Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Der norddeutsche Lloyd vier kleinen, zwerghaften, qualmenden und pustenden Schleppern gezogen, unter Bremische Schiffe, starke, hochbordige Koggen, waren früh auf weite Fahrten Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre der Entwicklung 18S7 bis 1907 dargestellt
von ol>. Paul Neubaur. Zwei Bände Text (in Quart) und ein Jllustrationsband (in Folio). Leipzig. Fr. Wilh. Grnnow, 1907. Der norddeutsche Lloyd vier kleinen, zwerghaften, qualmenden und pustenden Schleppern gezogen, unter Bremische Schiffe, starke, hochbordige Koggen, waren früh auf weite Fahrten Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre der Entwicklung 18S7 bis 1907 dargestellt
von ol>. Paul Neubaur. Zwei Bände Text (in Quart) und ein Jllustrationsband (in Folio). Leipzig. Fr. Wilh. Grnnow, 1907. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0407" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302395"/> <fw type="header" place="top"> Der norddeutsche Lloyd</fw><lb/> <p xml:id="ID_1730" prev="#ID_1729"> vier kleinen, zwerghaften, qualmenden und pustenden Schleppern gezogen, unter<lb/> den rauschenden Klängen seiner eignen Kapelle bei strahlendem Sonnenschein<lb/> und glitzender See aus dem prächtigen Hafenrund von Genua abfahren sah<lb/> auf seine erste große ostasiatische Reise. In Neapel sah ich dann andre mächtige<lb/> Lloydschiffe liegen, am 17. November die Aller, von Genua nach Newhvrk<lb/> bestimmt, schneebedeckt einlaufen, und am Kai Santa Lucia hingen überall große<lb/> Ankündigungen des Lloyd. Es war im Juni 1905. daß ich Gelegenheit hatte,<lb/> in Bremerhaven die großartigen ältern und neuen Hafenanlagen des Lloyd zu<lb/> sehen, vom Weserdeiche aus auf den breiten graugrünen Strom land- und<lb/> seewärts hinauszuschauen und den neusten Riesendampfer für die Fahrt nach<lb/> Newyork, Kaiser Wilhelm II., zu besteigen, der zum Abgang fertig, langgestreckt<lb/> und haushoch, von seinen vier kolossalen Schornsteinen überragt, vor der Lloyd-<lb/> halle lag, nicht ein Hotel, sondern ein schwimmender Palast, oder vielmehr auf<lb/> See ein kleines schwimmendes Gemeinwesen für sich, mit der ganzen sozialen<lb/> Schichtung eines solchen zwischen den Eisenplatten seines ungeheuern Leibes,<lb/> minas in vermag! Da weidete sich das Herz im Hochgefühl der nationalen<lb/> Kraft, die hier einmal nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen Großes<lb/> leistet, und das geistige Auge schweifte weit hinaus über die Wesermündung und<lb/> über die flachen Gestade unsrer Nordsee nach den schiffwimmelnden Häfen Nord¬<lb/> amerikas, nach den malerischen Küsten des sonnigen Mittelmeers mit ihren Denk¬<lb/> mälern alter Kultur, nach dem blauen Indischen Ozean und der bunten Fülle<lb/> der Tropenwelt bis zur Schneepyramide des Fusinojmna, denn auf allen diesen<lb/> Meeren und in zahllosen Häfen weht heute vom Heat der Llohddampser die<lb/> Reichsflagge neben der alten weißroten Stadtflagge Bremens im Vortopp, die<lb/> uns zuerst den Atlantischen Ozean erschlossen hat. In solchem berechtigten<lb/> Selbstgefühl hat der norddeutsche Lloyd in diesem Februar das Jubiläum seines<lb/> funfzigjährigen Bestandes gefeiert und in einem großen Werke sich selbst ein<lb/> dauerndes literarisches Denkmal gesetzt, das in schlicht sachlicher Weise ohne jede<lb/> Ruhmredigkeit seine Geschichte und seine Einrichtungen darstellt.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_1731" next="#ID_1732"> Bremische Schiffe, starke, hochbordige Koggen, waren früh auf weite Fahrten<lb/> aegangen: 1147 beim zweiten Kreuzzuge hatten sie Lissabon erobern helfen und<lb/> waren bis Syrien gekommen; beim dritten Kreuzzuge hatten Bremer und Lübecker<lb/> vor Akkon 1190 das Spital gegründet, ans dem 1198 der Deutsche Ritterorden<lb/> hervorging. Von Bremen zog der erste Bischof von Riga Adalbert von Apeldorn<lb/> U98 aus, der Gründer der deutschen Herrschaft in Livland, einer der größten<lb/> Kolonisatoren germanischen Stammes. Später trat Bremen der Hansa bei, und<lb/> es nennt sich noch heute mit Stolz eine freie und Hansestadt. Aber es gehörte<lb/> im Mittelalter nicht zu den leitenden Städten des Bundes, der seinen Schwer¬<lb/> punkt an der Ostsee hatte, und es war auch, als dieser allmählich zerfiel, so</p><lb/> <note xml:id="FID_39" place="foot"> Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre der Entwicklung 18S7 bis 1907 dargestellt<lb/> von ol>. Paul Neubaur. Zwei Bände Text (in Quart) und ein Jllustrationsband (in Folio).<lb/> Leipzig. Fr. Wilh. Grnnow, 1907.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0407]
Der norddeutsche Lloyd
vier kleinen, zwerghaften, qualmenden und pustenden Schleppern gezogen, unter
den rauschenden Klängen seiner eignen Kapelle bei strahlendem Sonnenschein
und glitzender See aus dem prächtigen Hafenrund von Genua abfahren sah
auf seine erste große ostasiatische Reise. In Neapel sah ich dann andre mächtige
Lloydschiffe liegen, am 17. November die Aller, von Genua nach Newhvrk
bestimmt, schneebedeckt einlaufen, und am Kai Santa Lucia hingen überall große
Ankündigungen des Lloyd. Es war im Juni 1905. daß ich Gelegenheit hatte,
in Bremerhaven die großartigen ältern und neuen Hafenanlagen des Lloyd zu
sehen, vom Weserdeiche aus auf den breiten graugrünen Strom land- und
seewärts hinauszuschauen und den neusten Riesendampfer für die Fahrt nach
Newyork, Kaiser Wilhelm II., zu besteigen, der zum Abgang fertig, langgestreckt
und haushoch, von seinen vier kolossalen Schornsteinen überragt, vor der Lloyd-
halle lag, nicht ein Hotel, sondern ein schwimmender Palast, oder vielmehr auf
See ein kleines schwimmendes Gemeinwesen für sich, mit der ganzen sozialen
Schichtung eines solchen zwischen den Eisenplatten seines ungeheuern Leibes,
minas in vermag! Da weidete sich das Herz im Hochgefühl der nationalen
Kraft, die hier einmal nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen Großes
leistet, und das geistige Auge schweifte weit hinaus über die Wesermündung und
über die flachen Gestade unsrer Nordsee nach den schiffwimmelnden Häfen Nord¬
amerikas, nach den malerischen Küsten des sonnigen Mittelmeers mit ihren Denk¬
mälern alter Kultur, nach dem blauen Indischen Ozean und der bunten Fülle
der Tropenwelt bis zur Schneepyramide des Fusinojmna, denn auf allen diesen
Meeren und in zahllosen Häfen weht heute vom Heat der Llohddampser die
Reichsflagge neben der alten weißroten Stadtflagge Bremens im Vortopp, die
uns zuerst den Atlantischen Ozean erschlossen hat. In solchem berechtigten
Selbstgefühl hat der norddeutsche Lloyd in diesem Februar das Jubiläum seines
funfzigjährigen Bestandes gefeiert und in einem großen Werke sich selbst ein
dauerndes literarisches Denkmal gesetzt, das in schlicht sachlicher Weise ohne jede
Ruhmredigkeit seine Geschichte und seine Einrichtungen darstellt.*)
Bremische Schiffe, starke, hochbordige Koggen, waren früh auf weite Fahrten
aegangen: 1147 beim zweiten Kreuzzuge hatten sie Lissabon erobern helfen und
waren bis Syrien gekommen; beim dritten Kreuzzuge hatten Bremer und Lübecker
vor Akkon 1190 das Spital gegründet, ans dem 1198 der Deutsche Ritterorden
hervorging. Von Bremen zog der erste Bischof von Riga Adalbert von Apeldorn
U98 aus, der Gründer der deutschen Herrschaft in Livland, einer der größten
Kolonisatoren germanischen Stammes. Später trat Bremen der Hansa bei, und
es nennt sich noch heute mit Stolz eine freie und Hansestadt. Aber es gehörte
im Mittelalter nicht zu den leitenden Städten des Bundes, der seinen Schwer¬
punkt an der Ostsee hatte, und es war auch, als dieser allmählich zerfiel, so
Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre der Entwicklung 18S7 bis 1907 dargestellt
von ol>. Paul Neubaur. Zwei Bände Text (in Quart) und ein Jllustrationsband (in Folio).
Leipzig. Fr. Wilh. Grnnow, 1907.
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