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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Der Bopparder Krieg

dem Kurfürsten die Antwort auf den unfreundlichen Morgengruß nicht schuldig
geblieben sei.

So ungnädiger Grüße gab es freilich an diesem Tage noch mehrere. Im
Boosenhofe fuhr eine Falkonettkugel durch das Fenster in die Schlafkammer, riß der
entsetzten Magd, die gerade die Betten ausschüttelte, ein Federkissen aus den Händen,
daß die Federn wie Schneeflocken umherstoben, und schlug unter dem Weihbrünnlein
in die Wand. In der Rheingasse ging ein Haus in Flammen auf und brannte
bis auf die Grundmauern nieder, da sich die Nachbarn in der allgemeinen Auf¬
regung darauf beschränkten, ihre eignen Häuser gegen die überspringenden Flammen
zu verteidigen. Der Schreck, der darob in der Stadt entstand, konnte übrigens
kaum größer sein als der des Kurfürsten, dessen geistiges Auge schon als den letzten
Rest des blühenden Boppards einen rauchenden Trümmerhaufen lind ein paar zweifel¬
hafte Privilegien sah. Den größten Erfolg hatte jedoch der Büchsenmeister auf¬
zuweisen, der mit seinen Knechten die nach dem Unfall vom Sonntag glücklich wieder
gelagerte Hauptbüchse "Ungnade" bediente. Es gelang ihm, die mit zwei Kartaunen
besetzte Lilienpforte durch eine Reihe wohlgezielter Schüsse so stark zu beschädigen,
daß sie von den Verteidigern verlassen werden mußte und nach und nach, besonders
seit sich auch die markgräfliche Hauptbüchse an dem Zerstörungswerke beteiligte, in
Trümmer sank.

Mit diesem Ergebnis konnte man zufrieden sein, und Johann der Zweite, der
in jedem Geschützdonner nicht den Kampfruf des Kriegsgottes, sondern die Stimme
des Friedensengels zu hören vermeinte, erwog ernstlich, ob seine unbotmäßigen Bop¬
parder die väterliche Zuchtrute nun wohl genug gefühlt hätten. Aber seine Berater
meinten, man müsse das Eisen schmieden, solange es heiß sei, und dürfe die Städtischen
nicht mehr zu Atem kommen lassen. Deshalb stellte man das Feuer auch mit der
anbrechenden Nacht nicht ein, sondern ließ die groben Stücke trotz der Finsternis
stündlich, gleichsam wie im Traume, ihr Sprüchlein sprechen.

Über diese Störung der Nachtruhe war man in der Stadt sehr ungehalten,
und besonders die Herren von der Adelspartei, die längst einen Sturmangriff er¬
wartet hatten und dem Feinde die unritterliche Schießerei nicht verzeihen konnten,
trugen sich ernstlich mit dem Gedanken, einen Ausfall in hellen Haufen zu machen
und die Kurfürstlichen in ehrlichem Kampfe aus ihren Schanzen zu vertreiben. Als
sie diesen Plan in der am frühen Morgen einberufnen Ratsversammlung vorbrachten,
wurden sie jedoch von den Bürgerlichen, die alles unnütze Blutvergießen vermeiden
wollten, überstimmt. Sie kehrten unwillig auf ihre Posten zurück und suchten ihren
Groll, so gut es gehn wollte, hinunterzuwürgen. Aber Herr Sifried von Schwalbach,
der mit seinem Häuflein beim Anmärsche des Feindes den so unglücklich abgelaufnen
Ausfall gemacht hatte, konnte sich nicht enthalten, die Kurfürstlichen dadurch zu ver¬
höhnen, daß er sich unbekümmert um die Kugeln in voller Rüstung auf der Mauer
und dem Waldeckturme zeigte und die Stellen, wo ein Geschoß eingeschlagen hatte,
mit einem Kehrbesen reinfegte.

Dieser Spott reizte den markgräflichen Büchsenmeister, der sich den Turm zum
Ziele ersehen hatte, nur noch mehr, und der Zufall fügte es, daß eine Falkonett¬
kugel dem tollkühnen Ritter die Brust zerschmetterte und seinem hinter ihm stehenden
Knechte den Kopf wegriß.

Als der Kurfürst hiervon Kunde erhielt, geriet er außer sich vor Zorn und
gab, allen Gegenvorstellungen seiner Freunde zur Trotz, den Befehl, das Feuer
einzustellen. Der Tod eines der einflußreichsten Häupter des städtischen Adels war
ihm höchst fatal und entsprach keineswegs seinen Absichten. Er erklärte mit einer
Bestimmtheit, die man bei ihm sonst nicht gewohnt war, die Unbotmäßigkeit der
Bopparder sei nun hinreichend gesühnt, und er sei nicht vor die Stadt gerückt, um


Der Bopparder Krieg

dem Kurfürsten die Antwort auf den unfreundlichen Morgengruß nicht schuldig
geblieben sei.

So ungnädiger Grüße gab es freilich an diesem Tage noch mehrere. Im
Boosenhofe fuhr eine Falkonettkugel durch das Fenster in die Schlafkammer, riß der
entsetzten Magd, die gerade die Betten ausschüttelte, ein Federkissen aus den Händen,
daß die Federn wie Schneeflocken umherstoben, und schlug unter dem Weihbrünnlein
in die Wand. In der Rheingasse ging ein Haus in Flammen auf und brannte
bis auf die Grundmauern nieder, da sich die Nachbarn in der allgemeinen Auf¬
regung darauf beschränkten, ihre eignen Häuser gegen die überspringenden Flammen
zu verteidigen. Der Schreck, der darob in der Stadt entstand, konnte übrigens
kaum größer sein als der des Kurfürsten, dessen geistiges Auge schon als den letzten
Rest des blühenden Boppards einen rauchenden Trümmerhaufen lind ein paar zweifel¬
hafte Privilegien sah. Den größten Erfolg hatte jedoch der Büchsenmeister auf¬
zuweisen, der mit seinen Knechten die nach dem Unfall vom Sonntag glücklich wieder
gelagerte Hauptbüchse „Ungnade" bediente. Es gelang ihm, die mit zwei Kartaunen
besetzte Lilienpforte durch eine Reihe wohlgezielter Schüsse so stark zu beschädigen,
daß sie von den Verteidigern verlassen werden mußte und nach und nach, besonders
seit sich auch die markgräfliche Hauptbüchse an dem Zerstörungswerke beteiligte, in
Trümmer sank.

Mit diesem Ergebnis konnte man zufrieden sein, und Johann der Zweite, der
in jedem Geschützdonner nicht den Kampfruf des Kriegsgottes, sondern die Stimme
des Friedensengels zu hören vermeinte, erwog ernstlich, ob seine unbotmäßigen Bop¬
parder die väterliche Zuchtrute nun wohl genug gefühlt hätten. Aber seine Berater
meinten, man müsse das Eisen schmieden, solange es heiß sei, und dürfe die Städtischen
nicht mehr zu Atem kommen lassen. Deshalb stellte man das Feuer auch mit der
anbrechenden Nacht nicht ein, sondern ließ die groben Stücke trotz der Finsternis
stündlich, gleichsam wie im Traume, ihr Sprüchlein sprechen.

Über diese Störung der Nachtruhe war man in der Stadt sehr ungehalten,
und besonders die Herren von der Adelspartei, die längst einen Sturmangriff er¬
wartet hatten und dem Feinde die unritterliche Schießerei nicht verzeihen konnten,
trugen sich ernstlich mit dem Gedanken, einen Ausfall in hellen Haufen zu machen
und die Kurfürstlichen in ehrlichem Kampfe aus ihren Schanzen zu vertreiben. Als
sie diesen Plan in der am frühen Morgen einberufnen Ratsversammlung vorbrachten,
wurden sie jedoch von den Bürgerlichen, die alles unnütze Blutvergießen vermeiden
wollten, überstimmt. Sie kehrten unwillig auf ihre Posten zurück und suchten ihren
Groll, so gut es gehn wollte, hinunterzuwürgen. Aber Herr Sifried von Schwalbach,
der mit seinem Häuflein beim Anmärsche des Feindes den so unglücklich abgelaufnen
Ausfall gemacht hatte, konnte sich nicht enthalten, die Kurfürstlichen dadurch zu ver¬
höhnen, daß er sich unbekümmert um die Kugeln in voller Rüstung auf der Mauer
und dem Waldeckturme zeigte und die Stellen, wo ein Geschoß eingeschlagen hatte,
mit einem Kehrbesen reinfegte.

Dieser Spott reizte den markgräflichen Büchsenmeister, der sich den Turm zum
Ziele ersehen hatte, nur noch mehr, und der Zufall fügte es, daß eine Falkonett¬
kugel dem tollkühnen Ritter die Brust zerschmetterte und seinem hinter ihm stehenden
Knechte den Kopf wegriß.

Als der Kurfürst hiervon Kunde erhielt, geriet er außer sich vor Zorn und
gab, allen Gegenvorstellungen seiner Freunde zur Trotz, den Befehl, das Feuer
einzustellen. Der Tod eines der einflußreichsten Häupter des städtischen Adels war
ihm höchst fatal und entsprach keineswegs seinen Absichten. Er erklärte mit einer
Bestimmtheit, die man bei ihm sonst nicht gewohnt war, die Unbotmäßigkeit der
Bopparder sei nun hinreichend gesühnt, und er sei nicht vor die Stadt gerückt, um


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[0166] Der Bopparder Krieg dem Kurfürsten die Antwort auf den unfreundlichen Morgengruß nicht schuldig geblieben sei. So ungnädiger Grüße gab es freilich an diesem Tage noch mehrere. Im Boosenhofe fuhr eine Falkonettkugel durch das Fenster in die Schlafkammer, riß der entsetzten Magd, die gerade die Betten ausschüttelte, ein Federkissen aus den Händen, daß die Federn wie Schneeflocken umherstoben, und schlug unter dem Weihbrünnlein in die Wand. In der Rheingasse ging ein Haus in Flammen auf und brannte bis auf die Grundmauern nieder, da sich die Nachbarn in der allgemeinen Auf¬ regung darauf beschränkten, ihre eignen Häuser gegen die überspringenden Flammen zu verteidigen. Der Schreck, der darob in der Stadt entstand, konnte übrigens kaum größer sein als der des Kurfürsten, dessen geistiges Auge schon als den letzten Rest des blühenden Boppards einen rauchenden Trümmerhaufen lind ein paar zweifel¬ hafte Privilegien sah. Den größten Erfolg hatte jedoch der Büchsenmeister auf¬ zuweisen, der mit seinen Knechten die nach dem Unfall vom Sonntag glücklich wieder gelagerte Hauptbüchse „Ungnade" bediente. Es gelang ihm, die mit zwei Kartaunen besetzte Lilienpforte durch eine Reihe wohlgezielter Schüsse so stark zu beschädigen, daß sie von den Verteidigern verlassen werden mußte und nach und nach, besonders seit sich auch die markgräfliche Hauptbüchse an dem Zerstörungswerke beteiligte, in Trümmer sank. Mit diesem Ergebnis konnte man zufrieden sein, und Johann der Zweite, der in jedem Geschützdonner nicht den Kampfruf des Kriegsgottes, sondern die Stimme des Friedensengels zu hören vermeinte, erwog ernstlich, ob seine unbotmäßigen Bop¬ parder die väterliche Zuchtrute nun wohl genug gefühlt hätten. Aber seine Berater meinten, man müsse das Eisen schmieden, solange es heiß sei, und dürfe die Städtischen nicht mehr zu Atem kommen lassen. Deshalb stellte man das Feuer auch mit der anbrechenden Nacht nicht ein, sondern ließ die groben Stücke trotz der Finsternis stündlich, gleichsam wie im Traume, ihr Sprüchlein sprechen. Über diese Störung der Nachtruhe war man in der Stadt sehr ungehalten, und besonders die Herren von der Adelspartei, die längst einen Sturmangriff er¬ wartet hatten und dem Feinde die unritterliche Schießerei nicht verzeihen konnten, trugen sich ernstlich mit dem Gedanken, einen Ausfall in hellen Haufen zu machen und die Kurfürstlichen in ehrlichem Kampfe aus ihren Schanzen zu vertreiben. Als sie diesen Plan in der am frühen Morgen einberufnen Ratsversammlung vorbrachten, wurden sie jedoch von den Bürgerlichen, die alles unnütze Blutvergießen vermeiden wollten, überstimmt. Sie kehrten unwillig auf ihre Posten zurück und suchten ihren Groll, so gut es gehn wollte, hinunterzuwürgen. Aber Herr Sifried von Schwalbach, der mit seinem Häuflein beim Anmärsche des Feindes den so unglücklich abgelaufnen Ausfall gemacht hatte, konnte sich nicht enthalten, die Kurfürstlichen dadurch zu ver¬ höhnen, daß er sich unbekümmert um die Kugeln in voller Rüstung auf der Mauer und dem Waldeckturme zeigte und die Stellen, wo ein Geschoß eingeschlagen hatte, mit einem Kehrbesen reinfegte. Dieser Spott reizte den markgräflichen Büchsenmeister, der sich den Turm zum Ziele ersehen hatte, nur noch mehr, und der Zufall fügte es, daß eine Falkonett¬ kugel dem tollkühnen Ritter die Brust zerschmetterte und seinem hinter ihm stehenden Knechte den Kopf wegriß. Als der Kurfürst hiervon Kunde erhielt, geriet er außer sich vor Zorn und gab, allen Gegenvorstellungen seiner Freunde zur Trotz, den Befehl, das Feuer einzustellen. Der Tod eines der einflußreichsten Häupter des städtischen Adels war ihm höchst fatal und entsprach keineswegs seinen Absichten. Er erklärte mit einer Bestimmtheit, die man bei ihm sonst nicht gewohnt war, die Unbotmäßigkeit der Bopparder sei nun hinreichend gesühnt, und er sei nicht vor die Stadt gerückt, um

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/166>, abgerufen am 25.08.2024.