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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

praktischen Zweck geschieht. Ich kann nur versichern, was sich von selbst versteht:
jede Tendenz zugunsten oder uugunsten einer Partei hat mir absolut ferngelegen.
Daß sozialdemokratische Blätter die Äußerungen Msmarcks ausbeuten würden, war
zu erwarten; aber der Haß der Genossen gegen den großen Kanzler ist seit lauge
schon so groß, daß eine Bestätigung seiner Gesinnung gegen die Revvlutionspartei
"Ms xnräso ihn nicht noch zu steigern vermochte, und wie sollten sich Angehörige
andrer Parteien bei den bevorstehenden Reichstagswahlen von einem Urteile Bis-
marcks bestimmen lassen, das vor siebzehn Jahren gefallen war, und das der Kaiser
eben nicht zu dem seinigen gemacht hatte! Damit wird auch der Vorwurf hinfällig,
die Veröffentlichung sei in diesem Augenblicke für die nationalen Parteien unbequem
oder nachteilig gewesen; jedenfalls ist bei den Wahlen eine nachteilige Wirkung
schlechterdings nicht hervorgetreten. Eine "Ehrenrettung" der Denkwürdigkeiten
Hohenlohes aber lag mir schon deshalb gänzlich fern, weil diese in der Tages-
presse vielverleumdeten und wenig gelesncn Aufzeichnungen einer solchen gar nicht
bedürfen. Ich habe als Historiker der historischen Wahrheit dienen wollen, das war
meine einzige "Tendenz".

Aber auch sachliche Einwendungen sind gemacht worden. Die erste, nach so
langer Zeit fehle jede Kontrolle, berührt beinahe komisch. Wie soll man sich denn
in einem solchen Falle, wo man Interessantes mitteilen zu können glaubt, eigentlich
verhalten? Wenn der Berichterstatter sofort veröffentlicht, was er gehört oder gesehen
hat, so heißt es: "Welche Indiskretion!" Läßt er Jahre oder Jahrzehnte vergeh", so
wird sein Bericht angezweifelt, weil "die Kontrolle fehlt". Wie hätte denn nun im
vorliegenden Falle eine solche ausgeübt werden können? Selbst bei Lebzeiten Msmarcks
hätte doch immer, wenn sich der Fürst zu seinen von mir mitgeteilten Äußerungen,
für die er, beiläufig bemerkt, kein Verschweigen verlangte, nachträglich etwa nicht
hätte bekennen wollen oder können, Aussage gegen Aussage gestanden, und vollends
einer seiner Söhne, von denen damals keiner in Varzin war, hätte höchstens nach
den ihm sonst bekannten Äußerungen und Ansichten seines Vaters zustimmen oder
widersprechen können, denn die Unterredung verlief, wie gesagt, ohne Zeugen. Was
bliebe denn von den zahlreichen Publikationen übrig, die auf Tischgesprächen und
andern mündlichen Äußerungen des Kanzlers beruhen, wenn man an ihre Glaubwürdig¬
keit eine" solche" Maßstab anlegen wollte? Ein andrer Kritiker findet, Bismarck
müsse "in sehr gereizter Stimmung" gewesen sein, als er sich in der geschilderten
Weise aussprach/ Ich hatte damals den Eindruck, daß er sehr ruhig dabei war und
nur einmal und zwar gegen eine bestimmte Persönlichkeit heftig wurde; über den
Kaiser sprach er während der ganzen Zeit niemals auch nur ein tadelndes oder
geringschätziges Wort. Endlich wird die ganze Erzählung als "olle Kamelien" ab¬
getan, und zwar mit der Berufung auf den Brief, den Fürst Bismarck am
> 5. August 1878, also lange vor dem Erlaß des Sozialistengesetzes (19. Oktober 1878).
von Kissingen aus an den Geheimen Regierungsrat Tiedemann über die Fassung
dieses Gesetzes richtete und in dem die Stelle vorkommt: "Ich halte, -- wenn das
Gesetz wirken soll, es für die Dauer nicht möglich, den gesetzlich als Sozialisten
erweislichen Staatsbürgern das Wahlrecht und die Wählbarkeit und deu Genuß der
Privilegien der Neichstagsmitglieder zulassen." (Gedanken und Erinnerungen II. 190.)
Aber es kommt doch nicht darauf an. daß er diesen Gedanken von jeher hatte,
sondern daß er ihn in dem Momente, wo das Sozialistengesctz ablaufen sollte
von neuem aufgriff und in diesem Sinne ans den Kaiser zu wirken versuchte, und
d>'von erzählt auch Hohenlohe nichts. Das sind also keinesfalls "olle Kamelien".

Zuletzt wird auch die Äußerung des Königs Albert bezweifelt, so lange mein
Gewährsmann nicht genannt wäre. Das Deutsche Tageblatt hat darüber ErknudigunaM


Maßgebliches und Unmaßgebliches

praktischen Zweck geschieht. Ich kann nur versichern, was sich von selbst versteht:
jede Tendenz zugunsten oder uugunsten einer Partei hat mir absolut ferngelegen.
Daß sozialdemokratische Blätter die Äußerungen Msmarcks ausbeuten würden, war
zu erwarten; aber der Haß der Genossen gegen den großen Kanzler ist seit lauge
schon so groß, daß eine Bestätigung seiner Gesinnung gegen die Revvlutionspartei
«Ms xnräso ihn nicht noch zu steigern vermochte, und wie sollten sich Angehörige
andrer Parteien bei den bevorstehenden Reichstagswahlen von einem Urteile Bis-
marcks bestimmen lassen, das vor siebzehn Jahren gefallen war, und das der Kaiser
eben nicht zu dem seinigen gemacht hatte! Damit wird auch der Vorwurf hinfällig,
die Veröffentlichung sei in diesem Augenblicke für die nationalen Parteien unbequem
oder nachteilig gewesen; jedenfalls ist bei den Wahlen eine nachteilige Wirkung
schlechterdings nicht hervorgetreten. Eine „Ehrenrettung" der Denkwürdigkeiten
Hohenlohes aber lag mir schon deshalb gänzlich fern, weil diese in der Tages-
presse vielverleumdeten und wenig gelesncn Aufzeichnungen einer solchen gar nicht
bedürfen. Ich habe als Historiker der historischen Wahrheit dienen wollen, das war
meine einzige „Tendenz".

Aber auch sachliche Einwendungen sind gemacht worden. Die erste, nach so
langer Zeit fehle jede Kontrolle, berührt beinahe komisch. Wie soll man sich denn
in einem solchen Falle, wo man Interessantes mitteilen zu können glaubt, eigentlich
verhalten? Wenn der Berichterstatter sofort veröffentlicht, was er gehört oder gesehen
hat, so heißt es: „Welche Indiskretion!" Läßt er Jahre oder Jahrzehnte vergeh«, so
wird sein Bericht angezweifelt, weil „die Kontrolle fehlt". Wie hätte denn nun im
vorliegenden Falle eine solche ausgeübt werden können? Selbst bei Lebzeiten Msmarcks
hätte doch immer, wenn sich der Fürst zu seinen von mir mitgeteilten Äußerungen,
für die er, beiläufig bemerkt, kein Verschweigen verlangte, nachträglich etwa nicht
hätte bekennen wollen oder können, Aussage gegen Aussage gestanden, und vollends
einer seiner Söhne, von denen damals keiner in Varzin war, hätte höchstens nach
den ihm sonst bekannten Äußerungen und Ansichten seines Vaters zustimmen oder
widersprechen können, denn die Unterredung verlief, wie gesagt, ohne Zeugen. Was
bliebe denn von den zahlreichen Publikationen übrig, die auf Tischgesprächen und
andern mündlichen Äußerungen des Kanzlers beruhen, wenn man an ihre Glaubwürdig¬
keit eine» solche» Maßstab anlegen wollte? Ein andrer Kritiker findet, Bismarck
müsse „in sehr gereizter Stimmung" gewesen sein, als er sich in der geschilderten
Weise aussprach/ Ich hatte damals den Eindruck, daß er sehr ruhig dabei war und
nur einmal und zwar gegen eine bestimmte Persönlichkeit heftig wurde; über den
Kaiser sprach er während der ganzen Zeit niemals auch nur ein tadelndes oder
geringschätziges Wort. Endlich wird die ganze Erzählung als „olle Kamelien" ab¬
getan, und zwar mit der Berufung auf den Brief, den Fürst Bismarck am
> 5. August 1878, also lange vor dem Erlaß des Sozialistengesetzes (19. Oktober 1878).
von Kissingen aus an den Geheimen Regierungsrat Tiedemann über die Fassung
dieses Gesetzes richtete und in dem die Stelle vorkommt: „Ich halte, — wenn das
Gesetz wirken soll, es für die Dauer nicht möglich, den gesetzlich als Sozialisten
erweislichen Staatsbürgern das Wahlrecht und die Wählbarkeit und deu Genuß der
Privilegien der Neichstagsmitglieder zulassen." (Gedanken und Erinnerungen II. 190.)
Aber es kommt doch nicht darauf an. daß er diesen Gedanken von jeher hatte,
sondern daß er ihn in dem Momente, wo das Sozialistengesctz ablaufen sollte
von neuem aufgriff und in diesem Sinne ans den Kaiser zu wirken versuchte, und
d>'von erzählt auch Hohenlohe nichts. Das sind also keinesfalls „olle Kamelien".

Zuletzt wird auch die Äußerung des Königs Albert bezweifelt, so lange mein
Gewährsmann nicht genannt wäre. Das Deutsche Tageblatt hat darüber ErknudigunaM


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[0391] Maßgebliches und Unmaßgebliches praktischen Zweck geschieht. Ich kann nur versichern, was sich von selbst versteht: jede Tendenz zugunsten oder uugunsten einer Partei hat mir absolut ferngelegen. Daß sozialdemokratische Blätter die Äußerungen Msmarcks ausbeuten würden, war zu erwarten; aber der Haß der Genossen gegen den großen Kanzler ist seit lauge schon so groß, daß eine Bestätigung seiner Gesinnung gegen die Revvlutionspartei «Ms xnräso ihn nicht noch zu steigern vermochte, und wie sollten sich Angehörige andrer Parteien bei den bevorstehenden Reichstagswahlen von einem Urteile Bis- marcks bestimmen lassen, das vor siebzehn Jahren gefallen war, und das der Kaiser eben nicht zu dem seinigen gemacht hatte! Damit wird auch der Vorwurf hinfällig, die Veröffentlichung sei in diesem Augenblicke für die nationalen Parteien unbequem oder nachteilig gewesen; jedenfalls ist bei den Wahlen eine nachteilige Wirkung schlechterdings nicht hervorgetreten. Eine „Ehrenrettung" der Denkwürdigkeiten Hohenlohes aber lag mir schon deshalb gänzlich fern, weil diese in der Tages- presse vielverleumdeten und wenig gelesncn Aufzeichnungen einer solchen gar nicht bedürfen. Ich habe als Historiker der historischen Wahrheit dienen wollen, das war meine einzige „Tendenz". Aber auch sachliche Einwendungen sind gemacht worden. Die erste, nach so langer Zeit fehle jede Kontrolle, berührt beinahe komisch. Wie soll man sich denn in einem solchen Falle, wo man Interessantes mitteilen zu können glaubt, eigentlich verhalten? Wenn der Berichterstatter sofort veröffentlicht, was er gehört oder gesehen hat, so heißt es: „Welche Indiskretion!" Läßt er Jahre oder Jahrzehnte vergeh«, so wird sein Bericht angezweifelt, weil „die Kontrolle fehlt". Wie hätte denn nun im vorliegenden Falle eine solche ausgeübt werden können? Selbst bei Lebzeiten Msmarcks hätte doch immer, wenn sich der Fürst zu seinen von mir mitgeteilten Äußerungen, für die er, beiläufig bemerkt, kein Verschweigen verlangte, nachträglich etwa nicht hätte bekennen wollen oder können, Aussage gegen Aussage gestanden, und vollends einer seiner Söhne, von denen damals keiner in Varzin war, hätte höchstens nach den ihm sonst bekannten Äußerungen und Ansichten seines Vaters zustimmen oder widersprechen können, denn die Unterredung verlief, wie gesagt, ohne Zeugen. Was bliebe denn von den zahlreichen Publikationen übrig, die auf Tischgesprächen und andern mündlichen Äußerungen des Kanzlers beruhen, wenn man an ihre Glaubwürdig¬ keit eine» solche» Maßstab anlegen wollte? Ein andrer Kritiker findet, Bismarck müsse „in sehr gereizter Stimmung" gewesen sein, als er sich in der geschilderten Weise aussprach/ Ich hatte damals den Eindruck, daß er sehr ruhig dabei war und nur einmal und zwar gegen eine bestimmte Persönlichkeit heftig wurde; über den Kaiser sprach er während der ganzen Zeit niemals auch nur ein tadelndes oder geringschätziges Wort. Endlich wird die ganze Erzählung als „olle Kamelien" ab¬ getan, und zwar mit der Berufung auf den Brief, den Fürst Bismarck am > 5. August 1878, also lange vor dem Erlaß des Sozialistengesetzes (19. Oktober 1878). von Kissingen aus an den Geheimen Regierungsrat Tiedemann über die Fassung dieses Gesetzes richtete und in dem die Stelle vorkommt: „Ich halte, — wenn das Gesetz wirken soll, es für die Dauer nicht möglich, den gesetzlich als Sozialisten erweislichen Staatsbürgern das Wahlrecht und die Wählbarkeit und deu Genuß der Privilegien der Neichstagsmitglieder zulassen." (Gedanken und Erinnerungen II. 190.) Aber es kommt doch nicht darauf an. daß er diesen Gedanken von jeher hatte, sondern daß er ihn in dem Momente, wo das Sozialistengesctz ablaufen sollte von neuem aufgriff und in diesem Sinne ans den Kaiser zu wirken versuchte, und d>'von erzählt auch Hohenlohe nichts. Das sind also keinesfalls „olle Kamelien". Zuletzt wird auch die Äußerung des Königs Albert bezweifelt, so lange mein Gewährsmann nicht genannt wäre. Das Deutsche Tageblatt hat darüber ErknudigunaM

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/391>, abgerufen am 24.07.2024.