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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

das in großen Haufen die kleinern Unternehmungen zerstört hat und sowohl die
Arbeiter wie die Käufer vou seiner Willkür abhängig macht.

Sogar der beste und volkstümlichste Mann der republikanischen Partei, der
Mann, der in seiner Person ein gut Teil der Kraft dieser Partei vereinigt,
Präsident Noosevelt, hat die Gefahren des Trustwesens erkannt und zugegeben. Er
hat sich scharf gegen sie gewandt und dadurch seine Popularität außerordentlich
befestigt. Allerdings hat er sich schwankend Verhalten. Er hat zuweilen geradezu
von der Notwendigkeit gesetzgeberischer Maßregeln zur Zügelung der Übermacht der
Plutokratie gesprochen. Und dann hat er wieder gesagt, daß er weit entfernt sei,
die Trusts in Bausch und Bogen zu verdammen; sie müßten nur unter Staatsaufsicht
gestellt werden, damit ihre Wirksamkeit zum Nutzen des Gemeinwesens gesichert
werde. Beim Antritt seines Anites griff er die Äußerung seines Vorgängers Mac
Kinley auf, daß die Industrie in vielen Zweigen so sehr erstarkt sei, daß man an
Herabsetzung mancher Zolle denken müsse. Das verkündete Roosevelt mich als seine
Ansicht. Später aber wies er rundweg alle Zumutungen, den Zolltarif zu revidieren,
als unmöglich zurück. Die Sache war nämlich die, daß das Riesenkapital anfing,
sich gegen ihn zu wenden. Es machte Miene, mit seinen Beiträgen für die Partei¬
kassen zurückzuhalten, wenn nicht entweder Roosevelt sich anders verhalte oder aber
durch einen andern Mann ersetzt werde. Roosevelt hat sich aber sehr wohl gehütet,
völlig mit seinen trustfeindlichen Tendenzen zu brechen. Er hat als Schiedsrichter
den Streit der Anthrazitkohlenbergwerke mit ihren Arbeitern zugunsten dieser ent¬
schieden. Auch das Gesetz gegen die ausbeuterische Tarifpolitik der Eisenbahnen hat
er begünstigt, und endlich ist er der Mann der Aufdeckung der schimpflichsten Zu¬
stände im Fleischtrust gewesen.

Wie die Trusts jetzt zu ihm stehen, weiß man nicht. Daß sie ihn nicht lieben,
ist sicher, aber ob sie eine Attacke gegen ihn wagen, ist durchaus ungewiß. Denn
die große Menge der Trusthasser bleibt uur deshalb bei der republikanischen Partei,
weil sie in Roosevelt einen einflußreichen Gesinnungsgenossen verehrt. Stellen die
Republikaner statt seiner einen ausgesprochnen Trnstfreund auf, so unterliegen sie
ganz sicher. Es ist nun nicht ausgeschlossen, daß die Trusts suchen werden, ein
faules Kompromiß anzustreben, nämlich daß Roosevelt 1908 wieder Präsident wird,
daß jedoch erstens die Zölle unangetastet erhalten bleiben, und daß zweitens nur
Scheinmaßregeln gegen die Trusts getroffen werden, denen sie das im amerikanischen
Gerichtswesen so ausgiebig bekannte Schnippchen schlagen können. Ob Roosevelt sich
dazu hergibt?

Die Trusts sind also die Achillesferse der Republikaner. Da sie das fühlen,
treffen sie schon jetzt Vorkehrungen, nach andrer Richtung hin ihre Popularität
aufzufrischen. Das gilt zunächst vom Panamerikanismus, d. h. von der Gewinnung
bevorzugter Absatzmärkte sür ihre Ausfuhr auf Kosten der europäischen Industrie.
Das ist in den Vereinigten Staaten sehr populär. Denn man sagt sich dort: auf
neutralem Gebiet können wir mit der nur "Hungerlöhne" zahlenden europäischen
Industrie nur schwer konkurrieren; wir müssen, wenn wir unsre hohen Löhne er¬
halten wollen, uns Vorzugstarife für Süd- und Mittelamerika verschaffen; also
hinaus mit der englischen und deutschen Konkurrenz; schließen wir "Gegenseitig¬
keitsverträge" mit den kleinern Staaten ab. Solche hat man schon einmal, 1888
bis 1892 in ansehnlicher Zahl geschaffen. Seitdem sind sie rapid eingegangen. Nun
aber ist Staatssekretär Rook in Rio de Janeiro gewesen und hat zunächst mit
Brasilien und Ecuador neue Verträge dieser Art geschlossen. Er durchreist Süd¬
amerika, um weiter in diesem Sinne zu wirken, stößt aber in Argentinien und
Chile auf schwere Hindernisse, weil diese Staaten weitaus das größte Ausfuhr¬
geschäft nach Europa richten, und die Nordamerikaner ihnen gar keine Zollvorteile
ans Kosten Europas einräumen können.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

das in großen Haufen die kleinern Unternehmungen zerstört hat und sowohl die
Arbeiter wie die Käufer vou seiner Willkür abhängig macht.

Sogar der beste und volkstümlichste Mann der republikanischen Partei, der
Mann, der in seiner Person ein gut Teil der Kraft dieser Partei vereinigt,
Präsident Noosevelt, hat die Gefahren des Trustwesens erkannt und zugegeben. Er
hat sich scharf gegen sie gewandt und dadurch seine Popularität außerordentlich
befestigt. Allerdings hat er sich schwankend Verhalten. Er hat zuweilen geradezu
von der Notwendigkeit gesetzgeberischer Maßregeln zur Zügelung der Übermacht der
Plutokratie gesprochen. Und dann hat er wieder gesagt, daß er weit entfernt sei,
die Trusts in Bausch und Bogen zu verdammen; sie müßten nur unter Staatsaufsicht
gestellt werden, damit ihre Wirksamkeit zum Nutzen des Gemeinwesens gesichert
werde. Beim Antritt seines Anites griff er die Äußerung seines Vorgängers Mac
Kinley auf, daß die Industrie in vielen Zweigen so sehr erstarkt sei, daß man an
Herabsetzung mancher Zolle denken müsse. Das verkündete Roosevelt mich als seine
Ansicht. Später aber wies er rundweg alle Zumutungen, den Zolltarif zu revidieren,
als unmöglich zurück. Die Sache war nämlich die, daß das Riesenkapital anfing,
sich gegen ihn zu wenden. Es machte Miene, mit seinen Beiträgen für die Partei¬
kassen zurückzuhalten, wenn nicht entweder Roosevelt sich anders verhalte oder aber
durch einen andern Mann ersetzt werde. Roosevelt hat sich aber sehr wohl gehütet,
völlig mit seinen trustfeindlichen Tendenzen zu brechen. Er hat als Schiedsrichter
den Streit der Anthrazitkohlenbergwerke mit ihren Arbeitern zugunsten dieser ent¬
schieden. Auch das Gesetz gegen die ausbeuterische Tarifpolitik der Eisenbahnen hat
er begünstigt, und endlich ist er der Mann der Aufdeckung der schimpflichsten Zu¬
stände im Fleischtrust gewesen.

Wie die Trusts jetzt zu ihm stehen, weiß man nicht. Daß sie ihn nicht lieben,
ist sicher, aber ob sie eine Attacke gegen ihn wagen, ist durchaus ungewiß. Denn
die große Menge der Trusthasser bleibt uur deshalb bei der republikanischen Partei,
weil sie in Roosevelt einen einflußreichen Gesinnungsgenossen verehrt. Stellen die
Republikaner statt seiner einen ausgesprochnen Trnstfreund auf, so unterliegen sie
ganz sicher. Es ist nun nicht ausgeschlossen, daß die Trusts suchen werden, ein
faules Kompromiß anzustreben, nämlich daß Roosevelt 1908 wieder Präsident wird,
daß jedoch erstens die Zölle unangetastet erhalten bleiben, und daß zweitens nur
Scheinmaßregeln gegen die Trusts getroffen werden, denen sie das im amerikanischen
Gerichtswesen so ausgiebig bekannte Schnippchen schlagen können. Ob Roosevelt sich
dazu hergibt?

Die Trusts sind also die Achillesferse der Republikaner. Da sie das fühlen,
treffen sie schon jetzt Vorkehrungen, nach andrer Richtung hin ihre Popularität
aufzufrischen. Das gilt zunächst vom Panamerikanismus, d. h. von der Gewinnung
bevorzugter Absatzmärkte sür ihre Ausfuhr auf Kosten der europäischen Industrie.
Das ist in den Vereinigten Staaten sehr populär. Denn man sagt sich dort: auf
neutralem Gebiet können wir mit der nur „Hungerlöhne" zahlenden europäischen
Industrie nur schwer konkurrieren; wir müssen, wenn wir unsre hohen Löhne er¬
halten wollen, uns Vorzugstarife für Süd- und Mittelamerika verschaffen; also
hinaus mit der englischen und deutschen Konkurrenz; schließen wir „Gegenseitig¬
keitsverträge" mit den kleinern Staaten ab. Solche hat man schon einmal, 1888
bis 1892 in ansehnlicher Zahl geschaffen. Seitdem sind sie rapid eingegangen. Nun
aber ist Staatssekretär Rook in Rio de Janeiro gewesen und hat zunächst mit
Brasilien und Ecuador neue Verträge dieser Art geschlossen. Er durchreist Süd¬
amerika, um weiter in diesem Sinne zu wirken, stößt aber in Argentinien und
Chile auf schwere Hindernisse, weil diese Staaten weitaus das größte Ausfuhr¬
geschäft nach Europa richten, und die Nordamerikaner ihnen gar keine Zollvorteile
ans Kosten Europas einräumen können.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/126>, abgerufen am 23.07.2024.