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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

preußische Zeug gebe ich nichts." Und dabei ist das Sammelschiffchen schwarz-
weißrot gestrichen und am Bug mit dem roten Kreuz geschmückt. Dafür hatten
wir die Genugtuung, daß das Offizierkorps der Garnison, eines Reiterregiments,
willig und freudig die neue Vertreterschaft unterstützte, daß aus ihr, wieder von
bayrischen Neiteroffizieren kräftig gefördert, die erste bayrische Ortsgruppe des Flotten¬
vereins erwuchs, und daß diese Ortsgruppe fördernd auf die Vertreterschaft der
Rettungsgesellschaft wirkte."

Damals war es auch "eine Lust zu leben. In einer stattlichen Zahl der
Landstädtchen und Dörfer, die jene kleine Stadt umgeben, flammte die Begeisterung
für den Flottengedanken auf, und zugleich konnte aus dem Sammelschiffchen, das
anfangs geschmäht worden war, nun aber -- auch infolge der regelmäßigen Be¬
kanntmachung von Rettuugsberichten -- mit viel freundlichern Augen angesehen
wurde, ein größerer Stiftungsbeitrag nach Bremen an die Rettungsgesellschaft ge¬
schickt werden. Die Nickel- und die Silbermünzen, die das Schiffchen mehrmals
im Jahre füllten, kamen aus deu Händen von Kleinstndtbürgern, meist Angehörigen
des Zentrums, von Beamten, von katholischen Geistlichen, Pfarrgeistlichen und
Lycealprofesforen, und von Offizieren. Bei Vorträgen, die die Ortsgruppe des
Flottenvereins veranstaltete, saßen bunt gereiht Bürger und Beamte, Offiziere und
katholische Geistliche nebeneinander. Die Ortsgruppe wurde nicht groß, aber sie
entwickelte sich zu einer Pflanz- und Pflegestätte des Flottengedankens und des
Nationalgefühls. Man klärte auf, belehrte, wies die Berechtigung der Forderungen
unsers Kaisers nach, warb mit seinen Worten und in seinem Namen.

Diese Art zu werben und ihr nach der Zahl der gewonnenen Mitglieder
gering erscheinender, aber durch die mit ihm verbundne erzieherische Wirkung sür
Deutschland, nicht nur für Bayern sehr wertvoller Erfolg sind typisch für den
bayrischen Zweig des Flottenvereins.

Ich erzähle dieses, um das Arbeitsfeld des bayrischen Verbandes des Flotten¬
vereins zu charakterisieren, um an die enge, nicht überall erkannte, anerkannte und
nutzbar gemachte Verwandtschaft zwischen der Rettungsgesellschaft und dem Flotten¬
verein zu erinnern, hauptsächlich aber, um die Verdienste, die sich das bayrische
Offizierkorps um die Verbreitung des Flottengedankens in Bayern erworben hat,
und die große Bedeutung des Offizierkorps für den Verein hervorzuheben.

In der Zeit, von der ich oben erzählt habe, im Jahre 1899, trug ein Land¬
wehrbezirkskommandeur in Schwaben den Flottengedankeu in seinem Bezirk von
Ort zu Ort. In verschiednen Städten gingen mit jugendlicher Begeisterung greise
Generale an die Gründung von Ortsgruppen. In einer Stadt mit besonders
schwierigen Verhältnissen unternahm dieses Werk mit männlicher Tatkraft und mit
Senatorennmsicht ein junger Leutnant. Auch jetzt ist das Offizierkorps noch eine
Hauptstütze des Vereins. Offiziere leiten und verwalten neben Beamten und
Bürgern die großen Vereinskörper, und an manchen Orten bilden sie auch den
Kern der Vereinsgruppen. Der Bayrische Landesverband hat gut daran getan,
unbedachte Agitationsformen abzulehnen, deren Anwendung es den Offizieren un¬
möglich gemacht hätte, Mitglieder des Vereins zu bleiben.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger täte gut daran, mehr als
bisher -- ich finde im letzten Jahresberichte nnr Offiziere eines Regiments, des
1V. Württembergischen Infanterieregiments Ur. 180, als Mitgliedergrnppe ver¬
zeichnet -- ein deu opferwilligen Idealismus der deutschen Offiziere zu appellieren.

Wer das langsame, aber stetige Wachstuni des Flottenvereins in Bayern von
seinen Anfängen an überschaut, der kann mit Freuden feststellen, daß der Flotten¬
gedanke einigend gewirkt hat. Jede Ortsgruppe des Flottenvereins ist ein Sammel¬
punkt, wo sich Angehörige verschiedner Parteien zusammenfinden oder wenigstens,
ohne eine Verletzung ihrer politischen Überzeugung fürchten zu müssen, zusammen¬
finden können. Zugleich ist sie eine Pflanzstätte des Nationalgefühls. Solche Stätten
sind in einem Stamme, der auf Um- und Irrwegen zur Mutter und zu den


Grenzboten II 1906 71
Maßgebliches und Unmaßgebliches

preußische Zeug gebe ich nichts." Und dabei ist das Sammelschiffchen schwarz-
weißrot gestrichen und am Bug mit dem roten Kreuz geschmückt. Dafür hatten
wir die Genugtuung, daß das Offizierkorps der Garnison, eines Reiterregiments,
willig und freudig die neue Vertreterschaft unterstützte, daß aus ihr, wieder von
bayrischen Neiteroffizieren kräftig gefördert, die erste bayrische Ortsgruppe des Flotten¬
vereins erwuchs, und daß diese Ortsgruppe fördernd auf die Vertreterschaft der
Rettungsgesellschaft wirkte."

Damals war es auch „eine Lust zu leben. In einer stattlichen Zahl der
Landstädtchen und Dörfer, die jene kleine Stadt umgeben, flammte die Begeisterung
für den Flottengedanken auf, und zugleich konnte aus dem Sammelschiffchen, das
anfangs geschmäht worden war, nun aber — auch infolge der regelmäßigen Be¬
kanntmachung von Rettuugsberichten — mit viel freundlichern Augen angesehen
wurde, ein größerer Stiftungsbeitrag nach Bremen an die Rettungsgesellschaft ge¬
schickt werden. Die Nickel- und die Silbermünzen, die das Schiffchen mehrmals
im Jahre füllten, kamen aus deu Händen von Kleinstndtbürgern, meist Angehörigen
des Zentrums, von Beamten, von katholischen Geistlichen, Pfarrgeistlichen und
Lycealprofesforen, und von Offizieren. Bei Vorträgen, die die Ortsgruppe des
Flottenvereins veranstaltete, saßen bunt gereiht Bürger und Beamte, Offiziere und
katholische Geistliche nebeneinander. Die Ortsgruppe wurde nicht groß, aber sie
entwickelte sich zu einer Pflanz- und Pflegestätte des Flottengedankens und des
Nationalgefühls. Man klärte auf, belehrte, wies die Berechtigung der Forderungen
unsers Kaisers nach, warb mit seinen Worten und in seinem Namen.

Diese Art zu werben und ihr nach der Zahl der gewonnenen Mitglieder
gering erscheinender, aber durch die mit ihm verbundne erzieherische Wirkung sür
Deutschland, nicht nur für Bayern sehr wertvoller Erfolg sind typisch für den
bayrischen Zweig des Flottenvereins.

Ich erzähle dieses, um das Arbeitsfeld des bayrischen Verbandes des Flotten¬
vereins zu charakterisieren, um an die enge, nicht überall erkannte, anerkannte und
nutzbar gemachte Verwandtschaft zwischen der Rettungsgesellschaft und dem Flotten¬
verein zu erinnern, hauptsächlich aber, um die Verdienste, die sich das bayrische
Offizierkorps um die Verbreitung des Flottengedankens in Bayern erworben hat,
und die große Bedeutung des Offizierkorps für den Verein hervorzuheben.

In der Zeit, von der ich oben erzählt habe, im Jahre 1899, trug ein Land¬
wehrbezirkskommandeur in Schwaben den Flottengedankeu in seinem Bezirk von
Ort zu Ort. In verschiednen Städten gingen mit jugendlicher Begeisterung greise
Generale an die Gründung von Ortsgruppen. In einer Stadt mit besonders
schwierigen Verhältnissen unternahm dieses Werk mit männlicher Tatkraft und mit
Senatorennmsicht ein junger Leutnant. Auch jetzt ist das Offizierkorps noch eine
Hauptstütze des Vereins. Offiziere leiten und verwalten neben Beamten und
Bürgern die großen Vereinskörper, und an manchen Orten bilden sie auch den
Kern der Vereinsgruppen. Der Bayrische Landesverband hat gut daran getan,
unbedachte Agitationsformen abzulehnen, deren Anwendung es den Offizieren un¬
möglich gemacht hätte, Mitglieder des Vereins zu bleiben.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger täte gut daran, mehr als
bisher — ich finde im letzten Jahresberichte nnr Offiziere eines Regiments, des
1V. Württembergischen Infanterieregiments Ur. 180, als Mitgliedergrnppe ver¬
zeichnet — ein deu opferwilligen Idealismus der deutschen Offiziere zu appellieren.

Wer das langsame, aber stetige Wachstuni des Flottenvereins in Bayern von
seinen Anfängen an überschaut, der kann mit Freuden feststellen, daß der Flotten¬
gedanke einigend gewirkt hat. Jede Ortsgruppe des Flottenvereins ist ein Sammel¬
punkt, wo sich Angehörige verschiedner Parteien zusammenfinden oder wenigstens,
ohne eine Verletzung ihrer politischen Überzeugung fürchten zu müssen, zusammen¬
finden können. Zugleich ist sie eine Pflanzstätte des Nationalgefühls. Solche Stätten
sind in einem Stamme, der auf Um- und Irrwegen zur Mutter und zu den


Grenzboten II 1906 71
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[0565] Maßgebliches und Unmaßgebliches preußische Zeug gebe ich nichts." Und dabei ist das Sammelschiffchen schwarz- weißrot gestrichen und am Bug mit dem roten Kreuz geschmückt. Dafür hatten wir die Genugtuung, daß das Offizierkorps der Garnison, eines Reiterregiments, willig und freudig die neue Vertreterschaft unterstützte, daß aus ihr, wieder von bayrischen Neiteroffizieren kräftig gefördert, die erste bayrische Ortsgruppe des Flotten¬ vereins erwuchs, und daß diese Ortsgruppe fördernd auf die Vertreterschaft der Rettungsgesellschaft wirkte." Damals war es auch „eine Lust zu leben. In einer stattlichen Zahl der Landstädtchen und Dörfer, die jene kleine Stadt umgeben, flammte die Begeisterung für den Flottengedanken auf, und zugleich konnte aus dem Sammelschiffchen, das anfangs geschmäht worden war, nun aber — auch infolge der regelmäßigen Be¬ kanntmachung von Rettuugsberichten — mit viel freundlichern Augen angesehen wurde, ein größerer Stiftungsbeitrag nach Bremen an die Rettungsgesellschaft ge¬ schickt werden. Die Nickel- und die Silbermünzen, die das Schiffchen mehrmals im Jahre füllten, kamen aus deu Händen von Kleinstndtbürgern, meist Angehörigen des Zentrums, von Beamten, von katholischen Geistlichen, Pfarrgeistlichen und Lycealprofesforen, und von Offizieren. Bei Vorträgen, die die Ortsgruppe des Flottenvereins veranstaltete, saßen bunt gereiht Bürger und Beamte, Offiziere und katholische Geistliche nebeneinander. Die Ortsgruppe wurde nicht groß, aber sie entwickelte sich zu einer Pflanz- und Pflegestätte des Flottengedankens und des Nationalgefühls. Man klärte auf, belehrte, wies die Berechtigung der Forderungen unsers Kaisers nach, warb mit seinen Worten und in seinem Namen. Diese Art zu werben und ihr nach der Zahl der gewonnenen Mitglieder gering erscheinender, aber durch die mit ihm verbundne erzieherische Wirkung sür Deutschland, nicht nur für Bayern sehr wertvoller Erfolg sind typisch für den bayrischen Zweig des Flottenvereins. Ich erzähle dieses, um das Arbeitsfeld des bayrischen Verbandes des Flotten¬ vereins zu charakterisieren, um an die enge, nicht überall erkannte, anerkannte und nutzbar gemachte Verwandtschaft zwischen der Rettungsgesellschaft und dem Flotten¬ verein zu erinnern, hauptsächlich aber, um die Verdienste, die sich das bayrische Offizierkorps um die Verbreitung des Flottengedankens in Bayern erworben hat, und die große Bedeutung des Offizierkorps für den Verein hervorzuheben. In der Zeit, von der ich oben erzählt habe, im Jahre 1899, trug ein Land¬ wehrbezirkskommandeur in Schwaben den Flottengedankeu in seinem Bezirk von Ort zu Ort. In verschiednen Städten gingen mit jugendlicher Begeisterung greise Generale an die Gründung von Ortsgruppen. In einer Stadt mit besonders schwierigen Verhältnissen unternahm dieses Werk mit männlicher Tatkraft und mit Senatorennmsicht ein junger Leutnant. Auch jetzt ist das Offizierkorps noch eine Hauptstütze des Vereins. Offiziere leiten und verwalten neben Beamten und Bürgern die großen Vereinskörper, und an manchen Orten bilden sie auch den Kern der Vereinsgruppen. Der Bayrische Landesverband hat gut daran getan, unbedachte Agitationsformen abzulehnen, deren Anwendung es den Offizieren un¬ möglich gemacht hätte, Mitglieder des Vereins zu bleiben. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger täte gut daran, mehr als bisher — ich finde im letzten Jahresberichte nnr Offiziere eines Regiments, des 1V. Württembergischen Infanterieregiments Ur. 180, als Mitgliedergrnppe ver¬ zeichnet — ein deu opferwilligen Idealismus der deutschen Offiziere zu appellieren. Wer das langsame, aber stetige Wachstuni des Flottenvereins in Bayern von seinen Anfängen an überschaut, der kann mit Freuden feststellen, daß der Flotten¬ gedanke einigend gewirkt hat. Jede Ortsgruppe des Flottenvereins ist ein Sammel¬ punkt, wo sich Angehörige verschiedner Parteien zusammenfinden oder wenigstens, ohne eine Verletzung ihrer politischen Überzeugung fürchten zu müssen, zusammen¬ finden können. Zugleich ist sie eine Pflanzstätte des Nationalgefühls. Solche Stätten sind in einem Stamme, der auf Um- und Irrwegen zur Mutter und zu den Grenzboten II 1906 71

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/565>, abgerufen am 04.07.2024.