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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Christliche Liebestätigkeit

Jünglingsvereine mit 104000 Mitgliedern, die 465 Herbergen zur Heimat, die
320 Rettungshäuser mit 12000 Zöglingen weise ich nur kurz hin, ebenso auf die
Kindergottesdienste mit einer Hilfstruppe von 20000 Helfern und Helferinnen
und übergehe, um nicht mit Zahlen zu ermüden, die Fülle segensreicher Ver¬
anstaltungen.

Aber nennen muß ich als eine Großmacht christlicher Liebestätigkeit acht
bloß, sondern als eine Großmacht modernen Geistes- und Weltlebens die
evangelische Heidenmission mit ihren 6500 Missionaren, ihren 450000 Herden¬
christen, ihrer Jahreseinnahme von 65 Millionen Mark, die allem aus frei¬
willigen Gaben zusammenströmen, mit ihren Taterweisungen, was Liebe lst
und was Liebe kann -- ich nenne Livingstone und Alexander Mackay. Chalmers
und John Paton. die heldenmütigen Frauen wie Christiane Kahler und Frau
Coillard und die Früchte der Liebesarbeit, die die geistige Welt Indiens und
Chinas und Japans bewegt und den geknechteten Koth und vertierten Papuas
^n Zugang zu menschlichem Dasein geöffnet hat.

Ich nenne neben den fünfzig bis hundert Jahre in stiller Geduld und
uun hervorbrechenden Ertrag arbeitenden Gesellschaften die neu entstandnen
°der,ieu aufgeblühten großen Liebesbewegungeu: das Rettungswerk in Armenien,
die Liebestätigkeit im Heiligen Lande, das evangelische Liebeswerk in Osterreich,
w Italien (die Waldenser). in Spanien, wo Theodor Fliedners des Kaisers¬
werther Diakonissenvaters Sohn und Enkel in des Vaters und des Großvater.
Sinn und Geist wirkten und wirken. Ich nenne, um aus der Ferne wieder
W die Heimat zurückzukehren, als den jüngsten und stark aufstrebenden Zweig
die Triukerrettuna. Mäßigkeitsverein und Blaues Kreuz, die vor wenig wahren
n°es unbekannt oder verspottet, sich die öffentliche Achtung erzwungen haben.

Damit komme ich auf ein drittes, was erreicht ist. Indem man anfing
on helfen, gewann man den Blick dafür, wieviel Hilfe nötig ist. Und wo
dieser Blick einmal da ist, da sieht man immer neue Nöte. Es ist acht
Spielerei oder ein gewisser Sport, wenn immer neues begonnen wird. Sicher¬
lich wird hier und da von Einzelnen wirklich etwas als em Sport, als ihr
Steckenpferd unternommen. Das diskreditiert die Sache un soll auf das
se-engste vermiede" werden. Aber in den meisten Fallen steht es n ehe ^Es wird vielmehr deshalb immer neues begonnen, weil die Augen geoffne
sind für Nöte, die immer da waren, aber die man entweder acht sah oder
°n die man sich nicht hinanwagte, weil man keine Möglichkeit der Hilfe sah.
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Sachsen die Nathusius und Pastor Kobelt in Nemstedt, dann
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enzboten III 1906
Christliche Liebestätigkeit

Jünglingsvereine mit 104000 Mitgliedern, die 465 Herbergen zur Heimat, die
320 Rettungshäuser mit 12000 Zöglingen weise ich nur kurz hin, ebenso auf die
Kindergottesdienste mit einer Hilfstruppe von 20000 Helfern und Helferinnen
und übergehe, um nicht mit Zahlen zu ermüden, die Fülle segensreicher Ver¬
anstaltungen.

Aber nennen muß ich als eine Großmacht christlicher Liebestätigkeit acht
bloß, sondern als eine Großmacht modernen Geistes- und Weltlebens die
evangelische Heidenmission mit ihren 6500 Missionaren, ihren 450000 Herden¬
christen, ihrer Jahreseinnahme von 65 Millionen Mark, die allem aus frei¬
willigen Gaben zusammenströmen, mit ihren Taterweisungen, was Liebe lst
und was Liebe kann — ich nenne Livingstone und Alexander Mackay. Chalmers
und John Paton. die heldenmütigen Frauen wie Christiane Kahler und Frau
Coillard und die Früchte der Liebesarbeit, die die geistige Welt Indiens und
Chinas und Japans bewegt und den geknechteten Koth und vertierten Papuas
^n Zugang zu menschlichem Dasein geöffnet hat.

Ich nenne neben den fünfzig bis hundert Jahre in stiller Geduld und
uun hervorbrechenden Ertrag arbeitenden Gesellschaften die neu entstandnen
°der,ieu aufgeblühten großen Liebesbewegungeu: das Rettungswerk in Armenien,
die Liebestätigkeit im Heiligen Lande, das evangelische Liebeswerk in Osterreich,
w Italien (die Waldenser). in Spanien, wo Theodor Fliedners des Kaisers¬
werther Diakonissenvaters Sohn und Enkel in des Vaters und des Großvater.
Sinn und Geist wirkten und wirken. Ich nenne, um aus der Ferne wieder
W die Heimat zurückzukehren, als den jüngsten und stark aufstrebenden Zweig
die Triukerrettuna. Mäßigkeitsverein und Blaues Kreuz, die vor wenig wahren
n°es unbekannt oder verspottet, sich die öffentliche Achtung erzwungen haben.

Damit komme ich auf ein drittes, was erreicht ist. Indem man anfing
on helfen, gewann man den Blick dafür, wieviel Hilfe nötig ist. Und wo
dieser Blick einmal da ist, da sieht man immer neue Nöte. Es ist acht
Spielerei oder ein gewisser Sport, wenn immer neues begonnen wird. Sicher¬
lich wird hier und da von Einzelnen wirklich etwas als em Sport, als ihr
Steckenpferd unternommen. Das diskreditiert die Sache un soll auf das
se-engste vermiede» werden. Aber in den meisten Fallen steht es n ehe ^Es wird vielmehr deshalb immer neues begonnen, weil die Augen geoffne
sind für Nöte, die immer da waren, aber die man entweder acht sah oder
°n die man sich nicht hinanwagte, weil man keine Möglichkeit der Hilfe sah.
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^unde sie nicht aufnehmen Sie wgm e end ^ ^em"^n Familien, die auch denn redlichsten ^>^n "»o ! in^i^kalbert von der Recke wars, der in Craschmtz zuerst eingriff u d r Provinz
Sachsen die Nathusius und Pastor Kobelt in Nemstedt, dann
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[0609] Christliche Liebestätigkeit Jünglingsvereine mit 104000 Mitgliedern, die 465 Herbergen zur Heimat, die 320 Rettungshäuser mit 12000 Zöglingen weise ich nur kurz hin, ebenso auf die Kindergottesdienste mit einer Hilfstruppe von 20000 Helfern und Helferinnen und übergehe, um nicht mit Zahlen zu ermüden, die Fülle segensreicher Ver¬ anstaltungen. Aber nennen muß ich als eine Großmacht christlicher Liebestätigkeit acht bloß, sondern als eine Großmacht modernen Geistes- und Weltlebens die evangelische Heidenmission mit ihren 6500 Missionaren, ihren 450000 Herden¬ christen, ihrer Jahreseinnahme von 65 Millionen Mark, die allem aus frei¬ willigen Gaben zusammenströmen, mit ihren Taterweisungen, was Liebe lst und was Liebe kann — ich nenne Livingstone und Alexander Mackay. Chalmers und John Paton. die heldenmütigen Frauen wie Christiane Kahler und Frau Coillard und die Früchte der Liebesarbeit, die die geistige Welt Indiens und Chinas und Japans bewegt und den geknechteten Koth und vertierten Papuas ^n Zugang zu menschlichem Dasein geöffnet hat. Ich nenne neben den fünfzig bis hundert Jahre in stiller Geduld und uun hervorbrechenden Ertrag arbeitenden Gesellschaften die neu entstandnen °der,ieu aufgeblühten großen Liebesbewegungeu: das Rettungswerk in Armenien, die Liebestätigkeit im Heiligen Lande, das evangelische Liebeswerk in Osterreich, w Italien (die Waldenser). in Spanien, wo Theodor Fliedners des Kaisers¬ werther Diakonissenvaters Sohn und Enkel in des Vaters und des Großvater. Sinn und Geist wirkten und wirken. Ich nenne, um aus der Ferne wieder W die Heimat zurückzukehren, als den jüngsten und stark aufstrebenden Zweig die Triukerrettuna. Mäßigkeitsverein und Blaues Kreuz, die vor wenig wahren n°es unbekannt oder verspottet, sich die öffentliche Achtung erzwungen haben. Damit komme ich auf ein drittes, was erreicht ist. Indem man anfing on helfen, gewann man den Blick dafür, wieviel Hilfe nötig ist. Und wo dieser Blick einmal da ist, da sieht man immer neue Nöte. Es ist acht Spielerei oder ein gewisser Sport, wenn immer neues begonnen wird. Sicher¬ lich wird hier und da von Einzelnen wirklich etwas als em Sport, als ihr Steckenpferd unternommen. Das diskreditiert die Sache un soll auf das se-engste vermiede» werden. Aber in den meisten Fallen steht es n ehe ^Es wird vielmehr deshalb immer neues begonnen, weil die Augen geoffne sind für Nöte, die immer da waren, aber die man entweder acht sah oder °n die man sich nicht hinanwagte, weil man keine Möglichkeit der Hilfe sah. ^se beim Helfen wMt der der Äko^n^ ^vlrt Äln ^unde sie nicht aufnehmen Sie wgm e end ^ ^em"^n Familien, die auch denn redlichsten ^>^n "»o ! in^i^kalbert von der Recke wars, der in Craschmtz zuerst eingriff u d r Provinz Sachsen die Nathusius und Pastor Kobelt in Nemstedt, dann Gr enzboten III 1906

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/609>, abgerufen am 23.07.2024.