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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Skizzen ans dem heutigen Volksleben

der Verpflichtung, sich in den Geschäftsbetrieb nicht einmischen zu dürfen. Als er
sich um für den Zehengang entschieden hatte, beschloß er, die Frage nach allen Ge¬
sichtspunkten, dem ethnologischen, dem anthropologischen, dem historischen, ästhetischen
und liternrischen zu studieren.

Also Frage eins: Welche Völker und Personen üben den Zehengang? Erst
einmal die Italiener, wie schon die dicke Frau aus Sorrent beweist. Auch hatte
Herr Sigismund italienische Arbeiter in Hamburg neben andern Arbeitern ge¬
sehen. Welche Schwungkraft, welche Beweglichkeit, welche plastische Schönheit --
alles die Folge davon, daß sie den Zehengang üben. Dazu kommen natürlich die
andern romanischen Völker, und die Jndier sind "bekanntlich" hervorragende Zehen-
gttnger. Auch die Araber und andre Pantoffelträger setzen die Fußspitze auf.
Dagegen sind Deutsche, Engländer, überhaupt die nördlichen Völker, zumeist Hacken¬
gänger, obwohl es auch bei ihnen strichweise, namentlich unter den pantoffeltragendeu
Frauen, Zehengänger gibt. Wie kommt das? Herr Sigismund Kräutlein konnte
sich unmöglich zu der Ansicht bekehren, daß der Hackengang zu den Attributen der
nördlichen, der Zehengang zu denen der südlichen Völker gehöre, vielmehr war er
geneigt anzunehmen, daß der Hackengang eine Degenerationserscheinung sei, während
der Zehengang dem naturgemäßen Gebrauche der Glieder entspreche.

Ganz gewiß! Denn dies lehrte das Studium der Anatomie. Herr Kräutlein
schaffte sich die "diesbezüglichen" Lehrbücher an, und dann stellte er auf seinem
Tische das Skelett eines menschlichen Fußes auf, und dann noch eins, und dann
verschiedne Füße der verschiednen Völker und Rassen. Er lernte die lateinischen
Namen der fünfundzwanzig Fußknochen nicht ohne Mühe auswendig und stellte
fest, daß der Fußapparat aus Fersenbein ("ZnIoansuZ), Fußwurzel sia,i'sus), Mittel¬
fuß (Asta-Wrsus) und Zehen (vissiti xoclis) bestehe und die Funktion eines ungleich-
armigeu Hebels ausübe, daß die Körperlast auf dem Drehpunkte des Fußes ruhe,
und daß die vom Fersenbein (Oalvcmsus) zum Wadenmuskel führende Sehne eine
Zugfeder sei, die dem Gange seine Elastizität gewährleiste. Es war also natur¬
widrig, beim Gehen den Calccmens statt den Metatarsus aufzusetzen, und es ergab
sich mit zwingender Notwendigkeit, daß der Mensch nichts eiligeres zu tun habe,
als zu dem durch den Körperbau "bedingten" Zehengange zurückzukehren.

Auch die Schönheit von Gang und Haltung ist abhängig vom Zehengange.
Wer den Fuß mit breiter Fläche auf den Boden setzt, wird es nie zu jener Rhythmik
der Bewegung bringen, die den Zehengänger kennzeichnet, und wie ihn die Meister¬
werke aller Zeiten darstellen. Herr Sigismund Kräutlein legte sich eine Sammlung
von Photographien dieser Meisterwerke an. soweit sie den Zehengang darstellten
oder mit ihm zusammenhingen. In seinen Schränken standen Sammelwerke antiker
und neuer Kunst in schönsten Einbänden, und auf einer Art von Altan ein Gips¬
abguß der Diana von Versailles, deren flüchtiger Schritt den Zehengang in idealer
Vollkommenheit zeigte. Auch die reitende Amazone von Kiß War in die Sammlung auf¬
genommen. Denn es stand Herrn Sigismund außer allem Zweifel, daß sie -- man
konnte es an der Haltung der Füße sehen -- auf den Zehen schreiten würde, wenn
sie nicht auf dem Pferde gesessen hätte. Und warum trug Hermes flügelgeschmückte
Sandalen? Daß diese Flügel einen menschlichen Körper nicht tragen konnten, war
doch klar. Nein, um ein Symbol seines schwungvollen und leichten Schrittes und
somit des Zehenganges darzustellen, wohin auch das sprachliche Bild eines "beflügelter
Schrittes" oder von "beflügelter Eile" hinwies. In gleichem Sinne gehörte anch
Möros ("und Angst beflügelt den eilenden Schritt") zu den Zehengängern.

Herr Sigismund Kräutlein durchforschte die Schätze der deutschen und der
ausländischen Literatur, um Aussprüche zu finden, die seine Theorie vom Zehen-


Skizzen ans dem heutigen Volksleben

der Verpflichtung, sich in den Geschäftsbetrieb nicht einmischen zu dürfen. Als er
sich um für den Zehengang entschieden hatte, beschloß er, die Frage nach allen Ge¬
sichtspunkten, dem ethnologischen, dem anthropologischen, dem historischen, ästhetischen
und liternrischen zu studieren.

Also Frage eins: Welche Völker und Personen üben den Zehengang? Erst
einmal die Italiener, wie schon die dicke Frau aus Sorrent beweist. Auch hatte
Herr Sigismund italienische Arbeiter in Hamburg neben andern Arbeitern ge¬
sehen. Welche Schwungkraft, welche Beweglichkeit, welche plastische Schönheit —
alles die Folge davon, daß sie den Zehengang üben. Dazu kommen natürlich die
andern romanischen Völker, und die Jndier sind „bekanntlich" hervorragende Zehen-
gttnger. Auch die Araber und andre Pantoffelträger setzen die Fußspitze auf.
Dagegen sind Deutsche, Engländer, überhaupt die nördlichen Völker, zumeist Hacken¬
gänger, obwohl es auch bei ihnen strichweise, namentlich unter den pantoffeltragendeu
Frauen, Zehengänger gibt. Wie kommt das? Herr Sigismund Kräutlein konnte
sich unmöglich zu der Ansicht bekehren, daß der Hackengang zu den Attributen der
nördlichen, der Zehengang zu denen der südlichen Völker gehöre, vielmehr war er
geneigt anzunehmen, daß der Hackengang eine Degenerationserscheinung sei, während
der Zehengang dem naturgemäßen Gebrauche der Glieder entspreche.

Ganz gewiß! Denn dies lehrte das Studium der Anatomie. Herr Kräutlein
schaffte sich die „diesbezüglichen" Lehrbücher an, und dann stellte er auf seinem
Tische das Skelett eines menschlichen Fußes auf, und dann noch eins, und dann
verschiedne Füße der verschiednen Völker und Rassen. Er lernte die lateinischen
Namen der fünfundzwanzig Fußknochen nicht ohne Mühe auswendig und stellte
fest, daß der Fußapparat aus Fersenbein («ZnIoansuZ), Fußwurzel sia,i'sus), Mittel¬
fuß (Asta-Wrsus) und Zehen (vissiti xoclis) bestehe und die Funktion eines ungleich-
armigeu Hebels ausübe, daß die Körperlast auf dem Drehpunkte des Fußes ruhe,
und daß die vom Fersenbein (Oalvcmsus) zum Wadenmuskel führende Sehne eine
Zugfeder sei, die dem Gange seine Elastizität gewährleiste. Es war also natur¬
widrig, beim Gehen den Calccmens statt den Metatarsus aufzusetzen, und es ergab
sich mit zwingender Notwendigkeit, daß der Mensch nichts eiligeres zu tun habe,
als zu dem durch den Körperbau „bedingten" Zehengange zurückzukehren.

Auch die Schönheit von Gang und Haltung ist abhängig vom Zehengange.
Wer den Fuß mit breiter Fläche auf den Boden setzt, wird es nie zu jener Rhythmik
der Bewegung bringen, die den Zehengänger kennzeichnet, und wie ihn die Meister¬
werke aller Zeiten darstellen. Herr Sigismund Kräutlein legte sich eine Sammlung
von Photographien dieser Meisterwerke an. soweit sie den Zehengang darstellten
oder mit ihm zusammenhingen. In seinen Schränken standen Sammelwerke antiker
und neuer Kunst in schönsten Einbänden, und auf einer Art von Altan ein Gips¬
abguß der Diana von Versailles, deren flüchtiger Schritt den Zehengang in idealer
Vollkommenheit zeigte. Auch die reitende Amazone von Kiß War in die Sammlung auf¬
genommen. Denn es stand Herrn Sigismund außer allem Zweifel, daß sie — man
konnte es an der Haltung der Füße sehen — auf den Zehen schreiten würde, wenn
sie nicht auf dem Pferde gesessen hätte. Und warum trug Hermes flügelgeschmückte
Sandalen? Daß diese Flügel einen menschlichen Körper nicht tragen konnten, war
doch klar. Nein, um ein Symbol seines schwungvollen und leichten Schrittes und
somit des Zehenganges darzustellen, wohin auch das sprachliche Bild eines „beflügelter
Schrittes" oder von „beflügelter Eile" hinwies. In gleichem Sinne gehörte anch
Möros („und Angst beflügelt den eilenden Schritt") zu den Zehengängern.

Herr Sigismund Kräutlein durchforschte die Schätze der deutschen und der
ausländischen Literatur, um Aussprüche zu finden, die seine Theorie vom Zehen-


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[0118] Skizzen ans dem heutigen Volksleben der Verpflichtung, sich in den Geschäftsbetrieb nicht einmischen zu dürfen. Als er sich um für den Zehengang entschieden hatte, beschloß er, die Frage nach allen Ge¬ sichtspunkten, dem ethnologischen, dem anthropologischen, dem historischen, ästhetischen und liternrischen zu studieren. Also Frage eins: Welche Völker und Personen üben den Zehengang? Erst einmal die Italiener, wie schon die dicke Frau aus Sorrent beweist. Auch hatte Herr Sigismund italienische Arbeiter in Hamburg neben andern Arbeitern ge¬ sehen. Welche Schwungkraft, welche Beweglichkeit, welche plastische Schönheit — alles die Folge davon, daß sie den Zehengang üben. Dazu kommen natürlich die andern romanischen Völker, und die Jndier sind „bekanntlich" hervorragende Zehen- gttnger. Auch die Araber und andre Pantoffelträger setzen die Fußspitze auf. Dagegen sind Deutsche, Engländer, überhaupt die nördlichen Völker, zumeist Hacken¬ gänger, obwohl es auch bei ihnen strichweise, namentlich unter den pantoffeltragendeu Frauen, Zehengänger gibt. Wie kommt das? Herr Sigismund Kräutlein konnte sich unmöglich zu der Ansicht bekehren, daß der Hackengang zu den Attributen der nördlichen, der Zehengang zu denen der südlichen Völker gehöre, vielmehr war er geneigt anzunehmen, daß der Hackengang eine Degenerationserscheinung sei, während der Zehengang dem naturgemäßen Gebrauche der Glieder entspreche. Ganz gewiß! Denn dies lehrte das Studium der Anatomie. Herr Kräutlein schaffte sich die „diesbezüglichen" Lehrbücher an, und dann stellte er auf seinem Tische das Skelett eines menschlichen Fußes auf, und dann noch eins, und dann verschiedne Füße der verschiednen Völker und Rassen. Er lernte die lateinischen Namen der fünfundzwanzig Fußknochen nicht ohne Mühe auswendig und stellte fest, daß der Fußapparat aus Fersenbein («ZnIoansuZ), Fußwurzel sia,i'sus), Mittel¬ fuß (Asta-Wrsus) und Zehen (vissiti xoclis) bestehe und die Funktion eines ungleich- armigeu Hebels ausübe, daß die Körperlast auf dem Drehpunkte des Fußes ruhe, und daß die vom Fersenbein (Oalvcmsus) zum Wadenmuskel führende Sehne eine Zugfeder sei, die dem Gange seine Elastizität gewährleiste. Es war also natur¬ widrig, beim Gehen den Calccmens statt den Metatarsus aufzusetzen, und es ergab sich mit zwingender Notwendigkeit, daß der Mensch nichts eiligeres zu tun habe, als zu dem durch den Körperbau „bedingten" Zehengange zurückzukehren. Auch die Schönheit von Gang und Haltung ist abhängig vom Zehengange. Wer den Fuß mit breiter Fläche auf den Boden setzt, wird es nie zu jener Rhythmik der Bewegung bringen, die den Zehengänger kennzeichnet, und wie ihn die Meister¬ werke aller Zeiten darstellen. Herr Sigismund Kräutlein legte sich eine Sammlung von Photographien dieser Meisterwerke an. soweit sie den Zehengang darstellten oder mit ihm zusammenhingen. In seinen Schränken standen Sammelwerke antiker und neuer Kunst in schönsten Einbänden, und auf einer Art von Altan ein Gips¬ abguß der Diana von Versailles, deren flüchtiger Schritt den Zehengang in idealer Vollkommenheit zeigte. Auch die reitende Amazone von Kiß War in die Sammlung auf¬ genommen. Denn es stand Herrn Sigismund außer allem Zweifel, daß sie — man konnte es an der Haltung der Füße sehen — auf den Zehen schreiten würde, wenn sie nicht auf dem Pferde gesessen hätte. Und warum trug Hermes flügelgeschmückte Sandalen? Daß diese Flügel einen menschlichen Körper nicht tragen konnten, war doch klar. Nein, um ein Symbol seines schwungvollen und leichten Schrittes und somit des Zehenganges darzustellen, wohin auch das sprachliche Bild eines „beflügelter Schrittes" oder von „beflügelter Eile" hinwies. In gleichem Sinne gehörte anch Möros („und Angst beflügelt den eilenden Schritt") zu den Zehengängern. Herr Sigismund Kräutlein durchforschte die Schätze der deutschen und der ausländischen Literatur, um Aussprüche zu finden, die seine Theorie vom Zehen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/118>, abgerufen am 04.07.2024.