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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Las Mexiko des Porfirio Biaz

de Penoles und die Grube El Zopolito. Viele Kaffee-, Zucker- und Getreide-
plantagen werden von deutschen Eigentümern bewirtschaftet. Eine Musterplantage
ist El Triumfo im Staate Chiapas, eine Schöpfung des deutschen Konsuls
Rau. Die besten Ärzte der Hauptstadt und auch die Apotheker sind Deutsche.

Präsident Diciz hat keine Gelegenheit vorübergehen lassen, seine große
Vorliebe für die Deutschen durch Wort und Tat an den Tag zu legen. Die
mexikanische Infanterie und Kavallerie find mit Gewehren der Vereinigten
Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (früher Löwe) und zwar mit dem¬
selben Modell wie unser Heer bewaffnet. Alle Stationen Mexikos für drahtlose
Telegraphie sind aus Deutschland bezogen und nach dem System Arco-Slaby
gebaut. Wiederholt sind mexikanische Offiziere zur preußischen Armee kommandiert
worden. Deutsch ist obligatorischer Unterrichtsgegenstand auf der mexikanischen
Militärakademie in Chapultepec bei Mexiko. Seiner persönlichen Bewunderung
für den Kaiser hat Präsident Diaz vor drei Jahren dadurch Ausdruck gegeben,
daß er ihm sein lebensgroßes Ölporträt übersandte, und der Kaiser hat ihm
darauf das seinige übermitteln lassen. Besonders gern beteiligt sich aber der
Präsident als Zuschauer bei den gemeinsamen Rennen des mexikanischen Offizier-
Reitvereins und des unter dem Ehrenprotektorat des Kronprinzen stehenden
Deutschen Reitvereins. Der Hamburgische Korrespondent schrieb vor längerer
Zeit über eines dieser Wettrennen: "Die Anwesenheit des Präsidenten Diaz
und das besonders lebhafte Interesse, das er als schneidiger Soldat diesem
hier neuen Ausdruck militärischer Tüchtigkeit entgegenbrachte, verliehen dem
ganzen Vorgange eine erhöhte Bedeutung. Der Präsident benutzte in offenbar
willkommner Weise die Gelegenheit, der deutschen Kolonie Mexikos wieder
einmal seine ehrenden Sympathien zu erweisen; er lud nicht nur den kaiser¬
lichen Geschäftsträger Dr. von Flöckher ein, als Ehrengast an seiner rechten
Seite während der mehr als dreistündigen Dauer der Rennen teilzunehmen,
sondern verlieh auch in zwanglosen, anerkennenden Worten seiner Sympathie
für die Kolonie freundschaftlichen Ausdruck. Es ist dem General Diaz wohl
bekannt, daß diese seine Gefühle von uns Deutschen in Mexiko dankbar erwidert
werden. Seine militärische Offenheit und die Gediegenheit seines Charakters und
seiner Handlungen im öffentlichen und Privatleben sichern ihm ausnahmlos
Anerkennung und Verehrung aller deutscher Landsleute."

Sehr zu wünschen ist, daß sich immer mehr Deutsche diese guten Beziehungen
zunutze machen und ihr Kapital dort nutzbringend anlegen. Sie können dies
auch ohne jedes Risiko tun, denn Mrs. Twcedie betont mit Recht, daß von
einer Okkupation Mexikos durch die Vereinigten Staaten keine Rede sein kann.
Sie ist schon deshalb ausgeschlossen, weil das mexikanische Nationalhcer dem
amerikanischen Söldnerheere numerisch und qualitativ weit überlegen ist.




Las Mexiko des Porfirio Biaz

de Penoles und die Grube El Zopolito. Viele Kaffee-, Zucker- und Getreide-
plantagen werden von deutschen Eigentümern bewirtschaftet. Eine Musterplantage
ist El Triumfo im Staate Chiapas, eine Schöpfung des deutschen Konsuls
Rau. Die besten Ärzte der Hauptstadt und auch die Apotheker sind Deutsche.

Präsident Diciz hat keine Gelegenheit vorübergehen lassen, seine große
Vorliebe für die Deutschen durch Wort und Tat an den Tag zu legen. Die
mexikanische Infanterie und Kavallerie find mit Gewehren der Vereinigten
Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (früher Löwe) und zwar mit dem¬
selben Modell wie unser Heer bewaffnet. Alle Stationen Mexikos für drahtlose
Telegraphie sind aus Deutschland bezogen und nach dem System Arco-Slaby
gebaut. Wiederholt sind mexikanische Offiziere zur preußischen Armee kommandiert
worden. Deutsch ist obligatorischer Unterrichtsgegenstand auf der mexikanischen
Militärakademie in Chapultepec bei Mexiko. Seiner persönlichen Bewunderung
für den Kaiser hat Präsident Diaz vor drei Jahren dadurch Ausdruck gegeben,
daß er ihm sein lebensgroßes Ölporträt übersandte, und der Kaiser hat ihm
darauf das seinige übermitteln lassen. Besonders gern beteiligt sich aber der
Präsident als Zuschauer bei den gemeinsamen Rennen des mexikanischen Offizier-
Reitvereins und des unter dem Ehrenprotektorat des Kronprinzen stehenden
Deutschen Reitvereins. Der Hamburgische Korrespondent schrieb vor längerer
Zeit über eines dieser Wettrennen: „Die Anwesenheit des Präsidenten Diaz
und das besonders lebhafte Interesse, das er als schneidiger Soldat diesem
hier neuen Ausdruck militärischer Tüchtigkeit entgegenbrachte, verliehen dem
ganzen Vorgange eine erhöhte Bedeutung. Der Präsident benutzte in offenbar
willkommner Weise die Gelegenheit, der deutschen Kolonie Mexikos wieder
einmal seine ehrenden Sympathien zu erweisen; er lud nicht nur den kaiser¬
lichen Geschäftsträger Dr. von Flöckher ein, als Ehrengast an seiner rechten
Seite während der mehr als dreistündigen Dauer der Rennen teilzunehmen,
sondern verlieh auch in zwanglosen, anerkennenden Worten seiner Sympathie
für die Kolonie freundschaftlichen Ausdruck. Es ist dem General Diaz wohl
bekannt, daß diese seine Gefühle von uns Deutschen in Mexiko dankbar erwidert
werden. Seine militärische Offenheit und die Gediegenheit seines Charakters und
seiner Handlungen im öffentlichen und Privatleben sichern ihm ausnahmlos
Anerkennung und Verehrung aller deutscher Landsleute."

Sehr zu wünschen ist, daß sich immer mehr Deutsche diese guten Beziehungen
zunutze machen und ihr Kapital dort nutzbringend anlegen. Sie können dies
auch ohne jedes Risiko tun, denn Mrs. Twcedie betont mit Recht, daß von
einer Okkupation Mexikos durch die Vereinigten Staaten keine Rede sein kann.
Sie ist schon deshalb ausgeschlossen, weil das mexikanische Nationalhcer dem
amerikanischen Söldnerheere numerisch und qualitativ weit überlegen ist.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/248>, abgerufen am 24.07.2024.