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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Melodie, die schon vor achtzig Jahren Boieldieu so entzückte, daß er sie in seinem
Meisterwerke, der noch heute beliebten Oper "Die weiße Dame", auf das glücklichste
verwertete! In vielen unsrer deutschen Liederbücher ist es enthalten, und beim
Herumfragen in Bekanntenkreisen klang mir allerorten der charakteristische Anfang
der Melodie entgegen, oft sogar mit den ersten Worten der deutschen Übersetzung:
"Treu und herzinniglich", ohne daß von irgendeiner Seite eine Bemerkung über
den Wert des Textes daran geknüpft worden wäre. Allerdings wollte sich auch
niemand des englischen Textes erinnern. Ich sage des englischen Textes, obwohl
die mir vorliegende Heimsche Sammlung von Volksgesängen (34. Ausgabe, Zürich,
1885) von einer irischen Volksweise spricht. Ohne mich auf besondre Studien über
die Herkunft des Liedes berufen zu können, begnüge ich mich festzustellen, daß in
der bekannten Freiligrathschen englischen Gedichtsammlung rbs lioso, rw'sels ana
LKamroeK (4. Auflage) das Gedicht seinen Platz gefunden hat, als von einem un¬
bekannten Verfasser herrührend, in einer Sprache, die von Dialektformen nicht eben
viel verrät.

Was nun die landläufige Übersetzung von Robim Adair anlangt, so bekenne
ich, ahnungslos zu sein, wann sie entstanden ist, und wer sie verübt hat. Wer
immer das getan, er hat dem englischen Volksliede übel mitgespielt. Um das zu
erweisen, bedarf es nur einer Gegenüberstellung des englischen und des deutschen
Textes.

Robim ^afir
Robim Adair
[Beginn Spaltensatz] ^Vslooins on "vors "Min, Robim ^äair!
^slooins onos mors agsin, Kodin ^.ckür!
I rssl rdv trsmdling' dana,
Isai's in ddo svsliäs "ora,
1°o Z'i'ost rdv radios Ihna, Robim L.äg,ir! long- l us'ör saw tnss lovo, Robim Mg,ir!
8till I pravsä lor rdss loof, Kodin ^.äcnr!
Vdsn tdon opfre ehr g>r ssg,,
Niinv inÄcls loof to ins,
Rue still I tliouAlit on tlrss, Robim Eclair! Lomo w imo IiöÄi't "Min, Robim ^nig.ir!
^svsr to i>g,re gZain, Robim ^aur!
^na ik tdou still art druf,
l will dö vonst^ut wo
.^mal v^ni ova nous dut von, Robim ^ämrl [Spaltenumbruch] Treu und herzinniglich, Robim Adair!
Tausendmal grüß ich dich, Robim Adair!
Hab ich doch manche Nacht
Schlummerlos zugebracht,
Immer an dich gedacht, Robim Adair! Dort an dem Klippenhang, Robim Adair!
Rief ich oft still und bang: Robim Adair!
Fort von dem wilden Meer!
Falsch ist es, liobeleer,
Macht uns das Herz so schwer. Robim Adair! Mancher wohl warb um mich, Robim Adair!
Treu aber liebt ich dich, Robim Adair!
Mögen sie Andre frein,
Will ja nur dir allein
Leben und Liebe weihn. Robim Adair! [Ende Spaltensatz]

Ein vergleichender Blick zeigt, daß sich nach den ersten zwei Zeilen der Über¬
setzer von seiner Vorlage trennt und ganz und gar seine eignen Wege geht, und
Zwar in dem Maße, daß er in der reichlichen Hälfte des kurzen Gedichts Gedanken
ausspricht, die er ganz als sein Eigentum ansehen darf, während das engli,che
Original von ihnen nicht das mindeste enthält. Man wird es doch a^ eme be¬
fremdende Art von Übersetzung ansehen dürfen, bei der eine eigentliche Wiedergabe
des Originals gar nicht angestrebt und versucht wird, sondern uns statt dessen
andre weitabliegende Betrachtungen aufgetischt werden, die an sich schon recht wenig
anmutend, an dieser Stelle ganz besonders übel angebracht scheinen. Denn es klingt
doch gar zu albern, wenn ein Mädchen ihrem von langer Fahrt heimkehrenden Ge¬
liebten, einem Seemanne, beim Wiedersehen den Bericht entgegenbringt, daß sie oft
am Strande still (!) und bang gerufen habe: Fort von dem wilden Meer, falsch ist
es. liebeleer, macht uns das Herz so schwer! ^ . . >"

--
Wohl mögen wir dabei uns bewußt bleiben, daß man es bei dem. was für
den Gesang bestimmt ist. mit dem Texte nicht allzu genau zu nehmen pflegt, daß
ewe schöne Melodie auch einen höchst mangelhaften und unpoetischen Text sehr Wohl
trägt und Über dem Wasser hält, und daß es wenig Sänger und Sängerinnen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Melodie, die schon vor achtzig Jahren Boieldieu so entzückte, daß er sie in seinem
Meisterwerke, der noch heute beliebten Oper „Die weiße Dame", auf das glücklichste
verwertete! In vielen unsrer deutschen Liederbücher ist es enthalten, und beim
Herumfragen in Bekanntenkreisen klang mir allerorten der charakteristische Anfang
der Melodie entgegen, oft sogar mit den ersten Worten der deutschen Übersetzung:
»Treu und herzinniglich", ohne daß von irgendeiner Seite eine Bemerkung über
den Wert des Textes daran geknüpft worden wäre. Allerdings wollte sich auch
niemand des englischen Textes erinnern. Ich sage des englischen Textes, obwohl
die mir vorliegende Heimsche Sammlung von Volksgesängen (34. Ausgabe, Zürich,
1885) von einer irischen Volksweise spricht. Ohne mich auf besondre Studien über
die Herkunft des Liedes berufen zu können, begnüge ich mich festzustellen, daß in
der bekannten Freiligrathschen englischen Gedichtsammlung rbs lioso, rw'sels ana
LKamroeK (4. Auflage) das Gedicht seinen Platz gefunden hat, als von einem un¬
bekannten Verfasser herrührend, in einer Sprache, die von Dialektformen nicht eben
viel verrät.

Was nun die landläufige Übersetzung von Robim Adair anlangt, so bekenne
ich, ahnungslos zu sein, wann sie entstanden ist, und wer sie verübt hat. Wer
immer das getan, er hat dem englischen Volksliede übel mitgespielt. Um das zu
erweisen, bedarf es nur einer Gegenüberstellung des englischen und des deutschen
Textes.

Robim ^afir
Robim Adair
[Beginn Spaltensatz] ^Vslooins on «vors »Min, Robim ^äair!
^slooins onos mors agsin, Kodin ^.ckür!
I rssl rdv trsmdling' dana,
Isai's in ddo svsliäs »ora,
1°o Z'i'ost rdv radios Ihna, Robim L.äg,ir! long- l us'ör saw tnss lovo, Robim Mg,ir!
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Vdsn tdon opfre ehr g>r ssg,,
Niinv inÄcls loof to ins,
Rue still I tliouAlit on tlrss, Robim Eclair! Lomo w imo IiöÄi't »Min, Robim ^nig.ir!
^svsr to i>g,re gZain, Robim ^aur!
^na ik tdou still art druf,
l will dö vonst^ut wo
.^mal v^ni ova nous dut von, Robim ^ämrl [Spaltenumbruch] Treu und herzinniglich, Robim Adair!
Tausendmal grüß ich dich, Robim Adair!
Hab ich doch manche Nacht
Schlummerlos zugebracht,
Immer an dich gedacht, Robim Adair! Dort an dem Klippenhang, Robim Adair!
Rief ich oft still und bang: Robim Adair!
Fort von dem wilden Meer!
Falsch ist es, liobeleer,
Macht uns das Herz so schwer. Robim Adair! Mancher wohl warb um mich, Robim Adair!
Treu aber liebt ich dich, Robim Adair!
Mögen sie Andre frein,
Will ja nur dir allein
Leben und Liebe weihn. Robim Adair! [Ende Spaltensatz]

Ein vergleichender Blick zeigt, daß sich nach den ersten zwei Zeilen der Über¬
setzer von seiner Vorlage trennt und ganz und gar seine eignen Wege geht, und
Zwar in dem Maße, daß er in der reichlichen Hälfte des kurzen Gedichts Gedanken
ausspricht, die er ganz als sein Eigentum ansehen darf, während das engli,che
Original von ihnen nicht das mindeste enthält. Man wird es doch a^ eme be¬
fremdende Art von Übersetzung ansehen dürfen, bei der eine eigentliche Wiedergabe
des Originals gar nicht angestrebt und versucht wird, sondern uns statt dessen
andre weitabliegende Betrachtungen aufgetischt werden, die an sich schon recht wenig
anmutend, an dieser Stelle ganz besonders übel angebracht scheinen. Denn es klingt
doch gar zu albern, wenn ein Mädchen ihrem von langer Fahrt heimkehrenden Ge¬
liebten, einem Seemanne, beim Wiedersehen den Bericht entgegenbringt, daß sie oft
am Strande still (!) und bang gerufen habe: Fort von dem wilden Meer, falsch ist
es. liebeleer, macht uns das Herz so schwer! ^ . . >„

--
Wohl mögen wir dabei uns bewußt bleiben, daß man es bei dem. was für
den Gesang bestimmt ist. mit dem Texte nicht allzu genau zu nehmen pflegt, daß
ewe schöne Melodie auch einen höchst mangelhaften und unpoetischen Text sehr Wohl
trägt und Über dem Wasser hält, und daß es wenig Sänger und Sängerinnen


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[0679] Maßgebliches und Unmaßgebliches Melodie, die schon vor achtzig Jahren Boieldieu so entzückte, daß er sie in seinem Meisterwerke, der noch heute beliebten Oper „Die weiße Dame", auf das glücklichste verwertete! In vielen unsrer deutschen Liederbücher ist es enthalten, und beim Herumfragen in Bekanntenkreisen klang mir allerorten der charakteristische Anfang der Melodie entgegen, oft sogar mit den ersten Worten der deutschen Übersetzung: »Treu und herzinniglich", ohne daß von irgendeiner Seite eine Bemerkung über den Wert des Textes daran geknüpft worden wäre. Allerdings wollte sich auch niemand des englischen Textes erinnern. Ich sage des englischen Textes, obwohl die mir vorliegende Heimsche Sammlung von Volksgesängen (34. Ausgabe, Zürich, 1885) von einer irischen Volksweise spricht. Ohne mich auf besondre Studien über die Herkunft des Liedes berufen zu können, begnüge ich mich festzustellen, daß in der bekannten Freiligrathschen englischen Gedichtsammlung rbs lioso, rw'sels ana LKamroeK (4. Auflage) das Gedicht seinen Platz gefunden hat, als von einem un¬ bekannten Verfasser herrührend, in einer Sprache, die von Dialektformen nicht eben viel verrät. Was nun die landläufige Übersetzung von Robim Adair anlangt, so bekenne ich, ahnungslos zu sein, wann sie entstanden ist, und wer sie verübt hat. Wer immer das getan, er hat dem englischen Volksliede übel mitgespielt. Um das zu erweisen, bedarf es nur einer Gegenüberstellung des englischen und des deutschen Textes. Robim ^afir Robim Adair ^Vslooins on «vors »Min, Robim ^äair! ^slooins onos mors agsin, Kodin ^.ckür! I rssl rdv trsmdling' dana, Isai's in ddo svsliäs »ora, 1°o Z'i'ost rdv radios Ihna, Robim L.äg,ir! long- l us'ör saw tnss lovo, Robim Mg,ir! 8till I pravsä lor rdss loof, Kodin ^.äcnr! Vdsn tdon opfre ehr g>r ssg,, Niinv inÄcls loof to ins, Rue still I tliouAlit on tlrss, Robim Eclair! Lomo w imo IiöÄi't »Min, Robim ^nig.ir! ^svsr to i>g,re gZain, Robim ^aur! ^na ik tdou still art druf, l will dö vonst^ut wo .^mal v^ni ova nous dut von, Robim ^ämrl Treu und herzinniglich, Robim Adair! Tausendmal grüß ich dich, Robim Adair! Hab ich doch manche Nacht Schlummerlos zugebracht, Immer an dich gedacht, Robim Adair! Dort an dem Klippenhang, Robim Adair! Rief ich oft still und bang: Robim Adair! Fort von dem wilden Meer! Falsch ist es, liobeleer, Macht uns das Herz so schwer. Robim Adair! Mancher wohl warb um mich, Robim Adair! Treu aber liebt ich dich, Robim Adair! Mögen sie Andre frein, Will ja nur dir allein Leben und Liebe weihn. Robim Adair! Ein vergleichender Blick zeigt, daß sich nach den ersten zwei Zeilen der Über¬ setzer von seiner Vorlage trennt und ganz und gar seine eignen Wege geht, und Zwar in dem Maße, daß er in der reichlichen Hälfte des kurzen Gedichts Gedanken ausspricht, die er ganz als sein Eigentum ansehen darf, während das engli,che Original von ihnen nicht das mindeste enthält. Man wird es doch a^ eme be¬ fremdende Art von Übersetzung ansehen dürfen, bei der eine eigentliche Wiedergabe des Originals gar nicht angestrebt und versucht wird, sondern uns statt dessen andre weitabliegende Betrachtungen aufgetischt werden, die an sich schon recht wenig anmutend, an dieser Stelle ganz besonders übel angebracht scheinen. Denn es klingt doch gar zu albern, wenn ein Mädchen ihrem von langer Fahrt heimkehrenden Ge¬ liebten, einem Seemanne, beim Wiedersehen den Bericht entgegenbringt, daß sie oft am Strande still (!) und bang gerufen habe: Fort von dem wilden Meer, falsch ist es. liebeleer, macht uns das Herz so schwer! ^ . . >„ -- Wohl mögen wir dabei uns bewußt bleiben, daß man es bei dem. was für den Gesang bestimmt ist. mit dem Texte nicht allzu genau zu nehmen pflegt, daß ewe schöne Melodie auch einen höchst mangelhaften und unpoetischen Text sehr Wohl trägt und Über dem Wasser hält, und daß es wenig Sänger und Sängerinnen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/679>, abgerufen am 24.07.2024.