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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

(Unbeweglichkeit, Muskelspannung bei erregter Aufmerksamkeit), worin sich der Einfluß
des effektiven Elements verrät. Während der Mensch fähig ist, mit einer auf eine
kleine Muskelzone des Gesichts beschränkten expressiven Tätigkeit aufzumerken und
angestrengt ucichzudeuken, ist dies den Tieren nicht möglich, bei denen, sobald sich
die Aufmerksamkeit steigert, die Mimik einen emotionellen Charakter gewinnt, d. h.
sich über den ganzen Körper zu erstrecken strebt." Das Kind und der Ungebildete
sind darin den Tieren ähnlich. Je hoher die geistige Entwicklung steigt, desto mehr
treten den emotionellen Bewegungen Hemmungen entgegen, und die allcrinnerlichste,
rein geistige Tätigkeit bringt auch das Muskelspiel des Antlitzes zur Ruhe. Die
höchste Stufe der Verinnerlichung und Konzentration vollzieht sich in der Ekstase,
die gleich den übrigen mystischen Zuständen nach dem Verfasser zwar als ein abnormer
aber nicht als ein Krankheitszustand aufzufassen ist. Den bildenden Künstlern, mehr
natürlich den Malern als den Bildhauern, wird die genane anatomische Beschreibung
des Mienenspiels in dem Büchlein, die mit vielen Illustrationen veranschaulicht wird,
gute Dienste leisten, obwohl, wie der Verfasser hervorhebt, die großen Maler der
Rcnaissnnee ohne anatomische und physiologische Studien den richtigen Ausdruck der
Seelenzustände, die sie darstellen wollten, getroffen haben; es ist doch eben nicht
jeder, der sich heute mit Malen sein Brot verdienen will, ein treffsicherer Genius.
Und auch bei der Erziehung schwachsinniger Kinder läßt sich dieses Lehrbuch der
Mimik Praktisch verwerten. De Sanctis hat folgende Erfahrung gemacht: "Die
methodischen Übungen der mimischen Muskeln der obern Gesichtshälfte - auf Geheiß,
mit Zuhilfenahme des Spiegels und unter Benutzung des selbst bei schwachsinnigen
und degenerierten Kindern gut entwickelten Nachahmungssinns wiederholt aus¬
geführt -- siud ein unmittelbar wirksames Mittel, die Aufmerksamkeit zu fixieren,
"ut ein höchst zweckmäßiges und erziehliches Spiel, die Entwicklung dieser Funktion
anzuregen." Johanna Pirscher zeigt in einer hübschen kleinen Schrift:
Wachstum (München, E H. Beck, 1906). daß im Werden und Wachsen, nicht
im Sein und Besitzen das Glück liegt, und wie sich die neue Richtung, die Christi
Lehre dem Willen gegeben hat, in den biologischen Prozeß einfügen läßt, den die
heutige Wissenschaft erkannt und Herbert Spencer am erschöpfendsten dargestellt hat. --
Das Buch vom Genie von Paul Dahlke (Leipzig. Max Altmann, 1905) ist
zwar zu drei Vierteln Poesie und nur zu einem Viertel Wissenschaft, betrifft jedoch
immerhin die Menschenseele, der, ans dem Umwege über witzige Vorreden und
anmutige Erzählungen, die indische Weisheit empfohlen wird. Wie diese nach Dahlkes
Vorstellung mit dem Genie zusammenhängt, mögen drei Sätze andeuten. "Das
Höchste hienieden entsteht nicht durch Tun, sondern durch Lassen." "Weshalb es
kein Vorzug ist, nach Gründen zu handeln? Weil das Genie, die Blüte der Welt,
ohne Gründe handelt, grundlos, sich selbst unfaßbar." "Sehr gut sagt Byron in einem
seiner Briefe: Die dichterische Begabung ist eine ganz bestimmte, absonderliche Fähig¬
keit, eine eigne Seele, und hat mit der Alltäglichkeit des Individuums ebensowenig
zu tun wie die Begeisterung der pythischen Seherin mit ihrem eignen Selbst, nach¬
dem sie den Dreifuß verlassen hat." Auch nach Hartmann muß der geniale Denker
und Dichter erkennen: nicht ich denke und dichte, sondern: es denkt und dichtet in
mir. -- Wir nennen noch einige Titel von philosophischen Werken, für deren Be¬
sprechung wir keinen Raum haben: Die Ekstase, ein Beitrag zur Psychologie und
Völkerkunde von Dr. MI. P. Beck; Bad Sachsa im Harz, Hermann Haacke, 1906.
Geschichte der Philosophie als Einleitung in das System der Philosophie von
Walter Kinkel, ni. o. Professor der Philosophie an der Universität Gießen;
Gießen, Alfred Töpelman", 1906.-- Neue Abhandlungen über den mensch¬
lichen Verstand von G. W. v. Leibniz. Übersetzt, mit Einleitung, Lebens¬
beschreibung des Verfassers und Erläuterungen versehen von C. Schaarschmidt.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

(Unbeweglichkeit, Muskelspannung bei erregter Aufmerksamkeit), worin sich der Einfluß
des effektiven Elements verrät. Während der Mensch fähig ist, mit einer auf eine
kleine Muskelzone des Gesichts beschränkten expressiven Tätigkeit aufzumerken und
angestrengt ucichzudeuken, ist dies den Tieren nicht möglich, bei denen, sobald sich
die Aufmerksamkeit steigert, die Mimik einen emotionellen Charakter gewinnt, d. h.
sich über den ganzen Körper zu erstrecken strebt." Das Kind und der Ungebildete
sind darin den Tieren ähnlich. Je hoher die geistige Entwicklung steigt, desto mehr
treten den emotionellen Bewegungen Hemmungen entgegen, und die allcrinnerlichste,
rein geistige Tätigkeit bringt auch das Muskelspiel des Antlitzes zur Ruhe. Die
höchste Stufe der Verinnerlichung und Konzentration vollzieht sich in der Ekstase,
die gleich den übrigen mystischen Zuständen nach dem Verfasser zwar als ein abnormer
aber nicht als ein Krankheitszustand aufzufassen ist. Den bildenden Künstlern, mehr
natürlich den Malern als den Bildhauern, wird die genane anatomische Beschreibung
des Mienenspiels in dem Büchlein, die mit vielen Illustrationen veranschaulicht wird,
gute Dienste leisten, obwohl, wie der Verfasser hervorhebt, die großen Maler der
Rcnaissnnee ohne anatomische und physiologische Studien den richtigen Ausdruck der
Seelenzustände, die sie darstellen wollten, getroffen haben; es ist doch eben nicht
jeder, der sich heute mit Malen sein Brot verdienen will, ein treffsicherer Genius.
Und auch bei der Erziehung schwachsinniger Kinder läßt sich dieses Lehrbuch der
Mimik Praktisch verwerten. De Sanctis hat folgende Erfahrung gemacht: „Die
methodischen Übungen der mimischen Muskeln der obern Gesichtshälfte - auf Geheiß,
mit Zuhilfenahme des Spiegels und unter Benutzung des selbst bei schwachsinnigen
und degenerierten Kindern gut entwickelten Nachahmungssinns wiederholt aus¬
geführt — siud ein unmittelbar wirksames Mittel, die Aufmerksamkeit zu fixieren,
»ut ein höchst zweckmäßiges und erziehliches Spiel, die Entwicklung dieser Funktion
anzuregen." Johanna Pirscher zeigt in einer hübschen kleinen Schrift:
Wachstum (München, E H. Beck, 1906). daß im Werden und Wachsen, nicht
im Sein und Besitzen das Glück liegt, und wie sich die neue Richtung, die Christi
Lehre dem Willen gegeben hat, in den biologischen Prozeß einfügen läßt, den die
heutige Wissenschaft erkannt und Herbert Spencer am erschöpfendsten dargestellt hat. —
Das Buch vom Genie von Paul Dahlke (Leipzig. Max Altmann, 1905) ist
zwar zu drei Vierteln Poesie und nur zu einem Viertel Wissenschaft, betrifft jedoch
immerhin die Menschenseele, der, ans dem Umwege über witzige Vorreden und
anmutige Erzählungen, die indische Weisheit empfohlen wird. Wie diese nach Dahlkes
Vorstellung mit dem Genie zusammenhängt, mögen drei Sätze andeuten. „Das
Höchste hienieden entsteht nicht durch Tun, sondern durch Lassen." „Weshalb es
kein Vorzug ist, nach Gründen zu handeln? Weil das Genie, die Blüte der Welt,
ohne Gründe handelt, grundlos, sich selbst unfaßbar." „Sehr gut sagt Byron in einem
seiner Briefe: Die dichterische Begabung ist eine ganz bestimmte, absonderliche Fähig¬
keit, eine eigne Seele, und hat mit der Alltäglichkeit des Individuums ebensowenig
zu tun wie die Begeisterung der pythischen Seherin mit ihrem eignen Selbst, nach¬
dem sie den Dreifuß verlassen hat." Auch nach Hartmann muß der geniale Denker
und Dichter erkennen: nicht ich denke und dichte, sondern: es denkt und dichtet in
mir. — Wir nennen noch einige Titel von philosophischen Werken, für deren Be¬
sprechung wir keinen Raum haben: Die Ekstase, ein Beitrag zur Psychologie und
Völkerkunde von Dr. MI. P. Beck; Bad Sachsa im Harz, Hermann Haacke, 1906.
Geschichte der Philosophie als Einleitung in das System der Philosophie von
Walter Kinkel, ni. o. Professor der Philosophie an der Universität Gießen;
Gießen, Alfred Töpelman», 1906.— Neue Abhandlungen über den mensch¬
lichen Verstand von G. W. v. Leibniz. Übersetzt, mit Einleitung, Lebens¬
beschreibung des Verfassers und Erläuterungen versehen von C. Schaarschmidt.


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[0285] Maßgebliches und Unmaßgebliches (Unbeweglichkeit, Muskelspannung bei erregter Aufmerksamkeit), worin sich der Einfluß des effektiven Elements verrät. Während der Mensch fähig ist, mit einer auf eine kleine Muskelzone des Gesichts beschränkten expressiven Tätigkeit aufzumerken und angestrengt ucichzudeuken, ist dies den Tieren nicht möglich, bei denen, sobald sich die Aufmerksamkeit steigert, die Mimik einen emotionellen Charakter gewinnt, d. h. sich über den ganzen Körper zu erstrecken strebt." Das Kind und der Ungebildete sind darin den Tieren ähnlich. Je hoher die geistige Entwicklung steigt, desto mehr treten den emotionellen Bewegungen Hemmungen entgegen, und die allcrinnerlichste, rein geistige Tätigkeit bringt auch das Muskelspiel des Antlitzes zur Ruhe. Die höchste Stufe der Verinnerlichung und Konzentration vollzieht sich in der Ekstase, die gleich den übrigen mystischen Zuständen nach dem Verfasser zwar als ein abnormer aber nicht als ein Krankheitszustand aufzufassen ist. Den bildenden Künstlern, mehr natürlich den Malern als den Bildhauern, wird die genane anatomische Beschreibung des Mienenspiels in dem Büchlein, die mit vielen Illustrationen veranschaulicht wird, gute Dienste leisten, obwohl, wie der Verfasser hervorhebt, die großen Maler der Rcnaissnnee ohne anatomische und physiologische Studien den richtigen Ausdruck der Seelenzustände, die sie darstellen wollten, getroffen haben; es ist doch eben nicht jeder, der sich heute mit Malen sein Brot verdienen will, ein treffsicherer Genius. Und auch bei der Erziehung schwachsinniger Kinder läßt sich dieses Lehrbuch der Mimik Praktisch verwerten. De Sanctis hat folgende Erfahrung gemacht: „Die methodischen Übungen der mimischen Muskeln der obern Gesichtshälfte - auf Geheiß, mit Zuhilfenahme des Spiegels und unter Benutzung des selbst bei schwachsinnigen und degenerierten Kindern gut entwickelten Nachahmungssinns wiederholt aus¬ geführt — siud ein unmittelbar wirksames Mittel, die Aufmerksamkeit zu fixieren, »ut ein höchst zweckmäßiges und erziehliches Spiel, die Entwicklung dieser Funktion anzuregen." Johanna Pirscher zeigt in einer hübschen kleinen Schrift: Wachstum (München, E H. Beck, 1906). daß im Werden und Wachsen, nicht im Sein und Besitzen das Glück liegt, und wie sich die neue Richtung, die Christi Lehre dem Willen gegeben hat, in den biologischen Prozeß einfügen läßt, den die heutige Wissenschaft erkannt und Herbert Spencer am erschöpfendsten dargestellt hat. — Das Buch vom Genie von Paul Dahlke (Leipzig. Max Altmann, 1905) ist zwar zu drei Vierteln Poesie und nur zu einem Viertel Wissenschaft, betrifft jedoch immerhin die Menschenseele, der, ans dem Umwege über witzige Vorreden und anmutige Erzählungen, die indische Weisheit empfohlen wird. Wie diese nach Dahlkes Vorstellung mit dem Genie zusammenhängt, mögen drei Sätze andeuten. „Das Höchste hienieden entsteht nicht durch Tun, sondern durch Lassen." „Weshalb es kein Vorzug ist, nach Gründen zu handeln? Weil das Genie, die Blüte der Welt, ohne Gründe handelt, grundlos, sich selbst unfaßbar." „Sehr gut sagt Byron in einem seiner Briefe: Die dichterische Begabung ist eine ganz bestimmte, absonderliche Fähig¬ keit, eine eigne Seele, und hat mit der Alltäglichkeit des Individuums ebensowenig zu tun wie die Begeisterung der pythischen Seherin mit ihrem eignen Selbst, nach¬ dem sie den Dreifuß verlassen hat." Auch nach Hartmann muß der geniale Denker und Dichter erkennen: nicht ich denke und dichte, sondern: es denkt und dichtet in mir. — Wir nennen noch einige Titel von philosophischen Werken, für deren Be¬ sprechung wir keinen Raum haben: Die Ekstase, ein Beitrag zur Psychologie und Völkerkunde von Dr. MI. P. Beck; Bad Sachsa im Harz, Hermann Haacke, 1906. Geschichte der Philosophie als Einleitung in das System der Philosophie von Walter Kinkel, ni. o. Professor der Philosophie an der Universität Gießen; Gießen, Alfred Töpelman», 1906.— Neue Abhandlungen über den mensch¬ lichen Verstand von G. W. v. Leibniz. Übersetzt, mit Einleitung, Lebens¬ beschreibung des Verfassers und Erläuterungen versehen von C. Schaarschmidt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/285>, abgerufen am 24.07.2024.