Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Menschcnfrühliug

wilden Sprüngen hinter dem ältern Mädchen herrannte, während- sie sich heiser
nach ihm rief. ^ , -

In diesem Augenblick kam gerade Slina Bötesühr gegangen, die der Kleinen
wohlwollend zunickte.

Na. lebst auch noch, klein Deern? Weißt wohl gar nicht mehr, daß ich auf
die Welt bin. und mein Mamsell fragt ganz oft nach dich!

Anneli schämte sich wirklich, daß sie niemals mehr an die alte Demoiselle ge-
dacht hatte und auch nicht an Slina; aber diese war nicht sehr beleidigt. Ihr
Gesichtsausdruck war freundlicher geworden, und sie berichtete, daß sie jetzt viel zu
tun hätte. Für den Kandidaten führte sie wirklich die Wirtschaft, kochte für ihn
und sah, daß alles in Ordnung kam.

Bei mein Mamsell ist blitzwenig zu tun, setzte sie hinzu, und mich macht die
Arbeit Vergnügen. Der Kanderdat ist ein netten Mann, und fünf Branten hat
er auch nich gehabt. Ich hab ihm gefragt, weil ich doch ümmer ein büschen ängst¬
lich mit die Manners bin. Er hat furchtbar gelacht und gesagt, ich sollt man gut
auf sein Essen passen. Was ein ganz vernünftige Antwort ist und mich von Herzen
gefallen hat, denn das Essen ist die Hauptsache ins Leben.

Zufrieden ging sie weiter, und Anneli begab sich in ihre Handarbeitstundc,
wo sie Nike Blüthen von dieser Unterhaltung berichten wollte. Sobald das Fräulein
aber den Namen von Slina Böteführ horte, wurde sie böse, sagte, mit einer so
leichtfertigen Person dürfte Anneli nichts zu tun haben, und sie wünschte jedenfalls
nichts von ihr zu hören. i

Es ist schwer, jedermann zu Gefallen zu leben, je mehr Tage ins Land zogen,
desto mehr sah Anneli es ein. Der August brachte dunkle Nächte und viel Regen¬
wetter, manchmal war es beinahe gemütlich, auf der Schulbank sitzen, rechnen,
schreiben und lesen zu müssen. Manchmal aber schienen doch Abends die Sterne,
und gelegentlich löste sich sogar einer los aus dem unendlichen Firmament, schwebte
leuchtend zur Erde und war dann im Nichts verschwunden. Was bedeutete das?
War es eine arme Menschenseele, die den Himmel nicht so schön fand wie die Erde
und nun wieder zurückstrebte? Aber sie schien nicht ganz nach Hanse zu gelangen.
Die Väckermeisterin in Virneburg hatte allerlei von den armen Seelen gewußt, die
nirgends Ruhe finden könnten, und was sie erzählt hatte, hatte sich traurig ange¬
hört, aber dennoch schön. Sudecks aber lachten, als Anneli nach den Seelen und
den Sternen fragte. Die fallenden Sterne wurden zu schwarzen Steinen und
kamen erst nach Jahrtausenden zu uns. Sogar Frau Doktor, die sonst nicht viel
wußte, hatte davon im Wochenblatt gelesen, und der Doktor ermahnte Anneli, nicht
so träumerisch zu sein.

Immer fleißig, mein Kind, immer lustig und munter muß der Mensch sein,
dann wirds ihm gut gehn! Das war die bekannte Medizin, die den Kindern ein¬
gegeben wird. Der Doktor meinte es gut. Er bedachte nur nicht, wie müde und
verdrießlich er oft von der Praxis kam, daß er dann das Leben eine verfluchte
Einrichtung und die Arbeit etwas vom Teufel erfundnes nannte, und daß Anneli
seine Worte ebensogut hörte wie Christel.

Diese lachte dann hinter seinem Rücken her.

^ Der alte Herr mag auch nicht arbeiten, uus aber hält er wohlweise Reden.
? ^ sogenannten erwachsnen, verständigen Leute; die reinen Wegweiser,
tue selbst stockstill stehn und niemals das tun würden, was wir tun sollen.'

-l^ ^ Augustmonat war ungesund. Überall wurden die Leute krank, meist am
gastrischen ^eher, und Doktor Sudeck war immer unterwegs. Seine Frau seufzte
darüber, aber dann fand sie es doch ganz angenehm, daß die Rechnungen dieses
Jahres reichlicher ausfallen würden als im vergangnen. Für Männer war es über¬
haupt gut, wenn sie etwas zu tun hatten, sagte sie der Bürgermeisterin, mit der
sie sich nach dem Zank besonders gut stand, und die augenblicklich den Besuch einer
ältern Freundin, einer adlichen Stiftsdame, bei sich hatte.


Grenzboten II 1906
Menschcnfrühliug

wilden Sprüngen hinter dem ältern Mädchen herrannte, während- sie sich heiser
nach ihm rief. ^ , -

In diesem Augenblick kam gerade Slina Bötesühr gegangen, die der Kleinen
wohlwollend zunickte.

Na. lebst auch noch, klein Deern? Weißt wohl gar nicht mehr, daß ich auf
die Welt bin. und mein Mamsell fragt ganz oft nach dich!

Anneli schämte sich wirklich, daß sie niemals mehr an die alte Demoiselle ge-
dacht hatte und auch nicht an Slina; aber diese war nicht sehr beleidigt. Ihr
Gesichtsausdruck war freundlicher geworden, und sie berichtete, daß sie jetzt viel zu
tun hätte. Für den Kandidaten führte sie wirklich die Wirtschaft, kochte für ihn
und sah, daß alles in Ordnung kam.

Bei mein Mamsell ist blitzwenig zu tun, setzte sie hinzu, und mich macht die
Arbeit Vergnügen. Der Kanderdat ist ein netten Mann, und fünf Branten hat
er auch nich gehabt. Ich hab ihm gefragt, weil ich doch ümmer ein büschen ängst¬
lich mit die Manners bin. Er hat furchtbar gelacht und gesagt, ich sollt man gut
auf sein Essen passen. Was ein ganz vernünftige Antwort ist und mich von Herzen
gefallen hat, denn das Essen ist die Hauptsache ins Leben.

Zufrieden ging sie weiter, und Anneli begab sich in ihre Handarbeitstundc,
wo sie Nike Blüthen von dieser Unterhaltung berichten wollte. Sobald das Fräulein
aber den Namen von Slina Böteführ horte, wurde sie böse, sagte, mit einer so
leichtfertigen Person dürfte Anneli nichts zu tun haben, und sie wünschte jedenfalls
nichts von ihr zu hören. i

Es ist schwer, jedermann zu Gefallen zu leben, je mehr Tage ins Land zogen,
desto mehr sah Anneli es ein. Der August brachte dunkle Nächte und viel Regen¬
wetter, manchmal war es beinahe gemütlich, auf der Schulbank sitzen, rechnen,
schreiben und lesen zu müssen. Manchmal aber schienen doch Abends die Sterne,
und gelegentlich löste sich sogar einer los aus dem unendlichen Firmament, schwebte
leuchtend zur Erde und war dann im Nichts verschwunden. Was bedeutete das?
War es eine arme Menschenseele, die den Himmel nicht so schön fand wie die Erde
und nun wieder zurückstrebte? Aber sie schien nicht ganz nach Hanse zu gelangen.
Die Väckermeisterin in Virneburg hatte allerlei von den armen Seelen gewußt, die
nirgends Ruhe finden könnten, und was sie erzählt hatte, hatte sich traurig ange¬
hört, aber dennoch schön. Sudecks aber lachten, als Anneli nach den Seelen und
den Sternen fragte. Die fallenden Sterne wurden zu schwarzen Steinen und
kamen erst nach Jahrtausenden zu uns. Sogar Frau Doktor, die sonst nicht viel
wußte, hatte davon im Wochenblatt gelesen, und der Doktor ermahnte Anneli, nicht
so träumerisch zu sein.

Immer fleißig, mein Kind, immer lustig und munter muß der Mensch sein,
dann wirds ihm gut gehn! Das war die bekannte Medizin, die den Kindern ein¬
gegeben wird. Der Doktor meinte es gut. Er bedachte nur nicht, wie müde und
verdrießlich er oft von der Praxis kam, daß er dann das Leben eine verfluchte
Einrichtung und die Arbeit etwas vom Teufel erfundnes nannte, und daß Anneli
seine Worte ebensogut hörte wie Christel.

Diese lachte dann hinter seinem Rücken her.

^ Der alte Herr mag auch nicht arbeiten, uus aber hält er wohlweise Reden.
? ^ sogenannten erwachsnen, verständigen Leute; die reinen Wegweiser,
tue selbst stockstill stehn und niemals das tun würden, was wir tun sollen.'

-l^ ^ Augustmonat war ungesund. Überall wurden die Leute krank, meist am
gastrischen ^eher, und Doktor Sudeck war immer unterwegs. Seine Frau seufzte
darüber, aber dann fand sie es doch ganz angenehm, daß die Rechnungen dieses
Jahres reichlicher ausfallen würden als im vergangnen. Für Männer war es über¬
haupt gut, wenn sie etwas zu tun hatten, sagte sie der Bürgermeisterin, mit der
sie sich nach dem Zank besonders gut stand, und die augenblicklich den Besuch einer
ältern Freundin, einer adlichen Stiftsdame, bei sich hatte.


Grenzboten II 1906
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299382"/>
            <fw type="header" place="top"> Menschcnfrühliug</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1483" prev="#ID_1482"> wilden Sprüngen hinter dem ältern Mädchen herrannte, während- sie sich heiser<lb/>
nach ihm rief. ^ , -</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1484"> In diesem Augenblick kam gerade Slina Bötesühr gegangen, die der Kleinen<lb/>
wohlwollend zunickte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1485"> Na. lebst auch noch, klein Deern? Weißt wohl gar nicht mehr, daß ich auf<lb/>
die Welt bin. und mein Mamsell fragt ganz oft nach dich!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1486"> Anneli schämte sich wirklich, daß sie niemals mehr an die alte Demoiselle ge-<lb/>
dacht hatte und auch nicht an Slina; aber diese war nicht sehr beleidigt. Ihr<lb/>
Gesichtsausdruck war freundlicher geworden, und sie berichtete, daß sie jetzt viel zu<lb/>
tun hätte. Für den Kandidaten führte sie wirklich die Wirtschaft, kochte für ihn<lb/>
und sah, daß alles in Ordnung kam.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1487"> Bei mein Mamsell ist blitzwenig zu tun, setzte sie hinzu, und mich macht die<lb/>
Arbeit Vergnügen. Der Kanderdat ist ein netten Mann, und fünf Branten hat<lb/>
er auch nich gehabt. Ich hab ihm gefragt, weil ich doch ümmer ein büschen ängst¬<lb/>
lich mit die Manners bin. Er hat furchtbar gelacht und gesagt, ich sollt man gut<lb/>
auf sein Essen passen. Was ein ganz vernünftige Antwort ist und mich von Herzen<lb/>
gefallen hat, denn das Essen ist die Hauptsache ins Leben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1488"> Zufrieden ging sie weiter, und Anneli begab sich in ihre Handarbeitstundc,<lb/>
wo sie Nike Blüthen von dieser Unterhaltung berichten wollte. Sobald das Fräulein<lb/>
aber den Namen von Slina Böteführ horte, wurde sie böse, sagte, mit einer so<lb/>
leichtfertigen Person dürfte Anneli nichts zu tun haben, und sie wünschte jedenfalls<lb/>
nichts von ihr zu hören. i</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1489"> Es ist schwer, jedermann zu Gefallen zu leben, je mehr Tage ins Land zogen,<lb/>
desto mehr sah Anneli es ein. Der August brachte dunkle Nächte und viel Regen¬<lb/>
wetter, manchmal war es beinahe gemütlich, auf der Schulbank sitzen, rechnen,<lb/>
schreiben und lesen zu müssen. Manchmal aber schienen doch Abends die Sterne,<lb/>
und gelegentlich löste sich sogar einer los aus dem unendlichen Firmament, schwebte<lb/>
leuchtend zur Erde und war dann im Nichts verschwunden. Was bedeutete das?<lb/>
War es eine arme Menschenseele, die den Himmel nicht so schön fand wie die Erde<lb/>
und nun wieder zurückstrebte? Aber sie schien nicht ganz nach Hanse zu gelangen.<lb/>
Die Väckermeisterin in Virneburg hatte allerlei von den armen Seelen gewußt, die<lb/>
nirgends Ruhe finden könnten, und was sie erzählt hatte, hatte sich traurig ange¬<lb/>
hört, aber dennoch schön. Sudecks aber lachten, als Anneli nach den Seelen und<lb/>
den Sternen fragte. Die fallenden Sterne wurden zu schwarzen Steinen und<lb/>
kamen erst nach Jahrtausenden zu uns. Sogar Frau Doktor, die sonst nicht viel<lb/>
wußte, hatte davon im Wochenblatt gelesen, und der Doktor ermahnte Anneli, nicht<lb/>
so träumerisch zu sein.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1490"> Immer fleißig, mein Kind, immer lustig und munter muß der Mensch sein,<lb/>
dann wirds ihm gut gehn! Das war die bekannte Medizin, die den Kindern ein¬<lb/>
gegeben wird. Der Doktor meinte es gut. Er bedachte nur nicht, wie müde und<lb/>
verdrießlich er oft von der Praxis kam, daß er dann das Leben eine verfluchte<lb/>
Einrichtung und die Arbeit etwas vom Teufel erfundnes nannte, und daß Anneli<lb/>
seine Worte ebensogut hörte wie Christel.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1491"> Diese lachte dann hinter seinem Rücken her.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1492"> ^  Der alte Herr mag auch nicht arbeiten, uus aber hält er wohlweise Reden.<lb/>
? ^ sogenannten erwachsnen, verständigen Leute; die reinen Wegweiser,<lb/>
tue selbst stockstill stehn und niemals das tun würden, was wir tun sollen.'</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1493"> -l^ ^ Augustmonat war ungesund. Überall wurden die Leute krank, meist am<lb/>
gastrischen ^eher, und Doktor Sudeck war immer unterwegs. Seine Frau seufzte<lb/>
darüber, aber dann fand sie es doch ganz angenehm, daß die Rechnungen dieses<lb/>
Jahres reichlicher ausfallen würden als im vergangnen. Für Männer war es über¬<lb/>
haupt gut, wenn sie etwas zu tun hatten, sagte sie der Bürgermeisterin, mit der<lb/>
sie sich nach dem Zank besonders gut stand, und die augenblicklich den Besuch einer<lb/>
ältern Freundin, einer adlichen Stiftsdame, bei sich hatte.</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1906</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0341] Menschcnfrühliug wilden Sprüngen hinter dem ältern Mädchen herrannte, während- sie sich heiser nach ihm rief. ^ , - In diesem Augenblick kam gerade Slina Bötesühr gegangen, die der Kleinen wohlwollend zunickte. Na. lebst auch noch, klein Deern? Weißt wohl gar nicht mehr, daß ich auf die Welt bin. und mein Mamsell fragt ganz oft nach dich! Anneli schämte sich wirklich, daß sie niemals mehr an die alte Demoiselle ge- dacht hatte und auch nicht an Slina; aber diese war nicht sehr beleidigt. Ihr Gesichtsausdruck war freundlicher geworden, und sie berichtete, daß sie jetzt viel zu tun hätte. Für den Kandidaten führte sie wirklich die Wirtschaft, kochte für ihn und sah, daß alles in Ordnung kam. Bei mein Mamsell ist blitzwenig zu tun, setzte sie hinzu, und mich macht die Arbeit Vergnügen. Der Kanderdat ist ein netten Mann, und fünf Branten hat er auch nich gehabt. Ich hab ihm gefragt, weil ich doch ümmer ein büschen ängst¬ lich mit die Manners bin. Er hat furchtbar gelacht und gesagt, ich sollt man gut auf sein Essen passen. Was ein ganz vernünftige Antwort ist und mich von Herzen gefallen hat, denn das Essen ist die Hauptsache ins Leben. Zufrieden ging sie weiter, und Anneli begab sich in ihre Handarbeitstundc, wo sie Nike Blüthen von dieser Unterhaltung berichten wollte. Sobald das Fräulein aber den Namen von Slina Böteführ horte, wurde sie böse, sagte, mit einer so leichtfertigen Person dürfte Anneli nichts zu tun haben, und sie wünschte jedenfalls nichts von ihr zu hören. i Es ist schwer, jedermann zu Gefallen zu leben, je mehr Tage ins Land zogen, desto mehr sah Anneli es ein. Der August brachte dunkle Nächte und viel Regen¬ wetter, manchmal war es beinahe gemütlich, auf der Schulbank sitzen, rechnen, schreiben und lesen zu müssen. Manchmal aber schienen doch Abends die Sterne, und gelegentlich löste sich sogar einer los aus dem unendlichen Firmament, schwebte leuchtend zur Erde und war dann im Nichts verschwunden. Was bedeutete das? War es eine arme Menschenseele, die den Himmel nicht so schön fand wie die Erde und nun wieder zurückstrebte? Aber sie schien nicht ganz nach Hanse zu gelangen. Die Väckermeisterin in Virneburg hatte allerlei von den armen Seelen gewußt, die nirgends Ruhe finden könnten, und was sie erzählt hatte, hatte sich traurig ange¬ hört, aber dennoch schön. Sudecks aber lachten, als Anneli nach den Seelen und den Sternen fragte. Die fallenden Sterne wurden zu schwarzen Steinen und kamen erst nach Jahrtausenden zu uns. Sogar Frau Doktor, die sonst nicht viel wußte, hatte davon im Wochenblatt gelesen, und der Doktor ermahnte Anneli, nicht so träumerisch zu sein. Immer fleißig, mein Kind, immer lustig und munter muß der Mensch sein, dann wirds ihm gut gehn! Das war die bekannte Medizin, die den Kindern ein¬ gegeben wird. Der Doktor meinte es gut. Er bedachte nur nicht, wie müde und verdrießlich er oft von der Praxis kam, daß er dann das Leben eine verfluchte Einrichtung und die Arbeit etwas vom Teufel erfundnes nannte, und daß Anneli seine Worte ebensogut hörte wie Christel. Diese lachte dann hinter seinem Rücken her. ^ Der alte Herr mag auch nicht arbeiten, uus aber hält er wohlweise Reden. ? ^ sogenannten erwachsnen, verständigen Leute; die reinen Wegweiser, tue selbst stockstill stehn und niemals das tun würden, was wir tun sollen.' -l^ ^ Augustmonat war ungesund. Überall wurden die Leute krank, meist am gastrischen ^eher, und Doktor Sudeck war immer unterwegs. Seine Frau seufzte darüber, aber dann fand sie es doch ganz angenehm, daß die Rechnungen dieses Jahres reichlicher ausfallen würden als im vergangnen. Für Männer war es über¬ haupt gut, wenn sie etwas zu tun hatten, sagte sie der Bürgermeisterin, mit der sie sich nach dem Zank besonders gut stand, und die augenblicklich den Besuch einer ältern Freundin, einer adlichen Stiftsdame, bei sich hatte. Grenzboten II 1906

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/341
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/341>, abgerufen am 24.07.2024.