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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Skizzen ans dem heutigen Volksleben

gange unterstützten. Was das Konversationslexikon bot, genügte natürlich nicht. Da¬
gegen ließ er sich aus sachverständigen Rat das Grimmsche Wörterbuch kommen und
exzerpierte die Artikel: Fuß, Ferse, Hacken, Schritt, schreiten, beflügeln, schweben und
andre, soweit sie nämlich schon erschienen waren. Und hierbei fanden sich ungeahnte
Beziehungen und Fernblicke. Zum Beispiel das Wort der Schrift von der Schlange:
"Sie wird dich in die Ferse stechen", und der Tod des Achilles, der an einem Pfeil¬
schuß in die Ferse starb. Wird das Sprichwort von der Achillesferse auf den Cal-
canens angewandt, wie nahe liegt es dann, an die verderbliche" Folgen des Hacken¬
ganges zu denken, die mythologisch als Kampf des Zehengnngers (Paris) mit dem
Hackengänger (Achilles) dargestellt werden.

Ja wäre es zu kühn gewesen, auch Beziehungen zu suchen und zu finden
zwischen der Gangart und den geistigen Fähigkeiten des Menschen? I.o Stil o'est,
I'bowmo. Kann man nicht auch sagen: Is, wallt e'ost l'bomwe? und: Is, w^rebo o'est
1'b.omino? Man würde, wenn dieses Gebiet erst den Meister gefunden hat, der es
durchforscht und anbaut, unzweifelhaft demi Gange von Verbrechern Eigenheiten
finden, die in ihren Besonderheiten den moralischen Defekt dieser Leute kennzeichnen.
Würde man nicht auch hier Merkzeichen finden können, auf Grund deren man die
Zurechnungsfähigkeit von Übeltätern bestreiten könnte? -- Man studiere das Schreiten
unsrer Könige und Geistesheroen. Die Siegesallee in Berlin, die Denkmäler im
Lande geben Material die Fülle. Man beobachte, wie auf dem Schiller- und
Goethedeukmal in Weimar der dichterische Genius dieser beiden Geisteshelden durch
die Beine dargestellt ist. Hieraus kann man auf eine eminente geistige und moralische
Wirkung des Zehenganges schließen. Welche Fernsichten löst dieser Gedanke aus,
welche Aufgaben! Ist es recht, ein so hervorragendes Bildungsnüttel, wie es der
Zehengang ist, unserm Volke zu verkümmern? Sollte man nicht vielmehr alle Mittel
in Bewegung setzen, um durch Gesetzgebung und staatliche Veranstaltungen den Zehen¬
gang obligatorisch zu machen und so Sitte und Kultur des Vaterlandes zu heben?
Muß man es nicht als ein Verbrechen an der Menschheit ansehen, wenn man es
fürderhin noch duldet, daß die Stöße beim Hackengang, ungebrochen durch die von
einer weisen Natur gegebne Feder der Achillessehne, die feinen Gebilde des Gehirns,
auf denen Kultur und Moral beruhen, erschüttern und in ihrem Wachstum beein¬
trächtigen dürfen?

Herr Sigismund Kräutlein würde geglaubt haben, seine Aufgabe nur halb
gelöst zu haben, wenn er nicht auch der Frage der Fußbekleidung näher getreten
wäre, denn hier, in dem Absatzstiefel des Mannes und im Stöckelschuh der Frau,
glaubte er den Grund für die Entstehung des Hackeuganges gefunden zu haben.
Wer barfuß geht, tritt nie mit dem Absätze zuerst auf. Dasselbe gilt von der San¬
dale. Dies gab ihm Anlaß, die antike Sandale, wie die der jetzt lebenden wilden
Völkerschaften zu studieren, sowie einen neuen Schrank aufzustellen, in dem eine
Sammlung von Stöckelschuhen aus allen Zeitaltern aufbewahrt wurde.

Dies alles hatte Herr Sigismund Kräutlein in eifrigem Bemühen studiert,
und sein Salon hatte das Ansehen des Museums einer Schuhmacheratademie ge¬
wonnen, aber in die Öffentlichkeit war er mit seinen Studien nicht getreten. Er,
Mitinhaber einer Schuhsenkclfabrik, scheute sich, als Prophet einer so verwickelten
und weitgreifenden Frage aufzutreten. Er wartete auf den bessern Mann, dem er
sein Material übergeben konnte. Aber ist es nicht allen Propheten von Mosis
Zeit an so gegangen, daß sie auf den bessern Mann warteten, aber das Werk
zuletzt selbst in die Hand nehmen mußten? Glücklicherweise kam die Stunde, in der
auch Herrn Sigismunds übertriebne Bescheidenheit auf ihr gebührendes Maß zurück¬
geführt wurde.


Skizzen ans dem heutigen Volksleben

gange unterstützten. Was das Konversationslexikon bot, genügte natürlich nicht. Da¬
gegen ließ er sich aus sachverständigen Rat das Grimmsche Wörterbuch kommen und
exzerpierte die Artikel: Fuß, Ferse, Hacken, Schritt, schreiten, beflügeln, schweben und
andre, soweit sie nämlich schon erschienen waren. Und hierbei fanden sich ungeahnte
Beziehungen und Fernblicke. Zum Beispiel das Wort der Schrift von der Schlange:
„Sie wird dich in die Ferse stechen", und der Tod des Achilles, der an einem Pfeil¬
schuß in die Ferse starb. Wird das Sprichwort von der Achillesferse auf den Cal-
canens angewandt, wie nahe liegt es dann, an die verderbliche» Folgen des Hacken¬
ganges zu denken, die mythologisch als Kampf des Zehengnngers (Paris) mit dem
Hackengänger (Achilles) dargestellt werden.

Ja wäre es zu kühn gewesen, auch Beziehungen zu suchen und zu finden
zwischen der Gangart und den geistigen Fähigkeiten des Menschen? I.o Stil o'est,
I'bowmo. Kann man nicht auch sagen: Is, wallt e'ost l'bomwe? und: Is, w^rebo o'est
1'b.omino? Man würde, wenn dieses Gebiet erst den Meister gefunden hat, der es
durchforscht und anbaut, unzweifelhaft demi Gange von Verbrechern Eigenheiten
finden, die in ihren Besonderheiten den moralischen Defekt dieser Leute kennzeichnen.
Würde man nicht auch hier Merkzeichen finden können, auf Grund deren man die
Zurechnungsfähigkeit von Übeltätern bestreiten könnte? — Man studiere das Schreiten
unsrer Könige und Geistesheroen. Die Siegesallee in Berlin, die Denkmäler im
Lande geben Material die Fülle. Man beobachte, wie auf dem Schiller- und
Goethedeukmal in Weimar der dichterische Genius dieser beiden Geisteshelden durch
die Beine dargestellt ist. Hieraus kann man auf eine eminente geistige und moralische
Wirkung des Zehenganges schließen. Welche Fernsichten löst dieser Gedanke aus,
welche Aufgaben! Ist es recht, ein so hervorragendes Bildungsnüttel, wie es der
Zehengang ist, unserm Volke zu verkümmern? Sollte man nicht vielmehr alle Mittel
in Bewegung setzen, um durch Gesetzgebung und staatliche Veranstaltungen den Zehen¬
gang obligatorisch zu machen und so Sitte und Kultur des Vaterlandes zu heben?
Muß man es nicht als ein Verbrechen an der Menschheit ansehen, wenn man es
fürderhin noch duldet, daß die Stöße beim Hackengang, ungebrochen durch die von
einer weisen Natur gegebne Feder der Achillessehne, die feinen Gebilde des Gehirns,
auf denen Kultur und Moral beruhen, erschüttern und in ihrem Wachstum beein¬
trächtigen dürfen?

Herr Sigismund Kräutlein würde geglaubt haben, seine Aufgabe nur halb
gelöst zu haben, wenn er nicht auch der Frage der Fußbekleidung näher getreten
wäre, denn hier, in dem Absatzstiefel des Mannes und im Stöckelschuh der Frau,
glaubte er den Grund für die Entstehung des Hackeuganges gefunden zu haben.
Wer barfuß geht, tritt nie mit dem Absätze zuerst auf. Dasselbe gilt von der San¬
dale. Dies gab ihm Anlaß, die antike Sandale, wie die der jetzt lebenden wilden
Völkerschaften zu studieren, sowie einen neuen Schrank aufzustellen, in dem eine
Sammlung von Stöckelschuhen aus allen Zeitaltern aufbewahrt wurde.

Dies alles hatte Herr Sigismund Kräutlein in eifrigem Bemühen studiert,
und sein Salon hatte das Ansehen des Museums einer Schuhmacheratademie ge¬
wonnen, aber in die Öffentlichkeit war er mit seinen Studien nicht getreten. Er,
Mitinhaber einer Schuhsenkclfabrik, scheute sich, als Prophet einer so verwickelten
und weitgreifenden Frage aufzutreten. Er wartete auf den bessern Mann, dem er
sein Material übergeben konnte. Aber ist es nicht allen Propheten von Mosis
Zeit an so gegangen, daß sie auf den bessern Mann warteten, aber das Werk
zuletzt selbst in die Hand nehmen mußten? Glücklicherweise kam die Stunde, in der
auch Herrn Sigismunds übertriebne Bescheidenheit auf ihr gebührendes Maß zurück¬
geführt wurde.


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[0119] Skizzen ans dem heutigen Volksleben gange unterstützten. Was das Konversationslexikon bot, genügte natürlich nicht. Da¬ gegen ließ er sich aus sachverständigen Rat das Grimmsche Wörterbuch kommen und exzerpierte die Artikel: Fuß, Ferse, Hacken, Schritt, schreiten, beflügeln, schweben und andre, soweit sie nämlich schon erschienen waren. Und hierbei fanden sich ungeahnte Beziehungen und Fernblicke. Zum Beispiel das Wort der Schrift von der Schlange: „Sie wird dich in die Ferse stechen", und der Tod des Achilles, der an einem Pfeil¬ schuß in die Ferse starb. Wird das Sprichwort von der Achillesferse auf den Cal- canens angewandt, wie nahe liegt es dann, an die verderbliche» Folgen des Hacken¬ ganges zu denken, die mythologisch als Kampf des Zehengnngers (Paris) mit dem Hackengänger (Achilles) dargestellt werden. Ja wäre es zu kühn gewesen, auch Beziehungen zu suchen und zu finden zwischen der Gangart und den geistigen Fähigkeiten des Menschen? I.o Stil o'est, I'bowmo. Kann man nicht auch sagen: Is, wallt e'ost l'bomwe? und: Is, w^rebo o'est 1'b.omino? Man würde, wenn dieses Gebiet erst den Meister gefunden hat, der es durchforscht und anbaut, unzweifelhaft demi Gange von Verbrechern Eigenheiten finden, die in ihren Besonderheiten den moralischen Defekt dieser Leute kennzeichnen. Würde man nicht auch hier Merkzeichen finden können, auf Grund deren man die Zurechnungsfähigkeit von Übeltätern bestreiten könnte? — Man studiere das Schreiten unsrer Könige und Geistesheroen. Die Siegesallee in Berlin, die Denkmäler im Lande geben Material die Fülle. Man beobachte, wie auf dem Schiller- und Goethedeukmal in Weimar der dichterische Genius dieser beiden Geisteshelden durch die Beine dargestellt ist. Hieraus kann man auf eine eminente geistige und moralische Wirkung des Zehenganges schließen. Welche Fernsichten löst dieser Gedanke aus, welche Aufgaben! Ist es recht, ein so hervorragendes Bildungsnüttel, wie es der Zehengang ist, unserm Volke zu verkümmern? Sollte man nicht vielmehr alle Mittel in Bewegung setzen, um durch Gesetzgebung und staatliche Veranstaltungen den Zehen¬ gang obligatorisch zu machen und so Sitte und Kultur des Vaterlandes zu heben? Muß man es nicht als ein Verbrechen an der Menschheit ansehen, wenn man es fürderhin noch duldet, daß die Stöße beim Hackengang, ungebrochen durch die von einer weisen Natur gegebne Feder der Achillessehne, die feinen Gebilde des Gehirns, auf denen Kultur und Moral beruhen, erschüttern und in ihrem Wachstum beein¬ trächtigen dürfen? Herr Sigismund Kräutlein würde geglaubt haben, seine Aufgabe nur halb gelöst zu haben, wenn er nicht auch der Frage der Fußbekleidung näher getreten wäre, denn hier, in dem Absatzstiefel des Mannes und im Stöckelschuh der Frau, glaubte er den Grund für die Entstehung des Hackeuganges gefunden zu haben. Wer barfuß geht, tritt nie mit dem Absätze zuerst auf. Dasselbe gilt von der San¬ dale. Dies gab ihm Anlaß, die antike Sandale, wie die der jetzt lebenden wilden Völkerschaften zu studieren, sowie einen neuen Schrank aufzustellen, in dem eine Sammlung von Stöckelschuhen aus allen Zeitaltern aufbewahrt wurde. Dies alles hatte Herr Sigismund Kräutlein in eifrigem Bemühen studiert, und sein Salon hatte das Ansehen des Museums einer Schuhmacheratademie ge¬ wonnen, aber in die Öffentlichkeit war er mit seinen Studien nicht getreten. Er, Mitinhaber einer Schuhsenkclfabrik, scheute sich, als Prophet einer so verwickelten und weitgreifenden Frage aufzutreten. Er wartete auf den bessern Mann, dem er sein Material übergeben konnte. Aber ist es nicht allen Propheten von Mosis Zeit an so gegangen, daß sie auf den bessern Mann warteten, aber das Werk zuletzt selbst in die Hand nehmen mußten? Glücklicherweise kam die Stunde, in der auch Herrn Sigismunds übertriebne Bescheidenheit auf ihr gebührendes Maß zurück¬ geführt wurde.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/119>, abgerufen am 04.07.2024.