Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.Elizabeth percy Ach der! rief Amelia mit ungeheuchelter Geringschätzung aus und sagte dann Elizabeth Percy errötete, demütig und beschämt unter dem bedauernden Blick Er ist reich, sagte sie keck und bestimmt. Reicher als irgendein andrer in Eng¬ Das mag wohl sein, sagte Amelia höflich einräumend. Übrigens, fügte sie Nein, räumte Lady Elizabeth mit einem Seufzer ein. Mit Lord Ogle war Sie hatte sich niemals Illusionen in bezug auf ihre künftige Ehe gemacht, und Ein paar Poststationen südlich von Aork sollten die Damen auf Herrn Wright Von dem Augenblick an, wo Königsmark und Sir Thomas jeder seines Weges Im Laufe des Nachmittags waren sie mit einem zerbrochnen Rade, den Gala¬ Aber nach einer frühen Abendmahlzeit beschlossen sie weiterzuziehn, um diesen Elizabeth percy Ach der! rief Amelia mit ungeheuchelter Geringschätzung aus und sagte dann Elizabeth Percy errötete, demütig und beschämt unter dem bedauernden Blick Er ist reich, sagte sie keck und bestimmt. Reicher als irgendein andrer in Eng¬ Das mag wohl sein, sagte Amelia höflich einräumend. Übrigens, fügte sie Nein, räumte Lady Elizabeth mit einem Seufzer ein. Mit Lord Ogle war Sie hatte sich niemals Illusionen in bezug auf ihre künftige Ehe gemacht, und Ein paar Poststationen südlich von Aork sollten die Damen auf Herrn Wright Von dem Augenblick an, wo Königsmark und Sir Thomas jeder seines Weges Im Laufe des Nachmittags waren sie mit einem zerbrochnen Rade, den Gala¬ Aber nach einer frühen Abendmahlzeit beschlossen sie weiterzuziehn, um diesen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300218"/> <fw type="header" place="top"> Elizabeth percy</fw><lb/> <p xml:id="ID_1606"> Ach der! rief Amelia mit ungeheuchelter Geringschätzung aus und sagte dann<lb/> ganz offen und erstaunt: Niemand von uns kann begreifen, daß Mylady den<lb/> haben will.</p><lb/> <p xml:id="ID_1607"> Elizabeth Percy errötete, demütig und beschämt unter dem bedauernden Blick<lb/> des Mädchens.</p><lb/> <p xml:id="ID_1608"> Er ist reich, sagte sie keck und bestimmt. Reicher als irgendein andrer in Eng¬<lb/> land — nicht mir an Gütern, sondern auch an Geld, an barem Geld. Und Mylady<lb/> Northumberland sagt, daß ich Verwendung für alles Geld hätte, was ich bekommen<lb/> könnte, um die großen Schlösser wieder aufzubauen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1609"> Das mag wohl sein, sagte Amelia höflich einräumend. Übrigens, fügte sie<lb/> tröstend hinzu, ist er wohl uicht viel anders als alle andern, die sehr reich sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1610"> Nein, räumte Lady Elizabeth mit einem Seufzer ein. Mit Lord Ogle war<lb/> es ja auch nicht weit her.</p><lb/> <p xml:id="ID_1611"> Sie hatte sich niemals Illusionen in bezug auf ihre künftige Ehe gemacht, und<lb/> sie hatte es satt, davon reden zu hören. Jetzt war es ja doch endgiltig bestimmt.<lb/> Unendlich mehr als der Herr von Longlent und alle seine Geldkisten — Lady Sophia<lb/> hatte sie eingehend beschrieben — interessierte es sie in diesem Augenblick, daß Harry<lb/> ihretwegen blank gezogen hatte, und was in aller Welt es nur sein konnte, was<lb/> der schwedische Graf gesagt hatte. . . .</p><lb/> <p xml:id="ID_1612"> Ein paar Poststationen südlich von Aork sollten die Damen auf Herrn Wright<lb/> stoßen, den Obersten von Seiner Majestät kürzlich errichteter Garde, der, da Kapitän<lb/> Percy jetzt nach Alnwick zurückkehren mußte, es übernommen hatte, sie sicher nach<lb/> London zu geleiten. Dann allerdings wurde die „große nördliche Landstraße"<lb/> weniger einsam, je mehr man sich der Hauptstadt näherte, aber es war doch ge¬<lb/> fährlich des Wegs zu ziehn. Und obwohl man nun den Distrikt hinter sich gelassen<lb/> hatte, innerhalb dessen der über das ganze Land bekannte Straßenräuber William<lb/> Nevison zu hausen pflegte, hatte man noch die Finchleyheide in der Nähe von London<lb/> zu durchzieh«, über die kein Mann unbewaffnet zu reiten wagte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1613"> Von dem Augenblick an, wo Königsmark und Sir Thomas jeder seines Weges<lb/> geritten waren, hatte sich Lady Elizabeth Percy in ihrem Benehmen Henry Percy<lb/> gegenüber rührend demütig gezeigt. So hatte sie auch den Rat befolgt, den sie<lb/> gestern verschmäht hatte, und war den ganzen Tag im Wagen ihrer Großmutter<lb/> gefahren, hatte halb schlafend, halb träumend dagesessen und über das phantasiert,<lb/> was der Graf von ihr gesagt hatte, und was Henry gesagt hatte, und was Henry jetzt<lb/> >ager würde. Alle diese unnützen Gedanken, die sie dachte, wenn sie allein war!</p><lb/> <p xml:id="ID_1614"> Im Laufe des Nachmittags waren sie mit einem zerbrochnen Rade, den Gala¬<lb/> wagen bis an die Kalesche mit Kot bespritzt — sie hatten sich in einem Graben<lb/> festgefahren und hatten andre Wegefahrcnde um Hilfe bitten müssen —, an einen<lb/> Gasthof gelangt, den sie nicht kannten. Jetzt am Nachmittag saßen sie alle gemütlich<lb/> und friedlich, ermattet von den Strapazen, um den Kamin im Gastzimmer, während<lb/> Harry einen alten, fettigen „Neuigkeitsbrief" vorlas, den er auf dem Gasthofstische<lb/> gefunden hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1615"> Aber nach einer frühen Abendmahlzeit beschlossen sie weiterzuziehn, um diesen<lb/> Reisetag nicht ganz zu vergeuden. Es war Heller Mondschein und stilles Wetter<lb/> wie ^ den vorhergehenden Abenden, und die Landstraße bis zur nächsten Raststätte<lb/> gut und hart. Zu beiden Seiten des Wegs dehnten sich offne Heideflächen<lb/> °us. Lady Northumberland und Lady Sophia saßen wieder allein in dem vordern<lb/> ^°gen, hinter dem sich die Eskorte in geschlossenem Trupp hielt. Henry Percy<lb/> und Lady Elizabeth ritten, von zwei Reitknechten gefolgt, eine Strecke vor den<lb/> andern her.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
Elizabeth percy
Ach der! rief Amelia mit ungeheuchelter Geringschätzung aus und sagte dann
ganz offen und erstaunt: Niemand von uns kann begreifen, daß Mylady den
haben will.
Elizabeth Percy errötete, demütig und beschämt unter dem bedauernden Blick
des Mädchens.
Er ist reich, sagte sie keck und bestimmt. Reicher als irgendein andrer in Eng¬
land — nicht mir an Gütern, sondern auch an Geld, an barem Geld. Und Mylady
Northumberland sagt, daß ich Verwendung für alles Geld hätte, was ich bekommen
könnte, um die großen Schlösser wieder aufzubauen.
Das mag wohl sein, sagte Amelia höflich einräumend. Übrigens, fügte sie
tröstend hinzu, ist er wohl uicht viel anders als alle andern, die sehr reich sind.
Nein, räumte Lady Elizabeth mit einem Seufzer ein. Mit Lord Ogle war
es ja auch nicht weit her.
Sie hatte sich niemals Illusionen in bezug auf ihre künftige Ehe gemacht, und
sie hatte es satt, davon reden zu hören. Jetzt war es ja doch endgiltig bestimmt.
Unendlich mehr als der Herr von Longlent und alle seine Geldkisten — Lady Sophia
hatte sie eingehend beschrieben — interessierte es sie in diesem Augenblick, daß Harry
ihretwegen blank gezogen hatte, und was in aller Welt es nur sein konnte, was
der schwedische Graf gesagt hatte. . . .
Ein paar Poststationen südlich von Aork sollten die Damen auf Herrn Wright
stoßen, den Obersten von Seiner Majestät kürzlich errichteter Garde, der, da Kapitän
Percy jetzt nach Alnwick zurückkehren mußte, es übernommen hatte, sie sicher nach
London zu geleiten. Dann allerdings wurde die „große nördliche Landstraße"
weniger einsam, je mehr man sich der Hauptstadt näherte, aber es war doch ge¬
fährlich des Wegs zu ziehn. Und obwohl man nun den Distrikt hinter sich gelassen
hatte, innerhalb dessen der über das ganze Land bekannte Straßenräuber William
Nevison zu hausen pflegte, hatte man noch die Finchleyheide in der Nähe von London
zu durchzieh«, über die kein Mann unbewaffnet zu reiten wagte.
Von dem Augenblick an, wo Königsmark und Sir Thomas jeder seines Weges
geritten waren, hatte sich Lady Elizabeth Percy in ihrem Benehmen Henry Percy
gegenüber rührend demütig gezeigt. So hatte sie auch den Rat befolgt, den sie
gestern verschmäht hatte, und war den ganzen Tag im Wagen ihrer Großmutter
gefahren, hatte halb schlafend, halb träumend dagesessen und über das phantasiert,
was der Graf von ihr gesagt hatte, und was Henry gesagt hatte, und was Henry jetzt
>ager würde. Alle diese unnützen Gedanken, die sie dachte, wenn sie allein war!
Im Laufe des Nachmittags waren sie mit einem zerbrochnen Rade, den Gala¬
wagen bis an die Kalesche mit Kot bespritzt — sie hatten sich in einem Graben
festgefahren und hatten andre Wegefahrcnde um Hilfe bitten müssen —, an einen
Gasthof gelangt, den sie nicht kannten. Jetzt am Nachmittag saßen sie alle gemütlich
und friedlich, ermattet von den Strapazen, um den Kamin im Gastzimmer, während
Harry einen alten, fettigen „Neuigkeitsbrief" vorlas, den er auf dem Gasthofstische
gefunden hatte.
Aber nach einer frühen Abendmahlzeit beschlossen sie weiterzuziehn, um diesen
Reisetag nicht ganz zu vergeuden. Es war Heller Mondschein und stilles Wetter
wie ^ den vorhergehenden Abenden, und die Landstraße bis zur nächsten Raststätte
gut und hart. Zu beiden Seiten des Wegs dehnten sich offne Heideflächen
°us. Lady Northumberland und Lady Sophia saßen wieder allein in dem vordern
^°gen, hinter dem sich die Eskorte in geschlossenem Trupp hielt. Henry Percy
und Lady Elizabeth ritten, von zwei Reitknechten gefolgt, eine Strecke vor den
andern her.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |