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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Skizzen aus dem heutigen Volksleben

Noch schlimmer aber waren die Angriffe, die Herr Sigismund Kräutlein von
einer Seite erfuhr, wo er sie nicht erwartet hatte. Mau kann die verwegensten
Theorien aufstellen, die härtesten Forderungen erheben, man wird wenig Widerspruch
erfahren, solange mau sich in theoretischen Anschauungen bewegt; sobald aber die
Forderungen den Geldbeutel der erwerbsfrohen Leute berühren, hat der Spaß ein
Ende. Herr Kräutlein hatte das Soli ins tsuAsro berührt, als er den Feldzug gegen
die Stöckelschuhe eröffnete. Die Schuhmacher machten mobil. In einer Meisterver-
scunmluug wurde beschlossen, gegen die Sandale, bei der nichts zu verdienen sei,
für Hnckenstiefel und Stöckelschuh einzutreten und alles aufzubieten, die verderbliche
Zehengangbeweguug einzudämmen. Da war nun ein Literat mit Namen Doktor Ebel,
der irgendwo irgcndwarum seine Stelle eingebüßt hatte und sich nach anderweitigem
Einkommen umsah. Es gelang diesen Herrn für den Stöckelschuh zu gewinnen,
freilich nicht ohne bedeutende Geldopfer, und eines Morgens war die Stadt mit
einer Flut von Flugblättern überschwemmt, in der die heiligsten Überzeugungen
Sigismund Kräutleins und seiner Kiebitze verspottet und die übelsten Instinkte der
Bevölkerung, nämlich die Eitelkeit auf einen scheinbar kleinen Fuß, wachgerufen
wurden. Und jedesmal, wenn im Kurier gegen Hackengang und Stöckelschuh ge¬
wettert wurde, erschien eine neue Auflage von Flugblättern mit den schönsten Ab¬
bildungen eleganter Stöckelschuhe.

Hieraus entwickelte sich eine literarische Kontroverse zwischen dem Herrn Doktor
Ebel und Herrn Sigismund Kräutlein, und dies führte zu einem öffentlichen Turnier
zwischen den beiden Vertretern der sich so sehr widersprechenden Weltanschauungen. Herr
Doktor Ebel berief eine Volksversammlung, stellte seine Thesen und lud in verbind¬
lichen Worten seine Gegner ein. Herr Sigismund Kräutlein und seine Myrmidonen
kamen, und die andre Seite war durch die Herren Schuhmacher, Lederhändler und
deren Gehilfen vertreten. Herr Doktor Ebel hielt eine Rede, die sich nicht auf die
Verteidigung beschränkte, sondern den Angriff in das Gebiet des Gegners hinüber¬
trug. Er bewies, daß der rationelle Gang des Menschen der Hackengang, der Zehen¬
gang dagegen ein krankhafter Ausnahmezustand degenerierter Völker sei, die nicht
den Mut hätten, fest aufzutreten, und nicht Geld hätten, sich einen ordentlichen
Stiefel zu kaufen. Der feste, energische Tritt, den der Hackengang gewährleiste, sei
das Bild germanischer Kraft und germanischen Charakters. Mögen die Romanen,
so schloß er, oder Jndier hüpfen wie die Kiebitze, er seinerseits wolle seinen alten
deutschen Stiefel mit Absätzen nicht aufgeben. Großer Beifall.

Hierauf führte Herr Sigismund Kräutlein für den Zehengang ins Feld, was
wir schon wissen. Er erregte sich, trat mit Feuer und Hingebung für seine Sache
ein. und als er nach einem pompösen Schlüsse die Rednertribüne verließ, geschah
es, im Gefühl des Siegers, mit großen Schritten. Großer Beifall der Freunde.
Schallendes Gelächter auf feiten der Gegner. Herr Sigismund Kräutlein kehrte
um und schritt auf die Tribüne zurück. Erneutes großes Gelächter.

Was lachen Sie, meine Herren? rief Herr Kräutlein entrüstet. Aus dem
Kreise der Schuhmacher erklang die Antwort: Alter Schafkopp! will sich für den
Zehengang aufschmeißen und tritt selber mit den Hacken auf wie ein Kürassier.

Es war so. Sigismund Kräutlein hatte sieben Jahre seines Lebens dem
Kampfe für den Zehengang gewidmet, er hatte Vereine gegründet, Reden gehalten,
mit Ministern korrespondiert, aber nicht auf seine eignen Füße geschaut und nicht
bedacht, daß auch ihm selber gelten müsse, was er andern gebiete.

Er verstand den Sinn des Gelächters und kehrte geknickt von der Versamm¬
lung nach Hause zurück. Von da an hat ihn niemand mehr bei Tage auf der
Straße gesehen. Man sagte, daß er Abends in der Turnhalle verzweifelte Versuche


Skizzen aus dem heutigen Volksleben

Noch schlimmer aber waren die Angriffe, die Herr Sigismund Kräutlein von
einer Seite erfuhr, wo er sie nicht erwartet hatte. Mau kann die verwegensten
Theorien aufstellen, die härtesten Forderungen erheben, man wird wenig Widerspruch
erfahren, solange mau sich in theoretischen Anschauungen bewegt; sobald aber die
Forderungen den Geldbeutel der erwerbsfrohen Leute berühren, hat der Spaß ein
Ende. Herr Kräutlein hatte das Soli ins tsuAsro berührt, als er den Feldzug gegen
die Stöckelschuhe eröffnete. Die Schuhmacher machten mobil. In einer Meisterver-
scunmluug wurde beschlossen, gegen die Sandale, bei der nichts zu verdienen sei,
für Hnckenstiefel und Stöckelschuh einzutreten und alles aufzubieten, die verderbliche
Zehengangbeweguug einzudämmen. Da war nun ein Literat mit Namen Doktor Ebel,
der irgendwo irgcndwarum seine Stelle eingebüßt hatte und sich nach anderweitigem
Einkommen umsah. Es gelang diesen Herrn für den Stöckelschuh zu gewinnen,
freilich nicht ohne bedeutende Geldopfer, und eines Morgens war die Stadt mit
einer Flut von Flugblättern überschwemmt, in der die heiligsten Überzeugungen
Sigismund Kräutleins und seiner Kiebitze verspottet und die übelsten Instinkte der
Bevölkerung, nämlich die Eitelkeit auf einen scheinbar kleinen Fuß, wachgerufen
wurden. Und jedesmal, wenn im Kurier gegen Hackengang und Stöckelschuh ge¬
wettert wurde, erschien eine neue Auflage von Flugblättern mit den schönsten Ab¬
bildungen eleganter Stöckelschuhe.

Hieraus entwickelte sich eine literarische Kontroverse zwischen dem Herrn Doktor
Ebel und Herrn Sigismund Kräutlein, und dies führte zu einem öffentlichen Turnier
zwischen den beiden Vertretern der sich so sehr widersprechenden Weltanschauungen. Herr
Doktor Ebel berief eine Volksversammlung, stellte seine Thesen und lud in verbind¬
lichen Worten seine Gegner ein. Herr Sigismund Kräutlein und seine Myrmidonen
kamen, und die andre Seite war durch die Herren Schuhmacher, Lederhändler und
deren Gehilfen vertreten. Herr Doktor Ebel hielt eine Rede, die sich nicht auf die
Verteidigung beschränkte, sondern den Angriff in das Gebiet des Gegners hinüber¬
trug. Er bewies, daß der rationelle Gang des Menschen der Hackengang, der Zehen¬
gang dagegen ein krankhafter Ausnahmezustand degenerierter Völker sei, die nicht
den Mut hätten, fest aufzutreten, und nicht Geld hätten, sich einen ordentlichen
Stiefel zu kaufen. Der feste, energische Tritt, den der Hackengang gewährleiste, sei
das Bild germanischer Kraft und germanischen Charakters. Mögen die Romanen,
so schloß er, oder Jndier hüpfen wie die Kiebitze, er seinerseits wolle seinen alten
deutschen Stiefel mit Absätzen nicht aufgeben. Großer Beifall.

Hierauf führte Herr Sigismund Kräutlein für den Zehengang ins Feld, was
wir schon wissen. Er erregte sich, trat mit Feuer und Hingebung für seine Sache
ein. und als er nach einem pompösen Schlüsse die Rednertribüne verließ, geschah
es, im Gefühl des Siegers, mit großen Schritten. Großer Beifall der Freunde.
Schallendes Gelächter auf feiten der Gegner. Herr Sigismund Kräutlein kehrte
um und schritt auf die Tribüne zurück. Erneutes großes Gelächter.

Was lachen Sie, meine Herren? rief Herr Kräutlein entrüstet. Aus dem
Kreise der Schuhmacher erklang die Antwort: Alter Schafkopp! will sich für den
Zehengang aufschmeißen und tritt selber mit den Hacken auf wie ein Kürassier.

Es war so. Sigismund Kräutlein hatte sieben Jahre seines Lebens dem
Kampfe für den Zehengang gewidmet, er hatte Vereine gegründet, Reden gehalten,
mit Ministern korrespondiert, aber nicht auf seine eignen Füße geschaut und nicht
bedacht, daß auch ihm selber gelten müsse, was er andern gebiete.

Er verstand den Sinn des Gelächters und kehrte geknickt von der Versamm¬
lung nach Hause zurück. Von da an hat ihn niemand mehr bei Tage auf der
Straße gesehen. Man sagte, daß er Abends in der Turnhalle verzweifelte Versuche


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[0123] Skizzen aus dem heutigen Volksleben Noch schlimmer aber waren die Angriffe, die Herr Sigismund Kräutlein von einer Seite erfuhr, wo er sie nicht erwartet hatte. Mau kann die verwegensten Theorien aufstellen, die härtesten Forderungen erheben, man wird wenig Widerspruch erfahren, solange mau sich in theoretischen Anschauungen bewegt; sobald aber die Forderungen den Geldbeutel der erwerbsfrohen Leute berühren, hat der Spaß ein Ende. Herr Kräutlein hatte das Soli ins tsuAsro berührt, als er den Feldzug gegen die Stöckelschuhe eröffnete. Die Schuhmacher machten mobil. In einer Meisterver- scunmluug wurde beschlossen, gegen die Sandale, bei der nichts zu verdienen sei, für Hnckenstiefel und Stöckelschuh einzutreten und alles aufzubieten, die verderbliche Zehengangbeweguug einzudämmen. Da war nun ein Literat mit Namen Doktor Ebel, der irgendwo irgcndwarum seine Stelle eingebüßt hatte und sich nach anderweitigem Einkommen umsah. Es gelang diesen Herrn für den Stöckelschuh zu gewinnen, freilich nicht ohne bedeutende Geldopfer, und eines Morgens war die Stadt mit einer Flut von Flugblättern überschwemmt, in der die heiligsten Überzeugungen Sigismund Kräutleins und seiner Kiebitze verspottet und die übelsten Instinkte der Bevölkerung, nämlich die Eitelkeit auf einen scheinbar kleinen Fuß, wachgerufen wurden. Und jedesmal, wenn im Kurier gegen Hackengang und Stöckelschuh ge¬ wettert wurde, erschien eine neue Auflage von Flugblättern mit den schönsten Ab¬ bildungen eleganter Stöckelschuhe. Hieraus entwickelte sich eine literarische Kontroverse zwischen dem Herrn Doktor Ebel und Herrn Sigismund Kräutlein, und dies führte zu einem öffentlichen Turnier zwischen den beiden Vertretern der sich so sehr widersprechenden Weltanschauungen. Herr Doktor Ebel berief eine Volksversammlung, stellte seine Thesen und lud in verbind¬ lichen Worten seine Gegner ein. Herr Sigismund Kräutlein und seine Myrmidonen kamen, und die andre Seite war durch die Herren Schuhmacher, Lederhändler und deren Gehilfen vertreten. Herr Doktor Ebel hielt eine Rede, die sich nicht auf die Verteidigung beschränkte, sondern den Angriff in das Gebiet des Gegners hinüber¬ trug. Er bewies, daß der rationelle Gang des Menschen der Hackengang, der Zehen¬ gang dagegen ein krankhafter Ausnahmezustand degenerierter Völker sei, die nicht den Mut hätten, fest aufzutreten, und nicht Geld hätten, sich einen ordentlichen Stiefel zu kaufen. Der feste, energische Tritt, den der Hackengang gewährleiste, sei das Bild germanischer Kraft und germanischen Charakters. Mögen die Romanen, so schloß er, oder Jndier hüpfen wie die Kiebitze, er seinerseits wolle seinen alten deutschen Stiefel mit Absätzen nicht aufgeben. Großer Beifall. Hierauf führte Herr Sigismund Kräutlein für den Zehengang ins Feld, was wir schon wissen. Er erregte sich, trat mit Feuer und Hingebung für seine Sache ein. und als er nach einem pompösen Schlüsse die Rednertribüne verließ, geschah es, im Gefühl des Siegers, mit großen Schritten. Großer Beifall der Freunde. Schallendes Gelächter auf feiten der Gegner. Herr Sigismund Kräutlein kehrte um und schritt auf die Tribüne zurück. Erneutes großes Gelächter. Was lachen Sie, meine Herren? rief Herr Kräutlein entrüstet. Aus dem Kreise der Schuhmacher erklang die Antwort: Alter Schafkopp! will sich für den Zehengang aufschmeißen und tritt selber mit den Hacken auf wie ein Kürassier. Es war so. Sigismund Kräutlein hatte sieben Jahre seines Lebens dem Kampfe für den Zehengang gewidmet, er hatte Vereine gegründet, Reden gehalten, mit Ministern korrespondiert, aber nicht auf seine eignen Füße geschaut und nicht bedacht, daß auch ihm selber gelten müsse, was er andern gebiete. Er verstand den Sinn des Gelächters und kehrte geknickt von der Versamm¬ lung nach Hause zurück. Von da an hat ihn niemand mehr bei Tage auf der Straße gesehen. Man sagte, daß er Abends in der Turnhalle verzweifelte Versuche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/123>, abgerufen am 04.07.2024.