Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel nie acceptirt haben würden. Daher sind es allerdings sachliche Gründe, Vielleicht würde es für Preußen vortheilhafter gewesen sein, wenn der Von jetzt ab beginnen die ersten Versuche des Königs, den unglückseligen Am 14. Mai 1857 schloß der König aus Potsdam seinem Kabinettsrat Was selbstredend unthunlich ist, wäre meine eigenen Fehler auf ein un¬ Noch ein Schlußwort -- Männern, die mir zweimal eigenhändig ge- Wer beyden beweist, daß beide in schwerer Schuld gegen ihren Kriegs- Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel nie acceptirt haben würden. Daher sind es allerdings sachliche Gründe, Vielleicht würde es für Preußen vortheilhafter gewesen sein, wenn der Von jetzt ab beginnen die ersten Versuche des Königs, den unglückseligen Am 14. Mai 1857 schloß der König aus Potsdam seinem Kabinettsrat Was selbstredend unthunlich ist, wäre meine eigenen Fehler auf ein un¬ Noch ein Schlußwort — Männern, die mir zweimal eigenhändig ge- Wer beyden beweist, daß beide in schwerer Schuld gegen ihren Kriegs- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0129" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302117"/> <fw type="header" place="top"> Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel</fw><lb/> <p xml:id="ID_555" prev="#ID_554"> nie acceptirt haben würden. Daher sind es allerdings sachliche Gründe,<lb/> welche die Mission vereitelt haben. Die angebliche geheime Gegenwirkung<lb/> des Minister-Präsidenten gegen die Zwecke der Mission ist nicht nachgewiesen.<lb/> Was der Minister-Präsident amtlich gethan, hat sachlich zum Nichtgelingen<lb/> der Mission beigetragen. Aber der Minister-Präsident handelte stets in ge¬<lb/> treuer Befolgung der Alters. Befehle und wenn in Folge des Scheiterns der<lb/> Mission die Stellung der Westmächte gegen Preußen weniger freundlich ge¬<lb/> worden wäre, so würde die Schuld nur diejenigen treffen, welche in Paris<lb/> und London unbegründete Hoffnungen erweckten, und, um Wort zu halten, die<lb/> Königl. Bedingungen theils zu umgehen, theils rückgängig zu machen suchten.</p><lb/> <p xml:id="ID_556"> Vielleicht würde es für Preußen vortheilhafter gewesen sein, wenn der<lb/> König von seinen Bedingungen abstehend, die Ansichten der Svezialgesandten<lb/> ndoptirt hätte. Mögen die letzteren in diesem Glauben ihre Genugthuung<lb/> finden. Aber dem Minister-Präsidenten wird es sicher eine größere Genug¬<lb/> thuung sein, den Befehlen seines Königs und Herrn in ihrem vollen Umfange<lb/> nachgekommen zu sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_557"> Von jetzt ab beginnen die ersten Versuche des Königs, den unglückseligen<lb/> Streit gütlich zu schlichten, was um so aussichtsvoller war, als auch Usedom<lb/> und Wedell sich zur Versöhnung geneigt zeigten, wenn man ihnen nur den<lb/> geeigneten Weg angab. Der König beriet über die nähern Umstände mit dem<lb/> Generalinspektor Saegert, der fortan als der Mittler zwischen den streitenden<lb/> Parteien erscheint, und der beauftragt worden war, den Entwurf zu einem<lb/> Versöhnungsbrief des Königs an Wedell und Usedom zu entwerfen. Saegert<lb/> hatte sich dieser Aufgabe unterzogen, den Jdeengang des Königs aber nicht<lb/> ganz getroffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_558"> Am 14. Mai 1857 schloß der König aus Potsdam seinem Kabinettsrat<lb/> Dr. Schoening den Saegertschen Entwurf zum Versöhnungsbrief mit nach¬<lb/> stehenden Direktiven zur Richtigstellung zu: „... Meine Haltung Beyden gegen¬<lb/> über muß in dieser Angelegenheit mehr denn je zuvor »fleckenlos Königlich<lb/> sein«. Sind von mir selbst Fehler begangen, so soll Eingestehn und Ab¬<lb/> bitten mir als Pflicht gelten, nur muß ich meinen Fehler kennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_559"> Was selbstredend unthunlich ist, wäre meine eigenen Fehler auf ein un¬<lb/> schuldig Haupt vom eigenen Haupte wegschieben. W. u. U. dürften auch uicht<lb/> das leise Wehen eines solchen Verdachts fühlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_560"> Noch ein Schlußwort — Männern, die mir zweimal eigenhändig ge-<lb/> ^^ben haben, daß sie einer feierlichen Versicherung mit Einsetzung meines<lb/> Ehrenwortes nicht glaubten, kann ich keinen Orden geben, bis sie diese<lb/> Felonie eingesehen und bekannt haben. W. steht übrigens auf der Liste<lb/> ZUM Schwarzen Adler für das nächste Ordensfest. Dem edlen Schuld be¬<lb/> kennt» iß Usedoms soll das Vorrücken im Rothen Adler-Orden nicht fehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_561"> Wer beyden beweist, daß beide in schwerer Schuld gegen ihren Kriegs-<lb/> Dienst- und Lehnsherrn stehen, verdient sich Gotteslohn."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel
nie acceptirt haben würden. Daher sind es allerdings sachliche Gründe,
welche die Mission vereitelt haben. Die angebliche geheime Gegenwirkung
des Minister-Präsidenten gegen die Zwecke der Mission ist nicht nachgewiesen.
Was der Minister-Präsident amtlich gethan, hat sachlich zum Nichtgelingen
der Mission beigetragen. Aber der Minister-Präsident handelte stets in ge¬
treuer Befolgung der Alters. Befehle und wenn in Folge des Scheiterns der
Mission die Stellung der Westmächte gegen Preußen weniger freundlich ge¬
worden wäre, so würde die Schuld nur diejenigen treffen, welche in Paris
und London unbegründete Hoffnungen erweckten, und, um Wort zu halten, die
Königl. Bedingungen theils zu umgehen, theils rückgängig zu machen suchten.
Vielleicht würde es für Preußen vortheilhafter gewesen sein, wenn der
König von seinen Bedingungen abstehend, die Ansichten der Svezialgesandten
ndoptirt hätte. Mögen die letzteren in diesem Glauben ihre Genugthuung
finden. Aber dem Minister-Präsidenten wird es sicher eine größere Genug¬
thuung sein, den Befehlen seines Königs und Herrn in ihrem vollen Umfange
nachgekommen zu sein."
Von jetzt ab beginnen die ersten Versuche des Königs, den unglückseligen
Streit gütlich zu schlichten, was um so aussichtsvoller war, als auch Usedom
und Wedell sich zur Versöhnung geneigt zeigten, wenn man ihnen nur den
geeigneten Weg angab. Der König beriet über die nähern Umstände mit dem
Generalinspektor Saegert, der fortan als der Mittler zwischen den streitenden
Parteien erscheint, und der beauftragt worden war, den Entwurf zu einem
Versöhnungsbrief des Königs an Wedell und Usedom zu entwerfen. Saegert
hatte sich dieser Aufgabe unterzogen, den Jdeengang des Königs aber nicht
ganz getroffen.
Am 14. Mai 1857 schloß der König aus Potsdam seinem Kabinettsrat
Dr. Schoening den Saegertschen Entwurf zum Versöhnungsbrief mit nach¬
stehenden Direktiven zur Richtigstellung zu: „... Meine Haltung Beyden gegen¬
über muß in dieser Angelegenheit mehr denn je zuvor »fleckenlos Königlich
sein«. Sind von mir selbst Fehler begangen, so soll Eingestehn und Ab¬
bitten mir als Pflicht gelten, nur muß ich meinen Fehler kennen.
Was selbstredend unthunlich ist, wäre meine eigenen Fehler auf ein un¬
schuldig Haupt vom eigenen Haupte wegschieben. W. u. U. dürften auch uicht
das leise Wehen eines solchen Verdachts fühlen.
Noch ein Schlußwort — Männern, die mir zweimal eigenhändig ge-
^^ben haben, daß sie einer feierlichen Versicherung mit Einsetzung meines
Ehrenwortes nicht glaubten, kann ich keinen Orden geben, bis sie diese
Felonie eingesehen und bekannt haben. W. steht übrigens auf der Liste
ZUM Schwarzen Adler für das nächste Ordensfest. Dem edlen Schuld be¬
kennt» iß Usedoms soll das Vorrücken im Rothen Adler-Orden nicht fehlen.
Wer beyden beweist, daß beide in schwerer Schuld gegen ihren Kriegs-
Dienst- und Lehnsherrn stehen, verdient sich Gotteslohn."
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