Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Oemmnngen des Fortschritts in China war, lehrt besonders sei" Bruch mit dein sogenannten System Zier-Tim, nach ![]() Ein Kreuz, durch das eine größere Lnndflüche in neun Teile geteilt wird. Auch nach Sadi Hoangti erlebte China nur dann einen Aufschwung, wenn Oemmnngen des Fortschritts in China war, lehrt besonders sei» Bruch mit dein sogenannten System Zier-Tim, nach ![]() Ein Kreuz, durch das eine größere Lnndflüche in neun Teile geteilt wird. Auch nach Sadi Hoangti erlebte China nur dann einen Aufschwung, wenn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0016" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302004"/> <fw type="header" place="top"> Oemmnngen des Fortschritts in China</fw><lb/> <p xml:id="ID_22" prev="#ID_21" next="#ID_23"> war, lehrt besonders sei» Bruch mit dein sogenannten System Zier-Tim, nach<lb/> dem der Kaiser Ü Wang aus der Dynastie Hin sein Land organisierte. Dieses<lb/> kann man am besten an folgender Zeichnung veranschaulichen. ,,</p><lb/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341885_301987/figures/grenzboten_341885_301987_302004_003.jpg"/><lb/> <p xml:id="ID_23" prev="#ID_22"> Ein Kreuz, durch das eine größere Lnndflüche in neun Teile geteilt wird.<lb/> Mit Ausnahme der Mittelpartie des Kreuzes war jedes der andern acht Felder<lb/> einer Familie zugeteilt, die es für sich beackern durfte. Dagegen waren die<lb/> acht Familien verpflichtet, gemeinsam das Mittelgebiet ^ zu bearbeiten und<lb/> dessen Erträge dem Staate zu belassen. Dieses System lieferte, wie Ma Do Ma,<lb/> ein „Jnngchinese", in seinem Büchlein „China" erzählt, Konfutsius die Basis<lb/> für seine Morallehre, was ebenfalls die hier vertretne Auffassung bestätigt, daß<lb/> diese nur ein Spiegelbild der Gentilorganisatio» bedeutet. „Als der Kaiser<lb/> Uwang, von der Dynastie Tschou, dem Lande eine Militärorganisation geben<lb/> wollte, befahl er die Teilung des ganzen Reiches in verschiedne Gebiete, von<lb/> denen jedes 64 Zier-Tim zu enthalten habe." „Nach diesem Herrscher, heißt es<lb/> bei Mu Do Min weiter, kam der Kaiser Tsin Sadi Hoangti, auf dessen Befehl<lb/> die Große Mauer erbaut wurde. Dieser beseitigte das System Zier-Tim und<lb/> setzte an dessen Stelle eine nach dem Besitztum jedes Untertanen bemessene Ab¬<lb/> gabe. Ferner befahl er, daß jeder gesunde Mann Militärdienste zu verrichten<lb/> habe. Von dieser Verpflichtung konnten uur die einzigen Söhne ihrer Eltern<lb/> ausgenommen werden. Dieses Gesetz war bis zum Regierungsantritt des Kaisers<lb/> Su Son in Kraft (Tangdynastie)."</p><lb/> <p xml:id="ID_24" next="#ID_25"> Auch nach Sadi Hoangti erlebte China nur dann einen Aufschwung, wenn<lb/> sich, gewöhnlich in dem Begründer einer neuen Dynastie, ein Titane fand, der<lb/> das Volk aus seinem Schlummer aufpeitschte. Über das Individuum aber<lb/> siegte schließlich immer wieder die Masse. Nach einem Dynastiewechsel stand<lb/> selten die Konfutsesche Moral um Hofe im Ansehen. Kublei Khan, der erste<lb/> Kaiser der Mongolendynnstie, ließ durch die beiden venezianischen Reisenden,<lb/> Nicolo und Maffav Polo, den Vater und den Onkel Marco Polos, als sie<lb/> an seinem Hofe erschienen waren, den Papst ersuchen, ihm hundert gelehrte<lb/> Priester zu schicken, die seine mongolischen und tatarischen Horden zum Christen¬<lb/> tum bekehren sollten. Als die Polos ihre zweite Reise antraten, gab ihnen<lb/> der Papst statt der erhellten hundert nur zwei Missionare, Dominikaner, mit,<lb/> die aber schon in Armenien den Mut verloren und wieder umkehrten. So<lb/> ging die beste Aussicht, die das Christentum jemals in Asien gehabt hat, durch<lb/> die Gleichgiltigkeit der durch innere Streitigkeiten zerspaltuen Kirche — es war<lb/> die Zeit des Schismas — verloren. Wohl traten in der Folge einige Prinzen<lb/> ans dem Hause des Großkhans zum christlichen Glauben über, aber die große<lb/> Masse der Mongolen und der Tataren wurde zuerst mohammedanisch und be¬<lb/> quemte sich später dem Moralsystem des inzwischen unterworfnen China. an.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0016]
Oemmnngen des Fortschritts in China
war, lehrt besonders sei» Bruch mit dein sogenannten System Zier-Tim, nach
dem der Kaiser Ü Wang aus der Dynastie Hin sein Land organisierte. Dieses
kann man am besten an folgender Zeichnung veranschaulichen. ,,
[Abbildung]
Ein Kreuz, durch das eine größere Lnndflüche in neun Teile geteilt wird.
Mit Ausnahme der Mittelpartie des Kreuzes war jedes der andern acht Felder
einer Familie zugeteilt, die es für sich beackern durfte. Dagegen waren die
acht Familien verpflichtet, gemeinsam das Mittelgebiet ^ zu bearbeiten und
dessen Erträge dem Staate zu belassen. Dieses System lieferte, wie Ma Do Ma,
ein „Jnngchinese", in seinem Büchlein „China" erzählt, Konfutsius die Basis
für seine Morallehre, was ebenfalls die hier vertretne Auffassung bestätigt, daß
diese nur ein Spiegelbild der Gentilorganisatio» bedeutet. „Als der Kaiser
Uwang, von der Dynastie Tschou, dem Lande eine Militärorganisation geben
wollte, befahl er die Teilung des ganzen Reiches in verschiedne Gebiete, von
denen jedes 64 Zier-Tim zu enthalten habe." „Nach diesem Herrscher, heißt es
bei Mu Do Min weiter, kam der Kaiser Tsin Sadi Hoangti, auf dessen Befehl
die Große Mauer erbaut wurde. Dieser beseitigte das System Zier-Tim und
setzte an dessen Stelle eine nach dem Besitztum jedes Untertanen bemessene Ab¬
gabe. Ferner befahl er, daß jeder gesunde Mann Militärdienste zu verrichten
habe. Von dieser Verpflichtung konnten uur die einzigen Söhne ihrer Eltern
ausgenommen werden. Dieses Gesetz war bis zum Regierungsantritt des Kaisers
Su Son in Kraft (Tangdynastie)."
Auch nach Sadi Hoangti erlebte China nur dann einen Aufschwung, wenn
sich, gewöhnlich in dem Begründer einer neuen Dynastie, ein Titane fand, der
das Volk aus seinem Schlummer aufpeitschte. Über das Individuum aber
siegte schließlich immer wieder die Masse. Nach einem Dynastiewechsel stand
selten die Konfutsesche Moral um Hofe im Ansehen. Kublei Khan, der erste
Kaiser der Mongolendynnstie, ließ durch die beiden venezianischen Reisenden,
Nicolo und Maffav Polo, den Vater und den Onkel Marco Polos, als sie
an seinem Hofe erschienen waren, den Papst ersuchen, ihm hundert gelehrte
Priester zu schicken, die seine mongolischen und tatarischen Horden zum Christen¬
tum bekehren sollten. Als die Polos ihre zweite Reise antraten, gab ihnen
der Papst statt der erhellten hundert nur zwei Missionare, Dominikaner, mit,
die aber schon in Armenien den Mut verloren und wieder umkehrten. So
ging die beste Aussicht, die das Christentum jemals in Asien gehabt hat, durch
die Gleichgiltigkeit der durch innere Streitigkeiten zerspaltuen Kirche — es war
die Zeit des Schismas — verloren. Wohl traten in der Folge einige Prinzen
ans dem Hause des Großkhans zum christlichen Glauben über, aber die große
Masse der Mongolen und der Tataren wurde zuerst mohammedanisch und be¬
quemte sich später dem Moralsystem des inzwischen unterworfnen China. an.
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