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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

und neue Wege weist, am bequemsten totschlagen. Es ist darum das typische,
immer wiederkehrende Verfahren parlamentarischen Machthungers, das in der letzten
Abstimmung des Reichstags zum Ausdruck kommt. Heute wird es in einer kolonialen
Frage angewandt, morgen vielleicht in einer andern nationalen Machtfrage. Wenn
auch heute noch die Meinung wiederkehrt, der Wcchlknmpf drehe sich um eine Frage
der Kolonialpolitik, so ist das nicht richtig. Die Sache liegt viel tiefer und ist
viel umfassender. Es ist eine gewichtige Frage: Soll unsre Politik der natürlichen
Entwicklung der Nation mit ihrer wachsenden Bevölkerungszahl, ihrem zunehmenden
Wohlstand und ihren neuen Bedürfnissen folgen, oder wollen wir uns kleinlichen
Rücksichten und Parteiinteressen zuliebe in eine enge Form zwängen lassen und alles
ängstlich meiden, was uns vorwärts und aufwärts führen kann?

Die erste Möglichkeit zeigt uns ein klares, allen gemeinsames Ziel, die andre
verbirgt ihr Ziel unter der Maske weiser Selbstbeschränkung und fördert dabei
allerlei kleine Sonderziele, die uns innerlich zersplittern und aufreiben. Dagegen
wehren wir uns, und es kann uns nicht mehr zweifelhaft sein, für welche von
beiden Möglichkeiten wir uns zu entscheiden haben. Ein weitgestecktes, klares Ziel
kann auf verschiednen Wegen erreicht werden; deshalb ist auch das Unglück nicht
groß, wenn die Parteimeinungen auseinandergehn. Nur soll man sich hüten, das
Ziel dabei aus dem Auge zu lassen und die Gelegenheiten zu verpassen, wo wir
mit andern zusammengehn müssen.

Es ist jetzt viel von einer geeigneten Wahlparole die Rede. Gewiß wäre es
bequemer, mit einem kurzen Schlagwort der Masse klar machen zu können, um was
es sich eigentlich handelt. Ein solches Schlagwort für den Wahlkampf gibt es nicht,
aber auch ohne das wird der Versuch nicht aussichtslos sein, das Unwürdige, jeden
Fortschritt Hemmende in den Methoden des Zentrums wie die völlige Unfrucht¬
barkeit der Sozialdemokratie einem großen Bruchteil der Wählermassen verständlich
zu machen. Wenn deutlich gezeigt wird, was den schwarzen und den roten Gegnern
unsrer nationalen Entwicklung vorzuwerfen ist, dann hebt sich auch das Ziel der
nationalen Politik klar von diesem Hintergrunde ab. Wir wollen aber froh sein,
daß es nicht notwendig ist, es noch enger abzugrenzen, vielmehr das alles den be¬
sondern Parteibestrebungen überlassen werden kann. Immer wieder wird die Re¬
gierung gedrängt, sich für ein konservatives oder ein liberales Programm zu erklären.
Aber ebenso ost muß auch den Drängenden gesagt werden, daß es Sache der Wähler
selbst ist, zu bekunden, welche Strömung in der Nation die stärkere ist. Es ist ein
kümmerlicher Vorwand, wenn der Liberalismus für die Wahlen die Unterstützung
der Regierung durch eine nähere Umschreibung ihres Programms fordert, angeblich
um das Mißtrauen der Wähler zu besiegen und ihnen die Überzeugung beizu¬
bringen, daß die Regierung im Fall einer Stärkung der liberalen Parteien auch
wirklich liberale Zugeständnisse machen werde. Wenn die Regierung nun auf diese
Forderung einginge, die Wahlen aber trotzdem eine Niederlage des Liberalismus
brächten, was dann? Wie sollte die Regierung dann ein auf liberale Wünsche
zugeschnittnes Programm und etwa versprochne Zugeständnisse wahrnehmen? Und
ein solches Ansinnen an die Regierung kann doch nur die Bedeutung haben, daß
sich der Liberalismus von der Verantwortung entlasten möchte sür den Fall, daß
er nicht aus eigner Kraft an das Ziel seiner Wünsche gelangen kann.

Solche Hintertüren sollten sich die Parteien, die bei den bevorstehenden Wahlen
gegen Zentrum und Sozialdemokratie zu kämpfen haben, im eignen Interesse ver¬
sperren. Sie sollten Wert darauf legen, durch sich selbst, ohne Hilfe der Regierung
zu siegen. Die Parteien haben ihre Wahlaufrufe hinausgesandt, und jede weiß tat¬
sächlich zur Genüge, was die Regierung will. Auf dieser Grundlage mögen sie energisch
weiter arbeiten. Einer besondern Wahlparole der Regierung bedarf es nicht.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

und neue Wege weist, am bequemsten totschlagen. Es ist darum das typische,
immer wiederkehrende Verfahren parlamentarischen Machthungers, das in der letzten
Abstimmung des Reichstags zum Ausdruck kommt. Heute wird es in einer kolonialen
Frage angewandt, morgen vielleicht in einer andern nationalen Machtfrage. Wenn
auch heute noch die Meinung wiederkehrt, der Wcchlknmpf drehe sich um eine Frage
der Kolonialpolitik, so ist das nicht richtig. Die Sache liegt viel tiefer und ist
viel umfassender. Es ist eine gewichtige Frage: Soll unsre Politik der natürlichen
Entwicklung der Nation mit ihrer wachsenden Bevölkerungszahl, ihrem zunehmenden
Wohlstand und ihren neuen Bedürfnissen folgen, oder wollen wir uns kleinlichen
Rücksichten und Parteiinteressen zuliebe in eine enge Form zwängen lassen und alles
ängstlich meiden, was uns vorwärts und aufwärts führen kann?

Die erste Möglichkeit zeigt uns ein klares, allen gemeinsames Ziel, die andre
verbirgt ihr Ziel unter der Maske weiser Selbstbeschränkung und fördert dabei
allerlei kleine Sonderziele, die uns innerlich zersplittern und aufreiben. Dagegen
wehren wir uns, und es kann uns nicht mehr zweifelhaft sein, für welche von
beiden Möglichkeiten wir uns zu entscheiden haben. Ein weitgestecktes, klares Ziel
kann auf verschiednen Wegen erreicht werden; deshalb ist auch das Unglück nicht
groß, wenn die Parteimeinungen auseinandergehn. Nur soll man sich hüten, das
Ziel dabei aus dem Auge zu lassen und die Gelegenheiten zu verpassen, wo wir
mit andern zusammengehn müssen.

Es ist jetzt viel von einer geeigneten Wahlparole die Rede. Gewiß wäre es
bequemer, mit einem kurzen Schlagwort der Masse klar machen zu können, um was
es sich eigentlich handelt. Ein solches Schlagwort für den Wahlkampf gibt es nicht,
aber auch ohne das wird der Versuch nicht aussichtslos sein, das Unwürdige, jeden
Fortschritt Hemmende in den Methoden des Zentrums wie die völlige Unfrucht¬
barkeit der Sozialdemokratie einem großen Bruchteil der Wählermassen verständlich
zu machen. Wenn deutlich gezeigt wird, was den schwarzen und den roten Gegnern
unsrer nationalen Entwicklung vorzuwerfen ist, dann hebt sich auch das Ziel der
nationalen Politik klar von diesem Hintergrunde ab. Wir wollen aber froh sein,
daß es nicht notwendig ist, es noch enger abzugrenzen, vielmehr das alles den be¬
sondern Parteibestrebungen überlassen werden kann. Immer wieder wird die Re¬
gierung gedrängt, sich für ein konservatives oder ein liberales Programm zu erklären.
Aber ebenso ost muß auch den Drängenden gesagt werden, daß es Sache der Wähler
selbst ist, zu bekunden, welche Strömung in der Nation die stärkere ist. Es ist ein
kümmerlicher Vorwand, wenn der Liberalismus für die Wahlen die Unterstützung
der Regierung durch eine nähere Umschreibung ihres Programms fordert, angeblich
um das Mißtrauen der Wähler zu besiegen und ihnen die Überzeugung beizu¬
bringen, daß die Regierung im Fall einer Stärkung der liberalen Parteien auch
wirklich liberale Zugeständnisse machen werde. Wenn die Regierung nun auf diese
Forderung einginge, die Wahlen aber trotzdem eine Niederlage des Liberalismus
brächten, was dann? Wie sollte die Regierung dann ein auf liberale Wünsche
zugeschnittnes Programm und etwa versprochne Zugeständnisse wahrnehmen? Und
ein solches Ansinnen an die Regierung kann doch nur die Bedeutung haben, daß
sich der Liberalismus von der Verantwortung entlasten möchte sür den Fall, daß
er nicht aus eigner Kraft an das Ziel seiner Wünsche gelangen kann.

Solche Hintertüren sollten sich die Parteien, die bei den bevorstehenden Wahlen
gegen Zentrum und Sozialdemokratie zu kämpfen haben, im eignen Interesse ver¬
sperren. Sie sollten Wert darauf legen, durch sich selbst, ohne Hilfe der Regierung
zu siegen. Die Parteien haben ihre Wahlaufrufe hinausgesandt, und jede weiß tat¬
sächlich zur Genüge, was die Regierung will. Auf dieser Grundlage mögen sie energisch
weiter arbeiten. Einer besondern Wahlparole der Regierung bedarf es nicht.




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[0069] Maßgebliches und Unmaßgebliches und neue Wege weist, am bequemsten totschlagen. Es ist darum das typische, immer wiederkehrende Verfahren parlamentarischen Machthungers, das in der letzten Abstimmung des Reichstags zum Ausdruck kommt. Heute wird es in einer kolonialen Frage angewandt, morgen vielleicht in einer andern nationalen Machtfrage. Wenn auch heute noch die Meinung wiederkehrt, der Wcchlknmpf drehe sich um eine Frage der Kolonialpolitik, so ist das nicht richtig. Die Sache liegt viel tiefer und ist viel umfassender. Es ist eine gewichtige Frage: Soll unsre Politik der natürlichen Entwicklung der Nation mit ihrer wachsenden Bevölkerungszahl, ihrem zunehmenden Wohlstand und ihren neuen Bedürfnissen folgen, oder wollen wir uns kleinlichen Rücksichten und Parteiinteressen zuliebe in eine enge Form zwängen lassen und alles ängstlich meiden, was uns vorwärts und aufwärts führen kann? Die erste Möglichkeit zeigt uns ein klares, allen gemeinsames Ziel, die andre verbirgt ihr Ziel unter der Maske weiser Selbstbeschränkung und fördert dabei allerlei kleine Sonderziele, die uns innerlich zersplittern und aufreiben. Dagegen wehren wir uns, und es kann uns nicht mehr zweifelhaft sein, für welche von beiden Möglichkeiten wir uns zu entscheiden haben. Ein weitgestecktes, klares Ziel kann auf verschiednen Wegen erreicht werden; deshalb ist auch das Unglück nicht groß, wenn die Parteimeinungen auseinandergehn. Nur soll man sich hüten, das Ziel dabei aus dem Auge zu lassen und die Gelegenheiten zu verpassen, wo wir mit andern zusammengehn müssen. Es ist jetzt viel von einer geeigneten Wahlparole die Rede. Gewiß wäre es bequemer, mit einem kurzen Schlagwort der Masse klar machen zu können, um was es sich eigentlich handelt. Ein solches Schlagwort für den Wahlkampf gibt es nicht, aber auch ohne das wird der Versuch nicht aussichtslos sein, das Unwürdige, jeden Fortschritt Hemmende in den Methoden des Zentrums wie die völlige Unfrucht¬ barkeit der Sozialdemokratie einem großen Bruchteil der Wählermassen verständlich zu machen. Wenn deutlich gezeigt wird, was den schwarzen und den roten Gegnern unsrer nationalen Entwicklung vorzuwerfen ist, dann hebt sich auch das Ziel der nationalen Politik klar von diesem Hintergrunde ab. Wir wollen aber froh sein, daß es nicht notwendig ist, es noch enger abzugrenzen, vielmehr das alles den be¬ sondern Parteibestrebungen überlassen werden kann. Immer wieder wird die Re¬ gierung gedrängt, sich für ein konservatives oder ein liberales Programm zu erklären. Aber ebenso ost muß auch den Drängenden gesagt werden, daß es Sache der Wähler selbst ist, zu bekunden, welche Strömung in der Nation die stärkere ist. Es ist ein kümmerlicher Vorwand, wenn der Liberalismus für die Wahlen die Unterstützung der Regierung durch eine nähere Umschreibung ihres Programms fordert, angeblich um das Mißtrauen der Wähler zu besiegen und ihnen die Überzeugung beizu¬ bringen, daß die Regierung im Fall einer Stärkung der liberalen Parteien auch wirklich liberale Zugeständnisse machen werde. Wenn die Regierung nun auf diese Forderung einginge, die Wahlen aber trotzdem eine Niederlage des Liberalismus brächten, was dann? Wie sollte die Regierung dann ein auf liberale Wünsche zugeschnittnes Programm und etwa versprochne Zugeständnisse wahrnehmen? Und ein solches Ansinnen an die Regierung kann doch nur die Bedeutung haben, daß sich der Liberalismus von der Verantwortung entlasten möchte sür den Fall, daß er nicht aus eigner Kraft an das Ziel seiner Wünsche gelangen kann. Solche Hintertüren sollten sich die Parteien, die bei den bevorstehenden Wahlen gegen Zentrum und Sozialdemokratie zu kämpfen haben, im eignen Interesse ver¬ sperren. Sie sollten Wert darauf legen, durch sich selbst, ohne Hilfe der Regierung zu siegen. Die Parteien haben ihre Wahlaufrufe hinausgesandt, und jede weiß tat¬ sächlich zur Genüge, was die Regierung will. Auf dieser Grundlage mögen sie energisch weiter arbeiten. Einer besondern Wahlparole der Regierung bedarf es nicht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/69>, abgerufen am 24.07.2024.