Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.Großherzog Friedrich von Baden in Versailles erhalten. Dagegen scheint es mir unmöglich, mit einer solchen Stellung die Der Brief schließt mit dem Ausdruck der Befriedigung darüber, daß Das badische Ministerium hatte in Ausführung der vom Großherzog unterm Großherzog Friedrich von Baden in Versailles erhalten. Dagegen scheint es mir unmöglich, mit einer solchen Stellung die Der Brief schließt mit dem Ausdruck der Befriedigung darüber, daß Das badische Ministerium hatte in Ausführung der vom Großherzog unterm <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0025" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300524"/> <fw type="header" place="top"> Großherzog Friedrich von Baden in Versailles</fw><lb/> <p xml:id="ID_49" prev="#ID_48"> erhalten. Dagegen scheint es mir unmöglich, mit einer solchen Stellung die<lb/> Neutralität zu verbinden. Die neuen Laude müssen einen integrierender Teil<lb/> Deutschlands bilden, für dessen bisher im Westen mangelnden Schutz ihre<lb/> Festungen die unentbehrliche Grundlage bilden. Aus ihrer Neutralität würde<lb/> die Gefahr entstehn, daß sie vermöge der Sympathien ihrer Einwohner und ihrer<lb/> Truppen im Kriege nach Frankreich hin gravitieren, und daß diese französischen<lb/> Sympathien, welche gewiß in dem größten Teil der Bevölkerung zurückbleiben<lb/> würden, gerade in ihrer Armee einen doppelt gefährlichen Kristallisationspunkt<lb/> finden würden."</p><lb/> <p xml:id="ID_50"> Der Brief schließt mit dem Ausdruck der Befriedigung darüber, daß<lb/> Manteuffels Schreiben eine neue Bürgschaft dafür gewesen sei, wie die Ge¬<lb/> danken aller Patrioten in dem Hinblick auf das eine Ziel der Macht und<lb/> des gesicherten Schutzes Deutschlands zusammentreffen. Unter dem 31. August<lb/> kündigte auch schon die halbamtliche Berliner Provinzialkorrespondenz die beab¬<lb/> sichtigte Rücknahme von Elsaß und Lothringen an, durch die am 17. August<lb/> erfolgte Ernennung der Generalgouverneure für die beiden Gebiete war zugleich<lb/> der Territorialumfang umschrieben, innerhalb dessen die Rücknahme stattfinden<lb/> sollte. Wie erinnerlich, bildete die Frage des künftigen Reichslandes den<lb/> Ausgangspunkt für Delbrücks Dresdner Verhandlungen. Man darf darum<lb/> Wohl sagen, daß nach den ersten großen militärischen Entscheidungen von dem<lb/> Bundeskanzler nichts verabsäumt worden ist, die deutsche Frage ihrer Erledigung<lb/> entgegenzuführen, auch daß er sich über die anzustrebenden Ziele vollständig klar<lb/> war. Delbrücks Dresdner Bericht, die gleichzeitige badische Denkschrift, die er¬<lb/> wähnte Denkschrift des Kronprinzen vom 14. August waren Steine, die von<lb/> allen Seiten freudig und hoffnungsvoll zu dem ersehnten Bau der deutschen<lb/> Einheit zusammengetragen wurden; die Hand, die den Bau formen sollte, säumte<lb/> nicht. Als Delbrücks Berichte aus München im Großen Hauptquartier vor¬<lb/> lagen, fast zugleich mit dem badischen Antrage, entschloß sich Bismarck sofort zu<lb/> weitern entscheidenden Schritten.</p><lb/> <p xml:id="ID_51" next="#ID_52"> Das badische Ministerium hatte in Ausführung der vom Großherzog unterm<lb/> 23. September vorgeschlagnen Maßnahmen durch den badischen Gesandten in<lb/> Berlin unter gleichzeitiger vertraulicher Anfrage an den preußischen Gesandten<lb/> Grafen Flemming in Karlsruhe nunmehr den formellen Wunsch allsgesprochen,<lb/> in den Norddeutschen Bund einzutreten. Die erste Antwort ging dahin, daß der<lb/> Antrag dem Bundeskanzler willkommen sein werde, aber schon am 2. Oktober<lb/> konnte Graf Flemming der badischen Regierung auf Grund einer telegraphischen<lb/> Weisung Bismarcks die amtliche Mitteilung machen, daß der Bundeskanzler<lb/> nunmehr dem formellen Antrage Badens entgegensehe. Dieser Antrag wurde<lb/> noch an demselben Tage formuliert und lautete auf den Eintritt Badens auf<lb/> Grund der damaligen Verfassung, die Vereinbarungen mit den andern süd¬<lb/> deutschen Regierungen seien spätern Verhandlungen vorzubehalten. Die vom<lb/> 12. Oktober datierte, vier Tage später in Karlsruhe eingcgangne Antwort des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0025]
Großherzog Friedrich von Baden in Versailles
erhalten. Dagegen scheint es mir unmöglich, mit einer solchen Stellung die
Neutralität zu verbinden. Die neuen Laude müssen einen integrierender Teil
Deutschlands bilden, für dessen bisher im Westen mangelnden Schutz ihre
Festungen die unentbehrliche Grundlage bilden. Aus ihrer Neutralität würde
die Gefahr entstehn, daß sie vermöge der Sympathien ihrer Einwohner und ihrer
Truppen im Kriege nach Frankreich hin gravitieren, und daß diese französischen
Sympathien, welche gewiß in dem größten Teil der Bevölkerung zurückbleiben
würden, gerade in ihrer Armee einen doppelt gefährlichen Kristallisationspunkt
finden würden."
Der Brief schließt mit dem Ausdruck der Befriedigung darüber, daß
Manteuffels Schreiben eine neue Bürgschaft dafür gewesen sei, wie die Ge¬
danken aller Patrioten in dem Hinblick auf das eine Ziel der Macht und
des gesicherten Schutzes Deutschlands zusammentreffen. Unter dem 31. August
kündigte auch schon die halbamtliche Berliner Provinzialkorrespondenz die beab¬
sichtigte Rücknahme von Elsaß und Lothringen an, durch die am 17. August
erfolgte Ernennung der Generalgouverneure für die beiden Gebiete war zugleich
der Territorialumfang umschrieben, innerhalb dessen die Rücknahme stattfinden
sollte. Wie erinnerlich, bildete die Frage des künftigen Reichslandes den
Ausgangspunkt für Delbrücks Dresdner Verhandlungen. Man darf darum
Wohl sagen, daß nach den ersten großen militärischen Entscheidungen von dem
Bundeskanzler nichts verabsäumt worden ist, die deutsche Frage ihrer Erledigung
entgegenzuführen, auch daß er sich über die anzustrebenden Ziele vollständig klar
war. Delbrücks Dresdner Bericht, die gleichzeitige badische Denkschrift, die er¬
wähnte Denkschrift des Kronprinzen vom 14. August waren Steine, die von
allen Seiten freudig und hoffnungsvoll zu dem ersehnten Bau der deutschen
Einheit zusammengetragen wurden; die Hand, die den Bau formen sollte, säumte
nicht. Als Delbrücks Berichte aus München im Großen Hauptquartier vor¬
lagen, fast zugleich mit dem badischen Antrage, entschloß sich Bismarck sofort zu
weitern entscheidenden Schritten.
Das badische Ministerium hatte in Ausführung der vom Großherzog unterm
23. September vorgeschlagnen Maßnahmen durch den badischen Gesandten in
Berlin unter gleichzeitiger vertraulicher Anfrage an den preußischen Gesandten
Grafen Flemming in Karlsruhe nunmehr den formellen Wunsch allsgesprochen,
in den Norddeutschen Bund einzutreten. Die erste Antwort ging dahin, daß der
Antrag dem Bundeskanzler willkommen sein werde, aber schon am 2. Oktober
konnte Graf Flemming der badischen Regierung auf Grund einer telegraphischen
Weisung Bismarcks die amtliche Mitteilung machen, daß der Bundeskanzler
nunmehr dem formellen Antrage Badens entgegensehe. Dieser Antrag wurde
noch an demselben Tage formuliert und lautete auf den Eintritt Badens auf
Grund der damaligen Verfassung, die Vereinbarungen mit den andern süd¬
deutschen Regierungen seien spätern Verhandlungen vorzubehalten. Die vom
12. Oktober datierte, vier Tage später in Karlsruhe eingcgangne Antwort des
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