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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nerven zu fallen", und wenn er dann an einen Punkt gerät, wo die künstlich markierte
Leidenschaft eine Steigerung fordert, ohne daß in dem Gedankengang selbst ein geeig¬
netes Motiv dazu zu finden ist, so ist der Schritt in das Gebiet des Unparlamentarischen
sehr leicht vollzogen. Dabei kommt bei allen Rednern dieser Art die Gewöhnung
um den "Sauherdeuton" ihrer Volksversammlungen. Das Unangenehmste, was
dieser Spezies von Rednern begegnen kann, ist im entscheidenden Augenblick, wo
die Entgleisung droht, eine Unterbrechung durch den Vorsitzenden, die in irgendeinem
glücklichen Sarkasmus die hohle Gespreiztheit des Redners wie mit einem Blitzstrahl
beleuchtet und die besten Pointen eines solchen, den Volkstribunen spielenden Schreiers
Im Gelächter des Hauses begräbt. Die Gabe, einen heftig deklamierenden Redner mit
einem Witzwort von seiner eingebildeten Hohe herunterzuholen, hatte seinerzeit Graf
Ballestrem in besonderm Maße. Herr Kaempf dagegen hat weniger die Fähigkeit,
durch Humor einem Angriff auf die Ordnung und die Würde des Hanfes die Spitze
abzubrechen. Mancher Abgeordnete mag es bedauern, daß das Präsidentenamt in
dieser Hand mit solcher Strenge gehandhabt wird, aber man kann die glückliche
Kunst, die der Humor zu üben versteht, nicht zur obligatorischen Voraussetzung der
Ausübung der parlamentarischen Präsidentengewalt machen. Vielmehr muß jeden¬
falls anerkannt werden, daß der Präsident innerhalb seiner Befugnisse bleibt, wenn
er Äußerungen, die gegen die Würde des Hauses verstoßen, durch Ordnungsruf
rügt. Der Vizepräsident Kaempf hatte dem Abgeordneten Ledebour drei Ordnungs¬
rufe erteilt, und das Haus hatte nun darüber abzustimmen, ob dem Redner das
Wort entzogen werden solle oder nicht. Es versteht sich von selbst, daß diese Ab¬
stimmung nicht den Sinn haben kann, zu bestimmen, wie weit der Präsident in
diesem Falle bei der Ausübung seiner Gewalt die Privatmeinung der einzelnen
Abgeordneten getroffen hat, sondern daß sie zu einem Vertrauens- oder Mißtrauens¬
votum für oder gegen den Präsidenten wird. Man sollte es darum kaum für möglich
halten, daß ein Präsident bei solcher Gelegenheit von seinen eignen Gesinnungs¬
genossen im Stich gelassen wird. Und doch ist dieses Kunststück von den Frei¬
sinnigen vollbracht worden. Sie desavouierten zum großen Teil Herrn Kaempf
"ut ließen den Abgeordnete" Ledebour trotz des dreimaligen Ordnungsrufes weiter
sprechen. Herr Kaempf zog daraus die einzig mögliche Konsequenz und legte sein
Amt nieder, natürlich nur, um bei der Neuwahl mit großer Mehrheit wieder¬
gewählt zu werden. Diese Komödie hätten die Freisinnigen im eignen Interesse
dem Hnuse ersparen können und müssen. Aber man geht wohl nicht fehl, wenn
man dieses mangelnde Verständnis für die praktischen Erfordernisse der Lage in
einer aus verschtednen Parteiorganisationen zusammengesetzten politischen Körper¬
schaft ans eine Eigentümlichkeit der linkslibernlen Anschauungsweise zurückführt, mit
der man rechnen muß, die mau aber nicht tragisch nehmen darf. Man wird es bei
den, Doktrinarismus dieses Parteiflügels immer in den Kauf nehmen müssen, daß
diese Herren in irgendeiner möglichst unpraktischen Weise für die überflüssige Ver¬
längerung einer Debatte sorgen oder sonst irgendwie einer straffem Handhabung
der Geschäftsordnung entgegenwirken, weil sie glauben, dies ihren Parteigrundsätzen
und der politischen Freiheit schuldig zu sein. Solange sie aber in allen wichtigen
nationalen Entscheidungen mit den Mittelparteien und der Rechten zusammenstehn,
'se zur Beunruhigung kein Grund, und es wäre vielleicht besser, sich mit diesem
Tatbestand zu begnügen und abzufinden, als die theoretische Frage der Berechtigung
und Beständigkeit des nationalen Blocks allzueifrig zu erörtern.

Unter den Kolonialfrage", die der Reichstag in der letzten Woche behandelt
hat, ist die Frage der Entschädigung der südwestafrikanische" Farmer immer einer
besondern Teilnahme gewürdigt worden. Sie hat mit Parteigrundsätzen nichts
zu tun. wenigstens gehört eine sehr künstliche Gedankenführung dazu, die Frage


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nerven zu fallen", und wenn er dann an einen Punkt gerät, wo die künstlich markierte
Leidenschaft eine Steigerung fordert, ohne daß in dem Gedankengang selbst ein geeig¬
netes Motiv dazu zu finden ist, so ist der Schritt in das Gebiet des Unparlamentarischen
sehr leicht vollzogen. Dabei kommt bei allen Rednern dieser Art die Gewöhnung
um den „Sauherdeuton" ihrer Volksversammlungen. Das Unangenehmste, was
dieser Spezies von Rednern begegnen kann, ist im entscheidenden Augenblick, wo
die Entgleisung droht, eine Unterbrechung durch den Vorsitzenden, die in irgendeinem
glücklichen Sarkasmus die hohle Gespreiztheit des Redners wie mit einem Blitzstrahl
beleuchtet und die besten Pointen eines solchen, den Volkstribunen spielenden Schreiers
Im Gelächter des Hauses begräbt. Die Gabe, einen heftig deklamierenden Redner mit
einem Witzwort von seiner eingebildeten Hohe herunterzuholen, hatte seinerzeit Graf
Ballestrem in besonderm Maße. Herr Kaempf dagegen hat weniger die Fähigkeit,
durch Humor einem Angriff auf die Ordnung und die Würde des Hanfes die Spitze
abzubrechen. Mancher Abgeordnete mag es bedauern, daß das Präsidentenamt in
dieser Hand mit solcher Strenge gehandhabt wird, aber man kann die glückliche
Kunst, die der Humor zu üben versteht, nicht zur obligatorischen Voraussetzung der
Ausübung der parlamentarischen Präsidentengewalt machen. Vielmehr muß jeden¬
falls anerkannt werden, daß der Präsident innerhalb seiner Befugnisse bleibt, wenn
er Äußerungen, die gegen die Würde des Hauses verstoßen, durch Ordnungsruf
rügt. Der Vizepräsident Kaempf hatte dem Abgeordneten Ledebour drei Ordnungs¬
rufe erteilt, und das Haus hatte nun darüber abzustimmen, ob dem Redner das
Wort entzogen werden solle oder nicht. Es versteht sich von selbst, daß diese Ab¬
stimmung nicht den Sinn haben kann, zu bestimmen, wie weit der Präsident in
diesem Falle bei der Ausübung seiner Gewalt die Privatmeinung der einzelnen
Abgeordneten getroffen hat, sondern daß sie zu einem Vertrauens- oder Mißtrauens¬
votum für oder gegen den Präsidenten wird. Man sollte es darum kaum für möglich
halten, daß ein Präsident bei solcher Gelegenheit von seinen eignen Gesinnungs¬
genossen im Stich gelassen wird. Und doch ist dieses Kunststück von den Frei¬
sinnigen vollbracht worden. Sie desavouierten zum großen Teil Herrn Kaempf
"ut ließen den Abgeordnete» Ledebour trotz des dreimaligen Ordnungsrufes weiter
sprechen. Herr Kaempf zog daraus die einzig mögliche Konsequenz und legte sein
Amt nieder, natürlich nur, um bei der Neuwahl mit großer Mehrheit wieder¬
gewählt zu werden. Diese Komödie hätten die Freisinnigen im eignen Interesse
dem Hnuse ersparen können und müssen. Aber man geht wohl nicht fehl, wenn
man dieses mangelnde Verständnis für die praktischen Erfordernisse der Lage in
einer aus verschtednen Parteiorganisationen zusammengesetzten politischen Körper¬
schaft ans eine Eigentümlichkeit der linkslibernlen Anschauungsweise zurückführt, mit
der man rechnen muß, die mau aber nicht tragisch nehmen darf. Man wird es bei
den, Doktrinarismus dieses Parteiflügels immer in den Kauf nehmen müssen, daß
diese Herren in irgendeiner möglichst unpraktischen Weise für die überflüssige Ver¬
längerung einer Debatte sorgen oder sonst irgendwie einer straffem Handhabung
der Geschäftsordnung entgegenwirken, weil sie glauben, dies ihren Parteigrundsätzen
und der politischen Freiheit schuldig zu sein. Solange sie aber in allen wichtigen
nationalen Entscheidungen mit den Mittelparteien und der Rechten zusammenstehn,
'se zur Beunruhigung kein Grund, und es wäre vielleicht besser, sich mit diesem
Tatbestand zu begnügen und abzufinden, als die theoretische Frage der Berechtigung
und Beständigkeit des nationalen Blocks allzueifrig zu erörtern.

Unter den Kolonialfrage», die der Reichstag in der letzten Woche behandelt
hat, ist die Frage der Entschädigung der südwestafrikanische» Farmer immer einer
besondern Teilnahme gewürdigt worden. Sie hat mit Parteigrundsätzen nichts
zu tun. wenigstens gehört eine sehr künstliche Gedankenführung dazu, die Frage


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[0385] Maßgebliches und Unmaßgebliches Nerven zu fallen", und wenn er dann an einen Punkt gerät, wo die künstlich markierte Leidenschaft eine Steigerung fordert, ohne daß in dem Gedankengang selbst ein geeig¬ netes Motiv dazu zu finden ist, so ist der Schritt in das Gebiet des Unparlamentarischen sehr leicht vollzogen. Dabei kommt bei allen Rednern dieser Art die Gewöhnung um den „Sauherdeuton" ihrer Volksversammlungen. Das Unangenehmste, was dieser Spezies von Rednern begegnen kann, ist im entscheidenden Augenblick, wo die Entgleisung droht, eine Unterbrechung durch den Vorsitzenden, die in irgendeinem glücklichen Sarkasmus die hohle Gespreiztheit des Redners wie mit einem Blitzstrahl beleuchtet und die besten Pointen eines solchen, den Volkstribunen spielenden Schreiers Im Gelächter des Hauses begräbt. Die Gabe, einen heftig deklamierenden Redner mit einem Witzwort von seiner eingebildeten Hohe herunterzuholen, hatte seinerzeit Graf Ballestrem in besonderm Maße. Herr Kaempf dagegen hat weniger die Fähigkeit, durch Humor einem Angriff auf die Ordnung und die Würde des Hanfes die Spitze abzubrechen. Mancher Abgeordnete mag es bedauern, daß das Präsidentenamt in dieser Hand mit solcher Strenge gehandhabt wird, aber man kann die glückliche Kunst, die der Humor zu üben versteht, nicht zur obligatorischen Voraussetzung der Ausübung der parlamentarischen Präsidentengewalt machen. Vielmehr muß jeden¬ falls anerkannt werden, daß der Präsident innerhalb seiner Befugnisse bleibt, wenn er Äußerungen, die gegen die Würde des Hauses verstoßen, durch Ordnungsruf rügt. Der Vizepräsident Kaempf hatte dem Abgeordneten Ledebour drei Ordnungs¬ rufe erteilt, und das Haus hatte nun darüber abzustimmen, ob dem Redner das Wort entzogen werden solle oder nicht. Es versteht sich von selbst, daß diese Ab¬ stimmung nicht den Sinn haben kann, zu bestimmen, wie weit der Präsident in diesem Falle bei der Ausübung seiner Gewalt die Privatmeinung der einzelnen Abgeordneten getroffen hat, sondern daß sie zu einem Vertrauens- oder Mißtrauens¬ votum für oder gegen den Präsidenten wird. Man sollte es darum kaum für möglich halten, daß ein Präsident bei solcher Gelegenheit von seinen eignen Gesinnungs¬ genossen im Stich gelassen wird. Und doch ist dieses Kunststück von den Frei¬ sinnigen vollbracht worden. Sie desavouierten zum großen Teil Herrn Kaempf "ut ließen den Abgeordnete» Ledebour trotz des dreimaligen Ordnungsrufes weiter sprechen. Herr Kaempf zog daraus die einzig mögliche Konsequenz und legte sein Amt nieder, natürlich nur, um bei der Neuwahl mit großer Mehrheit wieder¬ gewählt zu werden. Diese Komödie hätten die Freisinnigen im eignen Interesse dem Hnuse ersparen können und müssen. Aber man geht wohl nicht fehl, wenn man dieses mangelnde Verständnis für die praktischen Erfordernisse der Lage in einer aus verschtednen Parteiorganisationen zusammengesetzten politischen Körper¬ schaft ans eine Eigentümlichkeit der linkslibernlen Anschauungsweise zurückführt, mit der man rechnen muß, die mau aber nicht tragisch nehmen darf. Man wird es bei den, Doktrinarismus dieses Parteiflügels immer in den Kauf nehmen müssen, daß diese Herren in irgendeiner möglichst unpraktischen Weise für die überflüssige Ver¬ längerung einer Debatte sorgen oder sonst irgendwie einer straffem Handhabung der Geschäftsordnung entgegenwirken, weil sie glauben, dies ihren Parteigrundsätzen und der politischen Freiheit schuldig zu sein. Solange sie aber in allen wichtigen nationalen Entscheidungen mit den Mittelparteien und der Rechten zusammenstehn, 'se zur Beunruhigung kein Grund, und es wäre vielleicht besser, sich mit diesem Tatbestand zu begnügen und abzufinden, als die theoretische Frage der Berechtigung und Beständigkeit des nationalen Blocks allzueifrig zu erörtern. Unter den Kolonialfrage», die der Reichstag in der letzten Woche behandelt hat, ist die Frage der Entschädigung der südwestafrikanische» Farmer immer einer besondern Teilnahme gewürdigt worden. Sie hat mit Parteigrundsätzen nichts zu tun. wenigstens gehört eine sehr künstliche Gedankenführung dazu, die Frage

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/385>, abgerufen am 06.02.2025.