hauptteile, aus deuen sich die Versicherungs¬
prämie zusammensetzt, gefunden: die sogenannte Risikoprämie, die zur Deckung
der jährlichen Sterbcfallzahlungen dient, und die Sparprämie, die zur An¬
sammlung eines ausreichenden Fonds für die steigenden Anforderungen der
Zukunft dient. Hinzu kommt als dritter Teil noch der Sicherheit^- und Kosten¬
aufschlag, der zur Bestreitung der Verwaltungsausgaben und zur etwaigen Ver¬
wendung bei unvorhergesehenen Schwankungen der Sterblichkeit erhoben wird.
Nun haben wir vorhin gesehen, daß der Überschuß in der Hauptsache aus
drei Quellen fließt: Mehrzins, Mindersterblichkeit und Kostenersparnis. Eine
versicherungstcchnisch korrekte Verteilung dieses Überschusses müßte also berück¬
sichtigen, daß der Zinsübcrschuß aus dem Vermögen, das ist zunächst ans dem
Prämienrcservcfonds fließt, daß der Sterblichkeitsgewiun aus den Risikoprämien
und die Kostenersparnis aus dem Kosten- und Sicherheitszuschlag entsteht. Der
erste Faktor ergäbe eine steigende, der zweite eine fallende und der dritte eine im
allgemeinen gleichbleibende Dividende. In seiner Gesamtwirkung würde der „natür¬
liche" Dividendenvcrlauf meist eine sehr müßig steigende Dividende ergeben.
Ein Dividcndensystem, das in so weitgehendem Maße der tatsächlichen
Beziehung des Überschusses zu den ihn verursachenden Teilen der Prämien
Rechnung trägt, existiert nun aber bei keiner einzigen Lcbcnsversicherungsanstalt
in Deutschland. Und das hat seine guten Gründe.
Erstens hängt es in sehr weitgehendem Maße von der Wahl der Rechnungs-
grnndlagen (Sterblichkeitstafel und Zinsfuß) ab, wie der Verlauf der „natür¬
lichen" Dividende erfolgt. Mit einer Sterblichkeitstafel, die sehr niedrige
Sterblichkeitserwartungen ausweist, oder einer Selektionstafel kann man den
Sterblichkeitsgewinn bis zu beliebigen Grenzen ausschalten. Wühlt man zu¬
gleich einen niedrigen Nechnungszinsfuß (etwa 3 Prozent), sodaß ein starker
Zinsgewinn entsteht, so wird man einen Verlauf der Überschüsse erhalten, der
sich ganz wesentlich von dem unterscheidet, der bei der möglichsten Ausschaltung
des Zinsgewinns — durch Adoptierung eines den tatsächlichen Verhältnissen
sehr nahe kommenden Rechnungszinsfnßes — und bei starker Heranziehung des
Sterblichkeitsgewinns (durch Wahl „scharfer" Sterblichkeitstafeln) eintreten wird-
Im ersten Fall sind die Jahresüberschüsse anfangs gering und steigen merklich,
da sie in der Hauptsache aus der Zinswirkung herrühren. Im zweiten Falle
nähern sie sich einer gleichmäßigen Linie, da die Zinswirknng stark unterbunden
ist. Ans diese Weise (voll andern Umständen ganz abgesehen) hat es jede
Anstalt in der Hand, den Verlauf ihrer Überschüsse bei den einzelnen Zugangs¬
klassen während der ganzen Dauer der Versicherung in ganz bestimmten
Richtungen zu beeinflussen. Und da es hierdurch möglich ist, nach Belieben
eine mehr gleichmäßige oder eine mehr mit den Jahren steigende Dividende
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |