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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Geheime Verhandlungen mit Rom unter dem Ministerium Manteuffel

an die Königliche Regierung als durch seinen lebhaften und aufrichtigen Wunsch
veranlaßt wird, die geistliche und die weltliche Macht zu einer nach seiner Ansicht
für das Heil der Welt unerläßlichen Verständigung vereinigt zu sehen. Eure Exzellenz
können nichts für den Pater Theiuer tun, der nichts verlangt und nichts annehmen
würde. Ich empfehle ihn nur Ihrem Wohlwollen.

Es bleibt mir noch übrig, über meine persönliche Lage zu sprechen. Eure
Exzellenz haben zweifellos nicht vergessen, daß, wie ich bei vertraulichen Erörterungen
Ihnen häufig sagte, wenn ich jemals den Vorzug, mit Ihnen persönlich zu arbeiten und
Ihrem Privatkabinett anzugehören, verlieren sollte, ich dem politischen Leben entsagen
und mich in Rom niederlassen würde, um ausschließlich historischen Studien zu leben
und die Ergebnisse meiner Arbeiten zu veröffentlichen. Der von mir bezeichnete
Augenblick ist gekommen. Ich bin also entschlossen, nach Rom zurückzukehren, um
meinen Plan dort zu verwirklichen. Die Güte des Heiligen Vaters, die freundliche
Aufnahme, ich mochte sage" das Vertrauen, das er mir bewiesen, die ausnahms¬
weise so wertvolle und so seltene mir gewahrte Bewilligung, in den Geheimen
Archiven des Vatikans Nachforschungen anzustellen, die für meine Arbeiten nötig
sind und schon die glücklichsten Resultate gezeitigt haben -- alles dies ermutigt mich,
bei meinem Plane zu beharren, der mir für die Zukunft ruhigere, wenigstens nicht
durch Haß und Neid vergällte Tage verspricht. Ich bin übrigens nicht gleichgiltig
gegen die Hoffnung, einige Spuren meines Daseins in diesem Leben zurückzulassen!

Wenn ich in dieser neuen Stellung Eurer Exzellenz noch nützlich sein kann,
so biete ich Ihnen meine guten Dienste wie für die Vergangenheit an. Ich strebe
keineswegs nach der Ehre, von dem Könige mit dem Abschlüsse eines definitiven
Vertrages mit dem Päpstlichen Stuhle betraut zu werde" (obwohl ich überzeugt bin,
daß niemand Sr. Heiligkeit für dieses Geschäft so angenehm wie ich wäre); aber wenn
dieser Vertrag eines Tages geschlossen werden soll, so werde ich die Bestrebungen
des damit Beauftragten sehr gern und tätig unterstützen, vorausgesetzt, daß Eure
Exzellenz es wünschen und mich dazu auffordern.

Ich kann Eurer Exzellenz auch einen Dienst andrer Art leisten, und niemand,
darf ich sagen, kann ihn Ihnen so leisten wie ich. Wenn es Ihnen genehm ist, ans
Rom eine politische Korrespondenz über die gesamten italienischen Angelegenheiten
zu beziehen, so bin ich bereit, das zu übernehmen.

Eure Exzellenz werden begreifen, daß ich Ihre Ansicht hierüber bald erfahren
möchte, und werden entschuldigen, wenn ich Sie bitte, mich von Ihrer Entschließung
möglichst bald in Kenntnis zu setzen. Wie sie auch ausfallen möge, es wird mir
immer eine große Genugtuung sein, daß ich die Überzeugung habe, die von mir Eurer
Exzellenz gegenüber bei meiner Abreise von Berlin übernommenen Verpflichtungen
tren erfüllt zu haben. Ich hatte Ihnen versprochen, alles, was menschenmöglich
sei, zu tun, um deu mir mitgeteilten und von mir in Rom zu erstrebenden Zweck
zu erreichen. Es handelte sich darum, die Grundlagen zu schaffen und das Feld
für eine spätere Unterhandlung vorzubereiten, ohne jedoch etwas abzuschließen, weil
ich diesesmal keine amtliche und spezielle Vollmacht zum Unterhandeln erhalten hatte.
Ich tat es mit vollem Erfolge. Die Schriftstücke, die ich Ihnen übersende, geben
Zeugnis davon; das übrige steht bei dem Könige und seiner Regierung!

Gestatten Sie mir zum Schluß, Ihre Aufmerksamkeit auf einen letzten Punkt,
der nur mich betrifft, zu lenken; ich meine die pekuniäre Entschädigung, auf die
ich, wie Sie wohl finden werden, einigen Anspruch habe. Eure Exzellenz wollen
erwägen, daß ich fünf Monate lang meine Zeit und meine Tätigkeit ausschließlich
Ihrem Dienste im Auslande gewidmet habe, wo ich, ich kann sagen, weder Mühen
noch Sorgen gescheut habe. Die Aufträge des Papstes haben mich veranlaßt, aus


Geheime Verhandlungen mit Rom unter dem Ministerium Manteuffel

an die Königliche Regierung als durch seinen lebhaften und aufrichtigen Wunsch
veranlaßt wird, die geistliche und die weltliche Macht zu einer nach seiner Ansicht
für das Heil der Welt unerläßlichen Verständigung vereinigt zu sehen. Eure Exzellenz
können nichts für den Pater Theiuer tun, der nichts verlangt und nichts annehmen
würde. Ich empfehle ihn nur Ihrem Wohlwollen.

Es bleibt mir noch übrig, über meine persönliche Lage zu sprechen. Eure
Exzellenz haben zweifellos nicht vergessen, daß, wie ich bei vertraulichen Erörterungen
Ihnen häufig sagte, wenn ich jemals den Vorzug, mit Ihnen persönlich zu arbeiten und
Ihrem Privatkabinett anzugehören, verlieren sollte, ich dem politischen Leben entsagen
und mich in Rom niederlassen würde, um ausschließlich historischen Studien zu leben
und die Ergebnisse meiner Arbeiten zu veröffentlichen. Der von mir bezeichnete
Augenblick ist gekommen. Ich bin also entschlossen, nach Rom zurückzukehren, um
meinen Plan dort zu verwirklichen. Die Güte des Heiligen Vaters, die freundliche
Aufnahme, ich mochte sage» das Vertrauen, das er mir bewiesen, die ausnahms¬
weise so wertvolle und so seltene mir gewahrte Bewilligung, in den Geheimen
Archiven des Vatikans Nachforschungen anzustellen, die für meine Arbeiten nötig
sind und schon die glücklichsten Resultate gezeitigt haben — alles dies ermutigt mich,
bei meinem Plane zu beharren, der mir für die Zukunft ruhigere, wenigstens nicht
durch Haß und Neid vergällte Tage verspricht. Ich bin übrigens nicht gleichgiltig
gegen die Hoffnung, einige Spuren meines Daseins in diesem Leben zurückzulassen!

Wenn ich in dieser neuen Stellung Eurer Exzellenz noch nützlich sein kann,
so biete ich Ihnen meine guten Dienste wie für die Vergangenheit an. Ich strebe
keineswegs nach der Ehre, von dem Könige mit dem Abschlüsse eines definitiven
Vertrages mit dem Päpstlichen Stuhle betraut zu werde» (obwohl ich überzeugt bin,
daß niemand Sr. Heiligkeit für dieses Geschäft so angenehm wie ich wäre); aber wenn
dieser Vertrag eines Tages geschlossen werden soll, so werde ich die Bestrebungen
des damit Beauftragten sehr gern und tätig unterstützen, vorausgesetzt, daß Eure
Exzellenz es wünschen und mich dazu auffordern.

Ich kann Eurer Exzellenz auch einen Dienst andrer Art leisten, und niemand,
darf ich sagen, kann ihn Ihnen so leisten wie ich. Wenn es Ihnen genehm ist, ans
Rom eine politische Korrespondenz über die gesamten italienischen Angelegenheiten
zu beziehen, so bin ich bereit, das zu übernehmen.

Eure Exzellenz werden begreifen, daß ich Ihre Ansicht hierüber bald erfahren
möchte, und werden entschuldigen, wenn ich Sie bitte, mich von Ihrer Entschließung
möglichst bald in Kenntnis zu setzen. Wie sie auch ausfallen möge, es wird mir
immer eine große Genugtuung sein, daß ich die Überzeugung habe, die von mir Eurer
Exzellenz gegenüber bei meiner Abreise von Berlin übernommenen Verpflichtungen
tren erfüllt zu haben. Ich hatte Ihnen versprochen, alles, was menschenmöglich
sei, zu tun, um deu mir mitgeteilten und von mir in Rom zu erstrebenden Zweck
zu erreichen. Es handelte sich darum, die Grundlagen zu schaffen und das Feld
für eine spätere Unterhandlung vorzubereiten, ohne jedoch etwas abzuschließen, weil
ich diesesmal keine amtliche und spezielle Vollmacht zum Unterhandeln erhalten hatte.
Ich tat es mit vollem Erfolge. Die Schriftstücke, die ich Ihnen übersende, geben
Zeugnis davon; das übrige steht bei dem Könige und seiner Regierung!

Gestatten Sie mir zum Schluß, Ihre Aufmerksamkeit auf einen letzten Punkt,
der nur mich betrifft, zu lenken; ich meine die pekuniäre Entschädigung, auf die
ich, wie Sie wohl finden werden, einigen Anspruch habe. Eure Exzellenz wollen
erwägen, daß ich fünf Monate lang meine Zeit und meine Tätigkeit ausschließlich
Ihrem Dienste im Auslande gewidmet habe, wo ich, ich kann sagen, weder Mühen
noch Sorgen gescheut habe. Die Aufträge des Papstes haben mich veranlaßt, aus


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[0510] Geheime Verhandlungen mit Rom unter dem Ministerium Manteuffel an die Königliche Regierung als durch seinen lebhaften und aufrichtigen Wunsch veranlaßt wird, die geistliche und die weltliche Macht zu einer nach seiner Ansicht für das Heil der Welt unerläßlichen Verständigung vereinigt zu sehen. Eure Exzellenz können nichts für den Pater Theiuer tun, der nichts verlangt und nichts annehmen würde. Ich empfehle ihn nur Ihrem Wohlwollen. Es bleibt mir noch übrig, über meine persönliche Lage zu sprechen. Eure Exzellenz haben zweifellos nicht vergessen, daß, wie ich bei vertraulichen Erörterungen Ihnen häufig sagte, wenn ich jemals den Vorzug, mit Ihnen persönlich zu arbeiten und Ihrem Privatkabinett anzugehören, verlieren sollte, ich dem politischen Leben entsagen und mich in Rom niederlassen würde, um ausschließlich historischen Studien zu leben und die Ergebnisse meiner Arbeiten zu veröffentlichen. Der von mir bezeichnete Augenblick ist gekommen. Ich bin also entschlossen, nach Rom zurückzukehren, um meinen Plan dort zu verwirklichen. Die Güte des Heiligen Vaters, die freundliche Aufnahme, ich mochte sage» das Vertrauen, das er mir bewiesen, die ausnahms¬ weise so wertvolle und so seltene mir gewahrte Bewilligung, in den Geheimen Archiven des Vatikans Nachforschungen anzustellen, die für meine Arbeiten nötig sind und schon die glücklichsten Resultate gezeitigt haben — alles dies ermutigt mich, bei meinem Plane zu beharren, der mir für die Zukunft ruhigere, wenigstens nicht durch Haß und Neid vergällte Tage verspricht. Ich bin übrigens nicht gleichgiltig gegen die Hoffnung, einige Spuren meines Daseins in diesem Leben zurückzulassen! Wenn ich in dieser neuen Stellung Eurer Exzellenz noch nützlich sein kann, so biete ich Ihnen meine guten Dienste wie für die Vergangenheit an. Ich strebe keineswegs nach der Ehre, von dem Könige mit dem Abschlüsse eines definitiven Vertrages mit dem Päpstlichen Stuhle betraut zu werde» (obwohl ich überzeugt bin, daß niemand Sr. Heiligkeit für dieses Geschäft so angenehm wie ich wäre); aber wenn dieser Vertrag eines Tages geschlossen werden soll, so werde ich die Bestrebungen des damit Beauftragten sehr gern und tätig unterstützen, vorausgesetzt, daß Eure Exzellenz es wünschen und mich dazu auffordern. Ich kann Eurer Exzellenz auch einen Dienst andrer Art leisten, und niemand, darf ich sagen, kann ihn Ihnen so leisten wie ich. Wenn es Ihnen genehm ist, ans Rom eine politische Korrespondenz über die gesamten italienischen Angelegenheiten zu beziehen, so bin ich bereit, das zu übernehmen. Eure Exzellenz werden begreifen, daß ich Ihre Ansicht hierüber bald erfahren möchte, und werden entschuldigen, wenn ich Sie bitte, mich von Ihrer Entschließung möglichst bald in Kenntnis zu setzen. Wie sie auch ausfallen möge, es wird mir immer eine große Genugtuung sein, daß ich die Überzeugung habe, die von mir Eurer Exzellenz gegenüber bei meiner Abreise von Berlin übernommenen Verpflichtungen tren erfüllt zu haben. Ich hatte Ihnen versprochen, alles, was menschenmöglich sei, zu tun, um deu mir mitgeteilten und von mir in Rom zu erstrebenden Zweck zu erreichen. Es handelte sich darum, die Grundlagen zu schaffen und das Feld für eine spätere Unterhandlung vorzubereiten, ohne jedoch etwas abzuschließen, weil ich diesesmal keine amtliche und spezielle Vollmacht zum Unterhandeln erhalten hatte. Ich tat es mit vollem Erfolge. Die Schriftstücke, die ich Ihnen übersende, geben Zeugnis davon; das übrige steht bei dem Könige und seiner Regierung! Gestatten Sie mir zum Schluß, Ihre Aufmerksamkeit auf einen letzten Punkt, der nur mich betrifft, zu lenken; ich meine die pekuniäre Entschädigung, auf die ich, wie Sie wohl finden werden, einigen Anspruch habe. Eure Exzellenz wollen erwägen, daß ich fünf Monate lang meine Zeit und meine Tätigkeit ausschließlich Ihrem Dienste im Auslande gewidmet habe, wo ich, ich kann sagen, weder Mühen noch Sorgen gescheut habe. Die Aufträge des Papstes haben mich veranlaßt, aus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/510>, abgerufen am 27.12.2024.