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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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sagende, liebende Schwester als eine Respekt heischende Mutter gewesen, für Ernsts
Erziehung hatte sie mit großer Umsicht und unermüdlichem Eifer gesorgt. Ein paar
mit ihr zugebrachte Stunden hätten den verhärtetsten Bösewicht wohlwollend und
behaglich stimmen müssen: dem Jungen, der durchaus brav und gewissenhaft war,
war schwer beizukommen gewesen, sie hatte aber doch auch bei ihm ihr Ziel erreicht
und genoß sein vollstes Vertrauen. Wahrscheinlich war sie in ihrer ersten Jugend
sehr hübsch gewesen, aber schwerlich halb so hübsch, als sie jetzt war, wo der mütterlich
wohlwollende, teilnehmend heitere Gesichtsausdruck die anmutige" Züge der statt¬
lichen Frau verklärte. Wenn eine Schauspielerin, die eine liebenswürdige, noch immer
jugendliche, jeden Menschen ins rechte Fahrwasser bringende Mutter darzustellen
gehabt hätte, um ein Modell verlegen gewesen wäre, Tante Minna hätte ihr als
solches dienen können. Sie war offenbar im Begriff, ein wenig stark zu werden,
und ihre Hände hatten wieder dieselben Grübchen bekommen, die vor Jahren die
kleinen rosigen Kinderpatschchen so reizend gemacht haben mochten, aber auch das
stand ihr gut.

Als sie in Leudeck mit Tante Ernestine Rücksprache genommen hatte, während
der alte Herr mit dem Verschwender, den er dem Tyrannen vorzog, ein paar für
ihn und für sich mitgebrachte Zigarren geraucht hatte, waren Tante Ernestine und
deren sehr bald hinzugcrufue Tochter anfänglich sprachlos gewesen, wie jemand, der
nicht in die Lotterie gesetzt und doch das große Los gewonnen Hütte: sie hatten
sich alsdann gefaßt, um ja zu sagen und sich recht aus Herzensgrund in ihrer
Freude ausweinen zu können, Tante Anna aber, die -- wahrscheinlich durch draht¬
lose Telegraphie -- von dem, was geschehen und gesagt worden war, sofortige
Kunde erhalten hatte, hatte das frohe Ereignis, noch ehe man Zeit gehabt, es ihr
offiziell mitzuteilen, ihrer Gewohnheit getreu dadurch gefeiert, daß sie in eine ihrer
schönsten hysterischen Synkopen gefallen war. Aufrichtig gefreut hatte sich -- es
tut einem leid, das so klipp und klar sage" zu müssen -- außer den beiden Nächst¬
beteiligten nur Onkel Franz. Die andern hatten freilich auch freudige Teilnahme
an den Tag gelegt, aber das war ihnen nur dadurch gelungen, daß sie Komödie
gespielt hatten, was in Leudeck kaum ein vom Himmel gefallener Engel hätte ver¬
meiden können.

War Rosa so ein Engel? Bei ihr wie bei ihrem Bruder, dem Leutnant
Hans, hatten die von Tante Ernestine nach dem Tode ihres sehr jung verstorbnen
Gatten für die Erziehung der beiden Kinder außerhalb des Heims gebrachten fast
übermenschlichen Opfer beste Früchte getragen. Wie die genossene gute Erziehung
aus Hans einen sehr brauchbaren Offizier, einen guten Kameraden und einen er¬
staunlichen Wirt gemacht hatte, so war Rosa ein bescheidnes, natürliches, wahrhaft
gebildetes Mädchen geworden. Mit feinem, ihren Jahren vorauseilenden Verständnis
hatte sie ihre, ihres Bruders und ihrer Mutter schwierige Lage ebenso richtig erkannt,
wie ihr deren großer Abstand von den unabhängigen, behäbigen Verhältnissen, in
denen Onkel Alfreds, des Schloßherrn Familie lebte, durchaus klar war. Daß ihr
Vetter je auf den Gedanken kommen könnte, die ihm vom Glück in den Schoß
geworfnen Güter, Ansehn, Vermögen, Stellung mit ihr zu teilen, war ihr deshalb
nie in den Sinn gekommen. Als sie heute erfahren hatte, daß er sich um ihre
Hand bewarb, hatte sie - das war der natürliche Erfolg der von ihrer Mutter
gebrachten selbstlosen Opfer ^ zuerst an diese und an ihren Bruder gedacht. An
sich erst in zweiter Reihe, und freudige Dankbarkeit gegen den, dem sie nun für sich
und die Ihren, fern von dem lieben guten Leudeck eine sorgenfreie Existenz verdanken
würde, war ihr als entsprechendes Äquivalent für die uneigennützige Liebe erschienen,
von der ihr der junge Majorntserbe einen ebenso unzweifelhaften wie unerwarteten


sagende, liebende Schwester als eine Respekt heischende Mutter gewesen, für Ernsts
Erziehung hatte sie mit großer Umsicht und unermüdlichem Eifer gesorgt. Ein paar
mit ihr zugebrachte Stunden hätten den verhärtetsten Bösewicht wohlwollend und
behaglich stimmen müssen: dem Jungen, der durchaus brav und gewissenhaft war,
war schwer beizukommen gewesen, sie hatte aber doch auch bei ihm ihr Ziel erreicht
und genoß sein vollstes Vertrauen. Wahrscheinlich war sie in ihrer ersten Jugend
sehr hübsch gewesen, aber schwerlich halb so hübsch, als sie jetzt war, wo der mütterlich
wohlwollende, teilnehmend heitere Gesichtsausdruck die anmutige» Züge der statt¬
lichen Frau verklärte. Wenn eine Schauspielerin, die eine liebenswürdige, noch immer
jugendliche, jeden Menschen ins rechte Fahrwasser bringende Mutter darzustellen
gehabt hätte, um ein Modell verlegen gewesen wäre, Tante Minna hätte ihr als
solches dienen können. Sie war offenbar im Begriff, ein wenig stark zu werden,
und ihre Hände hatten wieder dieselben Grübchen bekommen, die vor Jahren die
kleinen rosigen Kinderpatschchen so reizend gemacht haben mochten, aber auch das
stand ihr gut.

Als sie in Leudeck mit Tante Ernestine Rücksprache genommen hatte, während
der alte Herr mit dem Verschwender, den er dem Tyrannen vorzog, ein paar für
ihn und für sich mitgebrachte Zigarren geraucht hatte, waren Tante Ernestine und
deren sehr bald hinzugcrufue Tochter anfänglich sprachlos gewesen, wie jemand, der
nicht in die Lotterie gesetzt und doch das große Los gewonnen Hütte: sie hatten
sich alsdann gefaßt, um ja zu sagen und sich recht aus Herzensgrund in ihrer
Freude ausweinen zu können, Tante Anna aber, die — wahrscheinlich durch draht¬
lose Telegraphie — von dem, was geschehen und gesagt worden war, sofortige
Kunde erhalten hatte, hatte das frohe Ereignis, noch ehe man Zeit gehabt, es ihr
offiziell mitzuteilen, ihrer Gewohnheit getreu dadurch gefeiert, daß sie in eine ihrer
schönsten hysterischen Synkopen gefallen war. Aufrichtig gefreut hatte sich — es
tut einem leid, das so klipp und klar sage» zu müssen — außer den beiden Nächst¬
beteiligten nur Onkel Franz. Die andern hatten freilich auch freudige Teilnahme
an den Tag gelegt, aber das war ihnen nur dadurch gelungen, daß sie Komödie
gespielt hatten, was in Leudeck kaum ein vom Himmel gefallener Engel hätte ver¬
meiden können.

War Rosa so ein Engel? Bei ihr wie bei ihrem Bruder, dem Leutnant
Hans, hatten die von Tante Ernestine nach dem Tode ihres sehr jung verstorbnen
Gatten für die Erziehung der beiden Kinder außerhalb des Heims gebrachten fast
übermenschlichen Opfer beste Früchte getragen. Wie die genossene gute Erziehung
aus Hans einen sehr brauchbaren Offizier, einen guten Kameraden und einen er¬
staunlichen Wirt gemacht hatte, so war Rosa ein bescheidnes, natürliches, wahrhaft
gebildetes Mädchen geworden. Mit feinem, ihren Jahren vorauseilenden Verständnis
hatte sie ihre, ihres Bruders und ihrer Mutter schwierige Lage ebenso richtig erkannt,
wie ihr deren großer Abstand von den unabhängigen, behäbigen Verhältnissen, in
denen Onkel Alfreds, des Schloßherrn Familie lebte, durchaus klar war. Daß ihr
Vetter je auf den Gedanken kommen könnte, die ihm vom Glück in den Schoß
geworfnen Güter, Ansehn, Vermögen, Stellung mit ihr zu teilen, war ihr deshalb
nie in den Sinn gekommen. Als sie heute erfahren hatte, daß er sich um ihre
Hand bewarb, hatte sie - das war der natürliche Erfolg der von ihrer Mutter
gebrachten selbstlosen Opfer ^ zuerst an diese und an ihren Bruder gedacht. An
sich erst in zweiter Reihe, und freudige Dankbarkeit gegen den, dem sie nun für sich
und die Ihren, fern von dem lieben guten Leudeck eine sorgenfreie Existenz verdanken
würde, war ihr als entsprechendes Äquivalent für die uneigennützige Liebe erschienen,
von der ihr der junge Majorntserbe einen ebenso unzweifelhaften wie unerwarteten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/164>, abgerufen am 04.07.2024.