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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Goethe, Aare und Lhamberlam

vollkommnen Geschöpfes mit unvollkommneren Brüdern gar leicht geführt werden,
und es fanden von jeher bei Naturforschern und Zergliederern solche Vergleichungen
statt. Die Möglichkeit der Verwandlung des Menschen in Vögel und Gewild, welche
sich der dichterischen Einbildungskraft gezeigt hatte, wurde durch geistreiche Natur¬
forscher sin entgegengesetzter Richtungj auch dem Verstände dargestellt. . . . Fragt
man aber nach den Anlässen, wodurch eine so mannigfaltige Bestimmbarkeit zum
Vorschein komme, so antworten wir vorerst: Das Tier wird durch Umstände zu Um¬
ständen gebildet; daher seine innere Vollkommenheit und seine Zweckmäßigkeit nach
außen. . . . Das Wasser schwellt die Körper, die es umgibt, berührt, in die es
mehr oder weniger hineindringt, entschieden auf. So wird der Rumpf des Fisches,
besonders das Fleisch desselben, aufgeschwellt nach den Gesetzen des Elements. Nun
muß nach den Gesetzen des organischen Typus auf diese Aufschwellung des Rumpfes
das Zusammenziehen der Extremitäten oder Hilfsorgane folgen. Die Luft, indem
sie das Wasser in sich aufnimmt, trocknet aus. Der Typus also, der sich in der
Luft entwickelt, wird, je reiner, je weniger feucht sie ist, desto trockner inwendig
werden; und es wird ein mehr oder weniger magerer Vogel entstehn. ... So
wird man die Wirkung des Klimas, der Berghöhe, der Wärme und Kälte nebst
den Wirkungen des Wassers und der genieinen Luft auch zur Bildung der Säuge¬
tiere sehr mächtig finden. . . . Man erlaube uns einigen poetischen Ausdruck, da
Prosa Wohl nicht hinreichen möchte. Ein ungeheurer Geist, wie er im Ozean sich
wohl als Walfisch dartun konnte, stürzt sich in ein sumpfig-kiesiges User einer heißen
Zone; er verliert die Vorteile des Fisches, ihni fehlt ein tragendes Element, das
dem schwersten Körper leichte Beweglichkeit durch die mindesten Organe verleiht.
Ungeheure Hilfsglieder bilden sich heran, einen ungeheuern Körper zu tragen. Das
seltsame Wesen fühlt sich halb der Erde, halb dem Wasser angehörig und vermißt
alle Bequemlichkeit, die beide ihren entschiednen Bewohnern zugestehn. Und es ist
sonderbar genug, daß diese Sklaverei, "dieses innere Unvermögen, sich den äußern
Verhältnissen gleichzustellen" soie d'Akkon in einer Beschreibung der Faultiere gesagt
hattej, auch auf seine Abkömmlinge übergeht, die ihre Herkunft nicht verleugnen.

Er versucht nun im einzelnen nachzuweisen, wie sich durch allmähliche Um¬
bildung aus dem Walfisch das Nieseufaultier entwickelt haben möge. Trotz diesen
äußerlichen Ähnlichkeiten ist aber Goethes Auffassung von der Darwinschen grund¬
verschieden. Diese kennt kein "von innen" und mutet uns zu, für möglich zu
halten, daß alle organischen Wesen mit ihrem wunderbaren Bau und ihren
schönen Gestalten bloß durch mechanische Einwirkungen von außen und durch
mechanische Anpassung der zu einem Organismus vereinigten Atomgruppcn an
die Umgebung entstanden seien. Goethe dagegen erkennt, wie schon aus einem
der angeführten Sätze hervorgeht, in der Umbildung das Ergebnis einer Wechsel-
wirkung zwischen der Umwelt und der jedem organischen Typus eignen Bildungs¬
kraft. Man muß ihn also nach den heutigen Schulbezeichnungen zu den Vitalisten
zählen und wird ihn neben Neinke stellen dürfen. Einige weitere Anführungen
werden das über jeden Zweifel erheben.

Dies also hätten wir gewonnen, ungescheut behaupten zu dürfen, daß alle voll-
kommneren organischen Naturen, worunter wir Fische, Amphibien, Vögel, Säugetiere
und an der Spitze der letzten den Menschen sehen, alle nach einen" Vorbilde ge¬
formt seien, das nur in seinen sehr beständigen Teilen mehr oder weniger hin und
her weicht und sich noch täglich durch Fortpflanzungen aus- und umbildet. Sollte
es denn aber unmöglich sein, da wir einmal anerkennen, daß die schaffende Gewalt
nach einem allgemeinen Schema die vollkommneren organischen Naturen erzeugt und
entwickelt, dieses Urbild, wo nicht den Sinnen, doch dem Geiste darzustellen? . - -
Wird uns nicht schon die Urkraft der Natur, die Weisheit eines denkenden Wesens,


Goethe, Aare und Lhamberlam

vollkommnen Geschöpfes mit unvollkommneren Brüdern gar leicht geführt werden,
und es fanden von jeher bei Naturforschern und Zergliederern solche Vergleichungen
statt. Die Möglichkeit der Verwandlung des Menschen in Vögel und Gewild, welche
sich der dichterischen Einbildungskraft gezeigt hatte, wurde durch geistreiche Natur¬
forscher sin entgegengesetzter Richtungj auch dem Verstände dargestellt. . . . Fragt
man aber nach den Anlässen, wodurch eine so mannigfaltige Bestimmbarkeit zum
Vorschein komme, so antworten wir vorerst: Das Tier wird durch Umstände zu Um¬
ständen gebildet; daher seine innere Vollkommenheit und seine Zweckmäßigkeit nach
außen. . . . Das Wasser schwellt die Körper, die es umgibt, berührt, in die es
mehr oder weniger hineindringt, entschieden auf. So wird der Rumpf des Fisches,
besonders das Fleisch desselben, aufgeschwellt nach den Gesetzen des Elements. Nun
muß nach den Gesetzen des organischen Typus auf diese Aufschwellung des Rumpfes
das Zusammenziehen der Extremitäten oder Hilfsorgane folgen. Die Luft, indem
sie das Wasser in sich aufnimmt, trocknet aus. Der Typus also, der sich in der
Luft entwickelt, wird, je reiner, je weniger feucht sie ist, desto trockner inwendig
werden; und es wird ein mehr oder weniger magerer Vogel entstehn. ... So
wird man die Wirkung des Klimas, der Berghöhe, der Wärme und Kälte nebst
den Wirkungen des Wassers und der genieinen Luft auch zur Bildung der Säuge¬
tiere sehr mächtig finden. . . . Man erlaube uns einigen poetischen Ausdruck, da
Prosa Wohl nicht hinreichen möchte. Ein ungeheurer Geist, wie er im Ozean sich
wohl als Walfisch dartun konnte, stürzt sich in ein sumpfig-kiesiges User einer heißen
Zone; er verliert die Vorteile des Fisches, ihni fehlt ein tragendes Element, das
dem schwersten Körper leichte Beweglichkeit durch die mindesten Organe verleiht.
Ungeheure Hilfsglieder bilden sich heran, einen ungeheuern Körper zu tragen. Das
seltsame Wesen fühlt sich halb der Erde, halb dem Wasser angehörig und vermißt
alle Bequemlichkeit, die beide ihren entschiednen Bewohnern zugestehn. Und es ist
sonderbar genug, daß diese Sklaverei, „dieses innere Unvermögen, sich den äußern
Verhältnissen gleichzustellen" soie d'Akkon in einer Beschreibung der Faultiere gesagt
hattej, auch auf seine Abkömmlinge übergeht, die ihre Herkunft nicht verleugnen.

Er versucht nun im einzelnen nachzuweisen, wie sich durch allmähliche Um¬
bildung aus dem Walfisch das Nieseufaultier entwickelt haben möge. Trotz diesen
äußerlichen Ähnlichkeiten ist aber Goethes Auffassung von der Darwinschen grund¬
verschieden. Diese kennt kein „von innen" und mutet uns zu, für möglich zu
halten, daß alle organischen Wesen mit ihrem wunderbaren Bau und ihren
schönen Gestalten bloß durch mechanische Einwirkungen von außen und durch
mechanische Anpassung der zu einem Organismus vereinigten Atomgruppcn an
die Umgebung entstanden seien. Goethe dagegen erkennt, wie schon aus einem
der angeführten Sätze hervorgeht, in der Umbildung das Ergebnis einer Wechsel-
wirkung zwischen der Umwelt und der jedem organischen Typus eignen Bildungs¬
kraft. Man muß ihn also nach den heutigen Schulbezeichnungen zu den Vitalisten
zählen und wird ihn neben Neinke stellen dürfen. Einige weitere Anführungen
werden das über jeden Zweifel erheben.

Dies also hätten wir gewonnen, ungescheut behaupten zu dürfen, daß alle voll-
kommneren organischen Naturen, worunter wir Fische, Amphibien, Vögel, Säugetiere
und an der Spitze der letzten den Menschen sehen, alle nach einen« Vorbilde ge¬
formt seien, das nur in seinen sehr beständigen Teilen mehr oder weniger hin und
her weicht und sich noch täglich durch Fortpflanzungen aus- und umbildet. Sollte
es denn aber unmöglich sein, da wir einmal anerkennen, daß die schaffende Gewalt
nach einem allgemeinen Schema die vollkommneren organischen Naturen erzeugt und
entwickelt, dieses Urbild, wo nicht den Sinnen, doch dem Geiste darzustellen? . - -
Wird uns nicht schon die Urkraft der Natur, die Weisheit eines denkenden Wesens,


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[0530] Goethe, Aare und Lhamberlam vollkommnen Geschöpfes mit unvollkommneren Brüdern gar leicht geführt werden, und es fanden von jeher bei Naturforschern und Zergliederern solche Vergleichungen statt. Die Möglichkeit der Verwandlung des Menschen in Vögel und Gewild, welche sich der dichterischen Einbildungskraft gezeigt hatte, wurde durch geistreiche Natur¬ forscher sin entgegengesetzter Richtungj auch dem Verstände dargestellt. . . . Fragt man aber nach den Anlässen, wodurch eine so mannigfaltige Bestimmbarkeit zum Vorschein komme, so antworten wir vorerst: Das Tier wird durch Umstände zu Um¬ ständen gebildet; daher seine innere Vollkommenheit und seine Zweckmäßigkeit nach außen. . . . Das Wasser schwellt die Körper, die es umgibt, berührt, in die es mehr oder weniger hineindringt, entschieden auf. So wird der Rumpf des Fisches, besonders das Fleisch desselben, aufgeschwellt nach den Gesetzen des Elements. Nun muß nach den Gesetzen des organischen Typus auf diese Aufschwellung des Rumpfes das Zusammenziehen der Extremitäten oder Hilfsorgane folgen. Die Luft, indem sie das Wasser in sich aufnimmt, trocknet aus. Der Typus also, der sich in der Luft entwickelt, wird, je reiner, je weniger feucht sie ist, desto trockner inwendig werden; und es wird ein mehr oder weniger magerer Vogel entstehn. ... So wird man die Wirkung des Klimas, der Berghöhe, der Wärme und Kälte nebst den Wirkungen des Wassers und der genieinen Luft auch zur Bildung der Säuge¬ tiere sehr mächtig finden. . . . Man erlaube uns einigen poetischen Ausdruck, da Prosa Wohl nicht hinreichen möchte. Ein ungeheurer Geist, wie er im Ozean sich wohl als Walfisch dartun konnte, stürzt sich in ein sumpfig-kiesiges User einer heißen Zone; er verliert die Vorteile des Fisches, ihni fehlt ein tragendes Element, das dem schwersten Körper leichte Beweglichkeit durch die mindesten Organe verleiht. Ungeheure Hilfsglieder bilden sich heran, einen ungeheuern Körper zu tragen. Das seltsame Wesen fühlt sich halb der Erde, halb dem Wasser angehörig und vermißt alle Bequemlichkeit, die beide ihren entschiednen Bewohnern zugestehn. Und es ist sonderbar genug, daß diese Sklaverei, „dieses innere Unvermögen, sich den äußern Verhältnissen gleichzustellen" soie d'Akkon in einer Beschreibung der Faultiere gesagt hattej, auch auf seine Abkömmlinge übergeht, die ihre Herkunft nicht verleugnen. Er versucht nun im einzelnen nachzuweisen, wie sich durch allmähliche Um¬ bildung aus dem Walfisch das Nieseufaultier entwickelt haben möge. Trotz diesen äußerlichen Ähnlichkeiten ist aber Goethes Auffassung von der Darwinschen grund¬ verschieden. Diese kennt kein „von innen" und mutet uns zu, für möglich zu halten, daß alle organischen Wesen mit ihrem wunderbaren Bau und ihren schönen Gestalten bloß durch mechanische Einwirkungen von außen und durch mechanische Anpassung der zu einem Organismus vereinigten Atomgruppcn an die Umgebung entstanden seien. Goethe dagegen erkennt, wie schon aus einem der angeführten Sätze hervorgeht, in der Umbildung das Ergebnis einer Wechsel- wirkung zwischen der Umwelt und der jedem organischen Typus eignen Bildungs¬ kraft. Man muß ihn also nach den heutigen Schulbezeichnungen zu den Vitalisten zählen und wird ihn neben Neinke stellen dürfen. Einige weitere Anführungen werden das über jeden Zweifel erheben. Dies also hätten wir gewonnen, ungescheut behaupten zu dürfen, daß alle voll- kommneren organischen Naturen, worunter wir Fische, Amphibien, Vögel, Säugetiere und an der Spitze der letzten den Menschen sehen, alle nach einen« Vorbilde ge¬ formt seien, das nur in seinen sehr beständigen Teilen mehr oder weniger hin und her weicht und sich noch täglich durch Fortpflanzungen aus- und umbildet. Sollte es denn aber unmöglich sein, da wir einmal anerkennen, daß die schaffende Gewalt nach einem allgemeinen Schema die vollkommneren organischen Naturen erzeugt und entwickelt, dieses Urbild, wo nicht den Sinnen, doch dem Geiste darzustellen? . - - Wird uns nicht schon die Urkraft der Natur, die Weisheit eines denkenden Wesens,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/530>, abgerufen am 24.07.2024.