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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Die Rüstungen in Italien

geplante Aufmarsch durch österreichische, sich in Tirol und Körnten sammelnde
Kräfte in Flanke und Rücken bedroht. (Im August 1866 sollte gelegentlich
der erneuten Offensive der Österreicher ein Alpenjägerkorps über den Plöcken-
paß und das dritte Korps durch das Fella- und Tagliainentotal gegen die
Rückzugslinie der hinter den Tagliamento zurückgegangnen italienischen Armee
vorstoßen.) Zur Sicherheit sind darum alle zwischen dem Jsonzo und dem
Stilfser Joch über die Grenze führenden fahrbaren Wegeverbindnngen gesperrt,
sodaß, ohne deren Niederkämpfung, als Umgehungswege nur mindere, für
Feldgeschütze ausnahmsweise benutzbar zu machende Wege und Gebirgspfade
in Betracht kommen. Die Straßen über das Stilfser Joch und den Tonalepaß
sind zurzeit zwar nicht gesperrt, aber mit Demolierungsminen versehen, sodaß
ihr Betreten im Kriegsfall nicht ratsam erscheint. Auch bei Bormio und bei
Edvlo sind Batteriestellungen vorbereitet, und bei Ponte ti Legno ist zur
Sperrung der Tvnalcstraße ein Fort im Bau.

Chiesetal. Die aus den Judikarien nud aus dem Bal ti Ledro durch
das Chiesetal und längs dem Westufer des Jdrosees führenden Fahrstraßen
werden durch die Befestigung bei Rocca d'Arso gesperrt. Diese liegt auf deu
Felsabhängen des Monte Censo, reicht bis zum Ufer des Sees, wurde 1803
bis 1814 nach und nach ausgebaut und in den achtziger Jahren erneuert.

Etschtal. Die durch das Etschtal führenden Kommunikationen, zwei
Straßen und eine Eisenbahn, werden durch die in den Fels eingebaute sehr
starke Sperre von Rivoli-Ceraino geschützt. Die Befestigungen sind seit 1866
nur zum Teil umgebaute, kasemattierte Sperrwerke mit sehr starker Armierung.

In dem Raume zwischen der Etsch und dem Kreuzberg sind mehrere
Gruppen von Befestigungen, die die aus den Smnmelräumen des österreichisch¬
ungarischen Heeres im Etsch- und im Eisacktalc in die venezianische Tiefebene
führenden fahrbaren Wegeverbindungen sperren und die für eine Truppeu-
versammlung und für Operationen nach Südosttirol günstig liegenden Teile des
Astico-, Brenta- und Piavetales sichern. Es sind dies die Befestigungen im
Val Leogra, die Anlagen von Arsiero-Asiago, des Brentatales und die von
Cismone, Primolano-Fastro und Lamon. Die aus dem Fassa-, Grödner- und
Abteitale, von Cortina d'Ampezzo und von Fiera ti Primiero in den großen
italienischen Sammelraum vou Belluno-Feltre führenden Straßen werden im
Cordevoletale durch die Befestigungen von Agordo gesperrt. Sie bestehen aus
einer offnen, halbpermanenten Batterie, einem Geschützemplacement und aus
einer permanenten, sehr starken Straßensperre mit Felskasematten. Der Um-
gehnngsweg Fiera ti Primiero-Agordo wird nächst der Grenze durch eine
feldmüßige Batterie verteidigt.

Bone- und Piavetal: Lorenzago und Pieve ti Cadore. Diese Be¬
festigungen, die die aus dem obern Pustertal in das Bone- und das Piavetal
führenden fahrbaren Verbindungen und den Übergang über den Mcmriapaß in
das Tagliainentotal sperren, bilden einen gesicherten Sammelraum für Angriffe


Die Rüstungen in Italien

geplante Aufmarsch durch österreichische, sich in Tirol und Körnten sammelnde
Kräfte in Flanke und Rücken bedroht. (Im August 1866 sollte gelegentlich
der erneuten Offensive der Österreicher ein Alpenjägerkorps über den Plöcken-
paß und das dritte Korps durch das Fella- und Tagliainentotal gegen die
Rückzugslinie der hinter den Tagliamento zurückgegangnen italienischen Armee
vorstoßen.) Zur Sicherheit sind darum alle zwischen dem Jsonzo und dem
Stilfser Joch über die Grenze führenden fahrbaren Wegeverbindnngen gesperrt,
sodaß, ohne deren Niederkämpfung, als Umgehungswege nur mindere, für
Feldgeschütze ausnahmsweise benutzbar zu machende Wege und Gebirgspfade
in Betracht kommen. Die Straßen über das Stilfser Joch und den Tonalepaß
sind zurzeit zwar nicht gesperrt, aber mit Demolierungsminen versehen, sodaß
ihr Betreten im Kriegsfall nicht ratsam erscheint. Auch bei Bormio und bei
Edvlo sind Batteriestellungen vorbereitet, und bei Ponte ti Legno ist zur
Sperrung der Tvnalcstraße ein Fort im Bau.

Chiesetal. Die aus den Judikarien nud aus dem Bal ti Ledro durch
das Chiesetal und längs dem Westufer des Jdrosees führenden Fahrstraßen
werden durch die Befestigung bei Rocca d'Arso gesperrt. Diese liegt auf deu
Felsabhängen des Monte Censo, reicht bis zum Ufer des Sees, wurde 1803
bis 1814 nach und nach ausgebaut und in den achtziger Jahren erneuert.

Etschtal. Die durch das Etschtal führenden Kommunikationen, zwei
Straßen und eine Eisenbahn, werden durch die in den Fels eingebaute sehr
starke Sperre von Rivoli-Ceraino geschützt. Die Befestigungen sind seit 1866
nur zum Teil umgebaute, kasemattierte Sperrwerke mit sehr starker Armierung.

In dem Raume zwischen der Etsch und dem Kreuzberg sind mehrere
Gruppen von Befestigungen, die die aus den Smnmelräumen des österreichisch¬
ungarischen Heeres im Etsch- und im Eisacktalc in die venezianische Tiefebene
führenden fahrbaren Wegeverbindungen sperren und die für eine Truppeu-
versammlung und für Operationen nach Südosttirol günstig liegenden Teile des
Astico-, Brenta- und Piavetales sichern. Es sind dies die Befestigungen im
Val Leogra, die Anlagen von Arsiero-Asiago, des Brentatales und die von
Cismone, Primolano-Fastro und Lamon. Die aus dem Fassa-, Grödner- und
Abteitale, von Cortina d'Ampezzo und von Fiera ti Primiero in den großen
italienischen Sammelraum vou Belluno-Feltre führenden Straßen werden im
Cordevoletale durch die Befestigungen von Agordo gesperrt. Sie bestehen aus
einer offnen, halbpermanenten Batterie, einem Geschützemplacement und aus
einer permanenten, sehr starken Straßensperre mit Felskasematten. Der Um-
gehnngsweg Fiera ti Primiero-Agordo wird nächst der Grenze durch eine
feldmüßige Batterie verteidigt.

Bone- und Piavetal: Lorenzago und Pieve ti Cadore. Diese Be¬
festigungen, die die aus dem obern Pustertal in das Bone- und das Piavetal
führenden fahrbaren Verbindungen und den Übergang über den Mcmriapaß in
das Tagliainentotal sperren, bilden einen gesicherten Sammelraum für Angriffe


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[0337] Die Rüstungen in Italien geplante Aufmarsch durch österreichische, sich in Tirol und Körnten sammelnde Kräfte in Flanke und Rücken bedroht. (Im August 1866 sollte gelegentlich der erneuten Offensive der Österreicher ein Alpenjägerkorps über den Plöcken- paß und das dritte Korps durch das Fella- und Tagliainentotal gegen die Rückzugslinie der hinter den Tagliamento zurückgegangnen italienischen Armee vorstoßen.) Zur Sicherheit sind darum alle zwischen dem Jsonzo und dem Stilfser Joch über die Grenze führenden fahrbaren Wegeverbindnngen gesperrt, sodaß, ohne deren Niederkämpfung, als Umgehungswege nur mindere, für Feldgeschütze ausnahmsweise benutzbar zu machende Wege und Gebirgspfade in Betracht kommen. Die Straßen über das Stilfser Joch und den Tonalepaß sind zurzeit zwar nicht gesperrt, aber mit Demolierungsminen versehen, sodaß ihr Betreten im Kriegsfall nicht ratsam erscheint. Auch bei Bormio und bei Edvlo sind Batteriestellungen vorbereitet, und bei Ponte ti Legno ist zur Sperrung der Tvnalcstraße ein Fort im Bau. Chiesetal. Die aus den Judikarien nud aus dem Bal ti Ledro durch das Chiesetal und längs dem Westufer des Jdrosees führenden Fahrstraßen werden durch die Befestigung bei Rocca d'Arso gesperrt. Diese liegt auf deu Felsabhängen des Monte Censo, reicht bis zum Ufer des Sees, wurde 1803 bis 1814 nach und nach ausgebaut und in den achtziger Jahren erneuert. Etschtal. Die durch das Etschtal führenden Kommunikationen, zwei Straßen und eine Eisenbahn, werden durch die in den Fels eingebaute sehr starke Sperre von Rivoli-Ceraino geschützt. Die Befestigungen sind seit 1866 nur zum Teil umgebaute, kasemattierte Sperrwerke mit sehr starker Armierung. In dem Raume zwischen der Etsch und dem Kreuzberg sind mehrere Gruppen von Befestigungen, die die aus den Smnmelräumen des österreichisch¬ ungarischen Heeres im Etsch- und im Eisacktalc in die venezianische Tiefebene führenden fahrbaren Wegeverbindungen sperren und die für eine Truppeu- versammlung und für Operationen nach Südosttirol günstig liegenden Teile des Astico-, Brenta- und Piavetales sichern. Es sind dies die Befestigungen im Val Leogra, die Anlagen von Arsiero-Asiago, des Brentatales und die von Cismone, Primolano-Fastro und Lamon. Die aus dem Fassa-, Grödner- und Abteitale, von Cortina d'Ampezzo und von Fiera ti Primiero in den großen italienischen Sammelraum vou Belluno-Feltre führenden Straßen werden im Cordevoletale durch die Befestigungen von Agordo gesperrt. Sie bestehen aus einer offnen, halbpermanenten Batterie, einem Geschützemplacement und aus einer permanenten, sehr starken Straßensperre mit Felskasematten. Der Um- gehnngsweg Fiera ti Primiero-Agordo wird nächst der Grenze durch eine feldmüßige Batterie verteidigt. Bone- und Piavetal: Lorenzago und Pieve ti Cadore. Diese Be¬ festigungen, die die aus dem obern Pustertal in das Bone- und das Piavetal führenden fahrbaren Verbindungen und den Übergang über den Mcmriapaß in das Tagliainentotal sperren, bilden einen gesicherten Sammelraum für Angriffe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/337>, abgerufen am 06.02.2025.