Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.Anastasius Grün Gegen diese ganz ungerechtfertigte Verunglimpfung seines politischen 15. Aufl. 1877, S. 202): Hie Wels! Hie Waldungen! Laß sehn! Nur schwanke nicht hin und her! Du kannst, ein Ehrenmann, auch stehn Gegenüber im Feindesheer.*) Magst Bär im Geklüft, magst Falk im Licht, Nur Fledermaus nicht sein; Sei Palme oder Eiche, nur nicht Das Schlingkraut zwischen den zwei".**) Ob Wahn, ob Wahrheit dein Panier! Wer loses, wem glaube dein Herz?***) Am Feuer der Treue lautre dir Zu Gold unechtes Erz! Wer trommelnd, trompetend mit uns geht, Der bessere Held ists nicht, Doch der, so fest zur Fahne steht, Wenn er kein Wort auch spricht. Doch schmäht nicht den Mann, der, drüben itzt, Bei unsrer Fahn einst stund! Sein Blut, schon einst für uns verspritzt, Ein Siegel ists meinem Mund.s-) Ich sah auch Locken braun und lang Zu dünnem Schein verwehn, Manch nervigen Arm, der das Schwert einst schwang, Betkügelchen zitternd drehn. Ich sass, wie Fieber des Weisen Wort In Unsinns Greuel zerbrach, Ich hörte den Toren im Irrsinn dort, Der Perlen der Weisheit sprach. Ich sah den Raufbold friedlich gemacht, Verwittert der Jugend Rot, Den Schwätzer zu ewigem Schweigen gebracht! Wer kann für Krankheit und Tod? *) Diese Möglichkeit hatte Herwegh in seinem Gedicht (Ser. 5, V. 5) geleugnet. **) Grün will überzeugungstreue Männer, nicht solche, die den Mantel nach dem Winde drehn. ***) Etwas schwer verständlich. Es soll heißen: Wer beantwortet die Frage, wem dein Herz Glauben schenkt, ob dem Wahne oder der Wahrheit? f) Das soll heißen: Das früher für uns, d. h. die gute Sache, verspritzte Blut schließt nun dem Dankbaren den Mund, daß er nicht richten oder spotten kann. Grenzboten II 1906 K
Anastasius Grün Gegen diese ganz ungerechtfertigte Verunglimpfung seines politischen 15. Aufl. 1877, S. 202): Hie Wels! Hie Waldungen! Laß sehn! Nur schwanke nicht hin und her! Du kannst, ein Ehrenmann, auch stehn Gegenüber im Feindesheer.*) Magst Bär im Geklüft, magst Falk im Licht, Nur Fledermaus nicht sein; Sei Palme oder Eiche, nur nicht Das Schlingkraut zwischen den zwei».**) Ob Wahn, ob Wahrheit dein Panier! Wer loses, wem glaube dein Herz?***) Am Feuer der Treue lautre dir Zu Gold unechtes Erz! Wer trommelnd, trompetend mit uns geht, Der bessere Held ists nicht, Doch der, so fest zur Fahne steht, Wenn er kein Wort auch spricht. Doch schmäht nicht den Mann, der, drüben itzt, Bei unsrer Fahn einst stund! Sein Blut, schon einst für uns verspritzt, Ein Siegel ists meinem Mund.s-) Ich sah auch Locken braun und lang Zu dünnem Schein verwehn, Manch nervigen Arm, der das Schwert einst schwang, Betkügelchen zitternd drehn. Ich sass, wie Fieber des Weisen Wort In Unsinns Greuel zerbrach, Ich hörte den Toren im Irrsinn dort, Der Perlen der Weisheit sprach. Ich sah den Raufbold friedlich gemacht, Verwittert der Jugend Rot, Den Schwätzer zu ewigem Schweigen gebracht! Wer kann für Krankheit und Tod? *) Diese Möglichkeit hatte Herwegh in seinem Gedicht (Ser. 5, V. 5) geleugnet. **) Grün will überzeugungstreue Männer, nicht solche, die den Mantel nach dem Winde drehn. ***) Etwas schwer verständlich. Es soll heißen: Wer beantwortet die Frage, wem dein Herz Glauben schenkt, ob dem Wahne oder der Wahrheit? f) Das soll heißen: Das früher für uns, d. h. die gute Sache, verspritzte Blut schließt nun dem Dankbaren den Mund, daß er nicht richten oder spotten kann. Grenzboten II 1906 K
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Anastasius Grün
Gegen diese ganz ungerechtfertigte Verunglimpfung seines politischen
Charakters verteidigte sich der Angegriffne in folgendem Gedichte („Gedichte"
15. Aufl. 1877, S. 202):
Hie Wels! Hie Waldungen! Laß sehn!
Nur schwanke nicht hin und her!
Du kannst, ein Ehrenmann, auch stehn
Gegenüber im Feindesheer.*) Magst Bär im Geklüft, magst Falk im Licht,
Nur Fledermaus nicht sein;
Sei Palme oder Eiche, nur nicht
Das Schlingkraut zwischen den zwei».**) Ob Wahn, ob Wahrheit dein Panier!
Wer loses, wem glaube dein Herz?***)
Am Feuer der Treue lautre dir
Zu Gold unechtes Erz! Wer trommelnd, trompetend mit uns geht,
Der bessere Held ists nicht,
Doch der, so fest zur Fahne steht,
Wenn er kein Wort auch spricht. Doch schmäht nicht den Mann, der, drüben itzt,
Bei unsrer Fahn einst stund!
Sein Blut, schon einst für uns verspritzt,
Ein Siegel ists meinem Mund.s-) Ich sah auch Locken braun und lang
Zu dünnem Schein verwehn,
Manch nervigen Arm, der das Schwert einst schwang,
Betkügelchen zitternd drehn. Ich sass, wie Fieber des Weisen Wort
In Unsinns Greuel zerbrach,
Ich hörte den Toren im Irrsinn dort,
Der Perlen der Weisheit sprach. Ich sah den Raufbold friedlich gemacht,
Verwittert der Jugend Rot,
Den Schwätzer zu ewigem Schweigen gebracht!
Wer kann für Krankheit und Tod?
*) Diese Möglichkeit hatte Herwegh in seinem Gedicht (Ser. 5, V. 5) geleugnet.
**) Grün will überzeugungstreue Männer, nicht solche, die den Mantel nach dem
Winde drehn.
***) Etwas schwer verständlich. Es soll heißen: Wer beantwortet die Frage, wem dein
Herz Glauben schenkt, ob dem Wahne oder der Wahrheit?
f) Das soll heißen: Das früher für uns, d. h. die gute Sache, verspritzte Blut schließt
nun dem Dankbaren den Mund, daß er nicht richten oder spotten kann.
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