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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Der Boxparder Krieg

allem, was die Vergangenheit der Stadt betraf, trefflich Bescheid wußte. Die
Mauer mag damals in großer Eile wieder aufgebaut worden sein.

Das ist leichtlich zu merken, fuhr Mertloch fort, und wenn es, was Gott und
die lieben Heiligen verhüten mögen, wiederum zu einer Belagerung käme, so möchte
der Feind an gedachter Stelle die Stadt schlecht bewehrt finden. Besser ists, man
sorgt beizeiten. Wenn ein löblicher Rat mich mit der Arbeit betrauen wollte, so
würde ich mich der bösen Zeitläufte halber um ein Billiges bereitfinden lassen, eine
neue Mauerkrone aufzusetzen, die auch der besten Hauptbüchse standhalten würde.

Die Mauer hat so lange gestanden, da wird sie auch uoch eine Weile aus¬
halten, meinte Herr Jakob von Nhens, und im Notfalle stellt man etliche Stadt¬
knechte mehr darauf. Aber es wäre unbillig, wollte man jetzt dem Stadtsäckel neue
Lasten auferlegen. Wer sich auf das Waffenhandwerk versteht -- er wandte sich
zu seinen Genossen auf deu Bänken des Adels um, weil er sich vergewissern wollte,
daß er hier Zustimmung fand --, der weiß ohnehin, was er von der Stadt Wehren
und Befestigungen zu halten hat. Wenn der Kurfürst sich scheut, Boppard anzu¬
greifen, so tut ers nicht der Mauer, Türmlein und Tore halber, sondern weil er
weiß, daß Nitterbürtige und gewappnete Knechte in der Stadt sind, die ihn übel
genng empfangen würden.

Ein Beifallsgemurmel beim Adel verriet dem Sprecher, daß er das Richtige
getroffen hatte.

Überdies ist die Burg in unsrer Hand, bemerkte Herr Adam Beyer, der an¬
gesehenste von der städtischen Ritterschaft, und die Mannschaft wird sich nicht mehr
lange halten können. In der letzten Nacht haben die Stadtknechte erst wieder
etliche Hämmel weggenommen, die Wierich von Salzig mit seinem Nachen unter der
Burgpforte gelandet hatte.

Man sollte den Knechten als Liebnis eine Weinspende reichen, schlug der
Küfermeister Metzler vor, das wäre zugleich ein Ansporn zu weiterer Wachsamkeit.
Im Ratskeller liegt ja Weins genug, und wenn wir erst die Burg haben, dann
bekommen wir noch etliche Fuder dazu -- jungen und firnen. Will nur hoffen,
daß die in der Burg, bevor sie sich ergeben, nicht die Fässer auslaufen lassen.

Bei der Erwähnung des kurfürstlichen Weinlagers bemächtigte sich der ganzen
Versammlung eine freudige Erregung.

Der Wein muß unter einen löblichen Rat verteilt werden, meinte Herr Sifried
von Schwalbach, denen vom Adel kommt der firme zu, den Bürgerlichen der junge --

Könnte uns gerade fehlen! rief Engel Thull, denkt Ihr etwa, unsereins trinkt
den firnen nicht auch lieber als deu jungen?

Würde sich schlecht schicken, daß Ihr den firnen bekämet, verteidigte sich der schwal-
bacher, wollet Ihr aber firnen trinken, so lasset den jungen etliche Jährlein liegen.

Der Streit um die Bärenhaut drohte die Versammlung ernstlich zu entzweien,
als gerade im rechten Augenblick ein Knecht des Rates eintrat, der die Nachricht
brachte, Thoas Sauger, ein Kesselflicker, der seit einigen Jahren in Boppard an¬
sässig war, gewöhnlich aber mit seinem Wagen im Lande umherzog und seinem
Handwerk nachging, sei eingetroffen und verlange in einer dringlichen Angelegenheit
vor den Rat geführt zu werden.

Da es schon zu dämmern begann, und die Zeit heranrückte, wo man sich sonst
nach der ernsten Arbeit auf der Trinkstube mit einem Quärtlein Hammer Ausbruchs
zu stärken pflegte, ließ man den Ankömmling fragen, ob er nicht lieber sein Anliegen
bei der nächsten Sitzung eines löblichen Rates vorbringen wollte. Der Knecht
begab sich zu dem auf dem Vorsaal wartenden und kam bald ganz verdutzt mit
den: Bescheide zurück, Thoas Senger habe gesagt, es sei besser, daß man ihn hente
vorlasse, sintemalen keiner wissen könne, ob der löbliche Rat jemals wieder zu einer
Sitzung zusammenkomme.

Diese Antwort machte die Herren stutzig, und man entschloß sich, Thoas trotz
der vorgerückten Stunde zu willfahren.


Der Boxparder Krieg

allem, was die Vergangenheit der Stadt betraf, trefflich Bescheid wußte. Die
Mauer mag damals in großer Eile wieder aufgebaut worden sein.

Das ist leichtlich zu merken, fuhr Mertloch fort, und wenn es, was Gott und
die lieben Heiligen verhüten mögen, wiederum zu einer Belagerung käme, so möchte
der Feind an gedachter Stelle die Stadt schlecht bewehrt finden. Besser ists, man
sorgt beizeiten. Wenn ein löblicher Rat mich mit der Arbeit betrauen wollte, so
würde ich mich der bösen Zeitläufte halber um ein Billiges bereitfinden lassen, eine
neue Mauerkrone aufzusetzen, die auch der besten Hauptbüchse standhalten würde.

Die Mauer hat so lange gestanden, da wird sie auch uoch eine Weile aus¬
halten, meinte Herr Jakob von Nhens, und im Notfalle stellt man etliche Stadt¬
knechte mehr darauf. Aber es wäre unbillig, wollte man jetzt dem Stadtsäckel neue
Lasten auferlegen. Wer sich auf das Waffenhandwerk versteht — er wandte sich
zu seinen Genossen auf deu Bänken des Adels um, weil er sich vergewissern wollte,
daß er hier Zustimmung fand —, der weiß ohnehin, was er von der Stadt Wehren
und Befestigungen zu halten hat. Wenn der Kurfürst sich scheut, Boppard anzu¬
greifen, so tut ers nicht der Mauer, Türmlein und Tore halber, sondern weil er
weiß, daß Nitterbürtige und gewappnete Knechte in der Stadt sind, die ihn übel
genng empfangen würden.

Ein Beifallsgemurmel beim Adel verriet dem Sprecher, daß er das Richtige
getroffen hatte.

Überdies ist die Burg in unsrer Hand, bemerkte Herr Adam Beyer, der an¬
gesehenste von der städtischen Ritterschaft, und die Mannschaft wird sich nicht mehr
lange halten können. In der letzten Nacht haben die Stadtknechte erst wieder
etliche Hämmel weggenommen, die Wierich von Salzig mit seinem Nachen unter der
Burgpforte gelandet hatte.

Man sollte den Knechten als Liebnis eine Weinspende reichen, schlug der
Küfermeister Metzler vor, das wäre zugleich ein Ansporn zu weiterer Wachsamkeit.
Im Ratskeller liegt ja Weins genug, und wenn wir erst die Burg haben, dann
bekommen wir noch etliche Fuder dazu — jungen und firnen. Will nur hoffen,
daß die in der Burg, bevor sie sich ergeben, nicht die Fässer auslaufen lassen.

Bei der Erwähnung des kurfürstlichen Weinlagers bemächtigte sich der ganzen
Versammlung eine freudige Erregung.

Der Wein muß unter einen löblichen Rat verteilt werden, meinte Herr Sifried
von Schwalbach, denen vom Adel kommt der firme zu, den Bürgerlichen der junge —

Könnte uns gerade fehlen! rief Engel Thull, denkt Ihr etwa, unsereins trinkt
den firnen nicht auch lieber als deu jungen?

Würde sich schlecht schicken, daß Ihr den firnen bekämet, verteidigte sich der schwal-
bacher, wollet Ihr aber firnen trinken, so lasset den jungen etliche Jährlein liegen.

Der Streit um die Bärenhaut drohte die Versammlung ernstlich zu entzweien,
als gerade im rechten Augenblick ein Knecht des Rates eintrat, der die Nachricht
brachte, Thoas Sauger, ein Kesselflicker, der seit einigen Jahren in Boppard an¬
sässig war, gewöhnlich aber mit seinem Wagen im Lande umherzog und seinem
Handwerk nachging, sei eingetroffen und verlange in einer dringlichen Angelegenheit
vor den Rat geführt zu werden.

Da es schon zu dämmern begann, und die Zeit heranrückte, wo man sich sonst
nach der ernsten Arbeit auf der Trinkstube mit einem Quärtlein Hammer Ausbruchs
zu stärken pflegte, ließ man den Ankömmling fragen, ob er nicht lieber sein Anliegen
bei der nächsten Sitzung eines löblichen Rates vorbringen wollte. Der Knecht
begab sich zu dem auf dem Vorsaal wartenden und kam bald ganz verdutzt mit
den: Bescheide zurück, Thoas Senger habe gesagt, es sei besser, daß man ihn hente
vorlasse, sintemalen keiner wissen könne, ob der löbliche Rat jemals wieder zu einer
Sitzung zusammenkomme.

Diese Antwort machte die Herren stutzig, und man entschloß sich, Thoas trotz
der vorgerückten Stunde zu willfahren.


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[0610] Der Boxparder Krieg allem, was die Vergangenheit der Stadt betraf, trefflich Bescheid wußte. Die Mauer mag damals in großer Eile wieder aufgebaut worden sein. Das ist leichtlich zu merken, fuhr Mertloch fort, und wenn es, was Gott und die lieben Heiligen verhüten mögen, wiederum zu einer Belagerung käme, so möchte der Feind an gedachter Stelle die Stadt schlecht bewehrt finden. Besser ists, man sorgt beizeiten. Wenn ein löblicher Rat mich mit der Arbeit betrauen wollte, so würde ich mich der bösen Zeitläufte halber um ein Billiges bereitfinden lassen, eine neue Mauerkrone aufzusetzen, die auch der besten Hauptbüchse standhalten würde. Die Mauer hat so lange gestanden, da wird sie auch uoch eine Weile aus¬ halten, meinte Herr Jakob von Nhens, und im Notfalle stellt man etliche Stadt¬ knechte mehr darauf. Aber es wäre unbillig, wollte man jetzt dem Stadtsäckel neue Lasten auferlegen. Wer sich auf das Waffenhandwerk versteht — er wandte sich zu seinen Genossen auf deu Bänken des Adels um, weil er sich vergewissern wollte, daß er hier Zustimmung fand —, der weiß ohnehin, was er von der Stadt Wehren und Befestigungen zu halten hat. Wenn der Kurfürst sich scheut, Boppard anzu¬ greifen, so tut ers nicht der Mauer, Türmlein und Tore halber, sondern weil er weiß, daß Nitterbürtige und gewappnete Knechte in der Stadt sind, die ihn übel genng empfangen würden. Ein Beifallsgemurmel beim Adel verriet dem Sprecher, daß er das Richtige getroffen hatte. Überdies ist die Burg in unsrer Hand, bemerkte Herr Adam Beyer, der an¬ gesehenste von der städtischen Ritterschaft, und die Mannschaft wird sich nicht mehr lange halten können. In der letzten Nacht haben die Stadtknechte erst wieder etliche Hämmel weggenommen, die Wierich von Salzig mit seinem Nachen unter der Burgpforte gelandet hatte. Man sollte den Knechten als Liebnis eine Weinspende reichen, schlug der Küfermeister Metzler vor, das wäre zugleich ein Ansporn zu weiterer Wachsamkeit. Im Ratskeller liegt ja Weins genug, und wenn wir erst die Burg haben, dann bekommen wir noch etliche Fuder dazu — jungen und firnen. Will nur hoffen, daß die in der Burg, bevor sie sich ergeben, nicht die Fässer auslaufen lassen. Bei der Erwähnung des kurfürstlichen Weinlagers bemächtigte sich der ganzen Versammlung eine freudige Erregung. Der Wein muß unter einen löblichen Rat verteilt werden, meinte Herr Sifried von Schwalbach, denen vom Adel kommt der firme zu, den Bürgerlichen der junge — Könnte uns gerade fehlen! rief Engel Thull, denkt Ihr etwa, unsereins trinkt den firnen nicht auch lieber als deu jungen? Würde sich schlecht schicken, daß Ihr den firnen bekämet, verteidigte sich der schwal- bacher, wollet Ihr aber firnen trinken, so lasset den jungen etliche Jährlein liegen. Der Streit um die Bärenhaut drohte die Versammlung ernstlich zu entzweien, als gerade im rechten Augenblick ein Knecht des Rates eintrat, der die Nachricht brachte, Thoas Sauger, ein Kesselflicker, der seit einigen Jahren in Boppard an¬ sässig war, gewöhnlich aber mit seinem Wagen im Lande umherzog und seinem Handwerk nachging, sei eingetroffen und verlange in einer dringlichen Angelegenheit vor den Rat geführt zu werden. Da es schon zu dämmern begann, und die Zeit heranrückte, wo man sich sonst nach der ernsten Arbeit auf der Trinkstube mit einem Quärtlein Hammer Ausbruchs zu stärken pflegte, ließ man den Ankömmling fragen, ob er nicht lieber sein Anliegen bei der nächsten Sitzung eines löblichen Rates vorbringen wollte. Der Knecht begab sich zu dem auf dem Vorsaal wartenden und kam bald ganz verdutzt mit den: Bescheide zurück, Thoas Senger habe gesagt, es sei besser, daß man ihn hente vorlasse, sintemalen keiner wissen könne, ob der löbliche Rat jemals wieder zu einer Sitzung zusammenkomme. Diese Antwort machte die Herren stutzig, und man entschloß sich, Thoas trotz der vorgerückten Stunde zu willfahren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/610>, abgerufen am 04.07.2024.