Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Atlantischer und Stiller Gzean Ketten dem Festlande vorgelagert sind und je ein bedeutendes tief eingesunknes Lage und Bodenbeschaffenheit haben es begünstigt, daß England heute Uns bleibt zum Schluß nur noch übrig, auf die drei großen Mittelmeer¬ Atlantischer und Stiller Gzean Ketten dem Festlande vorgelagert sind und je ein bedeutendes tief eingesunknes Lage und Bodenbeschaffenheit haben es begünstigt, daß England heute Uns bleibt zum Schluß nur noch übrig, auf die drei großen Mittelmeer¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0137" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302125"/> <fw type="header" place="top"> Atlantischer und Stiller Gzean</fw><lb/> <p xml:id="ID_595" prev="#ID_594"> Ketten dem Festlande vorgelagert sind und je ein bedeutendes tief eingesunknes<lb/> Becken vom Stillen Ozean absperren. Dem Charakter dieser erdgeschichtlich<lb/> jungen Grabenbrüche entspricht die besonders intensive Betätigung vulkanischer<lb/> Kräfte auf der ganzen ausgedehnten Linie. Auch die britischen Inseln sind<lb/> losgelöste Teile des Festlandes, aber sie sind nicht so sehr durch ein tiefes<lb/> Abbrechen und Absinken des Zwischenlandes isoliert worden, als vielmehr<lb/> durch ein langsames und weit weniger tiefes Untertauchen der ganzen, sehr<lb/> alten Schollen unter das Meer, aus dem nur noch die höchsten Teile der in<lb/> sich zusammenhängenden Massen herausragen. So ist der Norden Irlands<lb/> und Schottlands, wie wir schon früher Gelegenheit hatten zu erwähnen,<lb/> innerlich verwandt dem skandinavischen Küstengebirge, der Süden Englands<lb/> den alten Grundstock der Bretagne. Das zwischenliegende Flachland mit dem<lb/> penninischen Rücken können wir auffassen als den Westrand einer großen<lb/> Mulde, die in der Mitte von der Nordsee überflutet worden ist, im Osten aber<lb/> und im Süden mit ihrem Rande in Jütland, Nordwestdeutschland, Holland<lb/> und Belgien aus dem Meere herausragt.</p><lb/> <p xml:id="ID_596"> Lage und Bodenbeschaffenheit haben es begünstigt, daß England heute<lb/> das größte Weltreich ist, der wilde Gebirgscharakter mit den Gefahren und<lb/> den Bedrohungen des vulkanischen und immer schwankenden Bodens der ost¬<lb/> asiatischen Inseln haben es bewirkt, daß sich bis heute nur auf den japanischen<lb/> Inseln eine höhere autochthone Kultur entwickeln konnte. Und die Lage dieser<lb/> japanischen Inseln ist wesentlich mit schuld daran, daß bis in die Gegenwart<lb/> hinein Japan immer nur durch Korea hindurch nach dem nördlichsten China<lb/> hinübergreifen konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_597" next="#ID_598"> Uns bleibt zum Schluß nur noch übrig, auf die drei großen Mittelmeer¬<lb/> gebiete einen kurzen Blick zu werfen, die wir bisher nur ganz flüchtig er¬<lb/> wähnten. Der Atlantische und der Stille Ozean weisen auch hier zwei wesent¬<lb/> lich verschiedne Typen auf. Dem europäischen Mittelmeer ebenso wie dem<lb/> amerikanischen ist im Gegensatz zu dem südostasiatischen eigen, daß die Inseln<lb/> in ihrer größern Menge klein sind, und daß sie alle nur geringe selbständige<lb/> Bedeutung gewinnen konnten. Sie sind ihrem Wesen nach physisch und wirt¬<lb/> schaftlich abgelöste Brocken der sie weit überragenden kontinentalen Nachbar¬<lb/> schaft. Die Großen Antillen können so wenig mit dem reichen und ent¬<lb/> wicklungsfähigen Flachlande des südlichen Nordamerika konkurrieren, daß sie<lb/> notwendig unter die Hegemonie des Festlandes kommen müssen. Wie demnach<lb/> schon Kuba im Verlauf der kräftigen Entwicklung einer Festlandmacht dieser<lb/> zugefallen ist, so wird man sicher ebenso für Haiti und Jamaika ein Aufgehen<lb/> I" festländischen Staaten prophezeien können. Nur historisch-zu¬<lb/> fällig, acht aber geographisch-natürlich, in dem verhältnismäßig geringen<lb/> Alter der amerikanischen selbständigen Staaten ist es begründet, daß zurzeit<lb/> dre noch überlegnen Mächte Europas auf den westindischen Inseln ihre Besitz¬<lb/> rechte festhalten können. Und ebenso sind Sizilien, Kreta, Korsika, Sardinien</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0137]
Atlantischer und Stiller Gzean
Ketten dem Festlande vorgelagert sind und je ein bedeutendes tief eingesunknes
Becken vom Stillen Ozean absperren. Dem Charakter dieser erdgeschichtlich
jungen Grabenbrüche entspricht die besonders intensive Betätigung vulkanischer
Kräfte auf der ganzen ausgedehnten Linie. Auch die britischen Inseln sind
losgelöste Teile des Festlandes, aber sie sind nicht so sehr durch ein tiefes
Abbrechen und Absinken des Zwischenlandes isoliert worden, als vielmehr
durch ein langsames und weit weniger tiefes Untertauchen der ganzen, sehr
alten Schollen unter das Meer, aus dem nur noch die höchsten Teile der in
sich zusammenhängenden Massen herausragen. So ist der Norden Irlands
und Schottlands, wie wir schon früher Gelegenheit hatten zu erwähnen,
innerlich verwandt dem skandinavischen Küstengebirge, der Süden Englands
den alten Grundstock der Bretagne. Das zwischenliegende Flachland mit dem
penninischen Rücken können wir auffassen als den Westrand einer großen
Mulde, die in der Mitte von der Nordsee überflutet worden ist, im Osten aber
und im Süden mit ihrem Rande in Jütland, Nordwestdeutschland, Holland
und Belgien aus dem Meere herausragt.
Lage und Bodenbeschaffenheit haben es begünstigt, daß England heute
das größte Weltreich ist, der wilde Gebirgscharakter mit den Gefahren und
den Bedrohungen des vulkanischen und immer schwankenden Bodens der ost¬
asiatischen Inseln haben es bewirkt, daß sich bis heute nur auf den japanischen
Inseln eine höhere autochthone Kultur entwickeln konnte. Und die Lage dieser
japanischen Inseln ist wesentlich mit schuld daran, daß bis in die Gegenwart
hinein Japan immer nur durch Korea hindurch nach dem nördlichsten China
hinübergreifen konnte.
Uns bleibt zum Schluß nur noch übrig, auf die drei großen Mittelmeer¬
gebiete einen kurzen Blick zu werfen, die wir bisher nur ganz flüchtig er¬
wähnten. Der Atlantische und der Stille Ozean weisen auch hier zwei wesent¬
lich verschiedne Typen auf. Dem europäischen Mittelmeer ebenso wie dem
amerikanischen ist im Gegensatz zu dem südostasiatischen eigen, daß die Inseln
in ihrer größern Menge klein sind, und daß sie alle nur geringe selbständige
Bedeutung gewinnen konnten. Sie sind ihrem Wesen nach physisch und wirt¬
schaftlich abgelöste Brocken der sie weit überragenden kontinentalen Nachbar¬
schaft. Die Großen Antillen können so wenig mit dem reichen und ent¬
wicklungsfähigen Flachlande des südlichen Nordamerika konkurrieren, daß sie
notwendig unter die Hegemonie des Festlandes kommen müssen. Wie demnach
schon Kuba im Verlauf der kräftigen Entwicklung einer Festlandmacht dieser
zugefallen ist, so wird man sicher ebenso für Haiti und Jamaika ein Aufgehen
I" festländischen Staaten prophezeien können. Nur historisch-zu¬
fällig, acht aber geographisch-natürlich, in dem verhältnismäßig geringen
Alter der amerikanischen selbständigen Staaten ist es begründet, daß zurzeit
dre noch überlegnen Mächte Europas auf den westindischen Inseln ihre Besitz¬
rechte festhalten können. Und ebenso sind Sizilien, Kreta, Korsika, Sardinien
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