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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

mit einem Parteiprogramm in Verbindung zu bringen. Man kann der Meinung
sei", daß bei solchen Entschädigungsfragen lediglich die formelle Berechtigung, der
buchstäbliche Rechtsanspruch maßgebend sein darf, und daß bei jeden. Hinausgehen
über diesen starren Rechtsstandpunkt die Gefahr einer gefühlsmäßige" Behandlung
nahe gerückt erscheint, die aus den Entscheidungen über die Verwendung öffentlicher
Gelder notwendig ferngehalten werden muß. Jeder wirtschaftliche Unternehmer
-- so argumentiert man -- muß das volle Risiko seiner Unternehmungen auf sich
nehmen und darum auch mit den Umständen rechnen, unter denen er zu arbeiten
hat. Wer sich am Vesuv ansiedelt, muß gewärtig sein, daß ihm seine Weinberge
und sonstigen Anpflanzungen einmal durch Lavaströme verschüttet werden können.
Und wer in ein unzivilisiertes Land geht, um dort sein Glück zu machen, darf
nicht überrascht sein, wenn die Barbarei der Eingebornen seine Hoffnungen und
Entwürfe in Trümmer schlägt. Nun liegt aber in Südwestafrika die Sache anders.
Wenn deutsche Ansiedler dorthin gegangen sind, so haben sie das in keinem Falle völlig
auf ihr eignes Risiko hin getan, sondern in der berechtigten Erwartung, daß das
Reich als Schutzmacht für das ausgedehnte Gebiet wenigstens so viel aufwenden
werde, daß die notwendigsten Voraussetzungen für die Sicherheit von Leben und
Eigentum der Bevölkerung und für die Autorität des Reichs erfüllt werden könnten.
Es sind schuldhafte Unterlassungen des Reichs, seiner Organe und seiner Volks¬
vertretung, die die Ansiedler im südwestcifrikcmischen Schutzgebiet über das Maß
der etwa zu erwartenden Rückschläge, Schwierigkeiten und Unglücksfälle hinaus ge¬
schädigt und sie um die Früchte mehrjähriger Arbeit gebracht haben. Das Reich
hat nun, um die schwer gefährdeten Kolonien trotzdem zu erhalten, viele Hunderte
von Millionen an Geldmitteln geopfert, ganz zu geschweige!" von den Opfern an
Blut und Menschenleben, die der Aufstand gekostet hat. Wenn dazu noch einige
weitere Millionen notwendig sind, um einen soliden Grund für die fernere Zu¬
kunft der Kolonie zu legen, so kann der trockne Rechtsstandpunkt allein dabei gar
nicht in Frage kommen. Das Reich hat deshalb mit Fug und Recht diese Ent¬
schädigungssumme für die Ansiedler gefordert, und es wäre bei dieser Beratung
wohl angebracht gewesen, daß der Reichstag dk geforderte Snnime ohne klein¬
liches Feilschen bewilligt hätte. Ist es doch hauptsächlich der Kurzsichtigkeit und
Kleinlichkeit des Reichstags zu verdanken, daß die Bahn von Lüderitzbucht in das
Innere nicht rechtzeitig gebaut und die Kriegführung um viele Millionen nutzlos
verteuert worden ist. Unter solchen Umständen war es Wohl nicht nötig, die Kosten
die doch zur Grundlegung eines neuen Wirtschaftsbetriebes in der Kolonie dienen
sollen, um zwei Millionen zu kürzen. Die bloße Rechtsfrage der Entschädigung
hätte überhaupt ausgeschaltet werden können. So wie die Verhältnisse nun einmal
liegen, wird man sich allerdings freuen, daß wenigstens fünf Millionen zu den
früher schon gezählten fünf Millionen bewilligt worden sind.

Das deutsch-amerikanische Handelsprovisorium muß noch einmal erneuert werde"!
auch diese Frage, die sür Deutschland recht unerquicklicher Natur ist, hat den Reichs¬
tag beschäftigt. Noch immer sind die Grundlagen für einen ersprießlichen Handels¬
vertrag zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika nicht ge¬
funden. Eigensinnig behauptet die Senatsmehrheit in Washington ihren Standpunkt,
daß Deutschland auf die amerikanische Einfuhr angewiesen sei, das umgekehrte Be¬
dürfnis aber für Amerika nicht die Bedeutung habe, die man in Deutschland teilweise
annehme. Die deutsche Handelswelt scheut davor zurück, eine ernste Probe auf die
Haltbarkeit der amerikanischen Auffassung zu machen. Das allzu leichtherzige Drängen
unsrer Agrarier uach einem Zollkriege mit Amerika hat jenseits des großen Wassers
keinen großen Eindruck gemacht, es hat aber unsre Handelskreise und die ihnen politisch
nahestehenden Parteien veranlaßt, ihre Sorge vor den Folgen eines Zollkriegs allzu
ängstlich zur Schau zu tragen. Infolgedessen hat es unsre Regierung nicht leicht,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

mit einem Parteiprogramm in Verbindung zu bringen. Man kann der Meinung
sei», daß bei solchen Entschädigungsfragen lediglich die formelle Berechtigung, der
buchstäbliche Rechtsanspruch maßgebend sein darf, und daß bei jeden. Hinausgehen
über diesen starren Rechtsstandpunkt die Gefahr einer gefühlsmäßige« Behandlung
nahe gerückt erscheint, die aus den Entscheidungen über die Verwendung öffentlicher
Gelder notwendig ferngehalten werden muß. Jeder wirtschaftliche Unternehmer
— so argumentiert man — muß das volle Risiko seiner Unternehmungen auf sich
nehmen und darum auch mit den Umständen rechnen, unter denen er zu arbeiten
hat. Wer sich am Vesuv ansiedelt, muß gewärtig sein, daß ihm seine Weinberge
und sonstigen Anpflanzungen einmal durch Lavaströme verschüttet werden können.
Und wer in ein unzivilisiertes Land geht, um dort sein Glück zu machen, darf
nicht überrascht sein, wenn die Barbarei der Eingebornen seine Hoffnungen und
Entwürfe in Trümmer schlägt. Nun liegt aber in Südwestafrika die Sache anders.
Wenn deutsche Ansiedler dorthin gegangen sind, so haben sie das in keinem Falle völlig
auf ihr eignes Risiko hin getan, sondern in der berechtigten Erwartung, daß das
Reich als Schutzmacht für das ausgedehnte Gebiet wenigstens so viel aufwenden
werde, daß die notwendigsten Voraussetzungen für die Sicherheit von Leben und
Eigentum der Bevölkerung und für die Autorität des Reichs erfüllt werden könnten.
Es sind schuldhafte Unterlassungen des Reichs, seiner Organe und seiner Volks¬
vertretung, die die Ansiedler im südwestcifrikcmischen Schutzgebiet über das Maß
der etwa zu erwartenden Rückschläge, Schwierigkeiten und Unglücksfälle hinaus ge¬
schädigt und sie um die Früchte mehrjähriger Arbeit gebracht haben. Das Reich
hat nun, um die schwer gefährdeten Kolonien trotzdem zu erhalten, viele Hunderte
von Millionen an Geldmitteln geopfert, ganz zu geschweige!» von den Opfern an
Blut und Menschenleben, die der Aufstand gekostet hat. Wenn dazu noch einige
weitere Millionen notwendig sind, um einen soliden Grund für die fernere Zu¬
kunft der Kolonie zu legen, so kann der trockne Rechtsstandpunkt allein dabei gar
nicht in Frage kommen. Das Reich hat deshalb mit Fug und Recht diese Ent¬
schädigungssumme für die Ansiedler gefordert, und es wäre bei dieser Beratung
wohl angebracht gewesen, daß der Reichstag dk geforderte Snnime ohne klein¬
liches Feilschen bewilligt hätte. Ist es doch hauptsächlich der Kurzsichtigkeit und
Kleinlichkeit des Reichstags zu verdanken, daß die Bahn von Lüderitzbucht in das
Innere nicht rechtzeitig gebaut und die Kriegführung um viele Millionen nutzlos
verteuert worden ist. Unter solchen Umständen war es Wohl nicht nötig, die Kosten
die doch zur Grundlegung eines neuen Wirtschaftsbetriebes in der Kolonie dienen
sollen, um zwei Millionen zu kürzen. Die bloße Rechtsfrage der Entschädigung
hätte überhaupt ausgeschaltet werden können. So wie die Verhältnisse nun einmal
liegen, wird man sich allerdings freuen, daß wenigstens fünf Millionen zu den
früher schon gezählten fünf Millionen bewilligt worden sind.

Das deutsch-amerikanische Handelsprovisorium muß noch einmal erneuert werde»!
auch diese Frage, die sür Deutschland recht unerquicklicher Natur ist, hat den Reichs¬
tag beschäftigt. Noch immer sind die Grundlagen für einen ersprießlichen Handels¬
vertrag zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika nicht ge¬
funden. Eigensinnig behauptet die Senatsmehrheit in Washington ihren Standpunkt,
daß Deutschland auf die amerikanische Einfuhr angewiesen sei, das umgekehrte Be¬
dürfnis aber für Amerika nicht die Bedeutung habe, die man in Deutschland teilweise
annehme. Die deutsche Handelswelt scheut davor zurück, eine ernste Probe auf die
Haltbarkeit der amerikanischen Auffassung zu machen. Das allzu leichtherzige Drängen
unsrer Agrarier uach einem Zollkriege mit Amerika hat jenseits des großen Wassers
keinen großen Eindruck gemacht, es hat aber unsre Handelskreise und die ihnen politisch
nahestehenden Parteien veranlaßt, ihre Sorge vor den Folgen eines Zollkriegs allzu
ängstlich zur Schau zu tragen. Infolgedessen hat es unsre Regierung nicht leicht,


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[0386] Maßgebliches und Unmaßgebliches mit einem Parteiprogramm in Verbindung zu bringen. Man kann der Meinung sei», daß bei solchen Entschädigungsfragen lediglich die formelle Berechtigung, der buchstäbliche Rechtsanspruch maßgebend sein darf, und daß bei jeden. Hinausgehen über diesen starren Rechtsstandpunkt die Gefahr einer gefühlsmäßige« Behandlung nahe gerückt erscheint, die aus den Entscheidungen über die Verwendung öffentlicher Gelder notwendig ferngehalten werden muß. Jeder wirtschaftliche Unternehmer — so argumentiert man — muß das volle Risiko seiner Unternehmungen auf sich nehmen und darum auch mit den Umständen rechnen, unter denen er zu arbeiten hat. Wer sich am Vesuv ansiedelt, muß gewärtig sein, daß ihm seine Weinberge und sonstigen Anpflanzungen einmal durch Lavaströme verschüttet werden können. Und wer in ein unzivilisiertes Land geht, um dort sein Glück zu machen, darf nicht überrascht sein, wenn die Barbarei der Eingebornen seine Hoffnungen und Entwürfe in Trümmer schlägt. Nun liegt aber in Südwestafrika die Sache anders. Wenn deutsche Ansiedler dorthin gegangen sind, so haben sie das in keinem Falle völlig auf ihr eignes Risiko hin getan, sondern in der berechtigten Erwartung, daß das Reich als Schutzmacht für das ausgedehnte Gebiet wenigstens so viel aufwenden werde, daß die notwendigsten Voraussetzungen für die Sicherheit von Leben und Eigentum der Bevölkerung und für die Autorität des Reichs erfüllt werden könnten. Es sind schuldhafte Unterlassungen des Reichs, seiner Organe und seiner Volks¬ vertretung, die die Ansiedler im südwestcifrikcmischen Schutzgebiet über das Maß der etwa zu erwartenden Rückschläge, Schwierigkeiten und Unglücksfälle hinaus ge¬ schädigt und sie um die Früchte mehrjähriger Arbeit gebracht haben. Das Reich hat nun, um die schwer gefährdeten Kolonien trotzdem zu erhalten, viele Hunderte von Millionen an Geldmitteln geopfert, ganz zu geschweige!» von den Opfern an Blut und Menschenleben, die der Aufstand gekostet hat. Wenn dazu noch einige weitere Millionen notwendig sind, um einen soliden Grund für die fernere Zu¬ kunft der Kolonie zu legen, so kann der trockne Rechtsstandpunkt allein dabei gar nicht in Frage kommen. Das Reich hat deshalb mit Fug und Recht diese Ent¬ schädigungssumme für die Ansiedler gefordert, und es wäre bei dieser Beratung wohl angebracht gewesen, daß der Reichstag dk geforderte Snnime ohne klein¬ liches Feilschen bewilligt hätte. Ist es doch hauptsächlich der Kurzsichtigkeit und Kleinlichkeit des Reichstags zu verdanken, daß die Bahn von Lüderitzbucht in das Innere nicht rechtzeitig gebaut und die Kriegführung um viele Millionen nutzlos verteuert worden ist. Unter solchen Umständen war es Wohl nicht nötig, die Kosten die doch zur Grundlegung eines neuen Wirtschaftsbetriebes in der Kolonie dienen sollen, um zwei Millionen zu kürzen. Die bloße Rechtsfrage der Entschädigung hätte überhaupt ausgeschaltet werden können. So wie die Verhältnisse nun einmal liegen, wird man sich allerdings freuen, daß wenigstens fünf Millionen zu den früher schon gezählten fünf Millionen bewilligt worden sind. Das deutsch-amerikanische Handelsprovisorium muß noch einmal erneuert werde»! auch diese Frage, die sür Deutschland recht unerquicklicher Natur ist, hat den Reichs¬ tag beschäftigt. Noch immer sind die Grundlagen für einen ersprießlichen Handels¬ vertrag zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika nicht ge¬ funden. Eigensinnig behauptet die Senatsmehrheit in Washington ihren Standpunkt, daß Deutschland auf die amerikanische Einfuhr angewiesen sei, das umgekehrte Be¬ dürfnis aber für Amerika nicht die Bedeutung habe, die man in Deutschland teilweise annehme. Die deutsche Handelswelt scheut davor zurück, eine ernste Probe auf die Haltbarkeit der amerikanischen Auffassung zu machen. Das allzu leichtherzige Drängen unsrer Agrarier uach einem Zollkriege mit Amerika hat jenseits des großen Wassers keinen großen Eindruck gemacht, es hat aber unsre Handelskreise und die ihnen politisch nahestehenden Parteien veranlaßt, ihre Sorge vor den Folgen eines Zollkriegs allzu ängstlich zur Schau zu tragen. Infolgedessen hat es unsre Regierung nicht leicht,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/386>, abgerufen am 06.02.2025.