Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.Aönig Friedrich der Große und der Baron Warkotsch Reisewagens bestellt wurde, Gelegenheit gefunden, heimlich zu befehlen, daß Am 1. November, in der Frühe, hatte der Kuratus von dem Jägerburschen Über das Staatsverbrechen berichtete der Kabinettsrat Eichel unter dem Strehlen, 3. December 1761. Es ist fast nicht zu zweifeln, daß nicht wenigstens der publique Ruf Aönig Friedrich der Große und der Baron Warkotsch Reisewagens bestellt wurde, Gelegenheit gefunden, heimlich zu befehlen, daß Am 1. November, in der Frühe, hatte der Kuratus von dem Jägerburschen Über das Staatsverbrechen berichtete der Kabinettsrat Eichel unter dem Strehlen, 3. December 1761. Es ist fast nicht zu zweifeln, daß nicht wenigstens der publique Ruf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0196" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301450"/> <fw type="header" place="top"> Aönig Friedrich der Große und der Baron Warkotsch</fw><lb/> <p xml:id="ID_677" prev="#ID_676"> Reisewagens bestellt wurde, Gelegenheit gefunden, heimlich zu befehlen, daß<lb/> sein bestes Reitpferd im Stalle bereit gehalten würde. Nun begab er sich ins<lb/> Nebenzimmer, um sich, wie er sagte, umzukleiden und Wäsche mitzunehmen,<lb/> flüchtete aber von dort durch eine zweite Tür in den Hof, bestieg das bereit-<lb/> gehaltne Pferd und jagte nach der Richtung weg, aus der die österreichischen<lb/> Husaren, die Wallis zum Handstreich kommandiert hatte, kommen mußten.<lb/> Er erreichte sie auch wirklich wohlbehalten. Als Rabenau die Flucht des<lb/> Verbrechers entdeckt hatte, verfolgte er ihn natürlich mit seinen Dragonern,<lb/> konnte aber seiner nicht mehr habhaft werden. Statt dessen verhaftete er die<lb/> Baronin und kehrte mit ihr nach Woiselwitz zurück. So waren beide Ver¬<lb/> brecher ihren zu leichtgläubigen und nachlässigen Häschern entronnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_678"> Am 1. November, in der Frühe, hatte der Kuratus von dem Jägerburschen<lb/> Böhmelt die Gerlcichsche Abschrift des von Warkotsch geschriebnen Briefs er¬<lb/> halten und das Schriftstück durch eine gewisse Eva Paul, ein Mädchen seiner<lb/> Gemeinde, an Wallis befördern lassen. Eva Paul war um ein Uhr Mittags<lb/> abgegangen. Wallis hatte nach dem Empfang des Briefs sein kleines Kommando<lb/> von etwa dreißig Husaren auf den verabredeten Wegen abgeschickt. Seine Leute<lb/> hatten zu dem Handstreich eine besondre Montur erhalten, die der preußischen<lb/> ähnelte, damit sie unerkannt in die Strehlener Gegend kommen konnten. Der<lb/> entronnene Warkotsch traf die Streifschar, als sie schon im Strehlener Kreise<lb/> war, und berichtete rasch, daß der Anschlag vereitelt sei; er war der Meinung,<lb/> irgendeine Patrouille habe seinen Jäger aufgehoben. Er hatte übrigens die<lb/> Frechheit, in der Nacht mit einem starken Geleit österreichischer Husaren nach<lb/> Schönbrunn zurückzukehren, das er um ein Uhr Nachts ganz verlassen fand. Nur<lb/> die Frau Kappel war noch da. Warkotsch forderte von ihr die Schlüssel, ging<lb/> in sein Arbeitszimmer und nahm von dort noch viel Geld, Juwelen und einige<lb/> andre Gegenstände mit. Nachdem er die Husaren reichlich belohnt hatte, befahl<lb/> er der Frau Kappel, sie solle zwei im Schlafzimmer stehende kleine Koffer voll<lb/> Geld und Wertsachen nach dem Kloster Heinrichau schaffen lassen. Dann verließ<lb/> er Schönbrunn für immer. Wäre er eine Stunde früher nach Hause gekommen,<lb/> so wäre er wahrscheinlich doch noch in die Hände der Preußen gefallen, denn<lb/> ein Leutnant von Brausen lag mit einer starken Abteilung im Hinterhalte,<lb/> rückte aber, seinem Befehle gemäß, um Mitternacht wieder ab. So war<lb/> Warkotsch der Gefangenschaft zum zweitenmal entgangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_679"> Über das Staatsverbrechen berichtete der Kabinettsrat Eichel unter dem<lb/> 3. Dezember 1761 an den Etatsminister Grafen Finckenstein in Magdeburg<lb/> folgendermaßen:</p><lb/> <p xml:id="ID_680"> Strehlen, 3. December 1761.</p><lb/> <p xml:id="ID_681" next="#ID_682"> Es ist fast nicht zu zweifeln, daß nicht wenigstens der publique Ruf<lb/> wegen einer Entreprise, so der Feind auf des Königs hohe Person hier ge¬<lb/> machet haben soll, nicht schon bis an Ew. Excellenz gekommen sein sollte, da<lb/> bereits ganz Breslau davon voll ist und der Oberamtsregiernng allda alle</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0196]
Aönig Friedrich der Große und der Baron Warkotsch
Reisewagens bestellt wurde, Gelegenheit gefunden, heimlich zu befehlen, daß
sein bestes Reitpferd im Stalle bereit gehalten würde. Nun begab er sich ins
Nebenzimmer, um sich, wie er sagte, umzukleiden und Wäsche mitzunehmen,
flüchtete aber von dort durch eine zweite Tür in den Hof, bestieg das bereit-
gehaltne Pferd und jagte nach der Richtung weg, aus der die österreichischen
Husaren, die Wallis zum Handstreich kommandiert hatte, kommen mußten.
Er erreichte sie auch wirklich wohlbehalten. Als Rabenau die Flucht des
Verbrechers entdeckt hatte, verfolgte er ihn natürlich mit seinen Dragonern,
konnte aber seiner nicht mehr habhaft werden. Statt dessen verhaftete er die
Baronin und kehrte mit ihr nach Woiselwitz zurück. So waren beide Ver¬
brecher ihren zu leichtgläubigen und nachlässigen Häschern entronnen.
Am 1. November, in der Frühe, hatte der Kuratus von dem Jägerburschen
Böhmelt die Gerlcichsche Abschrift des von Warkotsch geschriebnen Briefs er¬
halten und das Schriftstück durch eine gewisse Eva Paul, ein Mädchen seiner
Gemeinde, an Wallis befördern lassen. Eva Paul war um ein Uhr Mittags
abgegangen. Wallis hatte nach dem Empfang des Briefs sein kleines Kommando
von etwa dreißig Husaren auf den verabredeten Wegen abgeschickt. Seine Leute
hatten zu dem Handstreich eine besondre Montur erhalten, die der preußischen
ähnelte, damit sie unerkannt in die Strehlener Gegend kommen konnten. Der
entronnene Warkotsch traf die Streifschar, als sie schon im Strehlener Kreise
war, und berichtete rasch, daß der Anschlag vereitelt sei; er war der Meinung,
irgendeine Patrouille habe seinen Jäger aufgehoben. Er hatte übrigens die
Frechheit, in der Nacht mit einem starken Geleit österreichischer Husaren nach
Schönbrunn zurückzukehren, das er um ein Uhr Nachts ganz verlassen fand. Nur
die Frau Kappel war noch da. Warkotsch forderte von ihr die Schlüssel, ging
in sein Arbeitszimmer und nahm von dort noch viel Geld, Juwelen und einige
andre Gegenstände mit. Nachdem er die Husaren reichlich belohnt hatte, befahl
er der Frau Kappel, sie solle zwei im Schlafzimmer stehende kleine Koffer voll
Geld und Wertsachen nach dem Kloster Heinrichau schaffen lassen. Dann verließ
er Schönbrunn für immer. Wäre er eine Stunde früher nach Hause gekommen,
so wäre er wahrscheinlich doch noch in die Hände der Preußen gefallen, denn
ein Leutnant von Brausen lag mit einer starken Abteilung im Hinterhalte,
rückte aber, seinem Befehle gemäß, um Mitternacht wieder ab. So war
Warkotsch der Gefangenschaft zum zweitenmal entgangen.
Über das Staatsverbrechen berichtete der Kabinettsrat Eichel unter dem
3. Dezember 1761 an den Etatsminister Grafen Finckenstein in Magdeburg
folgendermaßen:
Strehlen, 3. December 1761.
Es ist fast nicht zu zweifeln, daß nicht wenigstens der publique Ruf
wegen einer Entreprise, so der Feind auf des Königs hohe Person hier ge¬
machet haben soll, nicht schon bis an Ew. Excellenz gekommen sein sollte, da
bereits ganz Breslau davon voll ist und der Oberamtsregiernng allda alle
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