le letzte Nummer des Lullstw OMoisl as I'Msr Inäöpöiiäimt, an LonZo hat uns endlich den Text der legislativen und der administrativen Maßnahmen gebracht, die auf Grund des Berichts getroffen worden sind, den die vom König Leopold eingesetzte Untersuchungskommission erstattet hat. Die Veröffentlichung dieser wichtigen Dokumente ist sehr verschieden aufgenommen worden. Die englische Presse und insbesondre die Times, die nacheinander am 18. und am 19. Juni dieser Frage zwei Leitartikel gewidmet hat, hat sich in außer¬ ordentlich abfülliger Weise über das legislative Werk der kongolesischen Ne¬ gierung ausgesprochen. Sie wirft ihr vor, die von der Untersuchungskommission aufgestellten Probleme höchst unvollkommen zu lösen und Palliativmittel zu bringen, die nicht imstande seien, die durch den Casementbericht aufgedeckten Schäden zu beseitigen.
In Belgien, wo aus so mannigfachen Gründen die Kongofrage das leidenschaftlichste Interesse erregt, ist die öffentliche Meinung geteilt. Die ersten Zeitungen der Hauptstadt, I'Inä<zxölläg,n<zö LslM, l'Mons LslAS, 1<z ^ouriiÄl as Lruxsllss, denen sich hierin fast einstimmig die Provinzialpresse anschließt, bringen günstige Kommentare zu den Reformen, während die soge¬ nannten antikongolesischen Organe, der ultraklerikale ?s.triots und der sozia¬ listische ?suxl6 mit Eifer diese günstige Gelegenheit benutzt haben, mit ge¬ lohnter Heftigkeit die Angriffe gegen den Kongostaat und dessen Souverän zu erneuern. Bei dieser Sachlage kann man schon jetzt vorhersehen, daß das letzte Ereignis in nichts die Situation verändern wird, und daß die alten Gegner des afrikanischen Werkes Leopolds des Zweiten unversöhnlich bleiben werden. Auffallend ist nur die Hast, mit der diese in der ihnen zur Ver¬ fügung stehenden Presse ihr Verdammungsurteil über eine Arbeit ausgesprochen
Grenzboten III 1906 16
Die Reformen im Kongostaat
le letzte Nummer des Lullstw OMoisl as I'Msr Inäöpöiiäimt, an LonZo hat uns endlich den Text der legislativen und der administrativen Maßnahmen gebracht, die auf Grund des Berichts getroffen worden sind, den die vom König Leopold eingesetzte Untersuchungskommission erstattet hat. Die Veröffentlichung dieser wichtigen Dokumente ist sehr verschieden aufgenommen worden. Die englische Presse und insbesondre die Times, die nacheinander am 18. und am 19. Juni dieser Frage zwei Leitartikel gewidmet hat, hat sich in außer¬ ordentlich abfülliger Weise über das legislative Werk der kongolesischen Ne¬ gierung ausgesprochen. Sie wirft ihr vor, die von der Untersuchungskommission aufgestellten Probleme höchst unvollkommen zu lösen und Palliativmittel zu bringen, die nicht imstande seien, die durch den Casementbericht aufgedeckten Schäden zu beseitigen.
In Belgien, wo aus so mannigfachen Gründen die Kongofrage das leidenschaftlichste Interesse erregt, ist die öffentliche Meinung geteilt. Die ersten Zeitungen der Hauptstadt, I'Inä<zxölläg,n<zö LslM, l'Mons LslAS, 1<z ^ouriiÄl as Lruxsllss, denen sich hierin fast einstimmig die Provinzialpresse anschließt, bringen günstige Kommentare zu den Reformen, während die soge¬ nannten antikongolesischen Organe, der ultraklerikale ?s.triots und der sozia¬ listische ?suxl6 mit Eifer diese günstige Gelegenheit benutzt haben, mit ge¬ lohnter Heftigkeit die Angriffe gegen den Kongostaat und dessen Souverän zu erneuern. Bei dieser Sachlage kann man schon jetzt vorhersehen, daß das letzte Ereignis in nichts die Situation verändern wird, und daß die alten Gegner des afrikanischen Werkes Leopolds des Zweiten unversöhnlich bleiben werden. Auffallend ist nur die Hast, mit der diese in der ihnen zur Ver¬ fügung stehenden Presse ihr Verdammungsurteil über eine Arbeit ausgesprochen
Grenzboten III 1906 16
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Die Reformen im Kongostaat
le letzte Nummer des Lullstw OMoisl as I'Msr Inäöpöiiäimt,
an LonZo hat uns endlich den Text der legislativen und der
administrativen Maßnahmen gebracht, die auf Grund des Berichts
getroffen worden sind, den die vom König Leopold eingesetzte
Untersuchungskommission erstattet hat. Die Veröffentlichung
dieser wichtigen Dokumente ist sehr verschieden aufgenommen worden. Die
englische Presse und insbesondre die Times, die nacheinander am 18. und
am 19. Juni dieser Frage zwei Leitartikel gewidmet hat, hat sich in außer¬
ordentlich abfülliger Weise über das legislative Werk der kongolesischen Ne¬
gierung ausgesprochen. Sie wirft ihr vor, die von der Untersuchungskommission
aufgestellten Probleme höchst unvollkommen zu lösen und Palliativmittel zu
bringen, die nicht imstande seien, die durch den Casementbericht aufgedeckten
Schäden zu beseitigen.
In Belgien, wo aus so mannigfachen Gründen die Kongofrage das
leidenschaftlichste Interesse erregt, ist die öffentliche Meinung geteilt. Die
ersten Zeitungen der Hauptstadt, I'Inä<zxölläg,n<zö LslM, l'Mons LslAS, 1<z
^ouriiÄl as Lruxsllss, denen sich hierin fast einstimmig die Provinzialpresse
anschließt, bringen günstige Kommentare zu den Reformen, während die soge¬
nannten antikongolesischen Organe, der ultraklerikale ?s.triots und der sozia¬
listische ?suxl6 mit Eifer diese günstige Gelegenheit benutzt haben, mit ge¬
lohnter Heftigkeit die Angriffe gegen den Kongostaat und dessen Souverän
zu erneuern. Bei dieser Sachlage kann man schon jetzt vorhersehen, daß das
letzte Ereignis in nichts die Situation verändern wird, und daß die alten
Gegner des afrikanischen Werkes Leopolds des Zweiten unversöhnlich bleiben
werden. Auffallend ist nur die Hast, mit der diese in der ihnen zur Ver¬
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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/125>, abgerufen am 24.02.2025.
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