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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Katholische Belletristik und Publizistik

Die ab und zu erheiternde" Kontroversen über die "Selbstvergiftung" der
deutschen Klassiker*) sind ja wohl noch in guter Erinnerung. Es ist kein Zweifel,
daß die Rufer im Streit auch uns ob dieses Berichts über Klassikercmsgabeu von
dem gleichen selbstmörderischen Wahn ergriffen wähnen. Zu ihrer Beruhigung hier
unsre Ansicht über diese Sache. Bei der Empfehlung einiger Ausgaben hatten
wir vor allem solche Kreise oder vielmehr Stände im Ange, auf deren Bücher¬
brettern man im Hinblick auf die zu erfüllenden Berufspflichten die Werke unsrer
Dichterdivskuren zu finden erwartet. Das sind, von Fachgelehrten abgesehen, die
Geistliche", Lehrer, Künstler, Schriftsteller, Redakteure sowie die akademisch Ge¬
bildeten überhaupt. Ja, ich möchte sagen, daß es für diese noch kein Luxus wäre,
Wenn sie sich zur Anschaffung einer vollständigen Ausgabe herbeiließen. In den
meisten Fällen wird aber eine Ausgabe, die sich auf die dichterische" Werke und
die nichtwissenschaftlichen Originalprosaschriften beschränkt, genügen, also etwa von
der Heinemannschen Ausgabe des Bibliographischen Instituts die erste Abteilung
(Band 1 bis 15). Für die Familienbibliothek eines gebildeten Hauses dürfte dieser
Teil vollständig ausreichen. Bei diesem Rat gehe ich von der Ansicht aus, daß
man Bücher kaufe, nicht um bloß auf dem Bücherbrett damit zu prunken, sondern
in" sie zu lesen. Wer aber, den nicht ganz besondre Interesse" leiten, wird hente
noch Goethes Farbenlehre oder Schillers Dreißigjährigen Krieg lesen? Viel
wichtiger noch als dieser Rat dünkt mir die Mahnung, von den Klassikern lieber
einen kleinen Teil gut als vieles flüchtig und das Ganze schlecht zu lesen. Wer
in den Geist dessen, was allgemein als das Beste anerkannt wird, eindringt, der
ist auch gefeit gegen das "Gift", das den oberflächliche" Urheber u"ter Umstände"
tötet. . . . Die Bekämpfer der "Selbstvergiftung" werden natürlich mich mit dieser
Beschrcinkuug noch nicht einverstanden sein. Denn die Familienbibliothek ist ihnen
so etwas wie ein geistiger Brodschrank für alle Familienglieder vom ?A.dei- tamilia"
bis zum schulpflichtigen Jüngsten hinunter. Und was in keinem geordneten Haus¬
halt beim wirklichen Brodschrank üblich ist, daß er für die ganze Familie offen
stehe, das gilt ihnen bei dem geistigen als selbstverständlich. Da ist es denn klar,
daß man neugierige Backfische und grüne Jungen nur daun vor den Römische"
Elegie" bewahren kann, wenn man alle Ausgaben mit dem Banne belegt, die
nicht aä usum DolMini gereinigt sind. . . . Die große Masse wird nie in den Geist
großer Dichter und Denker tiefer einzudringen vermögen, Wohl aber wird sich
der Einzelne, dem es um seine geistige Ausbildung ernst ist, schon verhältnismäßig
früh vor die Alternative gestellt sehen, die Bischof Spalding in den herrlichen
Worten zeichnet: Man muß, das ist klar, entweder sich von der Literatur ganz
und gar abwenden oder sich damit zufrieden geben, sie für das zu nehmen, was
sie ist: der im Schrifttum niedergelegte Ausdruck des Menschenlebens, das eine
Mischung von Wahrheit und Irrtum, von gut und böse ist. Wir müssen uns ent¬
schließen, in Unwissenheit zu bleiben über das beste, was der Erkenntnis zugänglich
ist, oder wir müssen es suchen, wo es liegt, inmitten von vielem, was trivial oder
falsch ist. Wie sich der Pfad, der in einem tugendhaften und edeln Charakter
endet, durch allerlei Prüfungen und Versuchungen windet, so muß der, der einen
kultivierten Geist haben will, viele und mancherlei Autoren lesen und sich nur



*) Der Kaplan Heinrich Falkenberg zu Medicin am Rhein hatte eine Broschüre heraus¬
gegeben unter dem Titel: "Katholische Selbstvergiftung. Ein Beitrag zu der Frage: was soll
der gebildete Katholik lesen?" Im ersten Teil der Broschüre, schreibt ein Rezensent im Februar-
hest 1904 der Literarischen Warte, "wird gezeigt, was für verwerfliche Autoren, zumal in katho¬
lische" Weihnachtsanzeigern, empfohlen werden. Mitleidlos schlachtet Elins-Falkenberg die
450 Baasspfaffen der deutschen Literatur von Lessing bis Frenssen,"
Katholische Belletristik und Publizistik

Die ab und zu erheiternde» Kontroversen über die „Selbstvergiftung" der
deutschen Klassiker*) sind ja wohl noch in guter Erinnerung. Es ist kein Zweifel,
daß die Rufer im Streit auch uns ob dieses Berichts über Klassikercmsgabeu von
dem gleichen selbstmörderischen Wahn ergriffen wähnen. Zu ihrer Beruhigung hier
unsre Ansicht über diese Sache. Bei der Empfehlung einiger Ausgaben hatten
wir vor allem solche Kreise oder vielmehr Stände im Ange, auf deren Bücher¬
brettern man im Hinblick auf die zu erfüllenden Berufspflichten die Werke unsrer
Dichterdivskuren zu finden erwartet. Das sind, von Fachgelehrten abgesehen, die
Geistliche», Lehrer, Künstler, Schriftsteller, Redakteure sowie die akademisch Ge¬
bildeten überhaupt. Ja, ich möchte sagen, daß es für diese noch kein Luxus wäre,
Wenn sie sich zur Anschaffung einer vollständigen Ausgabe herbeiließen. In den
meisten Fällen wird aber eine Ausgabe, die sich auf die dichterische» Werke und
die nichtwissenschaftlichen Originalprosaschriften beschränkt, genügen, also etwa von
der Heinemannschen Ausgabe des Bibliographischen Instituts die erste Abteilung
(Band 1 bis 15). Für die Familienbibliothek eines gebildeten Hauses dürfte dieser
Teil vollständig ausreichen. Bei diesem Rat gehe ich von der Ansicht aus, daß
man Bücher kaufe, nicht um bloß auf dem Bücherbrett damit zu prunken, sondern
in» sie zu lesen. Wer aber, den nicht ganz besondre Interesse» leiten, wird hente
noch Goethes Farbenlehre oder Schillers Dreißigjährigen Krieg lesen? Viel
wichtiger noch als dieser Rat dünkt mir die Mahnung, von den Klassikern lieber
einen kleinen Teil gut als vieles flüchtig und das Ganze schlecht zu lesen. Wer
in den Geist dessen, was allgemein als das Beste anerkannt wird, eindringt, der
ist auch gefeit gegen das „Gift", das den oberflächliche» Urheber u»ter Umstände»
tötet. . . . Die Bekämpfer der „Selbstvergiftung" werden natürlich mich mit dieser
Beschrcinkuug noch nicht einverstanden sein. Denn die Familienbibliothek ist ihnen
so etwas wie ein geistiger Brodschrank für alle Familienglieder vom ?A.dei- tamilia«
bis zum schulpflichtigen Jüngsten hinunter. Und was in keinem geordneten Haus¬
halt beim wirklichen Brodschrank üblich ist, daß er für die ganze Familie offen
stehe, das gilt ihnen bei dem geistigen als selbstverständlich. Da ist es denn klar,
daß man neugierige Backfische und grüne Jungen nur daun vor den Römische»
Elegie» bewahren kann, wenn man alle Ausgaben mit dem Banne belegt, die
nicht aä usum DolMini gereinigt sind. . . . Die große Masse wird nie in den Geist
großer Dichter und Denker tiefer einzudringen vermögen, Wohl aber wird sich
der Einzelne, dem es um seine geistige Ausbildung ernst ist, schon verhältnismäßig
früh vor die Alternative gestellt sehen, die Bischof Spalding in den herrlichen
Worten zeichnet: Man muß, das ist klar, entweder sich von der Literatur ganz
und gar abwenden oder sich damit zufrieden geben, sie für das zu nehmen, was
sie ist: der im Schrifttum niedergelegte Ausdruck des Menschenlebens, das eine
Mischung von Wahrheit und Irrtum, von gut und böse ist. Wir müssen uns ent¬
schließen, in Unwissenheit zu bleiben über das beste, was der Erkenntnis zugänglich
ist, oder wir müssen es suchen, wo es liegt, inmitten von vielem, was trivial oder
falsch ist. Wie sich der Pfad, der in einem tugendhaften und edeln Charakter
endet, durch allerlei Prüfungen und Versuchungen windet, so muß der, der einen
kultivierten Geist haben will, viele und mancherlei Autoren lesen und sich nur



*) Der Kaplan Heinrich Falkenberg zu Medicin am Rhein hatte eine Broschüre heraus¬
gegeben unter dem Titel: „Katholische Selbstvergiftung. Ein Beitrag zu der Frage: was soll
der gebildete Katholik lesen?" Im ersten Teil der Broschüre, schreibt ein Rezensent im Februar-
hest 1904 der Literarischen Warte, „wird gezeigt, was für verwerfliche Autoren, zumal in katho¬
lische» Weihnachtsanzeigern, empfohlen werden. Mitleidlos schlachtet Elins-Falkenberg die
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[0524] Katholische Belletristik und Publizistik Die ab und zu erheiternde» Kontroversen über die „Selbstvergiftung" der deutschen Klassiker*) sind ja wohl noch in guter Erinnerung. Es ist kein Zweifel, daß die Rufer im Streit auch uns ob dieses Berichts über Klassikercmsgabeu von dem gleichen selbstmörderischen Wahn ergriffen wähnen. Zu ihrer Beruhigung hier unsre Ansicht über diese Sache. Bei der Empfehlung einiger Ausgaben hatten wir vor allem solche Kreise oder vielmehr Stände im Ange, auf deren Bücher¬ brettern man im Hinblick auf die zu erfüllenden Berufspflichten die Werke unsrer Dichterdivskuren zu finden erwartet. Das sind, von Fachgelehrten abgesehen, die Geistliche», Lehrer, Künstler, Schriftsteller, Redakteure sowie die akademisch Ge¬ bildeten überhaupt. Ja, ich möchte sagen, daß es für diese noch kein Luxus wäre, Wenn sie sich zur Anschaffung einer vollständigen Ausgabe herbeiließen. In den meisten Fällen wird aber eine Ausgabe, die sich auf die dichterische» Werke und die nichtwissenschaftlichen Originalprosaschriften beschränkt, genügen, also etwa von der Heinemannschen Ausgabe des Bibliographischen Instituts die erste Abteilung (Band 1 bis 15). Für die Familienbibliothek eines gebildeten Hauses dürfte dieser Teil vollständig ausreichen. Bei diesem Rat gehe ich von der Ansicht aus, daß man Bücher kaufe, nicht um bloß auf dem Bücherbrett damit zu prunken, sondern in» sie zu lesen. Wer aber, den nicht ganz besondre Interesse» leiten, wird hente noch Goethes Farbenlehre oder Schillers Dreißigjährigen Krieg lesen? Viel wichtiger noch als dieser Rat dünkt mir die Mahnung, von den Klassikern lieber einen kleinen Teil gut als vieles flüchtig und das Ganze schlecht zu lesen. Wer in den Geist dessen, was allgemein als das Beste anerkannt wird, eindringt, der ist auch gefeit gegen das „Gift", das den oberflächliche» Urheber u»ter Umstände» tötet. . . . Die Bekämpfer der „Selbstvergiftung" werden natürlich mich mit dieser Beschrcinkuug noch nicht einverstanden sein. Denn die Familienbibliothek ist ihnen so etwas wie ein geistiger Brodschrank für alle Familienglieder vom ?A.dei- tamilia« bis zum schulpflichtigen Jüngsten hinunter. Und was in keinem geordneten Haus¬ halt beim wirklichen Brodschrank üblich ist, daß er für die ganze Familie offen stehe, das gilt ihnen bei dem geistigen als selbstverständlich. Da ist es denn klar, daß man neugierige Backfische und grüne Jungen nur daun vor den Römische» Elegie» bewahren kann, wenn man alle Ausgaben mit dem Banne belegt, die nicht aä usum DolMini gereinigt sind. . . . Die große Masse wird nie in den Geist großer Dichter und Denker tiefer einzudringen vermögen, Wohl aber wird sich der Einzelne, dem es um seine geistige Ausbildung ernst ist, schon verhältnismäßig früh vor die Alternative gestellt sehen, die Bischof Spalding in den herrlichen Worten zeichnet: Man muß, das ist klar, entweder sich von der Literatur ganz und gar abwenden oder sich damit zufrieden geben, sie für das zu nehmen, was sie ist: der im Schrifttum niedergelegte Ausdruck des Menschenlebens, das eine Mischung von Wahrheit und Irrtum, von gut und böse ist. Wir müssen uns ent¬ schließen, in Unwissenheit zu bleiben über das beste, was der Erkenntnis zugänglich ist, oder wir müssen es suchen, wo es liegt, inmitten von vielem, was trivial oder falsch ist. Wie sich der Pfad, der in einem tugendhaften und edeln Charakter endet, durch allerlei Prüfungen und Versuchungen windet, so muß der, der einen kultivierten Geist haben will, viele und mancherlei Autoren lesen und sich nur *) Der Kaplan Heinrich Falkenberg zu Medicin am Rhein hatte eine Broschüre heraus¬ gegeben unter dem Titel: „Katholische Selbstvergiftung. Ein Beitrag zu der Frage: was soll der gebildete Katholik lesen?" Im ersten Teil der Broschüre, schreibt ein Rezensent im Februar- hest 1904 der Literarischen Warte, „wird gezeigt, was für verwerfliche Autoren, zumal in katho¬ lische» Weihnachtsanzeigern, empfohlen werden. Mitleidlos schlachtet Elins-Falkenberg die 450 Baasspfaffen der deutschen Literatur von Lessing bis Frenssen,"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/524>, abgerufen am 24.07.2024.