Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches zu werden, welche ablehnende Haltung die in leidenschaftlichen! Deutschenhaß befangnen Für die baltisch-konstitutionellen Parteien, die allein auf einen Sieg nicht In den Kämpfen der Revolution hat das deutsche Mutterland den Ballen Die Weltwirtschaft. Ein Jahr- und Lesebuch, unter Mitwirkung zahlreicher Maßgebliches und Unmaßgebliches zu werden, welche ablehnende Haltung die in leidenschaftlichen! Deutschenhaß befangnen Für die baltisch-konstitutionellen Parteien, die allein auf einen Sieg nicht In den Kämpfen der Revolution hat das deutsche Mutterland den Ballen Die Weltwirtschaft. Ein Jahr- und Lesebuch, unter Mitwirkung zahlreicher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0223" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302211"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1015" prev="#ID_1014"> zu werden, welche ablehnende Haltung die in leidenschaftlichen! Deutschenhaß befangnen<lb/> Letten und Ehlen diesen deutschen Tendenzen gegenüber gezeigt haben. An der<lb/> Richtigkeit der von den Deutschen eingeschlagnen Politik ändert die Tatsache ja nichts,<lb/> daß ihr der positive Erfolg äußerlich bisher versagt geblieben ist und nach Maßgabe<lb/> der Dinge versagt bleiben mußte. Wo nationaler Haß einer an Zahl weit überlegnen<lb/> Menge sich mit sozialrevolutionciren Instinkten verbindet, wo der Deutsche als Ver¬<lb/> treter höherer Bildung, größern Landbesitzes und des Kapitals angefeindet wurde,<lb/> und wo ein Wahlrecht besteht, das die Zahl allein entscheiden läßt, kann ein<lb/> Sieg nicht erhofft werden, zumal da die untern Chargen der Beamtenschaft deutsch¬<lb/> feindliche Tendenzen zeigt. Erst allmählich kann die Menge durch Schaden klug<lb/> werden und zur Einsicht kommen, daß nicht die ihre wahren Freunde sind, die in<lb/> ihren Versprechungen am freigebigsten sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1016"> Für die baltisch-konstitutionellen Parteien, die allein auf einen Sieg nicht<lb/> rechnen konnten, war es natürlich von der höchsten Wichtigkeit, welcher großen<lb/> russischen Partei sie sich anschließen sollten: da bei der verkappt-revolutionären<lb/> Haltung der Kadetten an diese nicht zu denken war (obwohl sich kleine kadettische<lb/> Strömungen auch in baltischen Kreisen zeigten), so blieben allein die Oktobristen<lb/> übrig. Die Rechte (der Verband der wahrhaft russischen Männer) mußte ausscheiden,<lb/> da sie den Boden des Oktobermanifestes nur gezwungnermaßen betreten hatte und<lb/> sich durch ihr rationalistisches Programm als ein Feind jeder Konzession an die<lb/> „Fremdstämmigen" im Reich erwies. Nun ist freilich die Oktoberpartei relativ<lb/> schwach in der Duma vertreten, aber das kann dem baltischen Deutschen prinzipiell<lb/> doch nicht zum Vorwurf gemacht werden! Grundsätze zu haben ist auch in der Politik<lb/> das Höchste, diese entscheiden am Ende und nicht vorübergehende Scheinerfolge<lb/> opportunistischer Systemlosigkeit. Die baltischen Deutschen können und dürfen gar<lb/> nicht anders als warten, bis sich die Hochflut revolutionärer, sozialistischer und<lb/> chauvinistischer Wahnideen verlaufen hat. und bis sich die Einsicht Bahn bricht, daß<lb/> Fortschritt und Freiheit in direktem Widerspruch stehen zu Zügellosigkeit und Terror.<lb/> Und die Stunde wird kommen! Standhaft bleiben und alles tun, um sich national<lb/> zu behaupten, das allein ist die Aufgabe der deutschen Ballen im Hexenkessel brodelnder<lb/> Leidenschaften, nicht falsche Konzessionen an den „Zeitgeist" und an sinnlose Schlag¬<lb/> worte! Der Sammelpunkt dieser nationalen Arbeit sind die drei großen deutschen<lb/> Vereine in Liv-, Est- und Kurland, die nach zehn Monaten schon etwa dreißigtausend<lb/> Mitglieder zählen und durch Gründung deutscher Schulen und Schutz andrer deutscher<lb/> Kultnrwerte segensreich wirken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1017"> In den Kämpfen der Revolution hat das deutsche Mutterland den Ballen<lb/> lebhafte Sympathien erwiesen und sie tatkräftig unterstützt — das ist ihnen eine<lb/> Freude und Genugtuung in schwerer Zeit gewesen. Dazu, daß ihre augenblickliche Lage<lb/> richtig in Deutschland verstanden und gewürdigt werde, sollen obige Darlegungen<lb/> b<note type="byline"> <x. s.</note> eitragen. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Weltwirtschaft.</head> <p xml:id="ID_1018" next="#ID_1019"> Ein Jahr- und Lesebuch, unter Mitwirkung zahlreicher<lb/> Fachleute herausgegeben von Dr. Ernst von Halle, Professor an der Universität<lb/> Berlin. Wirklichem Admiralitätsrat. Leipzig und Berlin. B. G. Teubner, 1906.<lb/> dritten Bande der vorjährigen Grenzboten Seite 382 haben wir den ersten<lb/> Teil: „Internationale Übersicht" dieses durch erschöpfende Vollständigkeit und zweck¬<lb/> mäßige Gliederung ausgezeichneten Lesebuchs und Nachschlagewerkes kurz empfohlen.<lb/> Mittlerweile sind auch die andern beiden Teile erschienen. Im zweiten Teile:<lb/> Deutschland werden von 34 Fachmännern folgende Gegenstände behandelt:<lb/> Innere und äußere Wirtschaftspolitik; Industrie (in 13 Hauptabteilungen); das<lb/> Bauwesen; die Binnenschiffahrt; Bank-, Kredit- und Gründungsverhältnisse; der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0223]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
zu werden, welche ablehnende Haltung die in leidenschaftlichen! Deutschenhaß befangnen
Letten und Ehlen diesen deutschen Tendenzen gegenüber gezeigt haben. An der
Richtigkeit der von den Deutschen eingeschlagnen Politik ändert die Tatsache ja nichts,
daß ihr der positive Erfolg äußerlich bisher versagt geblieben ist und nach Maßgabe
der Dinge versagt bleiben mußte. Wo nationaler Haß einer an Zahl weit überlegnen
Menge sich mit sozialrevolutionciren Instinkten verbindet, wo der Deutsche als Ver¬
treter höherer Bildung, größern Landbesitzes und des Kapitals angefeindet wurde,
und wo ein Wahlrecht besteht, das die Zahl allein entscheiden läßt, kann ein
Sieg nicht erhofft werden, zumal da die untern Chargen der Beamtenschaft deutsch¬
feindliche Tendenzen zeigt. Erst allmählich kann die Menge durch Schaden klug
werden und zur Einsicht kommen, daß nicht die ihre wahren Freunde sind, die in
ihren Versprechungen am freigebigsten sind.
Für die baltisch-konstitutionellen Parteien, die allein auf einen Sieg nicht
rechnen konnten, war es natürlich von der höchsten Wichtigkeit, welcher großen
russischen Partei sie sich anschließen sollten: da bei der verkappt-revolutionären
Haltung der Kadetten an diese nicht zu denken war (obwohl sich kleine kadettische
Strömungen auch in baltischen Kreisen zeigten), so blieben allein die Oktobristen
übrig. Die Rechte (der Verband der wahrhaft russischen Männer) mußte ausscheiden,
da sie den Boden des Oktobermanifestes nur gezwungnermaßen betreten hatte und
sich durch ihr rationalistisches Programm als ein Feind jeder Konzession an die
„Fremdstämmigen" im Reich erwies. Nun ist freilich die Oktoberpartei relativ
schwach in der Duma vertreten, aber das kann dem baltischen Deutschen prinzipiell
doch nicht zum Vorwurf gemacht werden! Grundsätze zu haben ist auch in der Politik
das Höchste, diese entscheiden am Ende und nicht vorübergehende Scheinerfolge
opportunistischer Systemlosigkeit. Die baltischen Deutschen können und dürfen gar
nicht anders als warten, bis sich die Hochflut revolutionärer, sozialistischer und
chauvinistischer Wahnideen verlaufen hat. und bis sich die Einsicht Bahn bricht, daß
Fortschritt und Freiheit in direktem Widerspruch stehen zu Zügellosigkeit und Terror.
Und die Stunde wird kommen! Standhaft bleiben und alles tun, um sich national
zu behaupten, das allein ist die Aufgabe der deutschen Ballen im Hexenkessel brodelnder
Leidenschaften, nicht falsche Konzessionen an den „Zeitgeist" und an sinnlose Schlag¬
worte! Der Sammelpunkt dieser nationalen Arbeit sind die drei großen deutschen
Vereine in Liv-, Est- und Kurland, die nach zehn Monaten schon etwa dreißigtausend
Mitglieder zählen und durch Gründung deutscher Schulen und Schutz andrer deutscher
Kultnrwerte segensreich wirken.
In den Kämpfen der Revolution hat das deutsche Mutterland den Ballen
lebhafte Sympathien erwiesen und sie tatkräftig unterstützt — das ist ihnen eine
Freude und Genugtuung in schwerer Zeit gewesen. Dazu, daß ihre augenblickliche Lage
richtig in Deutschland verstanden und gewürdigt werde, sollen obige Darlegungen
b <x. s. eitragen.
Die Weltwirtschaft. Ein Jahr- und Lesebuch, unter Mitwirkung zahlreicher
Fachleute herausgegeben von Dr. Ernst von Halle, Professor an der Universität
Berlin. Wirklichem Admiralitätsrat. Leipzig und Berlin. B. G. Teubner, 1906.
dritten Bande der vorjährigen Grenzboten Seite 382 haben wir den ersten
Teil: „Internationale Übersicht" dieses durch erschöpfende Vollständigkeit und zweck¬
mäßige Gliederung ausgezeichneten Lesebuchs und Nachschlagewerkes kurz empfohlen.
Mittlerweile sind auch die andern beiden Teile erschienen. Im zweiten Teile:
Deutschland werden von 34 Fachmännern folgende Gegenstände behandelt:
Innere und äußere Wirtschaftspolitik; Industrie (in 13 Hauptabteilungen); das
Bauwesen; die Binnenschiffahrt; Bank-, Kredit- und Gründungsverhältnisse; der
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